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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Joh. v. Schwerin. zur Zeit der Reg. Gottfrieds v. Rogga.
von seinen Vorfahren ihnen ertheilte Freiheiten, mit dem Zusatz, daß der Stadt-1296
vogt sich einen Nachfolger ernennen könne, ohne daß derselbe die Jnvestitur zu
suchen nöthig habe. Zu Riga im April.

Die Kaufleute zu Wisby kamen bey dem König in Dännemark, Erich,
klagbar ein, daß ihnen die Estländer einige Kaufmansgüter vorenthalten,
worauf derselbe an seinen Stadthalter in Revel, Nils Axelson, und an die
Räthe über Estland, die Herren Henrich von Lode, Herman von Bux-
thöveden, Woldemar Rosen
und Helmold von Lode, Befehl stelte, die-
sen Bürgern zu ihrem Rechte zu verhelfen, wodurch die Zwistigkeiten gehoben
wurden. S. Strelovs gothländische Chronik Bl. 147.

Bruno zerfiel mit den Bürgern zu Riga einer Brücke halber, welchen1297
Streit der Erzbischof und der Bischof Bernhard von Dörpt so schlichteten,
daß die Bürger zwar am Bau zum gemeinen Besten nicht gehindert werden, aber
auch keine Mühlen und Wehren (gurgustia) ohne Einwilligung des Ordens an-
legen sollen.

Der litthauische Grosfürst Vithenes rückte indessen mit seinem Heere in
Liefland ein, da der Erzbischof und die Bürgerschaft das Rauhe heraus kehr-
ten, und mit dem Orden in anderthalb Jahren 9 Schlachten wagten. Die
letzte bey Treyder-Aa am ersten Junius war entscheidend, und Bruno samt
60 Rittern und vielen Gemeinen blieben in derselben. Die Sieger machten sich
hierauf an die Belagerung des Ordensschlosses Neuermühlen, b) hatten aber
auch fast 3000 Christen aus ihren Händen reissen, und von ihren eigenen Leuten
800, oder wie andre lesen, 1800 sitzen lassen müssen.

Der drey und zwanzigste Ordensmeister in Liefland
deutschen Ordens,
Gottfried von Rogga
a).

Er erhielt aus Preussen noch zu rechter Zeit eine gute Anzahl neu-1298
geworbener Soldaten, welche der tapfere Berthold von Oe-
sterreich,
mit dem Zunamen Brühan, anführete. Sie rück-
ten miteinander zum Entsatz vor Neuermühlen an, und fielen

am
Strubicz schreibt Brunau. Peter von Duisburg K. 262 heist ihn schlechtweg
Meister Bruno. Spangenberg läst ihn mit andern Ordensmeistern aus. Jn-
zwischen ist es falsch, daß die Ritter bey Annehmung des Ordens ihre Namen geän-
dert, wie Simon Grunov meinet. Cranz Vandal. lib. VII, c. 46 giebt die Suc-
ceßion der rigischen Erzbischöfe ganz unrecht an. Seinem Bericht nach folgte auf Al-
berten
gleich der Graf Johan von Schwerin, den er Helmolds Bruder nennet
Auf diesem folgte 1304 Johannes Brand, ein rigischer Domherr; welches den
Documenten entgegen ist.
b) Neuermühlen, auf lettisch Adasch, ein altes herrmeisterlichs Schlos, lag 11 Wer-
ste von Riga; nicht weit davon ist die erste Poststation nach Pernau, Revel, Dörpt
und Petersburg. Peter von Duisburg K. 262 nent es castrum molendini noui,
Horner, noua mola. Kojalowitz schreibt auf eine ganz seltsame Art, nouem ly-
num,
so ohne Zweifel nouum molendinum heissen sollen. Peter von Duisburg
erzehlet, Bruno habe dem litthauischen König Vithenus nachgesetzet, weil dieser
im Schlosse Carthusen 4 Brüder mit ihrem Volke gefangen genommen, und
das Schlos zerstöret. Er habe ihn auch endlich bey der Treyderaamünde oder
Gowmunde angetroffen, 3000 Christen aus seinen Händen errettet, 800 Ungläubige
erschlagen, wobey doch Bruno selbst mit 22 Brüdern und 1500 Christen ins Gras
beissen müssen.
a) Die mehresten von unsern Geschichtschreibern lassen den Zunamen weg. Horner nent
ihn Gottfried Rugo. Strubicz, Andreas Gottfried; die eine Handschrift,
Gottfried Rosus; die zweyte Curt Fridow genant Ruge; andre, Roge und Roggaa.
S 2

Erzb. Joh. v. Schwerin. zur Zeit der Reg. Gottfrieds v. Rogga.
von ſeinen Vorfahren ihnen ertheilte Freiheiten, mit dem Zuſatz, daß der Stadt-1296
vogt ſich einen Nachfolger ernennen koͤnne, ohne daß derſelbe die Jnveſtitur zu
ſuchen noͤthig habe. Zu Riga im April.

Die Kaufleute zu Wisby kamen bey dem Koͤnig in Daͤnnemark, Erich,
klagbar ein, daß ihnen die Eſtlaͤnder einige Kaufmansguͤter vorenthalten,
worauf derſelbe an ſeinen Stadthalter in Revel, Nils Axelſon, und an die
Raͤthe uͤber Eſtland, die Herren Henrich von Lode, Herman von Bux-
thoͤveden, Woldemar Roſen
und Helmold von Lode, Befehl ſtelte, die-
ſen Buͤrgern zu ihrem Rechte zu verhelfen, wodurch die Zwiſtigkeiten gehoben
wurden. S. Strelovs gothlaͤndiſche Chronik Bl. 147.

Bruno zerfiel mit den Buͤrgern zu Riga einer Bruͤcke halber, welchen1297
Streit der Erzbiſchof und der Biſchof Bernhard von Doͤrpt ſo ſchlichteten,
daß die Buͤrger zwar am Bau zum gemeinen Beſten nicht gehindert werden, aber
auch keine Muͤhlen und Wehren (gurguſtia) ohne Einwilligung des Ordens an-
legen ſollen.

Der litthauiſche Grosfuͤrſt Vithenes ruͤckte indeſſen mit ſeinem Heere in
Liefland ein, da der Erzbiſchof und die Buͤrgerſchaft das Rauhe heraus kehr-
ten, und mit dem Orden in anderthalb Jahren 9 Schlachten wagten. Die
letzte bey Treyder-Aa am erſten Junius war entſcheidend, und Bruno ſamt
60 Rittern und vielen Gemeinen blieben in derſelben. Die Sieger machten ſich
hierauf an die Belagerung des Ordensſchloſſes Neuermuͤhlen, b) hatten aber
auch faſt 3000 Chriſten aus ihren Haͤnden reiſſen, und von ihren eigenen Leuten
800, oder wie andre leſen, 1800 ſitzen laſſen muͤſſen.

Der drey und zwanzigſte Ordensmeiſter in Liefland
deutſchen Ordens,
Gottfried von Rogga
a).

Er erhielt aus Preuſſen noch zu rechter Zeit eine gute Anzahl neu-1298
geworbener Soldaten, welche der tapfere Berthold von Oe-
ſterreich,
mit dem Zunamen Bruͤhan, anfuͤhrete. Sie ruͤck-
ten miteinander zum Entſatz vor Neuermuͤhlen an, und fielen

am
Strubicz ſchreibt Brunau. Peter von Duisburg K. 262 heiſt ihn ſchlechtweg
Meiſter Bruno. Spangenberg laͤſt ihn mit andern Ordensmeiſtern aus. Jn-
zwiſchen iſt es falſch, daß die Ritter bey Annehmung des Ordens ihre Namen geaͤn-
dert, wie Simon Grunov meinet. Cranz Vandal. lib. VII, c. 46 giebt die Suc-
ceßion der rigiſchen Erzbiſchoͤfe ganz unrecht an. Seinem Bericht nach folgte auf Al-
berten
gleich der Graf Johan von Schwerin, den er Helmolds Bruder nennet
Auf dieſem folgte 1304 Johannes Brand, ein rigiſcher Domherr; welches den
Documenten entgegen iſt.
b) Neuermuͤhlen, auf lettiſch Adaſch, ein altes herrmeiſterlichs Schlos, lag 11 Wer-
ſte von Riga; nicht weit davon iſt die erſte Poſtſtation nach Pernau, Revel, Doͤrpt
und Petersburg. Peter von Duisburg K. 262 nent es caſtrum molendini noui,
Horner, noua mola. Kojalowitz ſchreibt auf eine ganz ſeltſame Art, nouem ly-
num,
ſo ohne Zweifel nouum molendinum heiſſen ſollen. Peter von Duisburg
erzehlet, Bruno habe dem litthauiſchen Koͤnig Vithenus nachgeſetzet, weil dieſer
im Schloſſe Carthuſen 4 Bruͤder mit ihrem Volke gefangen genommen, und
das Schlos zerſtoͤret. Er habe ihn auch endlich bey der Treyderaamuͤnde oder
Gowmunde angetroffen, 3000 Chriſten aus ſeinen Haͤnden errettet, 800 Unglaͤubige
erſchlagen, wobey doch Bruno ſelbſt mit 22 Bruͤdern und 1500 Chriſten ins Gras
beiſſen muͤſſen.
a) Die mehreſten von unſern Geſchichtſchreibern laſſen den Zunamen weg. Horner nent
ihn Gottfried Rugo. Strubicz, Andreas Gottfried; die eine Handſchrift,
Gottfried Roſus; die zweyte Curt Fridow genant Ruge; andre, Roge und Roggaa.
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[71/0089] Erzb. Joh. v. Schwerin. zur Zeit der Reg. Gottfrieds v. Rogga. von ſeinen Vorfahren ihnen ertheilte Freiheiten, mit dem Zuſatz, daß der Stadt- vogt ſich einen Nachfolger ernennen koͤnne, ohne daß derſelbe die Jnveſtitur zu ſuchen noͤthig habe. Zu Riga im April. 1296 Die Kaufleute zu Wisby kamen bey dem Koͤnig in Daͤnnemark, Erich, klagbar ein, daß ihnen die Eſtlaͤnder einige Kaufmansguͤter vorenthalten, worauf derſelbe an ſeinen Stadthalter in Revel, Nils Axelſon, und an die Raͤthe uͤber Eſtland, die Herren Henrich von Lode, Herman von Bux- thoͤveden, Woldemar Roſen und Helmold von Lode, Befehl ſtelte, die- ſen Buͤrgern zu ihrem Rechte zu verhelfen, wodurch die Zwiſtigkeiten gehoben wurden. S. Strelovs gothlaͤndiſche Chronik Bl. 147. Bruno zerfiel mit den Buͤrgern zu Riga einer Bruͤcke halber, welchen Streit der Erzbiſchof und der Biſchof Bernhard von Doͤrpt ſo ſchlichteten, daß die Buͤrger zwar am Bau zum gemeinen Beſten nicht gehindert werden, aber auch keine Muͤhlen und Wehren (gurguſtia) ohne Einwilligung des Ordens an- legen ſollen. 1297 Der litthauiſche Grosfuͤrſt Vithenes ruͤckte indeſſen mit ſeinem Heere in Liefland ein, da der Erzbiſchof und die Buͤrgerſchaft das Rauhe heraus kehr- ten, und mit dem Orden in anderthalb Jahren 9 Schlachten wagten. Die letzte bey Treyder-Aa am erſten Junius war entſcheidend, und Bruno ſamt 60 Rittern und vielen Gemeinen blieben in derſelben. Die Sieger machten ſich hierauf an die Belagerung des Ordensſchloſſes Neuermuͤhlen, b) hatten aber auch faſt 3000 Chriſten aus ihren Haͤnden reiſſen, und von ihren eigenen Leuten 800, oder wie andre leſen, 1800 ſitzen laſſen muͤſſen. Der drey und zwanzigſte Ordensmeiſter in Liefland deutſchen Ordens, Gottfried von Rogga a). Er erhielt aus Preuſſen noch zu rechter Zeit eine gute Anzahl neu- geworbener Soldaten, welche der tapfere Berthold von Oe- ſterreich, mit dem Zunamen Bruͤhan, anfuͤhrete. Sie ruͤck- ten miteinander zum Entſatz vor Neuermuͤhlen an, und fielen am a) 1298 b) Neuermuͤhlen, auf lettiſch Adaſch, ein altes herrmeiſterlichs Schlos, lag 11 Wer- ſte von Riga; nicht weit davon iſt die erſte Poſtſtation nach Pernau, Revel, Doͤrpt und Petersburg. Peter von Duisburg K. 262 nent es caſtrum molendini noui, Horner, noua mola. Kojalowitz ſchreibt auf eine ganz ſeltſame Art, nouem ly- num, ſo ohne Zweifel nouum molendinum heiſſen ſollen. Peter von Duisburg erzehlet, Bruno habe dem litthauiſchen Koͤnig Vithenus nachgeſetzet, weil dieſer im Schloſſe Carthuſen 4 Bruͤder mit ihrem Volke gefangen genommen, und das Schlos zerſtoͤret. Er habe ihn auch endlich bey der Treyderaamuͤnde oder Gowmunde angetroffen, 3000 Chriſten aus ſeinen Haͤnden errettet, 800 Unglaͤubige erſchlagen, wobey doch Bruno ſelbſt mit 22 Bruͤdern und 1500 Chriſten ins Gras beiſſen muͤſſen. a) Die mehreſten von unſern Geſchichtſchreibern laſſen den Zunamen weg. Horner nent ihn Gottfried Rugo. Strubicz, Andreas Gottfried; die eine Handſchrift, Gottfried Roſus; die zweyte Curt Fridow genant Ruge; andre, Roge und Roggaa. a) Strubicz ſchreibt Brunau. Peter von Duisburg K. 262 heiſt ihn ſchlechtweg Meiſter Bruno. Spangenberg laͤſt ihn mit andern Ordensmeiſtern aus. Jn- zwiſchen iſt es falſch, daß die Ritter bey Annehmung des Ordens ihre Namen geaͤn- dert, wie Simon Grunov meinet. Cranz Vandal. lib. VII, c. 46 giebt die Suc- ceßion der rigiſchen Erzbiſchoͤfe ganz unrecht an. Seinem Bericht nach folgte auf Al- berten gleich der Graf Johan von Schwerin, den er Helmolds Bruder nennet Auf dieſem folgte 1304 Johannes Brand, ein rigiſcher Domherr; welches den Documenten entgegen iſt. S 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/89>, abgerufen am 21.11.2024.