[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205gesandt, dasselbe unters Joch zu bringen, und zu zwingen den christlichen Glaubenmit Ernst anzunehmen. Daß er mit ganz andern Waffen versehen gewesen und gebrau- chet, als er dahin gekommen, zeiget das folgende an. p) Dieser Nicolaus ward dem Waldemar, einem Fürsten königl. Hoheit, Bischofen von Schleswig, der, weil er nach der Krone getrachtet, ins Gefängniß gelegt wor- den, zum Nachfolger verordnet und Anno 1202 von dem Erzbischof von Lunden, An- dreas mit dem Schleswigischen Bischofshute beehret. Chron. Slesvic. bey Herrn Menkens script. tom. 3. p. 588 und 589. Cypräus annal. Slesvic. libr. 2. c. 3. hat uns verschiedene Pastoral- und Religionsfragen gesamlet, so dieser Nicolaus an den römischen Pabst gelangen lassen, zugleich mit den Entscheidungen Pabstes Jnno- centius III, von denen libr. 16. ep. 26. handelt. Pontanus rer. Dan. libr. 6. p. 301. 302 zeiget, daß er uns die Schleswickischen Reliquien zusammen gelesen. q) Des Bischof Alberts Bruder, wie wir gesehen haben. r) Saxo redet in der Zueignungsschrift seiner Historie den Erzbischof also an: Du hast nach langwierigen Reisen das ansehnlichste Regiment einer auswärtigen Schule über dich genommen, und bist eine so starke Stütze derselben geworden, daß es scheinet, du ha- best dem Magisteramte mehr Zierrath gegeben als von ihm empfangen. Stephanus meinet, diese Worte wären von derselben akademischen obrigkeitlichen Würde zu ver- stehen, die manchmal auch Ausländern pflegt ertheilt zu werden, fürnemlich die durch ihren Stand, Wissenschaften und Geschicklichkeit sich hervorthun. Vellejus aber er- kläret es von einer öffentlichen Professur. Mir, der ich Arnolden von Lübek lib. 3. c. 5. n. 2. zu meinem Beystande nehme, scheinet Saxo anzudeuten, Andreas habe bey den Ausländern, wenn mir recht ist, zu Paris, in der Gottesgelehrsamkeit oder Rechts- wissenschaft die Magisterwürde erhalten, und öffentlich Collegia gelesen, daß er nicht so wol Magister hieß, als wirklich war. Welche Gewohnheit er diesen Winter, weil es die Gelegenheit so gab, zu Riga fortsetzte, in zahlreicher Versamlung allerhand und unterschiedener Nationen, von geistlichen Priestern und Predigern, die sich häufig dahin begeben hatten, die Liven zum Christlichen Glauben zu bringen, und hier aus dem Unterricht dieses nicht nur gelehrten und frommen, sondern auch sehr gesetzten und er- fahrnen Mannes manches zu besserer Amtsführung erlernen konten. Wenn man der Geschichte Jnnocentius III. §. 127 folget, so war Andreas als gevolmächtigter Ge- sandte des apostolischen Stuhls zu Riga, und erzählte bey seiner Zurückkunft dem Pabste, daß ganz Liefland das Sacrament der heilgen Taufe angenommen; wie denn auch die benachbarten Völker dazu grösten Theils bereit wären. Raynald berichtet dieses beym Jahre 1207. n. 4. Dis kan sonst nicht an dem seyn, wenn mans nicht von Riga nimt. Denn ganz Liefland ist später getauft worden. §. 14. Der Präpositus von Riga ließ sich also auf des Erzbischofs Befehl die dem
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, achtes Jahr, 1205geſandt, daſſelbe unters Joch zu bringen, und zu zwingen den chriſtlichen Glaubenmit Ernſt anzunehmen. Daß er mit ganz andern Waffen verſehen geweſen und gebrau- chet, als er dahin gekommen, zeiget das folgende an. p) Dieſer Nicolaus ward dem Waldemar, einem Fuͤrſten koͤnigl. Hoheit, Biſchofen von Schleswig, der, weil er nach der Krone getrachtet, ins Gefaͤngniß gelegt wor- den, zum Nachfolger verordnet und Anno 1202 von dem Erzbiſchof von Lunden, An- dreas mit dem Schleswigiſchen Biſchofshute beehret. Chron. Sleſvic. bey Herrn Menkens ſcript. tom. 3. p. 588 und 589. Cypraͤus annal. Sleſvic. libr. 2. c. 3. hat uns verſchiedene Paſtoral- und Religionsfragen geſamlet, ſo dieſer Nicolaus an den roͤmiſchen Pabſt gelangen laſſen, zugleich mit den Entſcheidungen Pabſtes Jnno- centius III, von denen libr. 16. ep. 26. handelt. Pontanus rer. Dan. libr. 6. p. 301. 302 zeiget, daß er uns die Schleswickiſchen Reliquien zuſammen geleſen. q) Des Biſchof Alberts Bruder, wie wir geſehen haben. r) Saxo redet in der Zueignungsſchrift ſeiner Hiſtorie den Erzbiſchof alſo an: Du haſt nach langwierigen Reiſen das anſehnlichſte Regiment einer auswaͤrtigen Schule uͤber dich genommen, und biſt eine ſo ſtarke Stuͤtze derſelben geworden, daß es ſcheinet, du ha- beſt dem Magiſteramte mehr Zierrath gegeben als von ihm empfangen. Stephanus meinet, dieſe Worte waͤren von derſelben akademiſchen obrigkeitlichen Wuͤrde zu ver- ſtehen, die manchmal auch Auslaͤndern pflegt ertheilt zu werden, fuͤrnemlich die durch ihren Stand, Wiſſenſchaften und Geſchicklichkeit ſich hervorthun. Vellejus aber er- klaͤret es von einer oͤffentlichen Profeſſur. Mir, der ich Arnolden von Luͤbek lib. 3. c. 5. n. 2. zu meinem Beyſtande nehme, ſcheinet Saxo anzudeuten, Andreas habe bey den Auslaͤndern, wenn mir recht iſt, zu Paris, in der Gottesgelehrſamkeit oder Rechts- wiſſenſchaft die Magiſterwuͤrde erhalten, und oͤffentlich Collegia geleſen, daß er nicht ſo wol Magiſter hieß, als wirklich war. Welche Gewohnheit er dieſen Winter, weil es die Gelegenheit ſo gab, zu Riga fortſetzte, in zahlreicher Verſamlung allerhand und unterſchiedener Nationen, von geiſtlichen Prieſtern und Predigern, die ſich haͤufig dahin begeben hatten, die Liven zum Chriſtlichen Glauben zu bringen, und hier aus dem Unterricht dieſes nicht nur gelehrten und frommen, ſondern auch ſehr geſetzten und er- fahrnen Mannes manches zu beſſerer Amtsfuͤhrung erlernen konten. Wenn man der Geſchichte Jnnocentius III. §. 127 folget, ſo war Andreas als gevolmaͤchtigter Ge- ſandte des apoſtoliſchen Stuhls zu Riga, und erzaͤhlte bey ſeiner Zuruͤckkunft dem Pabſte, daß ganz Liefland das Sacrament der heilgen Taufe angenommen; wie denn auch die benachbarten Voͤlker dazu groͤſten Theils bereit waͤren. Raynald berichtet dieſes beym Jahre 1207. n. 4. Dis kan ſonſt nicht an dem ſeyn, wenn mans nicht von Riga nimt. Denn ganz Liefland iſt ſpaͤter getauft worden. §. 14. Der Praͤpoſitus von Riga ließ ſich alſo auf des Erzbiſchofs Befehl die dem
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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, achtes Jahr,
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geſandt, daſſelbe unters Joch zu bringen, und zu zwingen den chriſtlichen Glauben
mit Ernſt anzunehmen. Daß er mit ganz andern Waffen verſehen geweſen und gebrau-
chet, als er dahin gekommen, zeiget das folgende an.
p⁾ Dieſer Nicolaus ward dem Waldemar, einem Fuͤrſten koͤnigl. Hoheit, Biſchofen
von Schleswig, der, weil er nach der Krone getrachtet, ins Gefaͤngniß gelegt wor-
den, zum Nachfolger verordnet und Anno 1202 von dem Erzbiſchof von Lunden, An-
dreas mit dem Schleswigiſchen Biſchofshute beehret. Chron. Sleſvic. bey Herrn
Menkens ſcript. tom. 3. p. 588 und 589. Cypraͤus annal. Sleſvic. libr. 2. c. 3. hat
uns verſchiedene Paſtoral- und Religionsfragen geſamlet, ſo dieſer Nicolaus an den
roͤmiſchen Pabſt gelangen laſſen, zugleich mit den Entſcheidungen Pabſtes Jnno-
centius III, von denen libr. 16. ep. 26. handelt. Pontanus rer. Dan. libr. 6.
p. 301. 302 zeiget, daß er uns die Schleswickiſchen Reliquien zuſammen geleſen.
q⁾ Des Biſchof Alberts Bruder, wie wir geſehen haben.
r⁾ Saxo redet in der Zueignungsſchrift ſeiner Hiſtorie den Erzbiſchof alſo an: Du haſt
nach langwierigen Reiſen das anſehnlichſte Regiment einer auswaͤrtigen Schule uͤber dich
genommen, und biſt eine ſo ſtarke Stuͤtze derſelben geworden, daß es ſcheinet, du ha-
beſt dem Magiſteramte mehr Zierrath gegeben als von ihm empfangen. Stephanus
meinet, dieſe Worte waͤren von derſelben akademiſchen obrigkeitlichen Wuͤrde zu ver-
ſtehen, die manchmal auch Auslaͤndern pflegt ertheilt zu werden, fuͤrnemlich die durch
ihren Stand, Wiſſenſchaften und Geſchicklichkeit ſich hervorthun. Vellejus aber er-
klaͤret es von einer oͤffentlichen Profeſſur. Mir, der ich Arnolden von Luͤbek lib. 3.
c. 5. n. 2. zu meinem Beyſtande nehme, ſcheinet Saxo anzudeuten, Andreas habe bey
den Auslaͤndern, wenn mir recht iſt, zu Paris, in der Gottesgelehrſamkeit oder Rechts-
wiſſenſchaft die Magiſterwuͤrde erhalten, und oͤffentlich Collegia geleſen, daß er nicht ſo
wol Magiſter hieß, als wirklich war. Welche Gewohnheit er dieſen Winter, weil es
die Gelegenheit ſo gab, zu Riga fortſetzte, in zahlreicher Verſamlung allerhand und
unterſchiedener Nationen, von geiſtlichen Prieſtern und Predigern, die ſich haͤufig dahin
begeben hatten, die Liven zum Chriſtlichen Glauben zu bringen, und hier aus dem
Unterricht dieſes nicht nur gelehrten und frommen, ſondern auch ſehr geſetzten und er-
fahrnen Mannes manches zu beſſerer Amtsfuͤhrung erlernen konten. Wenn man der
Geſchichte Jnnocentius III. §. 127 folget, ſo war Andreas als gevolmaͤchtigter Ge-
ſandte des apoſtoliſchen Stuhls zu Riga, und erzaͤhlte bey ſeiner Zuruͤckkunft dem Pabſte,
daß ganz Liefland das Sacrament der heilgen Taufe angenommen; wie denn auch
die benachbarten Voͤlker dazu groͤſten Theils bereit waͤren. Raynald berichtet dieſes
beym Jahre 1207. n. 4. Dis kan ſonſt nicht an dem ſeyn, wenn mans nicht von Riga
nimt. Denn ganz Liefland iſt ſpaͤter getauft worden.
§. 14.
Der Praͤpoſitus von Riga ließ ſich alſo auf des Erzbiſchofs Befehl die
Kinder der Vornehmſten aus ganz Liefland zu Geiſſeln geben, und ſchickte alsdenn
Prieſter hin, ihnen zu predigen. Der erſte davon Alobrand zog nach Thoreida,
theilte das Wort der Predigt und das Sacrament der Taufe aus, machte die Ein-
theilung der Kirchſpiele und bauete in Cubbeſele eine Kirche. Der Prieſter
Alexander ward nach Metſepole abgefertiget, der dieſe ganze Provinz taufte,
zugleich unter ihnen wohnte, den Samen des Evangelii ausſtreuete, und eine
Kirche zu bauen anfing. Der Prieſter Daniel, der bey Belagerung des Schloßes
Holme manche Pruͤfungen uͤberſtanden, ward an die von Lenewarde geſchickt;
die ihn geneigt aufnahmen und ſich von ihm taufen lieſſen. Und da er nach dem
Dorfe kam, ſo Sydegunde hieß, berief er gleich die Leute zuſammen GOttes
Wort zu hoͤren. Es kam aber ein Live des Nachts aus dem dicken Buſche und
erzaͤhlte eine Erſcheinung die ihm widerfahren, alſo: Jch ſahe, ſprach er, den GOtt
der Liven, der uns kuͤnftige Dinge prophezeyet. Es war nemlich ein Bild, ſo
von der Bruſt bis oben an aus einem Baume
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gewachſen, das ſagte zu mir, der
Litthauer Armee werde Morgen anruͤcken, und wir getrauen uns aus Furcht vor
dieſer Armee, nicht zuſammen zu kommen. Doch der Prieſter merkte wohl, daß es
ein Teufelsſpiel ſey, weil zur Herbſtzeit dahin kein Weg gehet, den die Litthauer
kommen koͤnten, daher blieb er in ſeinem Gebete und empfahl ſich GOtt. Wie es
Tag ward, und ſie nichts dergleichen hoͤrten und vernahmen, was das Geſpenſte
dem
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