Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

Bild:
<< vorherige Seite
Verbotene Liebe.


Die Nacht ist rauh und einsam,
Die Bäume stehen entlaubt.
Es ruht an meiner Schulter
Dein kummerschweres Haupt.
Der Fuchs trollt durch die Felder,
Wie ferne ist der Feind.
Gleichgültig glänzen die Sterne,
Dein schönes Auge weint.
Du brichst ein dürres Ästlein,
Das ist so knospenleer,
Und reichst mir dann die Hände --
Wir sahen uns nimmermehr.


Müde.


Aauf dem Wege vom Tanzsaal nach Haus
Ruht sich auf dem Steine aus
Die hübsche Margreth.
Sie öffnet ein wenig das stramme Mieder,
Daß kühl über die weißen Glieder
Der Nachtwind weht.
Desselben Weges kommt auch der Junker,
Mit Troddeln am Hut und vielem Geflunker,
Und sieht den Stein,
Und auf dem Steine das schmucke Kind,
Und wie der Blitz geschwind,
Fällt ihm was ein.

Verbotene Liebe.


Die Nacht iſt rauh und einſam,
Die Bäume ſtehen entlaubt.
Es ruht an meiner Schulter
Dein kummerſchweres Haupt.
Der Fuchs trollt durch die Felder,
Wie ferne iſt der Feind.
Gleichgültig glänzen die Sterne,
Dein ſchönes Auge weint.
Du brichſt ein dürres Äſtlein,
Das iſt ſo knospenleer,
Und reichſt mir dann die Hände —
Wir ſahen uns nimmermehr.


Müde.


Aauf dem Wege vom Tanzſaal nach Haus
Ruht ſich auf dem Steine aus
Die hübſche Margreth.
Sie öffnet ein wenig das ſtramme Mieder,
Daß kühl über die weißen Glieder
Der Nachtwind weht.
Deſſelben Weges kommt auch der Junker,
Mit Troddeln am Hut und vielem Geflunker,
Und ſieht den Stein,
Und auf dem Steine das ſchmucke Kind,
Und wie der Blitz geſchwind,
Fällt ihm was ein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0056" n="48"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Verbotene Liebe.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Nacht i&#x017F;t rauh und ein&#x017F;am,</l><lb/>
            <l>Die Bäume &#x017F;tehen entlaubt.</l><lb/>
            <l>Es ruht an meiner Schulter</l><lb/>
            <l>Dein kummer&#x017F;chweres Haupt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Der Fuchs trollt durch die Felder,</l><lb/>
            <l>Wie ferne i&#x017F;t der Feind.</l><lb/>
            <l>Gleichgültig glänzen die Sterne,</l><lb/>
            <l>Dein &#x017F;chönes Auge weint.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Du brich&#x017F;t ein dürres Ä&#x017F;tlein,</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t &#x017F;o knospenleer,</l><lb/>
            <l>Und reich&#x017F;t mir dann die Hände &#x2014;</l><lb/>
            <l>Wir &#x017F;ahen uns nimmermehr.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Müde.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>auf dem Wege vom Tanz&#x017F;aal nach Haus</l><lb/>
            <l>Ruht &#x017F;ich auf dem Steine aus</l><lb/>
            <l>Die hüb&#x017F;che Margreth.</l><lb/>
            <l>Sie öffnet ein wenig das &#x017F;tramme Mieder,</l><lb/>
            <l>Daß kühl über die weißen Glieder</l><lb/>
            <l>Der Nachtwind weht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>De&#x017F;&#x017F;elben Weges kommt auch der Junker,</l><lb/>
            <l>Mit Troddeln am Hut und vielem Geflunker,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ieht den Stein,</l><lb/>
            <l>Und auf dem Steine das &#x017F;chmucke Kind,</l><lb/>
            <l>Und wie der Blitz ge&#x017F;chwind,</l><lb/>
            <l>Fällt ihm was ein.</l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0056] Verbotene Liebe. Die Nacht iſt rauh und einſam, Die Bäume ſtehen entlaubt. Es ruht an meiner Schulter Dein kummerſchweres Haupt. Der Fuchs trollt durch die Felder, Wie ferne iſt der Feind. Gleichgültig glänzen die Sterne, Dein ſchönes Auge weint. Du brichſt ein dürres Äſtlein, Das iſt ſo knospenleer, Und reichſt mir dann die Hände — Wir ſahen uns nimmermehr. Müde. Aauf dem Wege vom Tanzſaal nach Haus Ruht ſich auf dem Steine aus Die hübſche Margreth. Sie öffnet ein wenig das ſtramme Mieder, Daß kühl über die weißen Glieder Der Nachtwind weht. Deſſelben Weges kommt auch der Junker, Mit Troddeln am Hut und vielem Geflunker, Und ſieht den Stein, Und auf dem Steine das ſchmucke Kind, Und wie der Blitz geſchwind, Fällt ihm was ein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/56
Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/56>, abgerufen am 21.12.2024.