Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Indessen ist die Fürstin angekommen Der Zug beginnt, ganz wie zu Petri Tagen: Im Netze zappeln Karpfen und Karauschen Mit dummen Augen, schnappend, schwer geängstigt. Die Hoheit lacht, die Kavaliere lächeln, Es grinst der Mohr, die blonden Pagen kichern. Und in der allgemeinen Lustigkeit, Das braune Auge plötzlich aufschlagend Zum schlanken Fant im blauen Puffenwams, Flüstert harmlos die junge Königin: Bei Mondesaufgang an der Sonnenuhr. Da stürzt ein Pfeil aus dunklem Tannenbusch, Geschnitzt aus eines plumpen Störes Gräte, Mit Lust in's liebesehnsuchtsvolle Herz Der jungen, wunderschönen Königin. In einer dieser Stunden wirst du sterben. Sicilianen. Drei grüne Fleckchen hab' ich doch gefunden Im dürren Lebenssand, mich gern zu recken: Auf nassem Hengst in Qualm und Tod und Wunden Des Feindes Skalp am Sattel festzustecken; Behaglich nach der Jagd mich mit den Hunden Zum Frühstück unterm Heidbusch auszustrecken; Geheim mit meinem Mädchen kurze Stunden Der süßen Sünde Abgrund zu entdecken. Indeſſen iſt die Fürſtin angekommen Der Zug beginnt, ganz wie zu Petri Tagen: Im Netze zappeln Karpfen und Karauſchen Mit dummen Augen, ſchnappend, ſchwer geängſtigt. Die Hoheit lacht, die Kavaliere lächeln, Es grinſt der Mohr, die blonden Pagen kichern. Und in der allgemeinen Luſtigkeit, Das braune Auge plötzlich aufſchlagend Zum ſchlanken Fant im blauen Puffenwams, Flüſtert harmlos die junge Königin: Bei Mondesaufgang an der Sonnenuhr. Da ſtürzt ein Pfeil aus dunklem Tannenbuſch, Geſchnitzt aus eines plumpen Störes Gräte, Mit Luſt in’s liebeſehnſuchtsvolle Herz Der jungen, wunderſchönen Königin. In einer dieſer Stunden wirſt du ſterben. Sicilianen. Drei grüne Fleckchen hab’ ich doch gefunden Im dürren Lebensſand, mich gern zu recken: Auf naſſem Hengſt in Qualm und Tod und Wunden Des Feindes Skalp am Sattel feſtzuſtecken; Behaglich nach der Jagd mich mit den Hunden Zum Frühſtück unterm Heidbuſch auszuſtrecken; Geheim mit meinem Mädchen kurze Stunden Der ſüßen Sünde Abgrund zu entdecken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0141" n="133"/> <l>Indeſſen iſt die Fürſtin angekommen</l><lb/> <l>Und hat im Marmorſeſſel Platz genommen,</l><lb/> <l>Den Fuß auf raſch gelegten Teppich ſetzend.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Zug beginnt, ganz wie zu Petri Tagen:</l><lb/> <l>Im Netze zappeln Karpfen und Karauſchen</l><lb/> <l>Mit dummen Augen, ſchnappend, ſchwer geängſtigt.</l><lb/> <l>Die Hoheit lacht, die Kavaliere lächeln,</l><lb/> <l>Es grinſt der Mohr, die blonden Pagen kichern.</l><lb/> <l>Und in der allgemeinen Luſtigkeit,</l><lb/> <l>Das braune Auge plötzlich aufſchlagend</l><lb/> <l>Zum ſchlanken Fant im blauen Puffenwams,</l><lb/> <l>Flüſtert harmlos die junge Königin:</l><lb/> <l>Bei Mondesaufgang an der Sonnenuhr.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Da ſtürzt ein Pfeil aus dunklem Tannenbuſch,</l><lb/> <l>Geſchnitzt aus eines plumpen Störes Gräte,</l><lb/> <l>Mit Luſt in’s liebeſehnſuchtsvolle Herz</l><lb/> <l>Der jungen, wunderſchönen Königin.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>In einer dieſer Stunden wirſt du ſterben.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Sicilianen.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>rei grüne Fleckchen hab’ ich doch gefunden</l><lb/> <l>Im dürren Lebensſand, mich gern zu recken:</l><lb/> <l>Auf naſſem Hengſt in Qualm und Tod und Wunden</l><lb/> <l>Des Feindes Skalp am Sattel feſtzuſtecken;</l><lb/> <l>Behaglich nach der Jagd mich mit den Hunden</l><lb/> <l>Zum Frühſtück unterm Heidbuſch auszuſtrecken;</l><lb/> <l>Geheim mit meinem Mädchen kurze Stunden</l><lb/> <l>Der ſüßen Sünde Abgrund zu entdecken.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [133/0141]
Indeſſen iſt die Fürſtin angekommen
Und hat im Marmorſeſſel Platz genommen,
Den Fuß auf raſch gelegten Teppich ſetzend.
Der Zug beginnt, ganz wie zu Petri Tagen:
Im Netze zappeln Karpfen und Karauſchen
Mit dummen Augen, ſchnappend, ſchwer geängſtigt.
Die Hoheit lacht, die Kavaliere lächeln,
Es grinſt der Mohr, die blonden Pagen kichern.
Und in der allgemeinen Luſtigkeit,
Das braune Auge plötzlich aufſchlagend
Zum ſchlanken Fant im blauen Puffenwams,
Flüſtert harmlos die junge Königin:
Bei Mondesaufgang an der Sonnenuhr.
Da ſtürzt ein Pfeil aus dunklem Tannenbuſch,
Geſchnitzt aus eines plumpen Störes Gräte,
Mit Luſt in’s liebeſehnſuchtsvolle Herz
Der jungen, wunderſchönen Königin.
In einer dieſer Stunden wirſt du ſterben.
Sicilianen.
Drei grüne Fleckchen hab’ ich doch gefunden
Im dürren Lebensſand, mich gern zu recken:
Auf naſſem Hengſt in Qualm und Tod und Wunden
Des Feindes Skalp am Sattel feſtzuſtecken;
Behaglich nach der Jagd mich mit den Hunden
Zum Frühſtück unterm Heidbuſch auszuſtrecken;
Geheim mit meinem Mädchen kurze Stunden
Der ſüßen Sünde Abgrund zu entdecken.
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