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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Joh. v. Lünen. zur Zeit der Reg. Wilhelms v. Schauerburg.
Der achtzehnte Ordensmeister in Liefland
deutschen Ordens,
Wilhelm von Schauerburg,
a)

Ward seiner bekanten Tapferkeit halber von den Rittern auf dem zu Vel-1281
lyn gehaltenem Landtage erwehlet, und setzte sich gegen die feindliche
Macht, durch Werbung neuer Völker, gleich anfangs in gute Ver-
fassung.

Der rigische Fürst Wiczlaus verstattete den rigischen Kaufleuten, die1282
in den Grenzen seiner Herrschaft anlanden würden, von allen ihren Gütern die
Angaria und Perangaria, die Freiheit von Zol und von der Schepwracke; bestä-
tigte ihnen auch die Privilegien seiner Vorfahren. Unterzeichnet zu Riga am
19ten April.

Der König Erich bestimte am Sontag Trinitatis zu Lunden der revel-1283
schen Kirche 60 Haken Landes von den Höfen Wartel und Kadjal, und be-
fahl dem estländischen Adel, von jedem Haken zwey Külmet Getreide nach der
alten Gewonheit zu entrichten, dessen sich die Ritterschaft bisher entschüttet hatte.

Der Ordensmeister war gegen die Semgallen anfänglich ziemlich glücklich,1284
und wies ihnen einen Hügel, auf dem er ein Crucifix setzte, zur gottesdienstlichen
Versamlung an, bey welchem das Volk seine Andacht haben, die Predigt hören
und Betstunden halten konte, und den man nachher Heiligenberg nante. Bey
den Streitigkeiten zwischen dem König Erich in Norwegen, und den Städten
an der Ostsee, Lybikh, Roczstok, Vismarh, Stralasund, Grips-
woldh, Riga
und den Deutschen in Wisby, 1285, setzte der König
Magnus von Schweden um Michaelis zu Calmar vier Commissarien
nieder, von ieder Seite zwey, darüber er sich jedoch die endliche Entscheidung vorbe-
hielt. Der Erzbischof erbaute unterdessen die berühmte Kirche zu Wenden;
nach deren Vollendung er aus dieser Welt Abschied nahm, und im rigischen
Dom vor dem Catharinenaltar begraben wurde. An seine Stelle kam Jo-1286
hann von Fechten.

Dieser Ordensmeister sahe sich übrigens genöthiget, mit den Litthauern,1287
Samogiten und den unruhigen Semgalliern zu schlagen, deren Heerführer
auch das Leben verlohr. Er wurde aber von der überlegenen Macht der Feinde
umzingelt, und standhaft entleibet, nachdem von seinen Rittern 33 erschlagen,
und 16 gefangen worden, die man theils nacket auf Pferde band, und mit Knüt-
teln zu Tode prügelte, theils auf hölzernen Rosten über dem Feuer langsam
briet. b)

Der
a) Beim Chyträus heist er von Endorf, beim Strubicz von Enderpen. Andre
schreiben Emsdorf, Schurborch, Syersburg; Schütze nennet ihn Willeke
oder Wilm von Schürborch, die alte Handschrift von den Herrmeistern macht aus
Wilhelm von Schurborg und Wilhelm von Eindorf zwey Personen, die un-
mittelbar auf einander gefolgt. Andre schreiben gar Widekind von Schierburg.
b) Hartknoch schreibet in seinen Anmerkungen über den Duisburger beim Jahre 1283,
daß sich der Hochmeister Winrich von Kniprode von dem mit den Litthauern und
Samogiten 85 Jahr lang geführten Kriege ein Verzeichnis vorzeigen lassen, nach
welchem der Orden über 168000 von dieser Nation theils erschlagen, theils gefangen
genommen, dabey aber 49 Ordensbrüder, 28 andre vornehme Ritter, 4000 Bürger,
11000 von Adel, 8000 Gemeine und 15000 Pilger eingebüsset habe. Der ehrliche
Bürger,
R 2
Erzb. Joh. v. Luͤnen. zur Zeit der Reg. Wilhelms v. Schauerburg.
Der achtzehnte Ordensmeiſter in Liefland
deutſchen Ordens,
Wilhelm von Schauerburg,
a)

Ward ſeiner bekanten Tapferkeit halber von den Rittern auf dem zu Vel-1281
lyn gehaltenem Landtage erwehlet, und ſetzte ſich gegen die feindliche
Macht, durch Werbung neuer Voͤlker, gleich anfangs in gute Ver-
faſſung.

Der rigiſche Fuͤrſt Wiczlaus verſtattete den rigiſchen Kaufleuten, die1282
in den Grenzen ſeiner Herrſchaft anlanden wuͤrden, von allen ihren Guͤtern die
Angaria und Perangaria, die Freiheit von Zol und von der Schepwracke; beſtaͤ-
tigte ihnen auch die Privilegien ſeiner Vorfahren. Unterzeichnet zu Riga am
19ten April.

Der Koͤnig Erich beſtimte am Sontag Trinitatis zu Lunden der revel-1283
ſchen Kirche 60 Haken Landes von den Hoͤfen Wartel und Kadjal, und be-
fahl dem eſtlaͤndiſchen Adel, von jedem Haken zwey Kuͤlmet Getreide nach der
alten Gewonheit zu entrichten, deſſen ſich die Ritterſchaft bisher entſchuͤttet hatte.

Der Ordensmeiſter war gegen die Semgallen anfaͤnglich ziemlich gluͤcklich,1284
und wies ihnen einen Huͤgel, auf dem er ein Crucifix ſetzte, zur gottesdienſtlichen
Verſamlung an, bey welchem das Volk ſeine Andacht haben, die Predigt hoͤren
und Betſtunden halten konte, und den man nachher Heiligenberg nante. Bey
den Streitigkeiten zwiſchen dem Koͤnig Erich in Norwegen, und den Staͤdten
an der Oſtſee, Lybikh, Roczſtok, Vismarh, Stralaſund, Grips-
woldh, Riga
und den Deutſchen in Wisby, 1285, ſetzte der Koͤnig
Magnus von Schweden um Michaelis zu Calmar vier Commiſſarien
nieder, von ieder Seite zwey, daruͤber er ſich jedoch die endliche Entſcheidung vorbe-
hielt. Der Erzbiſchof erbaute unterdeſſen die beruͤhmte Kirche zu Wenden;
nach deren Vollendung er aus dieſer Welt Abſchied nahm, und im rigiſchen
Dom vor dem Catharinenaltar begraben wurde. An ſeine Stelle kam Jo-1286
hann von Fechten.

Dieſer Ordensmeiſter ſahe ſich uͤbrigens genoͤthiget, mit den Litthauern,1287
Samogiten und den unruhigen Semgalliern zu ſchlagen, deren Heerfuͤhrer
auch das Leben verlohr. Er wurde aber von der uͤberlegenen Macht der Feinde
umzingelt, und ſtandhaft entleibet, nachdem von ſeinen Rittern 33 erſchlagen,
und 16 gefangen worden, die man theils nacket auf Pferde band, und mit Knuͤt-
teln zu Tode pruͤgelte, theils auf hoͤlzernen Roſten uͤber dem Feuer langſam
briet. b)

Der
a) Beim Chytraͤus heiſt er von Endorf, beim Strubicz von Enderpen. Andre
ſchreiben Emsdorf, Schurborch, Syersburg; Schuͤtze nennet ihn Willeke
oder Wilm von Schuͤrborch, die alte Handſchrift von den Herrmeiſtern macht aus
Wilhelm von Schurborg und Wilhelm von Eindorf zwey Perſonen, die un-
mittelbar auf einander gefolgt. Andre ſchreiben gar Widekind von Schierburg.
b) Hartknoch ſchreibet in ſeinen Anmerkungen uͤber den Duisburger beim Jahre 1283,
daß ſich der Hochmeiſter Winrich von Kniprode von dem mit den Litthauern und
Samogiten 85 Jahr lang gefuͤhrten Kriege ein Verzeichnis vorzeigen laſſen, nach
welchem der Orden uͤber 168000 von dieſer Nation theils erſchlagen, theils gefangen
genommen, dabey aber 49 Ordensbruͤder, 28 andre vornehme Ritter, 4000 Buͤrger,
11000 von Adel, 8000 Gemeine und 15000 Pilger eingebuͤſſet habe. Der ehrliche
Buͤrger,
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[67/0085] Erzb. Joh. v. Luͤnen. zur Zeit der Reg. Wilhelms v. Schauerburg. Der achtzehnte Ordensmeiſter in Liefland deutſchen Ordens, Wilhelm von Schauerburg, a) Ward ſeiner bekanten Tapferkeit halber von den Rittern auf dem zu Vel- lyn gehaltenem Landtage erwehlet, und ſetzte ſich gegen die feindliche Macht, durch Werbung neuer Voͤlker, gleich anfangs in gute Ver- faſſung. 1281 Der rigiſche Fuͤrſt Wiczlaus verſtattete den rigiſchen Kaufleuten, die in den Grenzen ſeiner Herrſchaft anlanden wuͤrden, von allen ihren Guͤtern die Angaria und Perangaria, die Freiheit von Zol und von der Schepwracke; beſtaͤ- tigte ihnen auch die Privilegien ſeiner Vorfahren. Unterzeichnet zu Riga am 19ten April. 1282 Der Koͤnig Erich beſtimte am Sontag Trinitatis zu Lunden der revel- ſchen Kirche 60 Haken Landes von den Hoͤfen Wartel und Kadjal, und be- fahl dem eſtlaͤndiſchen Adel, von jedem Haken zwey Kuͤlmet Getreide nach der alten Gewonheit zu entrichten, deſſen ſich die Ritterſchaft bisher entſchuͤttet hatte. 1283 Der Ordensmeiſter war gegen die Semgallen anfaͤnglich ziemlich gluͤcklich, und wies ihnen einen Huͤgel, auf dem er ein Crucifix ſetzte, zur gottesdienſtlichen Verſamlung an, bey welchem das Volk ſeine Andacht haben, die Predigt hoͤren und Betſtunden halten konte, und den man nachher Heiligenberg nante. Bey den Streitigkeiten zwiſchen dem Koͤnig Erich in Norwegen, und den Staͤdten an der Oſtſee, Lybikh, Roczſtok, Vismarh, Stralaſund, Grips- woldh, Riga und den Deutſchen in Wisby, 1285, ſetzte der Koͤnig Magnus von Schweden um Michaelis zu Calmar vier Commiſſarien nieder, von ieder Seite zwey, daruͤber er ſich jedoch die endliche Entſcheidung vorbe- hielt. Der Erzbiſchof erbaute unterdeſſen die beruͤhmte Kirche zu Wenden; nach deren Vollendung er aus dieſer Welt Abſchied nahm, und im rigiſchen Dom vor dem Catharinenaltar begraben wurde. An ſeine Stelle kam Jo- hann von Fechten. 1284 1286 Dieſer Ordensmeiſter ſahe ſich uͤbrigens genoͤthiget, mit den Litthauern, Samogiten und den unruhigen Semgalliern zu ſchlagen, deren Heerfuͤhrer auch das Leben verlohr. Er wurde aber von der uͤberlegenen Macht der Feinde umzingelt, und ſtandhaft entleibet, nachdem von ſeinen Rittern 33 erſchlagen, und 16 gefangen worden, die man theils nacket auf Pferde band, und mit Knuͤt- teln zu Tode pruͤgelte, theils auf hoͤlzernen Roſten uͤber dem Feuer langſam briet. b) 1287 Der a) Beim Chytraͤus heiſt er von Endorf, beim Strubicz von Enderpen. Andre ſchreiben Emsdorf, Schurborch, Syersburg; Schuͤtze nennet ihn Willeke oder Wilm von Schuͤrborch, die alte Handſchrift von den Herrmeiſtern macht aus Wilhelm von Schurborg und Wilhelm von Eindorf zwey Perſonen, die un- mittelbar auf einander gefolgt. Andre ſchreiben gar Widekind von Schierburg. b) Hartknoch ſchreibet in ſeinen Anmerkungen uͤber den Duisburger beim Jahre 1283, daß ſich der Hochmeiſter Winrich von Kniprode von dem mit den Litthauern und Samogiten 85 Jahr lang gefuͤhrten Kriege ein Verzeichnis vorzeigen laſſen, nach welchem der Orden uͤber 168000 von dieſer Nation theils erſchlagen, theils gefangen genommen, dabey aber 49 Ordensbruͤder, 28 andre vornehme Ritter, 4000 Buͤrger, 11000 von Adel, 8000 Gemeine und 15000 Pilger eingebuͤſſet habe. Der ehrliche Buͤrger, R 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/85>, abgerufen am 23.11.2024.