Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Ein weißes Tüchelchen um Kopf und Schulter. Es lagen ihre Händchen in den seinen. Aus Nebelthoren zog die Siegersonne: -- Und von des Mädchens Schönheit wie berauscht, Nahm schnell er ihr das weiße Tuch vom Haupte, Daß schwer, in goldenroten, breiten Strömen, Das ungebund'ne Haar sie ganz umfloß. Wie halb ertappt auf unerlaubten Wegen, Fand ich mich bald in anderen Gehegen. Nachklänge. I. Bisweilen ist es mir, als ob ich höre Die Trommeln wirbeln und den Ruf der Hörner. Und siegestrunken bricht aus tausend Kehlen, Es klingt zu mir aus ungemess'nen Fernen, Ein brausend Hurrah jauchzend zu den Sternen. II. Was blüht ihr wieder, heitere Syringen, Wollt ihr den Gruß mir eines Toten bringen? Er war mein Freund, er war's in Lust und Leiden, Um dessen Stirn die Frühlingslocken hingen. Uns schwanden manche Stunden, jugendtolle, Das Morgenrot noch grüßte Becherklingen. Das nahm ein Ende, als die Schlachtenadler Die Flügel breiteten auf Sturmesschwingen, Und der Granaten unheilvolle Wolken In Lüften spielten gleich den Schmetterlingen, Ein weißes Tüchelchen um Kopf und Schulter. Es lagen ihre Händchen in den ſeinen. Aus Nebelthoren zog die Siegerſonne: — Und von des Mädchens Schönheit wie berauſcht, Nahm ſchnell er ihr das weiße Tuch vom Haupte, Daß ſchwer, in goldenroten, breiten Strömen, Das ungebund’ne Haar ſie ganz umfloß. Wie halb ertappt auf unerlaubten Wegen, Fand ich mich bald in anderen Gehegen. Nachklänge. I. Bisweilen iſt es mir, als ob ich höre Die Trommeln wirbeln und den Ruf der Hörner. Und ſiegestrunken bricht aus tauſend Kehlen, Es klingt zu mir aus ungemeſſ’nen Fernen, Ein brauſend Hurrah jauchzend zu den Sternen. II. Was blüht ihr wieder, heitere Syringen, Wollt ihr den Gruß mir eines Toten bringen? Er war mein Freund, er war’s in Luſt und Leiden, Um deſſen Stirn die Frühlingslocken hingen. Uns ſchwanden manche Stunden, jugendtolle, Das Morgenrot noch grüßte Becherklingen. Das nahm ein Ende, als die Schlachtenadler Die Flügel breiteten auf Sturmesſchwingen, Und der Granaten unheilvolle Wolken In Lüften ſpielten gleich den Schmetterlingen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0087" n="79"/> <l>Ein weißes Tüchelchen um Kopf und Schulter.</l><lb/> <l>Es lagen ihre Händchen in den ſeinen.</l><lb/> <l>Aus Nebelthoren zog die Siegerſonne: —</l><lb/> <l>Und von des Mädchens Schönheit wie berauſcht,</l><lb/> <l>Nahm ſchnell er ihr das weiße Tuch vom Haupte,</l><lb/> <l>Daß ſchwer, in goldenroten, breiten Strömen,</l><lb/> <l>Das ungebund’ne Haar ſie ganz umfloß.</l><lb/> <l>Wie halb ertappt auf unerlaubten Wegen,</l><lb/> <l>Fand ich mich bald in anderen Gehegen.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Nachklänge.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">I.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">B</hi>isweilen iſt es mir, als ob ich höre</l><lb/> <l>Die Trommeln wirbeln und den Ruf der Hörner.</l><lb/> <l>Und ſiegestrunken bricht aus tauſend Kehlen,</l><lb/> <l>Es klingt zu mir aus ungemeſſ’nen Fernen,</l><lb/> <l>Ein brauſend Hurrah jauchzend zu den Sternen.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">II.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Was blüht ihr wieder, heitere Syringen,</l><lb/> <l>Wollt ihr den Gruß mir eines Toten bringen?</l><lb/> <l>Er war mein Freund, er war’s in Luſt und Leiden,</l><lb/> <l>Um deſſen Stirn die Frühlingslocken hingen.</l><lb/> <l>Uns ſchwanden manche Stunden, jugendtolle,</l><lb/> <l>Das Morgenrot noch grüßte Becherklingen.</l><lb/> <l>Das nahm ein Ende, als die Schlachtenadler</l><lb/> <l>Die Flügel breiteten auf Sturmesſchwingen,</l><lb/> <l>Und der Granaten unheilvolle Wolken</l><lb/> <l>In Lüften ſpielten gleich den Schmetterlingen,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0087]
Ein weißes Tüchelchen um Kopf und Schulter.
Es lagen ihre Händchen in den ſeinen.
Aus Nebelthoren zog die Siegerſonne: —
Und von des Mädchens Schönheit wie berauſcht,
Nahm ſchnell er ihr das weiße Tuch vom Haupte,
Daß ſchwer, in goldenroten, breiten Strömen,
Das ungebund’ne Haar ſie ganz umfloß.
Wie halb ertappt auf unerlaubten Wegen,
Fand ich mich bald in anderen Gehegen.
Nachklänge.
I.
Bisweilen iſt es mir, als ob ich höre
Die Trommeln wirbeln und den Ruf der Hörner.
Und ſiegestrunken bricht aus tauſend Kehlen,
Es klingt zu mir aus ungemeſſ’nen Fernen,
Ein brauſend Hurrah jauchzend zu den Sternen.
II.
Was blüht ihr wieder, heitere Syringen,
Wollt ihr den Gruß mir eines Toten bringen?
Er war mein Freund, er war’s in Luſt und Leiden,
Um deſſen Stirn die Frühlingslocken hingen.
Uns ſchwanden manche Stunden, jugendtolle,
Das Morgenrot noch grüßte Becherklingen.
Das nahm ein Ende, als die Schlachtenadler
Die Flügel breiteten auf Sturmesſchwingen,
Und der Granaten unheilvolle Wolken
In Lüften ſpielten gleich den Schmetterlingen,
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