Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Nun, seit Jahren, ordnen deine Hände Perlenschnur und Rosen in den Haaren. Wie viel schöner, junge Frau doch schmückten Kleine Blumen dich, die einst wir pflückten, Ich und du. Auf dem Hünengrabe. (Nach der Jagd.) Kalter Ente, kalten Eiern Rotspohn hinterhergeschickt. Feld und Welt in grauen Schleiern, Müde bin ich eingenickt. Auf dem Grabe, tief erschrocken, Starrt mich an die Enaksschar, Und vorsichtig neigt die Locken Auf mich König Ringelhaar. Goldammer. Kleiner Vogel, gelb und braun Mustert Dein Gefieder. Immer klingt aus jedem Zaun Mir Dein Liedchen nieder: Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr. Kleiner Vogel, Glück und Traum Flog wie Deine Flügel. Bringt ein wenig Glück und Traum Noch im Flug Dein Flügel? "Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr." Nun, ſeit Jahren, ordnen deine Hände Perlenſchnur und Roſen in den Haaren. Wie viel ſchöner, junge Frau doch ſchmückten Kleine Blumen dich, die einſt wir pflückten, Ich und du. Auf dem Hünengrabe. (Nach der Jagd.) Kalter Ente, kalten Eiern Rotſpohn hinterhergeſchickt. Feld und Welt in grauen Schleiern, Müde bin ich eingenickt. Auf dem Grabe, tief erſchrocken, Starrt mich an die Enaksſchar, Und vorſichtig neigt die Locken Auf mich König Ringelhaar. Goldammer. Kleiner Vogel, gelb und braun Muſtert Dein Gefieder. Immer klingt aus jedem Zaun Mir Dein Liedchen nieder: Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr. Kleiner Vogel, Glück und Traum Flog wie Deine Flügel. Bringt ein wenig Glück und Traum Noch im Flug Dein Flügel? „Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb n="16" facs="#f0024"/> <lg n="2"> <l>Nun, ſeit Jahren, ordnen deine Hände</l><lb/> <l>Perlenſchnur und Roſen in den Haaren.</l><lb/> <l>Wie viel ſchöner, junge Frau doch ſchmückten</l><lb/> <l>Kleine Blumen dich, die einſt wir pflückten,</l><lb/> <l>Ich und du.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Auf dem Hünengrabe.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Nach der Jagd.)</hi> </p><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">K</hi>alter Ente, kalten Eiern</l><lb/> <l>Rotſpohn hinterhergeſchickt.</l><lb/> <l>Feld und Welt in grauen Schleiern,</l><lb/> <l>Müde bin ich eingenickt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Auf dem Grabe, tief erſchrocken,</l><lb/> <l>Starrt mich an die Enaksſchar,</l><lb/> <l>Und vorſichtig neigt die Locken</l><lb/> <l>Auf mich König Ringelhaar.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Goldammer.</hi> </head><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#in">K</hi>leiner Vogel, gelb und braun</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Muſtert Dein Gefieder.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Immer klingt aus jedem Zaun</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Mir Dein Liedchen nieder:</hi> </l><lb/> <l>Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l> <hi rendition="#et">Kleiner Vogel, Glück und Traum</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Flog wie Deine Flügel.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bringt ein wenig Glück und Traum</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Noch im Flug Dein Flügel?</hi> </l><lb/> <l>„Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr.“</l> </lg> </lg> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [16/0024]
Nun, ſeit Jahren, ordnen deine Hände
Perlenſchnur und Roſen in den Haaren.
Wie viel ſchöner, junge Frau doch ſchmückten
Kleine Blumen dich, die einſt wir pflückten,
Ich und du.
Auf dem Hünengrabe.
(Nach der Jagd.)
Kalter Ente, kalten Eiern
Rotſpohn hinterhergeſchickt.
Feld und Welt in grauen Schleiern,
Müde bin ich eingenickt.
Auf dem Grabe, tief erſchrocken,
Starrt mich an die Enaksſchar,
Und vorſichtig neigt die Locken
Auf mich König Ringelhaar.
Goldammer.
Kleiner Vogel, gelb und braun
Muſtert Dein Gefieder.
Immer klingt aus jedem Zaun
Mir Dein Liedchen nieder:
Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr.
Kleiner Vogel, Glück und Traum
Flog wie Deine Flügel.
Bringt ein wenig Glück und Traum
Noch im Flug Dein Flügel?
„Nimmer nimmer nimmer nimmer mehr.“
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Zitationshilfe: | Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/24>, abgerufen am 04.03.2025. |