Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Hartwich Reventlow. (1315.) Graf. Alf hat deine Tochter verführt. Das bringt dem Bruder Herr Caj. Herrn Hartwich das die Kehle schnürt, Bis ihn erlöst ein Schrei. "Geh' hin, lieb Bruder, dem Grafen meld' an, Und sag's in die Augen ihm frei: Ich mord' ihn, wo ich ihn treffen kann, Und wann auch immer es sei." Caj ritt den Burgberg schnell hinauf, Und schlägt an's eiserne Thor: He, Pförtner, schließ' die Riegel auf, Und laß mich beim Grafen vor. "Was schwatzt Herr Hartwich? So sag' ihm zurück: Das nenn' ich Meuterei." Graf Alf hielt in den Fingern ein Stück, Das Stück war der Kopf von Caj. Auf güldener Schüssel, mit Blut benetzt, So trug ihn ein Knecht hinaus. Herr Hartwich taumelt und ruft entsetzt: Verflucht sei Graf Alf und sein Haus. Herr Hartwig ging im Sommerwald, Frühmorgen war's, um drei. Da traf er einen Jäger bald, Der trug des Grafen Livrei. Hartwich Reventlow. (1315.) Graf. Alf hat deine Tochter verführt. Das bringt dem Bruder Herr Caj. Herrn Hartwich das die Kehle ſchnürt, Bis ihn erlöſt ein Schrei. „Geh’ hin, lieb Bruder, dem Grafen meld’ an, Und ſag’s in die Augen ihm frei: Ich mord’ ihn, wo ich ihn treffen kann, Und wann auch immer es ſei.“ Caj ritt den Burgberg ſchnell hinauf, Und ſchlägt an’s eiſerne Thor: He, Pförtner, ſchließ’ die Riegel auf, Und laß mich beim Grafen vor. „Was ſchwatzt Herr Hartwich? So ſag’ ihm zurück: Das nenn’ ich Meuterei.“ Graf Alf hielt in den Fingern ein Stück, Das Stück war der Kopf von Caj. Auf güldener Schüſſel, mit Blut benetzt, So trug ihn ein Knecht hinaus. Herr Hartwich taumelt und ruft entſetzt: Verflucht ſei Graf Alf und ſein Haus. Herr Hartwig ging im Sommerwald, Frühmorgen war’s, um drei. Da traf er einen Jäger bald, Der trug des Grafen Livrei. <TEI> <text> <body> <pb n="107" facs="#f0115"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Hartwich Reventlow.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(1315.)</hi> </p><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">G</hi>raf. Alf hat deine Tochter verführt.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Das bringt dem Bruder Herr Caj.</hi> </l><lb/> <l>Herrn Hartwich das die Kehle ſchnürt,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bis ihn erlöſt ein Schrei.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>„Geh’ hin, lieb Bruder, dem Grafen meld’ an,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und ſag’s in die Augen ihm frei:</hi> </l><lb/> <l>Ich mord’ ihn, wo ich ihn treffen kann,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und wann auch immer es ſei.“</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Caj ritt den Burgberg ſchnell hinauf,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und ſchlägt an’s eiſerne Thor:</hi> </l><lb/> <l>He, Pförtner, ſchließ’ die Riegel auf,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und laß mich beim Grafen vor.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>„Was ſchwatzt Herr Hartwich? So ſag’ ihm zurück:</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Das nenn’ ich Meuterei.“</hi> </l><lb/> <l>Graf Alf hielt in den Fingern ein Stück,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Das Stück war der Kopf von Caj.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Auf güldener Schüſſel, mit Blut benetzt,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">So trug ihn ein Knecht hinaus.</hi> </l><lb/> <l>Herr Hartwich taumelt und ruft entſetzt:</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Verflucht ſei Graf Alf und ſein Haus.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Herr Hartwig ging im Sommerwald,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Frühmorgen war’s, um drei.</hi> </l><lb/> <l>Da traf er einen Jäger bald,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Der trug des Grafen Livrei.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [107/0115]
Hartwich Reventlow.
(1315.)
Graf. Alf hat deine Tochter verführt.
Das bringt dem Bruder Herr Caj.
Herrn Hartwich das die Kehle ſchnürt,
Bis ihn erlöſt ein Schrei.
„Geh’ hin, lieb Bruder, dem Grafen meld’ an,
Und ſag’s in die Augen ihm frei:
Ich mord’ ihn, wo ich ihn treffen kann,
Und wann auch immer es ſei.“
Caj ritt den Burgberg ſchnell hinauf,
Und ſchlägt an’s eiſerne Thor:
He, Pförtner, ſchließ’ die Riegel auf,
Und laß mich beim Grafen vor.
„Was ſchwatzt Herr Hartwich? So ſag’ ihm zurück:
Das nenn’ ich Meuterei.“
Graf Alf hielt in den Fingern ein Stück,
Das Stück war der Kopf von Caj.
Auf güldener Schüſſel, mit Blut benetzt,
So trug ihn ein Knecht hinaus.
Herr Hartwich taumelt und ruft entſetzt:
Verflucht ſei Graf Alf und ſein Haus.
Herr Hartwig ging im Sommerwald,
Frühmorgen war’s, um drei.
Da traf er einen Jäger bald,
Der trug des Grafen Livrei.
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Zitationshilfe: | Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/115>, abgerufen am 04.03.2025. |