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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

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Ganz leise dröhnt das Tamtam her,
Im Schloßhof flackern Opferfeuer
Grell um das Götzenungeheuer --
Doch heimlich rauscht das Gipfelmeer.
Wie Jedem, schließt die letzte Stunde
Liebreich auch ihm die letzte Wunde.
Und im Verklingen des Geläuts
Schlägt Burvin über ihm das Kreuz.


Und ich war fern.


Es hat mich ein Traum aus dem Schlafe geweckt,
Und schwarze Blumen ums Bett mir gesteckt.
Ich sah dich krank und im Fieber liegen,
Und sah deine Lieben sich über dich biegen.
Du riefst meinen Namen, und ob ich nicht käme,
Und dich wie sonst in die Arme nähme.
Im Zimmer suchte dein Auge nach mir,
Und suchte voll Liebe: ach, wärest du hier.
Und ich war fern.
Und wieder hat mich ein Traum geweckt,
Und schwarze Blumen ums Bett mir gesteckt.
Du lagst ohne Sprache, umringt von den Deinen,
Ich hörte sie schluchzen, ich hörte sie weinen.
Es tastet nach mir deine Hand auf der Decke,
Daß ich sie zum Letzten mit Küssen bedecke.
O Liebster, O Liebster, zum Abschied die Hand --
Auf Halbmast fielen die Fahnen im Land.
Und ich war fern.

Ganz leiſe dröhnt das Tamtam her,
Im Schloßhof flackern Opferfeuer
Grell um das Götzenungeheuer —
Doch heimlich rauſcht das Gipfelmeer.
Wie Jedem, ſchließt die letzte Stunde
Liebreich auch ihm die letzte Wunde.
Und im Verklingen des Geläuts
Schlägt Burvin über ihm das Kreuz.


Und ich war fern.


Es hat mich ein Traum aus dem Schlafe geweckt,
Und ſchwarze Blumen ums Bett mir geſteckt.
Ich ſah dich krank und im Fieber liegen,
Und ſah deine Lieben ſich über dich biegen.
Du riefſt meinen Namen, und ob ich nicht käme,
Und dich wie ſonſt in die Arme nähme.
Im Zimmer ſuchte dein Auge nach mir,
Und ſuchte voll Liebe: ach, wäreſt du hier.
Und ich war fern.
Und wieder hat mich ein Traum geweckt,
Und ſchwarze Blumen ums Bett mir geſteckt.
Du lagſt ohne Sprache, umringt von den Deinen,
Ich hörte ſie ſchluchzen, ich hörte ſie weinen.
Es taſtet nach mir deine Hand auf der Decke,
Daß ich ſie zum Letzten mit Küſſen bedecke.
O Liebſter, O Liebſter, zum Abſchied die Hand —
Auf Halbmaſt fielen die Fahnen im Land.
Und ich war fern.

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[90/0098] Ganz leiſe dröhnt das Tamtam her, Im Schloßhof flackern Opferfeuer Grell um das Götzenungeheuer — Doch heimlich rauſcht das Gipfelmeer. Wie Jedem, ſchließt die letzte Stunde Liebreich auch ihm die letzte Wunde. Und im Verklingen des Geläuts Schlägt Burvin über ihm das Kreuz. Und ich war fern. Es hat mich ein Traum aus dem Schlafe geweckt, Und ſchwarze Blumen ums Bett mir geſteckt. Ich ſah dich krank und im Fieber liegen, Und ſah deine Lieben ſich über dich biegen. Du riefſt meinen Namen, und ob ich nicht käme, Und dich wie ſonſt in die Arme nähme. Im Zimmer ſuchte dein Auge nach mir, Und ſuchte voll Liebe: ach, wäreſt du hier. Und ich war fern. Und wieder hat mich ein Traum geweckt, Und ſchwarze Blumen ums Bett mir geſteckt. Du lagſt ohne Sprache, umringt von den Deinen, Ich hörte ſie ſchluchzen, ich hörte ſie weinen. Es taſtet nach mir deine Hand auf der Decke, Daß ich ſie zum Letzten mit Küſſen bedecke. O Liebſter, O Liebſter, zum Abſchied die Hand — Auf Halbmaſt fielen die Fahnen im Land. Und ich war fern.

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Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/98>, abgerufen am 21.12.2024.