Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.Cap. XVII. von der Krafft der Thiere. Tab. XXXVI. sie hernach bey erwachsenen Jahren etwas thun sollen, alsobald matt und marode da-hin fallen. Wo nun die Natur dem Menschen starcke Gliedmassen, Knochen und Nerven gegeben, Klein und unnütze, §. 265. Was die Kräffte der Thiere betrifft, sonderlich der Pferde, so kan ich zwar so viel 1.) theils auf die Landes-Art; weil Menschen und Thiere in einem Lande kräfftiger und stärcker sind als in einem andern. 2.) Theils auf die Disposition des Leibes und Gliedmassen. 3.) Theils auf die Gewohnheit der Arbeit. 4.) Theils auf das Nutriment oder Nahrung; denn wo Krafft herkommt, muß Krafft zugesetzet werden. Ein hungriger und ausgezehrter Leib hat selten viel Krafft, und wird daher nicht lange dauren. Auch eine Speise giebt vielmehr Krafft, oder machet, daß die Person viel länger dauren kan als die andere. Und endlich 5.) auf die Gesundheit, denn ein ungesunder Leib ist meist matt und krafft- loß, wie denn Kranckheit öffters denen Kräfftigsten ihre Stärcke auf Lebenslang beraubet. §. 266. Die Bewegungen der Machinen durch die Thiere geschehen mehrentheils 1. Durch Ziehen, entweder daß solche in einer geraden Linie fortziehen, als wie an §. 267. 2. Durch das Treten, bloß mit denen Förder-Füssen, wie Tabula XXXVI. Pferd
Cap. XVII. von der Krafft der Thiere. Tab. XXXVI. ſie hernach bey erwachſenen Jahren etwas thun ſollen, alſobald matt und marode da-hin fallen. Wo nun die Natur dem Menſchen ſtarcke Gliedmaſſen, Knochen und Nerven gegeben, Klein und unnuͤtze, §. 265. Was die Kraͤffte der Thiere betrifft, ſonderlich der Pferde, ſo kan ich zwar ſo viel 1.) theils auf die Landes-Art; weil Menſchen und Thiere in einem Lande kraͤfftiger und ſtaͤrcker ſind als in einem andern. 2.) Theils auf die Diſpoſition des Leibes und Gliedmaſſen. 3.) Theils auf die Gewohnheit der Arbeit. 4.) Theils auf das Nutriment oder Nahrung; denn wo Krafft herkommt, muß Krafft zugeſetzet werden. Ein hungriger und ausgezehrter Leib hat ſelten viel Krafft, und wird daher nicht lange dauren. Auch eine Speiſe giebt vielmehr Krafft, oder machet, daß die Perſon viel laͤnger dauren kan als die andere. Und endlich 5.) auf die Geſundheit, denn ein ungeſunder Leib iſt meiſt matt und krafft- loß, wie denn Kranckheit oͤffters denen Kraͤfftigſten ihre Staͤrcke auf Lebenslang beraubet. §. 266. Die Bewegungen der Machinen durch die Thiere geſchehen mehrentheils 1. Durch Ziehen, entweder daß ſolche in einer geraden Linie fortziehen, als wie an §. 267. 2. Durch das Treten, bloß mit denen Foͤrder-Fuͤſſen, wie Tabula XXXVI. Pferd
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Cap. XVII. von der Krafft der Thiere. Tab. XXXVI.
ſie hernach bey erwachſenen Jahren etwas thun ſollen, alſobald matt und marode da-
hin fallen.
Wo nun die Natur dem Menſchen ſtarcke Gliedmaſſen, Knochen und Nerven gegeben,
und er gebrauchet ſich ſolcher von Jugend auf zu harter und ſchwehrer Arbeit, da giebt es dann
harte, handfeſte, ſtarcke und dauerhaffte Leute, ob ſie gleich von auſſen eben nicht allzugroß und
ſtarck ſcheinen, die wohl zwey, drey und mehrmahl ſo viel tragen, heben und ziehen koͤnnen, als
ſie ſchwehr ſind, wie ich denn ſelbſt mit eigenem Exempel bezeugen kan, daß ich in meiner Ju-
gend 4 biß 6 Centner eine ziemliche Weite tragen, einen Centner mit ausgeſtreckten Arm auf
eine Banck, und 2 Centner von der Erde 8 Zoll hoch heben koͤnnen, da ich doch niemahlen viel
uͤber 1¼ Centner gewogen. Es hat mir aber dieſe Krafft eine ſehr ſchwehre Kranckheit ſchon
vor etlichen Jahren geraubet. Insgemein ſind die mittlern Perſonen, die weder zu groß,
noch zu klein, und doch etwas dicke ſeyn, aber auch nicht zu viel, und fein ſtarcke Arm und Beine
haben, die kraͤfftigſten und dauerhaffteſten, und nuͤtzen die groſſen ſelten mehr als die kleinen,
ja mehrentheils noch weniger; dahero auch das Sprichwort bey denen Deutſchen entſtan-
den iſt:
Klein und unnuͤtze,
Groß/ faul und nichts nuͤtze.
§. 265.
Was die Kraͤffte der Thiere betrifft, ſonderlich der Pferde, ſo kan ich zwar ſo viel
aus der Erfahrung nicht ſchreiben, alleine ich habe dennoch geſehen, daß es ebenfalls in vie-
len Stuͤcken mit den Menſchen gleichgehet, da offt groſſe Pferde faul und ſchwach ſind, hinge-
gen andere auch groß, ſtarck, und dennoch arbeitſam, insgemein aber die mittlern Gattungen
die beſten ſeyn, doch aber auch eines ſtaͤrcker und arbeitſamer als das andere, ſo, daß das eine
freywillig faſt alles zureiſſen will, das andere aber gleich matt und krafftloß iſt, und zu allen
Tritten mit Schlaͤgen muß angetrieben werden, und koͤmmet es wegen der Kraͤffte, ſo wohl bey
Menſchen als Vieh, viel an
1.) theils auf die Landes-Art; weil Menſchen und Thiere in einem Lande kraͤfftiger
und ſtaͤrcker ſind als in einem andern.
2.) Theils auf die Diſpoſition des Leibes und Gliedmaſſen.
3.) Theils auf die Gewohnheit der Arbeit.
4.) Theils auf das Nutriment oder Nahrung; denn wo Krafft herkommt, muß
Krafft zugeſetzet werden. Ein hungriger und ausgezehrter Leib hat ſelten viel
Krafft, und wird daher nicht lange dauren. Auch eine Speiſe giebt vielmehr
Krafft, oder machet, daß die Perſon viel laͤnger dauren kan als die andere.
Und endlich 5.) auf die Geſundheit, denn ein ungeſunder Leib iſt meiſt matt und krafft-
loß, wie denn Kranckheit oͤffters denen Kraͤfftigſten ihre Staͤrcke auf Lebenslang
beraubet.
§. 266.
Die Bewegungen der Machinen durch die Thiere geſchehen mehrentheils
1. Durch Ziehen, entweder daß ſolche in einer geraden Linie fortziehen, als wie an
einem Wagen; oder es geſchiehet in einem Circkel, wie an den Gaͤpel-Kuͤnſten.
§. 267.
2. Durch das Treten, bloß mit denen Foͤrder-Fuͤſſen, wie Tabula XXXVI.
Figura I. zu ſehen. Es iſt dieſe Figur zwar aus des Agricolæ Berg-Buch genommen,
alleine ich halte ſie nicht vor ſo gar wichtig. Erſtlich, weil es viel Muͤhe koſten wird, daß das
Pferd
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