Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.Die Bewegungserscheinungen II. In der belebten Pflanze überwiegt die Intensität der Le- Wir wissen mit der größten Bestimmtheit, daß der Sauer- Wie groß muß in der That der Widerstand erscheinen, Diese Intensität der Wirkung oder des Widerstandes er- In der Nacht zeigt sich in der lebendigen Pflanze ein Man kann hieraus keinen andern Schluß ziehen, als daß Die Bewegungserſcheinungen II. In der belebten Pflanze überwiegt die Intenſität der Le- Wir wiſſen mit der größten Beſtimmtheit, daß der Sauer- Wie groß muß in der That der Widerſtand erſcheinen, Dieſe Intenſität der Wirkung oder des Widerſtandes er- In der Nacht zeigt ſich in der lebendigen Pflanze ein Man kann hieraus keinen andern Schluß ziehen, als daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0262" n="238"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Die Bewegungserſcheinungen</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">II.</hi> </hi> </head><lb/> <p>In der belebten Pflanze überwiegt die Intenſität der Le-<lb/> benskraft bei weitem die chemiſche Action des Sauerſtoffs.</p><lb/> <p>Wir wiſſen mit der größten Beſtimmtheit, daß der Sauer-<lb/> ſtoff durch den Einfluß der Lebenskraft von Elementen ab-<lb/> geſchieden wird, zu denen er die ſtärkſte Affinität beſitzt; daß<lb/> er in Gasform austritt, ohne die geringſte Einwirkung auf<lb/> die Beſtandtheile der Säfte auszuüben.</p><lb/> <p>Wie groß muß in der That der Widerſtand erſcheinen,<lb/> den die Lebenskraft dem terpentinöl- oder gerbſäurehalti-<lb/> gen Blatte verleiht, wenn wir die Verwandtſchaft in Be-<lb/> tracht ziehen, welche der Sauerſtoff zu dieſen Beſtandtheilen<lb/> beſitzt!</p><lb/> <p>Dieſe Intenſität der Wirkung oder des Widerſtandes er-<lb/> hält das belebte Blatt durch das Sonnenlicht, deſſen Ein-<lb/> fluß in chemiſchen Actionen mit der eines hohen Wärme-<lb/> grades (einer ſchwachen Glühhitze) vergleichbar iſt und ver-<lb/> glichen wird.</p><lb/> <p>In der Nacht zeigt ſich in der lebendigen Pflanze ein<lb/> entgegengeſetzter Proceß, wir ſehen, daß ſich die Beſtand-<lb/> theile der Blätter und grünen Theile mit dem Sauerſtoff<lb/> der Luft verbinden, eine Fähigkeit, die ihnen im Lichte ab-<lb/> ging.</p><lb/> <p>Man kann hieraus keinen andern Schluß ziehen, als daß<lb/> die Intenſität der Lebenskraft mit der Abnahme des Lichts<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0262]
Die Bewegungserſcheinungen
II.
In der belebten Pflanze überwiegt die Intenſität der Le-
benskraft bei weitem die chemiſche Action des Sauerſtoffs.
Wir wiſſen mit der größten Beſtimmtheit, daß der Sauer-
ſtoff durch den Einfluß der Lebenskraft von Elementen ab-
geſchieden wird, zu denen er die ſtärkſte Affinität beſitzt; daß
er in Gasform austritt, ohne die geringſte Einwirkung auf
die Beſtandtheile der Säfte auszuüben.
Wie groß muß in der That der Widerſtand erſcheinen,
den die Lebenskraft dem terpentinöl- oder gerbſäurehalti-
gen Blatte verleiht, wenn wir die Verwandtſchaft in Be-
tracht ziehen, welche der Sauerſtoff zu dieſen Beſtandtheilen
beſitzt!
Dieſe Intenſität der Wirkung oder des Widerſtandes er-
hält das belebte Blatt durch das Sonnenlicht, deſſen Ein-
fluß in chemiſchen Actionen mit der eines hohen Wärme-
grades (einer ſchwachen Glühhitze) vergleichbar iſt und ver-
glichen wird.
In der Nacht zeigt ſich in der lebendigen Pflanze ein
entgegengeſetzter Proceß, wir ſehen, daß ſich die Beſtand-
theile der Blätter und grünen Theile mit dem Sauerſtoff
der Luft verbinden, eine Fähigkeit, die ihnen im Lichte ab-
ging.
Man kann hieraus keinen andern Schluß ziehen, als daß
die Intenſität der Lebenskraft mit der Abnahme des Lichts
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