ES wird dieses Buch auf dem Titul, gleich wie alle nachfolgende Theile, ein Theatrum benennet, theils weil in demselben, als in ei- nem öffentlichen Schau-Platz, nicht nur die Fundamenta und Grund-Sätze der Me- chanic durch Linien und Figuren, sondern auch durch Verzeichniß und fundamenta- le Erklährungen vieler Machinen und In- strumenten, iedermann dieselben nach Be- lieben, als auf einem öffentlichen Theatro zu betrachten, vor Augen ge- stellet werden; und theils hat man dieses Wort Theatrum darum beliebet, weil unter diesem Titul schon unterschiedliche Bücher, die eben- falls von Machinen handeln, fast iedermann bekandt sind.
Ein Theatrum Machinarum generale, oder Schau-Platz der Gründe mechanischer Wissenschafften aber wird es geheissen, weil darinnen hauptsächlich meist alle Regeln, Gesetze und Vortheile, die nicht nur zur Erfindung, sondern auch zu Verfertigung, Beurtheilung und Gebrauch der Machinen und Instrumente dienen und zu wissen nöthig seyn, gelehret werden; welches eben das jenige ist, so denen mei- sten Mechanicis, die Machinen inventiret haben, bißher gefehlet hat. Dahero noch täglich sich viel neue Künstler und Inventions-Meister finden, die lauter Wunderwercke zu machen wissen, und Krafft ohne Krafft ausüben, oder mit einem Pfund so viel als mit zweyen, oder mit einem Pferd so viel als sonst mit zweyen thun wollen, ja gar das Perpetuum mobile ist ihnen nur ein geringes. Aber, alles dieses närrische Zeug und Windmacherey entstehet blos daher: weil solche Leuthe kein Fundament haben, und Krafft, Last und Zeit nicht zu be- rechnen wissen. Aus eben dieser Ursach sind so viele Mißgebuhrten von Machinen entstanden, und so viel Bücher darmit angefüllet wor- den, die nicht nur ihre Inventores, sondern auch andere, die solche imi- tiren wollen, öffters um Haab und Gut, ja um ihre gantze Renomee gebracht.
Weil
* 4
Vor-Rede.
Nach Standes-Gebuͤhr Hoch-geneigter Leſer!
ES wird dieſes Buch auf dem Titul, gleich wie alle nachfolgende Theile, ein Theatrum benennet, theils weil in demſelben, als in ei- nem oͤffentlichen Schau-Platz, nicht nur die Fundamenta und Grund-Saͤtze der Me- chanic durch Linien und Figuren, ſondern auch durch Verzeichniß und fundamenta- le Erklaͤhrungen vieler Machinen und In- ſtrumenten, iedermann dieſelben nach Be- lieben, als auf einem oͤffentlichen Theatro zu betrachten, vor Augen ge- ſtellet werden; und theils hat man dieſes Wort Theatrum darum beliebet, weil unter dieſem Titul ſchon unterſchiedliche Buͤcher, die eben- falls von Machinen handeln, faſt iedermann bekandt ſind.
Ein Theatrum Machinarum generale, oder Schau-Platz der Gruͤnde mechaniſcher Wiſſenſchafften aber wird es geheiſſen, weil darinnen hauptſaͤchlich meiſt alle Regeln, Geſetze und Vortheile, die nicht nur zur Erfindung, ſondern auch zu Verfertigung, Beurtheilung und Gebrauch der Machinen und Inſtrumente dienen und zu wiſſen noͤthig ſeyn, gelehret werden; welches eben das jenige iſt, ſo denen mei- ſten Mechanicis, die Machinen inventiret haben, bißher gefehlet hat. Dahero noch taͤglich ſich viel neue Kuͤnſtler und Inventions-Meiſter finden, die lauter Wunderwercke zu machen wiſſen, und Krafft ohne Krafft ausuͤben, oder mit einem Pfund ſo viel als mit zweyen, oder mit einem Pferd ſo viel als ſonſt mit zweyen thun wollen, ja gar das Perpetuum mobile iſt ihnen nur ein geringes. Aber, alles dieſes naͤrriſche Zeug und Windmacherey entſtehet blos daher: weil ſolche Leuthe kein Fundament haben, und Krafft, Laſt und Zeit nicht zu be- rechnen wiſſen. Aus eben dieſer Urſach ſind ſo viele Mißgebuhrten von Machinen entſtanden, und ſo viel Buͤcher darmit angefuͤllet wor- den, die nicht nur ihre Inventores, ſondern auch andere, die ſolche imi- tiren wollen, oͤffters um Haab und Gut, ja um ihre gantze Renomée gebracht.
Weil
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[0009]
Vor-Rede.
Nach Standes-Gebuͤhr Hoch-geneigter
Leſer!
ES wird dieſes Buch auf dem Titul, gleich
wie alle nachfolgende Theile, ein Theatrum
benennet, theils weil in demſelben, als in ei-
nem oͤffentlichen Schau-Platz, nicht nur die
Fundamenta und Grund-Saͤtze der Me-
chanic durch Linien und Figuren, ſondern
auch durch Verzeichniß und fundamenta-
le Erklaͤhrungen vieler Machinen und In-
ſtrumenten, iedermann dieſelben nach Be-
lieben, als auf einem oͤffentlichen Theatro zu betrachten, vor Augen ge-
ſtellet werden; und theils hat man dieſes Wort Theatrum darum
beliebet, weil unter dieſem Titul ſchon unterſchiedliche Buͤcher, die eben-
falls von Machinen handeln, faſt iedermann bekandt ſind.
Ein Theatrum Machinarum generale, oder Schau-Platz der
Gruͤnde mechaniſcher Wiſſenſchafften aber wird es geheiſſen, weil
darinnen hauptſaͤchlich meiſt alle Regeln, Geſetze und Vortheile, die
nicht nur zur Erfindung, ſondern auch zu Verfertigung, Beurtheilung
und Gebrauch der Machinen und Inſtrumente dienen und zu wiſſen
noͤthig ſeyn, gelehret werden; welches eben das jenige iſt, ſo denen mei-
ſten Mechanicis, die Machinen inventiret haben, bißher gefehlet hat.
Dahero noch taͤglich ſich viel neue Kuͤnſtler und Inventions-Meiſter
finden, die lauter Wunderwercke zu machen wiſſen, und Krafft ohne
Krafft ausuͤben, oder mit einem Pfund ſo viel als mit zweyen, oder
mit einem Pferd ſo viel als ſonſt mit zweyen thun wollen, ja gar das
Perpetuum mobile iſt ihnen nur ein geringes. Aber, alles dieſes
naͤrriſche Zeug und Windmacherey entſtehet blos daher: weil ſolche
Leuthe kein Fundament haben, und Krafft, Laſt und Zeit nicht zu be-
rechnen wiſſen. Aus eben dieſer Urſach ſind ſo viele Mißgebuhrten
von Machinen entſtanden, und ſo viel Buͤcher darmit angefuͤllet wor-
den, die nicht nur ihre Inventores, ſondern auch andere, die ſolche imi-
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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/9>, abgerufen am 03.03.2025.
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