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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XX. vom Wasser-Maas. Tab. LXI.
Krafft von der Drückung eben nicht gar so groß, und über diß das vorhergehende Wasser
dieses immer wieder auf-hält, kan es nicht weit dauren, absonderlich wo wenig Gefäll ist.
Dannenhero wenn man diese Spannung brauchen will und kan, wird es am meisten nützen
bey offnen Canal, wenn das Rad fein nahe darbey seyn kan. Hier bey der geschlossenen
Röhre giebt es guten Effect, und ist der Fall von der obern Fläche anzurechnen.

§. 529.

Zum VII. ist vor allen auch zu untersuchen, als eine nöthige und nützliche Sache:
Ob grosse oder kleine Räder besser seyn?
Die allermeisten werden es mit
denen grossen halten, weil sie meynen, ein groß Rad habe viel mehr Gewalt und Krafft,
und verrichte also auch mehr; Alleine wer die Principia Mechanica innen hat, was
Tabula XXVIII. und XXIX. gesaget worden, wird solches nicht vor universell hal-
ten. Dieses ist wahr, wenn ich alleine auf die gleiche Krafft sehe, aber die Zeit und Verrichtung
bleibet meist einerley, und nach gewissen Umständen, thut ein grosses Rad offt weniger als
ein kleines, und also auch in Gegentheil das kleine: Daß es in Ansehung der Verhältniß,
Krafft, Vermögen und Zeit einerley sey, will durch die VI. Fig. Tabula LXI. zeigen.

F sey das grosse Rad, dessen Diameter 16 Fus, und G sey das kleine von 8 Fus, die
Krafft A sey 1 Pfund an beyden Rädern, die Welle verhält sich gegen den Diameter des
Rades wie 1 zu 16, und also auch die Peripherie der Wellen gegen die Peripherie des Ra-
des, die Last soll seyn 16 Pfund, wenn ihr nun eine Schnur um die Peripherie des Rades F
wickelt, und etwas mehr Krafft als 1 Pfund in A anhänget, so wird es die Schnur H, so um
die Welle gewunden, nebst denen 16 Pfund in C aufziehen, und wenn die Schnur oder Ge-
wicht A 16 Fus abgelauffen, so wird C um einen Fus gestiegen seyn, gleichwie sich der Ra-
dius
der Welle und Rad, oder die Peripherie der Welle und Rades gegeneinander verhal-
ten, eben also gehets auch mit dem kleinen Rad G, so nur 8 Fuß im Radio, oder die Helff-
te so groß ist; denn der Radius des Rades ist auch 16 und die halbe Welle 1 Theil, dannen-
hero etwas mehr als 1 Pfund in A die Last E von 16 Pfund auch heben wird, und wenn
diese 16 Fus abgelauffen, die Last E einen Fus hoch gestiegen seyn wird, also muß die Krafft
so wohl in Grossen als Kleinen, 16 Fus lauffen, ehe die Last 1 Fus steiget, nur daß das kleine
Rad zweymahl herum muß, ehe das grosse ein mahl. Weil nun die Distanz des Ablauffs
und des Auszuges einerley, so folget, daß auch die Zeit und Krafft einerley, und also das kleine
Rad eben so viel als das grosse praestiren kan, und wie es mit den Gewichten, also auch mit dem
Wasser; denn wenn 16 Fus Wasser, so unter dem grossen Rnd durchlauffen, 1 Fus geben,
so thun sie es auch im kleinen Rad, nur daß das grosse einmahl umlauffet, wenn das kleine zwey
mahl. Ist also weder wegen der Krafft, Effect noch Zeit ein Unterscheid, und dennoch kostet
ein grosses Rad viel mehr, will einen weiten Platz und Umfang haben, wird viel schwehrer,
bekömmet dahero viel mehr Friction, und gehet viel fauler und langsamer, dannenhero ohne
Noth kein groß Rad zu machen.

§. 530.

Bey so gestalten Sachen aber will dennoch der Fluß oder Wasser, und die Arbeit, die
es thun soll, dabey observiret werden, denn ein grosses und hohes Rad gehet viel steter und
gleicher als ein kleines, soll bey anlauffenden Wasser nicht so leichte ersauffen als ein kleines, es
soll auch nicht so leichte Schaden leiden durch Eis und dergleichen, wiewohl man ebenfalls ein
kleines Rad so feste und starck machen kan als ein grosses.

§. 531.

Zum VIII. ist zu untersuchen: Ob es eben so viel, wenn das Wasser einen schnel-
len Fall und Schuß hat, und das Rad doch langsam gehet, als wenn das Rad zu-
gleich mit dem schnellen Wasser sich schnell beweget?

Alle

Cap. XX. vom Waſſer-Maas. Tab. LXI.
Krafft von der Druͤckung eben nicht gar ſo groß, und uͤber diß das vorhergehende Waſſer
dieſes immer wieder auf-haͤlt, kan es nicht weit dauren, abſonderlich wo wenig Gefaͤll iſt.
Dannenhero wenn man dieſe Spannung brauchen will und kan, wird es am meiſten nuͤtzen
bey offnen Canal, wenn das Rad fein nahe darbey ſeyn kan. Hier bey der geſchloſſenen
Roͤhre giebt es guten Effect, und iſt der Fall von der obern Flaͤche anzurechnen.

§. 529.

Zum VII. iſt vor allen auch zu unterſuchen, als eine noͤthige und nuͤtzliche Sache:
Ob groſſe oder kleine Raͤder beſſer ſeyn?
Die allermeiſten werden es mit
denen groſſen halten, weil ſie meynen, ein groß Rad habe viel mehr Gewalt und Krafft,
und verrichte alſo auch mehr; Alleine wer die Principia Mechanica innen hat, was
Tabula XXVIII. und XXIX. geſaget worden, wird ſolches nicht vor univerſell hal-
ten. Dieſes iſt wahr, wenn ich alleine auf die gleiche Krafft ſehe, aber die Zeit und Verrichtung
bleibet meiſt einerley, und nach gewiſſen Umſtaͤnden, thut ein groſſes Rad offt weniger als
ein kleines, und alſo auch in Gegentheil das kleine: Daß es in Anſehung der Verhaͤltniß,
Krafft, Vermoͤgen und Zeit einerley ſey, will durch die VI. Fig. Tabula LXI. zeigen.

F ſey das groſſe Rad, deſſen Diameter 16 Fus, und G ſey das kleine von 8 Fus, die
Krafft A ſey 1 Pfund an beyden Raͤdern, die Welle verhaͤlt ſich gegen den Diameter des
Rades wie 1 zu 16, und alſo auch die Peripherie der Wellen gegen die Peripherie des Ra-
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die Welle gewunden, nebſt denen 16 Pfund in C aufziehen, und wenn die Schnur oder Ge-
wicht A 16 Fus abgelauffen, ſo wird C um einen Fus geſtiegen ſeyn, gleichwie ſich der Ra-
dius
der Welle und Rad, oder die Peripherie der Welle und Rades gegeneinander verhal-
ten, eben alſo gehets auch mit dem kleinen Rad G, ſo nur 8 Fuß im Radio, oder die Helff-
te ſo groß iſt; denn der Radius des Rades iſt auch 16 und die halbe Welle 1 Theil, dannen-
hero etwas mehr als 1 Pfund in A die Laſt E von 16 Pfund auch heben wird, und wenn
dieſe 16 Fus abgelauffen, die Laſt E einen Fus hoch geſtiegen ſeyn wird, alſo muß die Krafft
ſo wohl in Groſſen als Kleinen, 16 Fus lauffen, ehe die Laſt 1 Fus ſteiget, nur daß das kleine
Rad zweymahl herum muß, ehe das groſſe ein mahl. Weil nun die Diſtanz des Ablauffs
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Rad eben ſo viel als das groſſe præſtiren kan, und wie es mit den Gewichten, alſo auch mit dem
Waſſer; denn wenn 16 Fus Waſſer, ſo unter dem groſſen Rnd durchlauffen, 1 Fus geben,
ſo thun ſie es auch im kleinen Rad, nur daß das groſſe einmahl umlauffet, wenn das kleine zwey
mahl. Iſt alſo weder wegen der Krafft, Effect noch Zeit ein Unterſcheid, und dennoch koſtet
ein groſſes Rad viel mehr, will einen weiten Platz und Umfang haben, wird viel ſchwehrer,
bekoͤmmet dahero viel mehr Friction, und gehet viel fauler und langſamer, dannenhero ohne
Noth kein groß Rad zu machen.

§. 530.

Bey ſo geſtalten Sachen aber will dennoch der Fluß oder Waſſer, und die Arbeit, die
es thun ſoll, dabey obſerviret werden, denn ein groſſes und hohes Rad gehet viel ſteter und
gleicher als ein kleines, ſoll bey anlauffenden Waſſer nicht ſo leichte erſauffen als ein kleines, es
ſoll auch nicht ſo leichte Schaden leiden durch Eis und dergleichen, wiewohl man ebenfalls ein
kleines Rad ſo feſte und ſtarck machen kan als ein groſſes.

§. 531.

Zum VIII. iſt zu unterſuchen: Ob es eben ſo viel, wenn das Waſſer einen ſchnel-
len Fall und Schuß hat, und das Rad doch langſam gehet, als wenn das Rad zu-
gleich mit dem ſchnellen Waſſer ſich ſchnell beweget?

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[202/0222] Cap. XX. vom Waſſer-Maas. Tab. LXI. Krafft von der Druͤckung eben nicht gar ſo groß, und uͤber diß das vorhergehende Waſſer dieſes immer wieder auf-haͤlt, kan es nicht weit dauren, abſonderlich wo wenig Gefaͤll iſt. Dannenhero wenn man dieſe Spannung brauchen will und kan, wird es am meiſten nuͤtzen bey offnen Canal, wenn das Rad fein nahe darbey ſeyn kan. Hier bey der geſchloſſenen Roͤhre giebt es guten Effect, und iſt der Fall von der obern Flaͤche anzurechnen. §. 529. Zum VII. iſt vor allen auch zu unterſuchen, als eine noͤthige und nuͤtzliche Sache: Ob groſſe oder kleine Raͤder beſſer ſeyn? Die allermeiſten werden es mit denen groſſen halten, weil ſie meynen, ein groß Rad habe viel mehr Gewalt und Krafft, und verrichte alſo auch mehr; Alleine wer die Principia Mechanica innen hat, was Tabula XXVIII. und XXIX. geſaget worden, wird ſolches nicht vor univerſell hal- ten. Dieſes iſt wahr, wenn ich alleine auf die gleiche Krafft ſehe, aber die Zeit und Verrichtung bleibet meiſt einerley, und nach gewiſſen Umſtaͤnden, thut ein groſſes Rad offt weniger als ein kleines, und alſo auch in Gegentheil das kleine: Daß es in Anſehung der Verhaͤltniß, Krafft, Vermoͤgen und Zeit einerley ſey, will durch die VI. Fig. Tabula LXI. zeigen. F ſey das groſſe Rad, deſſen Diameter 16 Fus, und G ſey das kleine von 8 Fus, die Krafft A ſey 1 Pfund an beyden Raͤdern, die Welle verhaͤlt ſich gegen den Diameter des Rades wie 1 zu 16, und alſo auch die Peripherie der Wellen gegen die Peripherie des Ra- des, die Laſt ſoll ſeyn 16 Pfund, wenn ihr nun eine Schnur um die Peripherie des Rades F wickelt, und etwas mehr Krafft als 1 Pfund in A anhaͤnget, ſo wird es die Schnur H, ſo um die Welle gewunden, nebſt denen 16 Pfund in C aufziehen, und wenn die Schnur oder Ge- wicht A 16 Fus abgelauffen, ſo wird C um einen Fus geſtiegen ſeyn, gleichwie ſich der Ra- dius der Welle und Rad, oder die Peripherie der Welle und Rades gegeneinander verhal- ten, eben alſo gehets auch mit dem kleinen Rad G, ſo nur 8 Fuß im Radio, oder die Helff- te ſo groß iſt; denn der Radius des Rades iſt auch 16 und die halbe Welle 1 Theil, dannen- hero etwas mehr als 1 Pfund in A die Laſt E von 16 Pfund auch heben wird, und wenn dieſe 16 Fus abgelauffen, die Laſt E einen Fus hoch geſtiegen ſeyn wird, alſo muß die Krafft ſo wohl in Groſſen als Kleinen, 16 Fus lauffen, ehe die Laſt 1 Fus ſteiget, nur daß das kleine Rad zweymahl herum muß, ehe das groſſe ein mahl. Weil nun die Diſtanz des Ablauffs und des Auszuges einerley, ſo folget, daß auch die Zeit und Krafft einerley, und alſo das kleine Rad eben ſo viel als das groſſe præſtiren kan, und wie es mit den Gewichten, alſo auch mit dem Waſſer; denn wenn 16 Fus Waſſer, ſo unter dem groſſen Rnd durchlauffen, 1 Fus geben, ſo thun ſie es auch im kleinen Rad, nur daß das groſſe einmahl umlauffet, wenn das kleine zwey mahl. Iſt alſo weder wegen der Krafft, Effect noch Zeit ein Unterſcheid, und dennoch koſtet ein groſſes Rad viel mehr, will einen weiten Platz und Umfang haben, wird viel ſchwehrer, bekoͤmmet dahero viel mehr Friction, und gehet viel fauler und langſamer, dannenhero ohne Noth kein groß Rad zu machen. §. 530. Bey ſo geſtalten Sachen aber will dennoch der Fluß oder Waſſer, und die Arbeit, die es thun ſoll, dabey obſerviret werden, denn ein groſſes und hohes Rad gehet viel ſteter und gleicher als ein kleines, ſoll bey anlauffenden Waſſer nicht ſo leichte erſauffen als ein kleines, es ſoll auch nicht ſo leichte Schaden leiden durch Eis und dergleichen, wiewohl man ebenfalls ein kleines Rad ſo feſte und ſtarck machen kan als ein groſſes. §. 531. Zum VIII. iſt zu unterſuchen: Ob es eben ſo viel, wenn das Waſſer einen ſchnel- len Fall und Schuß hat, und das Rad doch langſam gehet, als wenn das Rad zu- gleich mit dem ſchnellen Waſſer ſich ſchnell beweget? Alle

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/222>, abgerufen am 26.12.2024.