Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Viel Jahre sind vergangen, Das Heck geht noch auf und zu. Ich stehe auf der einen, Auf der andern die alte Kuh. Correspondenz. Im Garten, heute Morgen, Als ich deinen Brief erbrach, Fand ich darin verborgen Ein Rosenblatt. Ein Rosenblatt, deinen Locken entsunken. Als ich es trunken mit den Lippen berührte, Kam ein Windhauch und entführte Den holden Gast. Nun segelt es lustig zu dir zurück. Gleich einer Krone trägt es mein Glück Auf tiefrothem Sammt -- und verblaßt. Four in hand. Vorne vier nickende Pferdeköpfe, Neben mir zwei blonde Mädchenzöpfe, Hinten der Groom mit wichtigen Mienen, An den Rädern Gebell. In den Dörfern windstillen Lebens Genüge, Auf den Feldern fleißige Eggen und Pflüge, Alles das von der Sonne beschienen So hell, so hell. Viel Jahre ſind vergangen, Das Heck geht noch auf und zu. Ich ſtehe auf der einen, Auf der andern die alte Kuh. Correſpondenz. Im Garten, heute Morgen, Als ich deinen Brief erbrach, Fand ich darin verborgen Ein Roſenblatt. Ein Roſenblatt, deinen Locken entſunken. Als ich es trunken mit den Lippen berührte, Kam ein Windhauch und entführte Den holden Gaſt. Nun ſegelt es luſtig zu dir zurück. Gleich einer Krone trägt es mein Glück Auf tiefrothem Sammt — und verblaßt. Four in hand. Vorne vier nickende Pferdeköpfe, Neben mir zwei blonde Mädchenzöpfe, Hinten der Groom mit wichtigen Mienen, An den Rädern Gebell. In den Dörfern windſtillen Lebens Genüge, Auf den Feldern fleißige Eggen und Pflüge, Alles das von der Sonne beſchienen So hell, ſo hell. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0054" n="46"/> <lg n="2"> <l>Viel Jahre ſind vergangen,</l><lb/> <l>Das Heck geht noch auf und zu.</l><lb/> <l>Ich ſtehe auf der einen,</l><lb/> <l>Auf der andern die alte Kuh.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Correſpondenz.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>m Garten, heute Morgen,</l><lb/> <l>Als ich deinen Brief erbrach,</l><lb/> <l>Fand ich darin verborgen</l><lb/> <l>Ein Roſenblatt.</l><lb/> <l>Ein Roſenblatt, deinen Locken entſunken.</l><lb/> <l>Als ich es trunken mit den Lippen berührte,</l><lb/> <l>Kam ein Windhauch und entführte</l><lb/> <l>Den holden Gaſt.</l><lb/> <l>Nun ſegelt es luſtig zu dir zurück.</l><lb/> <l>Gleich einer Krone trägt es mein Glück</l><lb/> <l>Auf tiefrothem Sammt — und verblaßt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Four in hand.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">V</hi>orne vier nickende Pferdeköpfe,</l><lb/> <l>Neben mir zwei blonde Mädchenzöpfe,</l><lb/> <l>Hinten der Groom mit wichtigen Mienen,</l><lb/> <l>An den Rädern Gebell.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In den Dörfern windſtillen Lebens Genüge,</l><lb/> <l>Auf den Feldern fleißige Eggen und Pflüge,</l><lb/> <l>Alles das von der Sonne beſchienen</l><lb/> <l>So hell, ſo hell.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [46/0054]
Viel Jahre ſind vergangen,
Das Heck geht noch auf und zu.
Ich ſtehe auf der einen,
Auf der andern die alte Kuh.
Correſpondenz.
Im Garten, heute Morgen,
Als ich deinen Brief erbrach,
Fand ich darin verborgen
Ein Roſenblatt.
Ein Roſenblatt, deinen Locken entſunken.
Als ich es trunken mit den Lippen berührte,
Kam ein Windhauch und entführte
Den holden Gaſt.
Nun ſegelt es luſtig zu dir zurück.
Gleich einer Krone trägt es mein Glück
Auf tiefrothem Sammt — und verblaßt.
Four in hand.
Vorne vier nickende Pferdeköpfe,
Neben mir zwei blonde Mädchenzöpfe,
Hinten der Groom mit wichtigen Mienen,
An den Rädern Gebell.
In den Dörfern windſtillen Lebens Genüge,
Auf den Feldern fleißige Eggen und Pflüge,
Alles das von der Sonne beſchienen
So hell, ſo hell.
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