Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Vor-Bericht zur Mechanic.

Durch die Perpendicular-Linie bey der Geometrie wird nicht nur eben dergleichen
ietzt beschriebene Linie verstanden, sondern auch eine iede Linie, die auf einer andern, welche
man Basin nennet, in gleichen Winckeln stehet, und kein Absehen auf das Centrum der Er-
den hat. Als:
Figura VIII. Tab. VII. heisset die Linie H I geometrice eine Perpendicular-
Linie, weil A B ihre Basis ist, aber mechanice kan es nicht seyn, weil eine mechani-
sche Perpendicular- keine andere Basin als eine Horizontal- oder mit dem Wasser
gleichstehende Linie annimmet.

§. 12.

Eine Horizontal-Linie, Waagrecht-Linie, oder Waag-rechter
Stand,
ist bey der Mechanic eine Linie, auf der die Perpendicular- oder Seiger-
rechte Linie zu gleichen Winckeln aufruhet, und vom Centro der Erden, als wie die
stillstehenden Wasser, gleich weit abstehet.

(1) Obschon solche Horizontal-Linie um die Erde eine Circul-Linie machet, so wird
dennoch solche in kleinen Stücken, und bey der Mechanic als eine gerade, angenommen.
(2) Eine Waag-rechte Linie heisset sie, weil eine richtig instehende Waage mit ihren Balcken
dergleichen Linie darstellet, worzu die Zunge die Perpendicular-Linie abbildet.
§. 13.

Das AEquilibrium oder gleiche Verhältniß, heisset bey der Mecha-
nic:
Wenn Last und Krafft an einer Machine also proportioniret seyn, daß keins
das andere aus seiner Stelle bewegen kan; sondern nur erhält.

(1) Bey einer richtigen Waage verursachet das AEquilibrium der Gewichte dem hori-
zontal
en oder Waag-rechten Stand. Es ist aber das AEquilibrium nicht die Ur-
sache des Waag-rechten Standes alleine, sondern die künstliche Zurichtung der Waage;
dahero bey andern Machinen das AEquilibrium auch ausser dem Waag-rechten
Stand Platz findet.
(2) Das AEquilibrium wird erhalten durch gleich-schweres Gewicht, wenn Krafft und
Last gleich schwer seyn, oder auch wenn sie an der Schwere ungleich schwer seyn;
jenes durch einen gleich-ärmigen Hebel, als wie der Balcken der Cramer-Waage ist, die-
ses durch den ungleich-armigen Hebel, als der Balcken der Schnell-Waage vorstellet.
§. 14.

Die Machinen-Last ist diejenige Schwere oder Last, so die ungleiche
Schwere der Materialien an der Machine durch den ungleich weiten Abstand von
dem Ruhe-Punct verursachet, dadurch die Krafft oder Last verringert wird.
Als:
Wenn Figura II. Tabula I. der höltzerne Hebel oder Hebebaum von C biß B, wegen sei-
ner Länge, viel schwerer ist, als der kurtze Theil von C biß zur Last, und würde dahero nicht
3 Pfund, wie die Regel erfordert, zu Bewegung der Last A nöthig seyn, sondern beynahe der
lange Theil des Hebels alleine die Last A in aequilibrio erhalten.

(1) Diese Schwere und Ubergewicht muß bey allen Machinen a part oder besonders
gerechnet, und dahero bey dem Experimentiren der Hebel oder dergleichen ungleich-
schwere Machine nur als eine Linie, die gantz keine Schwere hat, consideriret wer-
den. Es sind dahero alle Experimente die Tabula I. Figura II. V. VI. VII.
IX.
und X. angewiesen werden, falsch, wenn solche ungleiche Schwere des Hebels von
der Last oder Krafft, nachdem es nöthig, nicht abgezogen wird. Dahero solche Expe-
rimente
mit der Universal-Waage Figura XV, wegen des AEquilibrii, viel
leichter zu machen sind.
§. 15.
Vor-Bericht zur Mechanic.

Durch die Perpendicular-Linie bey der Geometrie wird nicht nur eben dergleichen
ietzt beſchriebene Linie verſtanden, ſondern auch eine iede Linie, die auf einer andern, welche
man Baſin nennet, in gleichen Winckeln ſtehet, und kein Abſehen auf das Centrum der Er-
den hat. Als:
Figura VIII. Tab. VII. heiſſet die Linie H I geometrice eine Perpendicular-
Linie, weil A B ihre Baſis iſt, aber mechanice kan es nicht ſeyn, weil eine mechani-
ſche Perpendicular- keine andere Baſin als eine Horizontal- oder mit dem Waſſer
gleichſtehende Linie annimmet.

§. 12.

Eine Horizontal-Linie, Waagrecht-Linie, oder Waag-rechter
Stand,
iſt bey der Mechanic eine Linie, auf der die Perpendicular- oder Seiger-
rechte Linie zu gleichen Winckeln aufruhet, und vom Centro der Erden, als wie die
ſtillſtehenden Waſſer, gleich weit abſtehet.

(1) Obſchon ſolche Horizontal-Linie um die Erde eine Circul-Linie machet, ſo wird
dennoch ſolche in kleinen Stuͤcken, und bey der Mechanic als eine gerade, angenommen.
(2) Eine Waag-rechte Linie heiſſet ſie, weil eine richtig inſtehende Waage mit ihren Balcken
dergleichen Linie darſtellet, worzu die Zunge die Perpendicular-Linie abbildet.
§. 13.

Das Æquilibrium oder gleiche Verhaͤltniß, heiſſet bey der Mecha-
nic:
Wenn Laſt und Krafft an einer Machine alſo proportioniret ſeyn, daß keins
das andere aus ſeiner Stelle bewegen kan; ſondern nur erhaͤlt.

(1) Bey einer richtigen Waage verurſachet das Æquilibrium der Gewichte dem hori-
zontal
en oder Waag-rechten Stand. Es iſt aber das Æquilibrium nicht die Ur-
ſache des Waag-rechten Standes alleine, ſondern die kuͤnſtliche Zurichtung der Waage;
dahero bey andern Machinen das Æquilibrium auch auſſer dem Waag-rechten
Stand Platz findet.
(2) Das Æquilibrium wird erhalten durch gleich-ſchweres Gewicht, wenn Krafft und
Laſt gleich ſchwer ſeyn, oder auch wenn ſie an der Schwere ungleich ſchwer ſeyn;
jenes durch einen gleich-aͤrmigen Hebel, als wie der Balcken der Cramer-Waage iſt, die-
ſes durch den ungleich-armigen Hebel, als der Balcken der Schnell-Waage vorſtellet.
§. 14.

Die Machinen-Laſt iſt diejenige Schwere oder Laſt, ſo die ungleiche
Schwere der Materialien an der Machine durch den ungleich weiten Abſtand von
dem Ruhe-Punct verurſachet, dadurch die Krafft oder Laſt verringert wird.
Als:
Wenn Figura II. Tabula I. der hoͤltzerne Hebel oder Hebebaum von C biß B, wegen ſei-
ner Laͤnge, viel ſchwerer iſt, als der kurtze Theil von C biß zur Laſt, und wuͤrde dahero nicht
3 Pfund, wie die Regel erfordert, zu Bewegung der Laſt A noͤthig ſeyn, ſondern beynahe der
lange Theil des Hebels alleine die Laſt A in æquilibrio erhalten.

(1) Dieſe Schwere und Ubergewicht muß bey allen Machinen a part oder beſonders
gerechnet, und dahero bey dem Experimentiren der Hebel oder dergleichen ungleich-
ſchwere Machine nur als eine Linie, die gantz keine Schwere hat, conſideriret wer-
den. Es ſind dahero alle Experimente die Tabula I. Figura II. V. VI. VII.
IX.
und X. angewieſen werden, falſch, wenn ſolche ungleiche Schwere des Hebels von
der Laſt oder Krafft, nachdem es noͤthig, nicht abgezogen wird. Dahero ſolche Expe-
rimente
mit der Univerſal-Waage Figura XV, wegen des Æquilibrii, viel
leichter zu machen ſind.
§. 15.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0027" n="7"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Vor-Bericht zur</hi> <hi rendition="#aq">Mechanic.</hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Durch die <hi rendition="#aq">Perpendicular-</hi>Linie bey der <hi rendition="#aq">Geometrie</hi></hi> wird nicht nur eben dergleichen<lb/>
ietzt be&#x017F;chriebene Linie ver&#x017F;tanden, &#x017F;ondern auch eine iede Linie, die auf einer andern, welche<lb/>
man <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;in</hi> nennet, in gleichen Winckeln &#x017F;tehet, und kein Ab&#x017F;ehen auf das <hi rendition="#aq">Centrum</hi> der Er-<lb/>
den hat. Als:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura VIII. Tab. VII.</hi></hi> hei&#x017F;&#x017F;et die Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">H I</hi> geometrice</hi> eine <hi rendition="#aq">Perpendicular-</hi><lb/>
Linie, weil <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A B</hi></hi> ihre <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;is</hi> i&#x017F;t, aber <hi rendition="#aq">mechanice</hi> kan es nicht &#x017F;eyn, weil eine <hi rendition="#aq">mechani-</hi><lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#aq">Perpendicular-</hi> keine andere <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;in</hi> als eine <hi rendition="#aq">Horizontal-</hi> oder mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gleich&#x017F;tehende Linie annimmet.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 12.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Eine <hi rendition="#aq">Horizontal-</hi>Linie, Waagrecht-Linie, oder Waag-rechter<lb/>
Stand,</hi> i&#x017F;t bey der <hi rendition="#aq">Mechanic</hi> eine Linie, auf der die <hi rendition="#aq">Perpendicular-</hi> oder Seiger-<lb/>
rechte Linie zu gleichen Winckeln aufruhet, und vom <hi rendition="#aq">Centro</hi> der Erden, als wie die<lb/>
&#x017F;till&#x017F;tehenden Wa&#x017F;&#x017F;er, gleich weit ab&#x017F;tehet.</p><lb/>
          <list>
            <item>(1) Ob&#x017F;chon &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Horizontal-</hi>Linie um die Erde eine <hi rendition="#aq">Circul-</hi>Linie machet, &#x017F;o wird<lb/>
dennoch &#x017F;olche in kleinen Stu&#x0364;cken, und bey der <hi rendition="#aq">Mechanic</hi> als eine gerade, angenommen.</item><lb/>
            <item>(2) Eine Waag-rechte Linie hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie, weil eine richtig in&#x017F;tehende Waage mit ihren Balcken<lb/>
dergleichen Linie dar&#x017F;tellet, worzu die Zunge die <hi rendition="#aq">Perpendicular-</hi>Linie abbildet.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 13.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Das <hi rendition="#aq">Æquilibrium</hi> oder gleiche Verha&#x0364;ltniß,</hi> hei&#x017F;&#x017F;et bey der <hi rendition="#aq">Mecha-<lb/>
nic:</hi> Wenn La&#x017F;t und Krafft an einer <hi rendition="#aq">Machine</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#aq">proportioni</hi>ret &#x017F;eyn, daß keins<lb/>
das andere aus &#x017F;einer Stelle bewegen kan; &#x017F;ondern nur erha&#x0364;lt.</p><lb/>
          <list>
            <item>(1) Bey einer richtigen Waage verur&#x017F;achet das <hi rendition="#aq">Æquilibrium</hi> der Gewichte dem <hi rendition="#aq">hori-<lb/>
zontal</hi>en oder Waag-rechten Stand. Es i&#x017F;t aber das <hi rendition="#aq">Æquilibrium</hi> nicht die Ur-<lb/>
&#x017F;ache des Waag-rechten Standes alleine, &#x017F;ondern die ku&#x0364;n&#x017F;tliche Zurichtung der Waage;<lb/>
dahero bey andern <hi rendition="#aq">Machin</hi>en das <hi rendition="#aq">Æquilibrium</hi> auch au&#x017F;&#x017F;er dem Waag-rechten<lb/>
Stand Platz findet.</item><lb/>
            <item>(2) <hi rendition="#fr">Das <hi rendition="#aq">Æquilibrium</hi></hi> wird erhalten durch gleich-&#x017F;chweres Gewicht, wenn Krafft und<lb/>
La&#x017F;t <hi rendition="#fr">gleich &#x017F;chwer</hi> &#x017F;eyn, oder auch wenn &#x017F;ie an der Schwere <hi rendition="#fr">ungleich &#x017F;chwer</hi> &#x017F;eyn;<lb/>
jenes durch einen gleich-a&#x0364;rmigen Hebel, als wie der Balcken der Cramer-Waage i&#x017F;t, die-<lb/>
&#x017F;es durch den ungleich-armigen Hebel, als der Balcken der Schnell-Waage vor&#x017F;tellet.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 14.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Die <hi rendition="#aq">Machin</hi>en-La&#x017F;t i&#x017F;t diejenige Schwere oder La&#x017F;t, &#x017F;o die ungleiche<lb/>
Schwere der <hi rendition="#aq">Materiali</hi>en an der <hi rendition="#aq">Machine</hi> durch den ungleich weiten Ab&#x017F;tand von<lb/>
dem Ruhe-Punct verur&#x017F;achet, dadurch die Krafft oder La&#x017F;t verringert wird.</hi> Als:<lb/>
Wenn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura II. Tabula I.</hi></hi> der ho&#x0364;ltzerne Hebel oder Hebebaum von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi></hi> biß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B,</hi></hi> wegen &#x017F;ei-<lb/>
ner La&#x0364;nge, viel &#x017F;chwerer i&#x017F;t, als der kurtze Theil von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi></hi> biß zur La&#x017F;t, und wu&#x0364;rde dahero nicht<lb/>
3 Pfund, wie die Regel erfordert, zu Bewegung der La&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> no&#x0364;thig &#x017F;eyn, &#x017F;ondern beynahe der<lb/>
lange Theil des Hebels alleine die La&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> in <hi rendition="#aq">æquilibrio</hi> erhalten.</p><lb/>
          <list>
            <item>(1) <hi rendition="#fr">Die&#x017F;e Schwere und Ubergewicht</hi> muß bey allen <hi rendition="#aq">Machin</hi>en <hi rendition="#aq">a part</hi> oder be&#x017F;onders<lb/>
gerechnet, und dahero bey dem <hi rendition="#aq">Experimenti</hi>ren der Hebel oder dergleichen ungleich-<lb/>
&#x017F;chwere <hi rendition="#aq">Machine</hi> nur als eine Linie, die gantz keine Schwere hat, <hi rendition="#aq">con&#x017F;ideri</hi>ret wer-<lb/>
den. Es &#x017F;ind dahero alle <hi rendition="#aq">Experimente</hi> die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tabula I. Figura II. V. VI. VII.<lb/>
IX.</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">X.</hi></hi> angewie&#x017F;en werden, fal&#x017F;ch, wenn &#x017F;olche ungleiche Schwere des Hebels von<lb/>
der La&#x017F;t oder Krafft, nachdem es no&#x0364;thig, nicht abgezogen wird. Dahero &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Expe-<lb/>
rimente</hi> mit der <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;al-</hi>Waage <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura XV,</hi></hi> wegen des <hi rendition="#aq">Æquilibrii,</hi> viel<lb/>
leichter zu machen &#x017F;ind.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 15.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0027] Vor-Bericht zur Mechanic. Durch die Perpendicular-Linie bey der Geometrie wird nicht nur eben dergleichen ietzt beſchriebene Linie verſtanden, ſondern auch eine iede Linie, die auf einer andern, welche man Baſin nennet, in gleichen Winckeln ſtehet, und kein Abſehen auf das Centrum der Er- den hat. Als: Figura VIII. Tab. VII. heiſſet die Linie H I geometrice eine Perpendicular- Linie, weil A B ihre Baſis iſt, aber mechanice kan es nicht ſeyn, weil eine mechani- ſche Perpendicular- keine andere Baſin als eine Horizontal- oder mit dem Waſſer gleichſtehende Linie annimmet. §. 12. Eine Horizontal-Linie, Waagrecht-Linie, oder Waag-rechter Stand, iſt bey der Mechanic eine Linie, auf der die Perpendicular- oder Seiger- rechte Linie zu gleichen Winckeln aufruhet, und vom Centro der Erden, als wie die ſtillſtehenden Waſſer, gleich weit abſtehet. (1) Obſchon ſolche Horizontal-Linie um die Erde eine Circul-Linie machet, ſo wird dennoch ſolche in kleinen Stuͤcken, und bey der Mechanic als eine gerade, angenommen. (2) Eine Waag-rechte Linie heiſſet ſie, weil eine richtig inſtehende Waage mit ihren Balcken dergleichen Linie darſtellet, worzu die Zunge die Perpendicular-Linie abbildet. §. 13. Das Æquilibrium oder gleiche Verhaͤltniß, heiſſet bey der Mecha- nic: Wenn Laſt und Krafft an einer Machine alſo proportioniret ſeyn, daß keins das andere aus ſeiner Stelle bewegen kan; ſondern nur erhaͤlt. (1) Bey einer richtigen Waage verurſachet das Æquilibrium der Gewichte dem hori- zontalen oder Waag-rechten Stand. Es iſt aber das Æquilibrium nicht die Ur- ſache des Waag-rechten Standes alleine, ſondern die kuͤnſtliche Zurichtung der Waage; dahero bey andern Machinen das Æquilibrium auch auſſer dem Waag-rechten Stand Platz findet. (2) Das Æquilibrium wird erhalten durch gleich-ſchweres Gewicht, wenn Krafft und Laſt gleich ſchwer ſeyn, oder auch wenn ſie an der Schwere ungleich ſchwer ſeyn; jenes durch einen gleich-aͤrmigen Hebel, als wie der Balcken der Cramer-Waage iſt, die- ſes durch den ungleich-armigen Hebel, als der Balcken der Schnell-Waage vorſtellet. §. 14. Die Machinen-Laſt iſt diejenige Schwere oder Laſt, ſo die ungleiche Schwere der Materialien an der Machine durch den ungleich weiten Abſtand von dem Ruhe-Punct verurſachet, dadurch die Krafft oder Laſt verringert wird. Als: Wenn Figura II. Tabula I. der hoͤltzerne Hebel oder Hebebaum von C biß B, wegen ſei- ner Laͤnge, viel ſchwerer iſt, als der kurtze Theil von C biß zur Laſt, und wuͤrde dahero nicht 3 Pfund, wie die Regel erfordert, zu Bewegung der Laſt A noͤthig ſeyn, ſondern beynahe der lange Theil des Hebels alleine die Laſt A in æquilibrio erhalten. (1) Dieſe Schwere und Ubergewicht muß bey allen Machinen a part oder beſonders gerechnet, und dahero bey dem Experimentiren der Hebel oder dergleichen ungleich- ſchwere Machine nur als eine Linie, die gantz keine Schwere hat, conſideriret wer- den. Es ſind dahero alle Experimente die Tabula I. Figura II. V. VI. VII. IX. und X. angewieſen werden, falſch, wenn ſolche ungleiche Schwere des Hebels von der Laſt oder Krafft, nachdem es noͤthig, nicht abgezogen wird. Dahero ſolche Expe- rimente mit der Univerſal-Waage Figura XV, wegen des Æquilibrii, viel leichter zu machen ſind. §. 15.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/27
Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/27>, abgerufen am 26.12.2024.