Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Dann schwenk' ich die Mütze hoch um die Stirn, Seh' ich den Rauch deines Herdes. Du horchst, dir entfallen Nadel und Zwirn, Hörst du den Huf meines Pferdes. Und klappert vor deiner Thüre mein Gaul, Du wartest schon an der Treppe. In der Eile haben sich Faden und Knaul Verwickelt in deine Schleppe. Vor Wonne jauchzt deine junge Brust, Vor Wonne dein Herz, das ich raubte. Unsre Küsse geben süßere Lust Als trauscheinlich erlaubte. Du weiß nicht, Mädchen, was Leidenschaft ist, Sie klingt nicht aus Engelchören. Nicht allzulange laß ich dir Frist, Du sollst, du wirst mich erhören. Heut hat noch der Fremde dein Herz in Pacht, Mich behandelst du recht eintönig. Doch ehe die Sichel rauscht, nimm dich in Acht, Bin ich dein Herr und König. Glückes genug. Wenn sanft du mir im Arme schliefst, Ich deinen Athem hören konnte, Im Traum du meinen Namen riefst, Um deinen Mund ein Lächeln sonnte -- Glückes genug. Dann ſchwenk’ ich die Mütze hoch um die Stirn, Seh’ ich den Rauch deines Herdes. Du horchſt, dir entfallen Nadel und Zwirn, Hörſt du den Huf meines Pferdes. Und klappert vor deiner Thüre mein Gaul, Du warteſt ſchon an der Treppe. In der Eile haben ſich Faden und Knaul Verwickelt in deine Schleppe. Vor Wonne jauchzt deine junge Bruſt, Vor Wonne dein Herz, das ich raubte. Unſre Küſſe geben ſüßere Luſt Als trauſcheinlich erlaubte. Du weiß nicht, Mädchen, was Leidenſchaft iſt, Sie klingt nicht aus Engelchören. Nicht allzulange laß ich dir Friſt, Du ſollſt, du wirſt mich erhören. Heut hat noch der Fremde dein Herz in Pacht, Mich behandelſt du recht eintönig. Doch ehe die Sichel rauſcht, nimm dich in Acht, Bin ich dein Herr und König. Glückes genug. Wenn ſanft du mir im Arme ſchliefſt, Ich deinen Athem hören konnte, Im Traum du meinen Namen riefſt, Um deinen Mund ein Lächeln ſonnte — Glückes genug. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0051" n="43"/> <lg n="6"> <l>Dann ſchwenk’ ich die Mütze hoch um die Stirn,</l><lb/> <l>Seh’ ich den Rauch deines Herdes.</l><lb/> <l>Du horchſt, dir entfallen Nadel und Zwirn,</l><lb/> <l>Hörſt du den Huf meines Pferdes.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und klappert vor deiner Thüre mein Gaul,</l><lb/> <l>Du warteſt ſchon an der Treppe.</l><lb/> <l>In der Eile haben ſich Faden und Knaul</l><lb/> <l>Verwickelt in deine Schleppe.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Vor Wonne jauchzt deine junge Bruſt,</l><lb/> <l>Vor Wonne dein Herz, das ich raubte.</l><lb/> <l>Unſre Küſſe geben ſüßere Luſt</l><lb/> <l>Als trauſcheinlich erlaubte.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Du weiß nicht, Mädchen, was Leidenſchaft iſt,</l><lb/> <l>Sie klingt nicht aus Engelchören.</l><lb/> <l>Nicht allzulange laß ich dir Friſt,</l><lb/> <l>Du ſollſt, du wirſt mich erhören.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Heut hat noch der Fremde dein Herz in Pacht,</l><lb/> <l>Mich behandelſt du recht eintönig.</l><lb/> <l>Doch ehe die Sichel rauſcht, nimm dich in Acht,</l><lb/> <l>Bin ich dein Herr und König.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Glückes genug.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn ſanft du mir im Arme ſchliefſt,</l><lb/> <l>Ich deinen Athem hören konnte,</l><lb/> <l>Im Traum du meinen Namen riefſt,</l><lb/> <l>Um deinen Mund ein Lächeln ſonnte —</l><lb/> <l> <hi rendition="#c">Glückes genug.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
Dann ſchwenk’ ich die Mütze hoch um die Stirn,
Seh’ ich den Rauch deines Herdes.
Du horchſt, dir entfallen Nadel und Zwirn,
Hörſt du den Huf meines Pferdes.
Und klappert vor deiner Thüre mein Gaul,
Du warteſt ſchon an der Treppe.
In der Eile haben ſich Faden und Knaul
Verwickelt in deine Schleppe.
Vor Wonne jauchzt deine junge Bruſt,
Vor Wonne dein Herz, das ich raubte.
Unſre Küſſe geben ſüßere Luſt
Als trauſcheinlich erlaubte.
Du weiß nicht, Mädchen, was Leidenſchaft iſt,
Sie klingt nicht aus Engelchören.
Nicht allzulange laß ich dir Friſt,
Du ſollſt, du wirſt mich erhören.
Heut hat noch der Fremde dein Herz in Pacht,
Mich behandelſt du recht eintönig.
Doch ehe die Sichel rauſcht, nimm dich in Acht,
Bin ich dein Herr und König.
Glückes genug.
Wenn ſanft du mir im Arme ſchliefſt,
Ich deinen Athem hören konnte,
Im Traum du meinen Namen riefſt,
Um deinen Mund ein Lächeln ſonnte —
Glückes genug.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |