Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Regen rauschte viel hernieder, Viele Jahre rauschten hin. Waldesschatten, kleiner Garten -- Grauer Bart umwächst das Kinn. Auf eine Hand. Die Hand, die zitternd in der meinen lag Am Maientag, als weit die Amseln sangen, Die heimlich mir, ein unbewußt Verlangen, Im Garten einst die frische Rose brach. Die mir, wenn staubbedeckt der heiße Tag In Mannespflicht und Arbeit war gegangen, Am weißen Arme blitzen Güldenspangen, Den kühlen Trunk kredenzte im Gemach. Die liebestill manch Hinderniß entrückte Und breite Sorgenströme überbrückte, Die treue Hand, die schöne, anmutreiche. O laß sie ruhen einst auf meinem Herzen, Wenn ich verlasse dieses Land der Schmerzen, Daß ich gesegnet bin, wenn ich erbleiche. Regen rauſchte viel hernieder, Viele Jahre rauſchten hin. Waldesſchatten, kleiner Garten — Grauer Bart umwächſt das Kinn. Auf eine Hand. Die Hand, die zitternd in der meinen lag Am Maientag, als weit die Amſeln ſangen, Die heimlich mir, ein unbewußt Verlangen, Im Garten einſt die friſche Roſe brach. Die mir, wenn ſtaubbedeckt der heiße Tag In Mannespflicht und Arbeit war gegangen, Am weißen Arme blitzen Güldenſpangen, Den kühlen Trunk kredenzte im Gemach. Die liebeſtill manch Hinderniß entrückte Und breite Sorgenſtröme überbrückte, Die treue Hand, die ſchöne, anmutreiche. O laß ſie ruhen einſt auf meinem Herzen, Wenn ich verlaſſe dieſes Land der Schmerzen, Daß ich geſegnet bin, wenn ich erbleiche. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0084" n="76"/> <lg n="3"> <l>Regen rauſchte viel hernieder,</l><lb/> <l>Viele Jahre rauſchten hin.</l><lb/> <l>Waldesſchatten, kleiner Garten —</l><lb/> <l>Grauer Bart umwächſt das Kinn.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Auf eine Hand.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Hand, die zitternd in der meinen lag</l><lb/> <l>Am Maientag, als weit die Amſeln ſangen,</l><lb/> <l>Die heimlich mir, ein unbewußt Verlangen,</l><lb/> <l>Im Garten einſt die friſche Roſe brach.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die mir, wenn ſtaubbedeckt der heiße Tag</l><lb/> <l>In Mannespflicht und Arbeit war gegangen,</l><lb/> <l>Am weißen Arme blitzen Güldenſpangen,</l><lb/> <l>Den kühlen Trunk kredenzte im Gemach.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die liebeſtill manch Hinderniß entrückte</l><lb/> <l>Und breite Sorgenſtröme überbrückte,</l><lb/> <l>Die treue Hand, die ſchöne, anmutreiche.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>O laß ſie ruhen einſt auf meinem Herzen,</l><lb/> <l>Wenn ich verlaſſe dieſes Land der Schmerzen,</l><lb/> <l>Daß ich geſegnet bin, wenn ich erbleiche.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [76/0084]
Regen rauſchte viel hernieder,
Viele Jahre rauſchten hin.
Waldesſchatten, kleiner Garten —
Grauer Bart umwächſt das Kinn.
Auf eine Hand.
Die Hand, die zitternd in der meinen lag
Am Maientag, als weit die Amſeln ſangen,
Die heimlich mir, ein unbewußt Verlangen,
Im Garten einſt die friſche Roſe brach.
Die mir, wenn ſtaubbedeckt der heiße Tag
In Mannespflicht und Arbeit war gegangen,
Am weißen Arme blitzen Güldenſpangen,
Den kühlen Trunk kredenzte im Gemach.
Die liebeſtill manch Hinderniß entrückte
Und breite Sorgenſtröme überbrückte,
Die treue Hand, die ſchöne, anmutreiche.
O laß ſie ruhen einſt auf meinem Herzen,
Wenn ich verlaſſe dieſes Land der Schmerzen,
Daß ich geſegnet bin, wenn ich erbleiche.
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