Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].IV. (Begegnung.) Halt, Mädchen, balt! und sieh dich um geschwind, Viel Schiffe schaukeln westwärts durch die Wellen, Viel hundert bugumspritzte Sturmgesellen, Hengist und Horst befahlen Weg und Wind. Du lachst mich aus und zeigst dich völlig blind, So mögen aneinander sie zerschellen. Hier aber blitzen Fliegen und Libellen, Verzieh ein Stündchen, frisches Friesenkind. Auch uns hat heut der Juni eingewiegt, Und Schmetterlinge selbst, die Gauklerbande, Sind durch die Frühlingsstürme nicht besiegt. Auch hier ein Sommertag, an diesem Strande, Wo alles schwirrt und flirrt und flitzt und fliegt, Aus Freude flimmert selbst der Stein im Sande. IV. (Begegnung.) Halt, Mädchen, balt! und ſieh dich um geſchwind, Viel Schiffe ſchaukeln weſtwärts durch die Wellen, Viel hundert bugumſpritzte Sturmgeſellen, Hengiſt und Horſt befahlen Weg und Wind. Du lachſt mich aus und zeigſt dich völlig blind, So mögen aneinander ſie zerſchellen. Hier aber blitzen Fliegen und Libellen, Verzieh ein Stündchen, friſches Frieſenkind. Auch uns hat heut der Juni eingewiegt, Und Schmetterlinge ſelbſt, die Gauklerbande, Sind durch die Frühlingsſtürme nicht beſiegt. Auch hier ein Sommertag, an dieſem Strande, Wo alles ſchwirrt und flirrt und flitzt und fliegt, Aus Freude flimmert ſelbſt der Stein im Sande. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0120" n="112"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> (Begegnung.)</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Halt, Mädchen, balt! und ſieh dich um geſchwind,</l><lb/> <l>Viel Schiffe ſchaukeln weſtwärts durch die Wellen,</l><lb/> <l>Viel hundert bugumſpritzte Sturmgeſellen,</l><lb/> <l>Hengiſt und Horſt befahlen Weg und Wind.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du lachſt mich aus und zeigſt dich völlig blind,</l><lb/> <l>So mögen aneinander ſie zerſchellen.</l><lb/> <l>Hier aber blitzen Fliegen und Libellen,</l><lb/> <l>Verzieh ein Stündchen, friſches Frieſenkind.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auch uns hat heut der Juni eingewiegt,</l><lb/> <l>Und Schmetterlinge ſelbſt, die Gauklerbande,</l><lb/> <l>Sind durch die Frühlingsſtürme nicht beſiegt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Auch hier ein Sommertag, an dieſem Strande,</l><lb/> <l>Wo alles ſchwirrt und flirrt und flitzt und fliegt,</l><lb/> <l>Aus Freude flimmert ſelbſt der Stein im Sande.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [112/0120]
IV.
(Begegnung.)
Halt, Mädchen, balt! und ſieh dich um geſchwind,
Viel Schiffe ſchaukeln weſtwärts durch die Wellen,
Viel hundert bugumſpritzte Sturmgeſellen,
Hengiſt und Horſt befahlen Weg und Wind.
Du lachſt mich aus und zeigſt dich völlig blind,
So mögen aneinander ſie zerſchellen.
Hier aber blitzen Fliegen und Libellen,
Verzieh ein Stündchen, friſches Frieſenkind.
Auch uns hat heut der Juni eingewiegt,
Und Schmetterlinge ſelbſt, die Gauklerbande,
Sind durch die Frühlingsſtürme nicht beſiegt.
Auch hier ein Sommertag, an dieſem Strande,
Wo alles ſchwirrt und flirrt und flitzt und fliegt,
Aus Freude flimmert ſelbſt der Stein im Sande.
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