Die Mädchen lachen Arm in Arm, Soldaten stehen vor der Wache, Und aus der Schule bricht ein Schwarm, Der lustig lärmt in meiner Sprache.
Es schreit mein Herz, es jauchzt und bebt Der alten Heimat heiß entgegen. Und was als Kind ich je durchlebt, Klingt wieder mir auf allen Wegen.
Waldschnepfenjagd.
Vor Tagesanbruch ging ich einst zum Busch, Den scheuen Vogel zu erlegen, der, Im Frühlingswanderzug nach ferner Küste, Geheimnißvoll durch unsre Wälder zieht. Bald stand ich schußbereit am Holzesrande, Zu Füßen, jagdgierzitternd, saß der Hund. In schwerem Dunste lag die feuchte Wiese, Und drüber weg, trotz Dämmerung und Nebel Sah deutlich ich's, bog sich ein Kranz von Tannen. Schon zwitscherten, doch klang es noch aus Träumen, Vereinzelt Vogelstimmen, und es brach, Wie flüsternd durch die kahlen, schwarzen Äste, Ein kurzer, kühler Windstoß, der, ein Läufer, Den Sonnenaufgang eilig pflegt zu künden. Da sah zwei Menschen ich am Tannensaum. Im Jagdrock er, die Büchse umgehangen, Den Hut ein wenig auf das Ohr geschoben. Das Mädchen eingeschmiegt in dichte Pelze,
Die Mädchen lachen Arm in Arm, Soldaten ſtehen vor der Wache, Und aus der Schule bricht ein Schwarm, Der luſtig lärmt in meiner Sprache.
Es ſchreit mein Herz, es jauchzt und bebt Der alten Heimat heiß entgegen. Und was als Kind ich je durchlebt, Klingt wieder mir auf allen Wegen.
Waldſchnepfenjagd.
Vor Tagesanbruch ging ich einſt zum Buſch, Den ſcheuen Vogel zu erlegen, der, Im Frühlingswanderzug nach ferner Küſte, Geheimnißvoll durch unſre Wälder zieht. Bald ſtand ich ſchußbereit am Holzesrande, Zu Füßen, jagdgierzitternd, ſaß der Hund. In ſchwerem Dunſte lag die feuchte Wieſe, Und drüber weg, trotz Dämmerung und Nebel Sah deutlich ich’s, bog ſich ein Kranz von Tannen. Schon zwitſcherten, doch klang es noch aus Träumen, Vereinzelt Vogelſtimmen, und es brach, Wie flüſternd durch die kahlen, ſchwarzen Äſte, Ein kurzer, kühler Windſtoß, der, ein Läufer, Den Sonnenaufgang eilig pflegt zu künden. Da ſah zwei Menſchen ich am Tannenſaum. Im Jagdrock er, die Büchſe umgehangen, Den Hut ein wenig auf das Ohr geſchoben. Das Mädchen eingeſchmiegt in dichte Pelze,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0086"n="78"/><lgn="3"><l>Die Mädchen lachen Arm in Arm,</l><lb/><l>Soldaten ſtehen vor der Wache,</l><lb/><l>Und aus der Schule bricht ein Schwarm,</l><lb/><l>Der luſtig lärmt in <hirendition="#g">meiner</hi> Sprache.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Es ſchreit mein Herz, es jauchzt und bebt</l><lb/><l>Der alten Heimat heiß entgegen.</l><lb/><l>Und was als Kind ich je durchlebt,</l><lb/><l>Klingt wieder mir auf allen Wegen.</l></lg></lg></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Waldſchnepfenjagd.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">V</hi>or Tagesanbruch ging ich einſt zum Buſch,</l><lb/><l>Den ſcheuen Vogel zu erlegen, der,</l><lb/><l>Im Frühlingswanderzug nach ferner Küſte,</l><lb/><l>Geheimnißvoll durch unſre Wälder zieht.</l><lb/><l>Bald ſtand ich ſchußbereit am Holzesrande,</l><lb/><l>Zu Füßen, jagdgierzitternd, ſaß der Hund.</l><lb/><l>In ſchwerem Dunſte lag die feuchte Wieſe,</l><lb/><l>Und drüber weg, trotz Dämmerung und Nebel</l><lb/><l>Sah deutlich ich’s, bog ſich ein Kranz von Tannen.</l><lb/><l>Schon zwitſcherten, doch klang es noch aus Träumen,</l><lb/><l>Vereinzelt Vogelſtimmen, und es brach,</l><lb/><l>Wie flüſternd durch die kahlen, ſchwarzen Äſte,</l><lb/><l>Ein kurzer, kühler Windſtoß, der, ein Läufer,</l><lb/><l>Den Sonnenaufgang eilig pflegt zu künden.</l><lb/><l>Da ſah zwei Menſchen ich am Tannenſaum.</l><lb/><l>Im Jagdrock er, die Büchſe umgehangen,</l><lb/><l>Den Hut ein wenig auf das Ohr geſchoben.</l><lb/><l>Das Mädchen eingeſchmiegt in dichte Pelze,</l><lb/></lg></div></body></text></TEI>
[78/0086]
Die Mädchen lachen Arm in Arm,
Soldaten ſtehen vor der Wache,
Und aus der Schule bricht ein Schwarm,
Der luſtig lärmt in meiner Sprache.
Es ſchreit mein Herz, es jauchzt und bebt
Der alten Heimat heiß entgegen.
Und was als Kind ich je durchlebt,
Klingt wieder mir auf allen Wegen.
Waldſchnepfenjagd.
Vor Tagesanbruch ging ich einſt zum Buſch,
Den ſcheuen Vogel zu erlegen, der,
Im Frühlingswanderzug nach ferner Küſte,
Geheimnißvoll durch unſre Wälder zieht.
Bald ſtand ich ſchußbereit am Holzesrande,
Zu Füßen, jagdgierzitternd, ſaß der Hund.
In ſchwerem Dunſte lag die feuchte Wieſe,
Und drüber weg, trotz Dämmerung und Nebel
Sah deutlich ich’s, bog ſich ein Kranz von Tannen.
Schon zwitſcherten, doch klang es noch aus Träumen,
Vereinzelt Vogelſtimmen, und es brach,
Wie flüſternd durch die kahlen, ſchwarzen Äſte,
Ein kurzer, kühler Windſtoß, der, ein Läufer,
Den Sonnenaufgang eilig pflegt zu künden.
Da ſah zwei Menſchen ich am Tannenſaum.
Im Jagdrock er, die Büchſe umgehangen,
Den Hut ein wenig auf das Ohr geſchoben.
Das Mädchen eingeſchmiegt in dichte Pelze,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/86>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.