Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Herblt. Astern blühen schon im Garten, Schwächer trifft der Sonnenpfeil. Blumen, die den Tod erwarten Durch des Frostes Henkerbeil. Brauner dunkelt längst die Heide, Blätter zittern durch die Luft. Und es liegen Wald und Weide Unbewegt in blauem Duft. Pfir sich an der Gartenmauer, Kranich auf der Winterflucht. Herbstes Freuden, Herbstes Trauer, Welke Rosen, reife Frucht. Alt geworden. Unvergessen bleibt der Garten, Der des Kindes Welt enthielt. Ob in seinen engen Wegen Noch ein Kindeshändchen spielt? Und wie tief die Waldesschatten, Junger Liebe erstes Jahr. Ob die Bäume wohl noch leben, Ob sie scheitelt noch ihr Haar? Herblt. Aſtern blühen ſchon im Garten, Schwächer trifft der Sonnenpfeil. Blumen, die den Tod erwarten Durch des Froſtes Henkerbeil. Brauner dunkelt längſt die Heide, Blätter zittern durch die Luft. Und es liegen Wald und Weide Unbewegt in blauem Duft. Pfir ſich an der Gartenmauer, Kranich auf der Winterflucht. Herbſtes Freuden, Herbſtes Trauer, Welke Roſen, reife Frucht. Alt geworden. Unvergeſſen bleibt der Garten, Der des Kindes Welt enthielt. Ob in ſeinen engen Wegen Noch ein Kindeshändchen ſpielt? Und wie tief die Waldesſchatten, Junger Liebe erſtes Jahr. Ob die Bäume wohl noch leben, Ob ſie ſcheitelt noch ihr Haar? <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0083" n="75"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Herblt.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ſtern blühen ſchon im Garten,</l><lb/> <l>Schwächer trifft der Sonnenpfeil.</l><lb/> <l>Blumen, die den Tod erwarten</l><lb/> <l>Durch des Froſtes Henkerbeil.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Brauner dunkelt längſt die Heide,</l><lb/> <l>Blätter zittern durch die Luft.</l><lb/> <l>Und es liegen Wald und Weide</l><lb/> <l>Unbewegt in blauem Duft.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Pfir ſich an der Gartenmauer,</l><lb/> <l>Kranich auf der Winterflucht.</l><lb/> <l>Herbſtes Freuden, Herbſtes Trauer,</l><lb/> <l>Welke Roſen, reife Frucht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Alt geworden.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">U</hi>nvergeſſen bleibt der Garten,</l><lb/> <l>Der des Kindes Welt enthielt.</l><lb/> <l>Ob in ſeinen engen Wegen</l><lb/> <l>Noch ein Kindeshändchen ſpielt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und wie tief die Waldesſchatten,</l><lb/> <l>Junger Liebe erſtes Jahr.</l><lb/> <l>Ob die Bäume wohl noch leben,</l><lb/> <l>Ob ſie ſcheitelt noch ihr Haar?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [75/0083]
Herblt.
Aſtern blühen ſchon im Garten,
Schwächer trifft der Sonnenpfeil.
Blumen, die den Tod erwarten
Durch des Froſtes Henkerbeil.
Brauner dunkelt längſt die Heide,
Blätter zittern durch die Luft.
Und es liegen Wald und Weide
Unbewegt in blauem Duft.
Pfir ſich an der Gartenmauer,
Kranich auf der Winterflucht.
Herbſtes Freuden, Herbſtes Trauer,
Welke Roſen, reife Frucht.
Alt geworden.
Unvergeſſen bleibt der Garten,
Der des Kindes Welt enthielt.
Ob in ſeinen engen Wegen
Noch ein Kindeshändchen ſpielt?
Und wie tief die Waldesſchatten,
Junger Liebe erſtes Jahr.
Ob die Bäume wohl noch leben,
Ob ſie ſcheitelt noch ihr Haar?
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