Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].II. Bist du es wirklich, sitz' ich neben dir, Und stoßen aneinander unsre Gläser, Spielt irgendwo versteckt ein Flötenbläser Sein sanftes Schäferstückchen, dir und mir? Und sitzen in der alten Halle wir, Am Pfeiler dort der Kranz der Aehrenleser, Noch unverwelkt die Blumen und die Gräser, War gestern unser letztes Erntebier? Wie Gruß aus Grüften ruft der Regenpfeifer, Häßlich herüber schreit das Möwenheer, Der seeenttauchten Bank Besitzergreifer. Langweilig, öde, gleißt das Wattenmeer, Gezwungen schläft das Schiff, der Wellenschweifer, Und einsam ist die Erde, wüst und leer. II. Biſt du es wirklich, ſitz’ ich neben dir, Und ſtoßen aneinander unſre Gläſer, Spielt irgendwo verſteckt ein Flötenbläſer Sein ſanftes Schäferſtückchen, dir und mir? Und ſitzen in der alten Halle wir, Am Pfeiler dort der Kranz der Aehrenleſer, Noch unverwelkt die Blumen und die Gräſer, War geſtern unſer letztes Erntebier? Wie Gruß aus Grüften ruft der Regenpfeifer, Häßlich herüber ſchreit das Möwenheer, Der ſeeenttauchten Bank Beſitzergreifer. Langweilig, öde, gleißt das Wattenmeer, Gezwungen ſchläft das Schiff, der Wellenſchweifer, Und einſam iſt die Erde, wüſt und leer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0118" n="110"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">II.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Biſt du es wirklich, ſitz’ ich neben dir,</l><lb/> <l>Und ſtoßen aneinander unſre Gläſer,</l><lb/> <l>Spielt irgendwo verſteckt ein Flötenbläſer</l><lb/> <l>Sein ſanftes Schäferſtückchen, dir und mir?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und ſitzen in der alten Halle wir,</l><lb/> <l>Am Pfeiler dort der Kranz der Aehrenleſer,</l><lb/> <l>Noch unverwelkt die Blumen und die Gräſer,</l><lb/> <l>War geſtern unſer letztes Erntebier?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie Gruß aus Grüften ruft der Regenpfeifer,</l><lb/> <l>Häßlich herüber ſchreit das Möwenheer,</l><lb/> <l>Der ſeeenttauchten Bank Beſitzergreifer.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Langweilig, öde, gleißt das Wattenmeer,</l><lb/> <l>Gezwungen ſchläft das Schiff, der Wellenſchweifer,</l><lb/> <l>Und einſam iſt die Erde, wüſt und leer.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [110/0118]
II.
Biſt du es wirklich, ſitz’ ich neben dir,
Und ſtoßen aneinander unſre Gläſer,
Spielt irgendwo verſteckt ein Flötenbläſer
Sein ſanftes Schäferſtückchen, dir und mir?
Und ſitzen in der alten Halle wir,
Am Pfeiler dort der Kranz der Aehrenleſer,
Noch unverwelkt die Blumen und die Gräſer,
War geſtern unſer letztes Erntebier?
Wie Gruß aus Grüften ruft der Regenpfeifer,
Häßlich herüber ſchreit das Möwenheer,
Der ſeeenttauchten Bank Beſitzergreifer.
Langweilig, öde, gleißt das Wattenmeer,
Gezwungen ſchläft das Schiff, der Wellenſchweifer,
Und einſam iſt die Erde, wüſt und leer.
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