Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].III. Wie klar erschienst du heute mir im Traum, Wir saßen in der Kneipe fest und tranken, Bis wir gerührt uns in die Arme sanken, Auf unsern Lippen lag der erste Flaum. Dein falber Wallach schleifte Zeug und Zaum, Und biß und schlug und warf den Hals, den schlanken. Im Sattel, sah ich dich, erschossen, schwanken, Und hinstürzen am wilden Apfelbaum. Die Watten stinken wie das Leichenfeld, Wo viel Erschlagne faulen nach der Schlacht, Tagüber sonnbeschienen ohne Zelt. Geheimnißvoll, wie tot in Bann und Acht, Sinkt, grau und goldumhaucht, die Halligwelt, Und aus der Abendröte steigt die Nacht. III. Wie klar erſchienſt du heute mir im Traum, Wir ſaßen in der Kneipe feſt und tranken, Bis wir gerührt uns in die Arme ſanken, Auf unſern Lippen lag der erſte Flaum. Dein falber Wallach ſchleifte Zeug und Zaum, Und biß und ſchlug und warf den Hals, den ſchlanken. Im Sattel, ſah ich dich, erſchoſſen, ſchwanken, Und hinſtürzen am wilden Apfelbaum. Die Watten ſtinken wie das Leichenfeld, Wo viel Erſchlagne faulen nach der Schlacht, Tagüber ſonnbeſchienen ohne Zelt. Geheimnißvoll, wie tot in Bann und Acht, Sinkt, grau und goldumhaucht, die Halligwelt, Und aus der Abendröte ſteigt die Nacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0119" n="111"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie klar erſchienſt du heute mir im Traum,</l><lb/> <l>Wir ſaßen in der Kneipe feſt und tranken,</l><lb/> <l>Bis wir gerührt uns in die Arme ſanken,</l><lb/> <l>Auf unſern Lippen lag der erſte Flaum.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dein falber Wallach ſchleifte Zeug und Zaum,</l><lb/> <l>Und biß und ſchlug und warf den Hals, den ſchlanken.</l><lb/> <l>Im Sattel, ſah ich dich, erſchoſſen, ſchwanken,</l><lb/> <l>Und hinſtürzen am wilden Apfelbaum.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Watten ſtinken wie das Leichenfeld,</l><lb/> <l>Wo viel Erſchlagne faulen nach der Schlacht,</l><lb/> <l>Tagüber ſonnbeſchienen ohne Zelt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Geheimnißvoll, wie tot in Bann und Acht,</l><lb/> <l>Sinkt, grau und goldumhaucht, die Halligwelt,</l><lb/> <l>Und aus der Abendröte ſteigt die Nacht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0119]
III.
Wie klar erſchienſt du heute mir im Traum,
Wir ſaßen in der Kneipe feſt und tranken,
Bis wir gerührt uns in die Arme ſanken,
Auf unſern Lippen lag der erſte Flaum.
Dein falber Wallach ſchleifte Zeug und Zaum,
Und biß und ſchlug und warf den Hals, den ſchlanken.
Im Sattel, ſah ich dich, erſchoſſen, ſchwanken,
Und hinſtürzen am wilden Apfelbaum.
Die Watten ſtinken wie das Leichenfeld,
Wo viel Erſchlagne faulen nach der Schlacht,
Tagüber ſonnbeſchienen ohne Zelt.
Geheimnißvoll, wie tot in Bann und Acht,
Sinkt, grau und goldumhaucht, die Halligwelt,
Und aus der Abendröte ſteigt die Nacht.
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