Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Gährung des Zuckers.
Gährung des Zuckers.

Die eigenthümliche Zersetzung, welche der Zucker erfährt,
läßt sich als der Typus aller der Metamorphosen betrachten,
welche mit Gährung bezeichnet werden.

Wenn in eine mit Quecksilber gefüllte graduirte Glocke
1 Cubiccentimeter mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührte
Bierhefe und 10 Grammen einer Rohrzuckerlösung gebracht
wird, die 1 Gramme reinen Zucker enthält, so findet man in
der Glocke nach 24 Stunden, wenn das Ganze einer Tempe-
ratur von 20--25° ausgesetzt gewesen ist, ein Volumen Koh-
lensäure, welches bei 0° und 0,76 Meter B. 245 bis 250 CC.
entspricht. Rechnet man hierzu 11 CC. Kohlensäure, womit
die 11 Grm. Flüssigkeit sich gesättigt finden, so hat man mit-
hin im Ganzen 255--259 CC. Kohlensäure erhalten; dieses Vo-
lum Kohlensäure entspricht aber 0,503 bis 0,5127 Grm. dem
Gewichte nach. Thenard erhielt ferner von 100 Grm. Rohr-
zucker 0,5262 absoluten Alkohol. 100 Th. Rohrzucker liefern also
im Ganzen 103,89 Th. an Kohlensäure und Alkohol zusammen-
genommen. In diesen beiden Producten sind aber 42 Th.
Kohlenstoff enthalten, und dieß ist genau die Menge, welche
ursprünglich in dem Zucker enthalten war.

Die Analyse des Rohrzuckers hat auf eine unzweifelhafte
Weise ergeben, daß er die Elemente von Kohlensäure und
Alkohol, minus 1 Atom Wasser, enthält.

Aus den Produkten seiner Gährung ergiebt sich, daß der

15*
Gährung des Zuckers.
Gährung des Zuckers.

Die eigenthümliche Zerſetzung, welche der Zucker erfährt,
läßt ſich als der Typus aller der Metamorphoſen betrachten,
welche mit Gährung bezeichnet werden.

Wenn in eine mit Queckſilber gefüllte graduirte Glocke
1 Cubiccentimeter mit Waſſer zu einem dünnen Brei angerührte
Bierhefe und 10 Grammen einer Rohrzuckerlöſung gebracht
wird, die 1 Gramme reinen Zucker enthält, ſo findet man in
der Glocke nach 24 Stunden, wenn das Ganze einer Tempe-
ratur von 20—25° ausgeſetzt geweſen iſt, ein Volumen Koh-
lenſäure, welches bei 0° und 0,76 Meter B. 245 bis 250 CC.
entſpricht. Rechnet man hierzu 11 CC. Kohlenſäure, womit
die 11 Grm. Flüſſigkeit ſich geſättigt finden, ſo hat man mit-
hin im Ganzen 255—259 CC. Kohlenſäure erhalten; dieſes Vo-
lum Kohlenſäure entſpricht aber 0,503 bis 0,5127 Grm. dem
Gewichte nach. Thénard erhielt ferner von 100 Grm. Rohr-
zucker 0,5262 abſoluten Alkohol. 100 Th. Rohrzucker liefern alſo
im Ganzen 103,89 Th. an Kohlenſäure und Alkohol zuſammen-
genommen. In dieſen beiden Producten ſind aber 42 Th.
Kohlenſtoff enthalten, und dieß iſt genau die Menge, welche
urſprünglich in dem Zucker enthalten war.

Die Analyſe des Rohrzuckers hat auf eine unzweifelhafte
Weiſe ergeben, daß er die Elemente von Kohlenſäure und
Alkohol, minus 1 Atom Waſſer, enthält.

Aus den Produkten ſeiner Gährung ergiebt ſich, daß der

15*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0245" n="227"/>
        <fw place="top" type="header">Gährung des Zuckers.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gährung des Zuckers.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Die eigenthümliche Zer&#x017F;etzung, welche der Zucker erfährt,<lb/>
läßt &#x017F;ich als der Typus aller der Metamorpho&#x017F;en betrachten,<lb/>
welche mit <hi rendition="#g">Gährung</hi> bezeichnet werden.</p><lb/>
          <p>Wenn in eine mit Queck&#x017F;ilber gefüllte graduirte Glocke<lb/>
1 Cubiccentimeter mit Wa&#x017F;&#x017F;er zu einem dünnen Brei angerührte<lb/>
Bierhefe und 10 Grammen einer Rohrzuckerlö&#x017F;ung gebracht<lb/>
wird, die 1 Gramme reinen Zucker enthält, &#x017F;o findet man in<lb/>
der Glocke nach 24 Stunden, wenn das Ganze einer Tempe-<lb/>
ratur von 20&#x2014;25° ausge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en i&#x017F;t, ein Volumen Koh-<lb/>
len&#x017F;äure, welches bei 0° und 0,76 Meter B. 245 bis 250 <hi rendition="#aq">CC.</hi><lb/>
ent&#x017F;pricht. Rechnet man hierzu 11 <hi rendition="#aq">CC.</hi> Kohlen&#x017F;äure, womit<lb/>
die 11 Grm. Flü&#x017F;&#x017F;igkeit &#x017F;ich ge&#x017F;ättigt finden, &#x017F;o hat man mit-<lb/>
hin im Ganzen 255&#x2014;259 <hi rendition="#aq">CC.</hi> Kohlen&#x017F;äure erhalten; die&#x017F;es Vo-<lb/>
lum Kohlen&#x017F;äure ent&#x017F;pricht aber 0,503 bis 0,5127 Grm. dem<lb/>
Gewichte nach. <hi rendition="#g">Th<hi rendition="#aq">é</hi>nard</hi> erhielt ferner von 100 Grm. Rohr-<lb/>
zucker 0,5262 ab&#x017F;oluten Alkohol. 100 Th. Rohrzucker liefern al&#x017F;o<lb/>
im Ganzen 103,89 Th. an Kohlen&#x017F;äure und Alkohol zu&#x017F;ammen-<lb/>
genommen. In die&#x017F;en beiden Producten &#x017F;ind aber 42 Th.<lb/>
Kohlen&#x017F;toff enthalten, und dieß i&#x017F;t genau die Menge, welche<lb/>
ur&#x017F;prünglich in dem Zucker enthalten war.</p><lb/>
          <p>Die Analy&#x017F;e des Rohrzuckers hat auf eine unzweifelhafte<lb/>
Wei&#x017F;e ergeben, daß er die Elemente von Kohlen&#x017F;äure und<lb/>
Alkohol, <hi rendition="#aq">minus</hi> 1 Atom Wa&#x017F;&#x017F;er, enthält.</p><lb/>
          <p>Aus den Produkten &#x017F;einer Gährung ergiebt &#x017F;ich, daß der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">15*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0245] Gährung des Zuckers. Gährung des Zuckers. Die eigenthümliche Zerſetzung, welche der Zucker erfährt, läßt ſich als der Typus aller der Metamorphoſen betrachten, welche mit Gährung bezeichnet werden. Wenn in eine mit Queckſilber gefüllte graduirte Glocke 1 Cubiccentimeter mit Waſſer zu einem dünnen Brei angerührte Bierhefe und 10 Grammen einer Rohrzuckerlöſung gebracht wird, die 1 Gramme reinen Zucker enthält, ſo findet man in der Glocke nach 24 Stunden, wenn das Ganze einer Tempe- ratur von 20—25° ausgeſetzt geweſen iſt, ein Volumen Koh- lenſäure, welches bei 0° und 0,76 Meter B. 245 bis 250 CC. entſpricht. Rechnet man hierzu 11 CC. Kohlenſäure, womit die 11 Grm. Flüſſigkeit ſich geſättigt finden, ſo hat man mit- hin im Ganzen 255—259 CC. Kohlenſäure erhalten; dieſes Vo- lum Kohlenſäure entſpricht aber 0,503 bis 0,5127 Grm. dem Gewichte nach. Thénard erhielt ferner von 100 Grm. Rohr- zucker 0,5262 abſoluten Alkohol. 100 Th. Rohrzucker liefern alſo im Ganzen 103,89 Th. an Kohlenſäure und Alkohol zuſammen- genommen. In dieſen beiden Producten ſind aber 42 Th. Kohlenſtoff enthalten, und dieß iſt genau die Menge, welche urſprünglich in dem Zucker enthalten war. Die Analyſe des Rohrzuckers hat auf eine unzweifelhafte Weiſe ergeben, daß er die Elemente von Kohlenſäure und Alkohol, minus 1 Atom Waſſer, enthält. Aus den Produkten ſeiner Gährung ergiebt ſich, daß der 15*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/245
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/245>, abgerufen am 21.11.2024.