[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205sassen also Nacht und Tag oben auf der Vestung, und beschützten das Schloß sowolvor ihren Freunden von innen, als vor ihren Feinden von aussen. Die Liven schmiedeten inzwischen täglich allerhand Anschläge mit dem König, wie sie denen im Schlosse mit List beykommen, und sie den Russen in die Hände spielen möch- ten. Und wenn die Tage des Krieges nicht wären verkürzet worden: so würden die von Riga sowol, als von Holme, wegen ihrer schwachen Anzahl, sich kaum haben retten können. Denn in Riga war Furcht von innen, weil die Stadt noch nicht veste ausgebauet, und Furcht von aussen, weil die ihrigen in Holme belagert waren. Es kamen auch einige Livische Kundschafter zum Könige zurück, welche berichteten, daß das ganze Feld und alle Wege um Riga mit eisernen drey- zackigten Fußangeln volgeworfen wären. Sie zeigten auch einige davon dem Kö- nige, und sagten, die Füsse ihrer Pferde sowol, als ihre eigene Ribben und ihr Hintertheil, wären allenthalben mit dergleichen Hacken empfindlich durchgeboret. Der König ließ sich diese Furcht abschrecken, und zog deswegen mit seiner Armee nicht nach Riga hinunter. Und GOTT erlösete die, so auf ihn hoffeten; denn die von Thoreida erblickten Schiffe auf der See, und berichteten es dem Köni- ge. Wie aber dieser nach einer eilftägigen Belagerung des Schlosses nichts aus- richtete, sondern durch Verlust der Seinigen mehr geschwächet wurde, und wegen Ankunft der Deutschen in Sorgen stand: so brach er mit der ganzen Armee auf, und kehrte zu Schiffe wieder in sein Land, nachdem die Seinen verwundet und niedergemacht worden. Gevehard, des Bischofs Truchses m), starb nachher an einer kleinen Wunde. Die übrigen aber waren frisch und gesund, und priesen GOTT, der seine Kirche auch dismal durch die Hand weniger vor ihren Fein- den geschützet hat. l) Aus dieser Stelle und einer andern am Ende dieses Abschnits, erhellet offenbar, daß hier die Rede von dem König von Polocz, und nicht von Pleskow sey; weil von ihm gesaget wird, er sey die Düne herunter gekommen, und mit einem Fahrzeuge wieder in sein Land gekehret. Denn Polocz liegt an der Düne; Pleskow aber nicht. Sonst ist Schade, daß das Wort dieser zwey Oerter in unserm Buche fast auf einerley Art ge- schrieben stehet, daß man gemeiniglich nicht weiß, welcher von beyden zu verstehen, wenn die andern Umschreibungen dabey fehlen. m) Gerhard, des Bischofs Truchses, ist schon oben vorgekommen n. 9. Dapifer wird auf Lateinisch der Mann genant, den die deutschen Schriften Drozet, heutiges Ta- ges Drost heissen. Es ist aber darunter ein Vorgesetzter einiger Unteramtleute, oder ein Oberamtmann zu verstehen, der im Namen des Fürsten den Unterthanen Recht sprach, die Quartiere für das Hoflager anordnete, ja, in benöthigtem Fal sie in Krieg führte, so lange die Fürsten keine Soldaten in Lehnung hatten. Dergleichen Mann brauchte auch der Bischof Albert, über seine Bedienten sowol, als über die Untertha- nen des eingenommenen Stücks von Liefland, die Aufsicht zu haben, und das Regiment zu führen. §. 4. Damals kam der König von Dännemark mit einer starken Armee, daran ten,
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, achtes Jahr, 1205ſaſſen alſo Nacht und Tag oben auf der Veſtung, und beſchuͤtzten das Schloß ſowolvor ihren Freunden von innen, als vor ihren Feinden von auſſen. Die Liven ſchmiedeten inzwiſchen taͤglich allerhand Anſchlaͤge mit dem Koͤnig, wie ſie denen im Schloſſe mit Liſt beykommen, und ſie den Ruſſen in die Haͤnde ſpielen moͤch- ten. Und wenn die Tage des Krieges nicht waͤren verkuͤrzet worden: ſo wuͤrden die von Riga ſowol, als von Holme, wegen ihrer ſchwachen Anzahl, ſich kaum haben retten koͤnnen. Denn in Riga war Furcht von innen, weil die Stadt noch nicht veſte ausgebauet, und Furcht von auſſen, weil die ihrigen in Holme belagert waren. Es kamen auch einige Liviſche Kundſchafter zum Koͤnige zuruͤck, welche berichteten, daß das ganze Feld und alle Wege um Riga mit eiſernen drey- zackigten Fußangeln volgeworfen waͤren. Sie zeigten auch einige davon dem Koͤ- nige, und ſagten, die Fuͤſſe ihrer Pferde ſowol, als ihre eigene Ribben und ihr Hintertheil, waͤren allenthalben mit dergleichen Hacken empfindlich durchgeboret. Der Koͤnig ließ ſich dieſe Furcht abſchrecken, und zog deswegen mit ſeiner Armee nicht nach Riga hinunter. Und GOTT erloͤſete die, ſo auf ihn hoffeten; denn die von Thoreida erblickten Schiffe auf der See, und berichteten es dem Koͤni- ge. Wie aber dieſer nach einer eilftaͤgigen Belagerung des Schloſſes nichts aus- richtete, ſondern durch Verluſt der Seinigen mehr geſchwaͤchet wurde, und wegen Ankunft der Deutſchen in Sorgen ſtand: ſo brach er mit der ganzen Armee auf, und kehrte zu Schiffe wieder in ſein Land, nachdem die Seinen verwundet und niedergemacht worden. Gevehard, des Biſchofs Truchſes m), ſtarb nachher an einer kleinen Wunde. Die uͤbrigen aber waren friſch und geſund, und prieſen GOTT, der ſeine Kirche auch dismal durch die Hand weniger vor ihren Fein- den geſchuͤtzet hat. l) Aus dieſer Stelle und einer andern am Ende dieſes Abſchnits, erhellet offenbar, daß hier die Rede von dem Koͤnig von Polocz, und nicht von Pleskow ſey; weil von ihm geſaget wird, er ſey die Duͤne herunter gekommen, und mit einem Fahrzeuge wieder in ſein Land gekehret. Denn Polocz liegt an der Duͤne; Pleskow aber nicht. Sonſt iſt Schade, daß das Wort dieſer zwey Oerter in unſerm Buche faſt auf einerley Art ge- ſchrieben ſtehet, daß man gemeiniglich nicht weiß, welcher von beyden zu verſtehen, wenn die andern Umſchreibungen dabey fehlen. m) Gerhard, des Biſchofs Truchſes, iſt ſchon oben vorgekommen n. 9. Dapifer wird auf Lateiniſch der Mann genant, den die deutſchen Schriften Drozet, heutiges Ta- ges Droſt heiſſen. Es iſt aber darunter ein Vorgeſetzter einiger Unteramtleute, oder ein Oberamtmann zu verſtehen, der im Namen des Fuͤrſten den Unterthanen Recht ſprach, die Quartiere fuͤr das Hoflager anordnete, ja, in benoͤthigtem Fal ſie in Krieg fuͤhrte, ſo lange die Fuͤrſten keine Soldaten in Lehnung hatten. Dergleichen Mann brauchte auch der Biſchof Albert, uͤber ſeine Bedienten ſowol, als uͤber die Untertha- nen des eingenommenen Stuͤcks von Liefland, die Aufſicht zu haben, und das Regiment zu fuͤhren. §. 4. Damals kam der Koͤnig von Daͤnnemark mit einer ſtarken Armee, daran ten,
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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, achtes Jahr,
ſaſſen alſo Nacht und Tag oben auf der Veſtung, und beſchuͤtzten das Schloß ſowol
vor ihren Freunden von innen, als vor ihren Feinden von auſſen. Die Liven
ſchmiedeten inzwiſchen taͤglich allerhand Anſchlaͤge mit dem Koͤnig, wie ſie denen
im Schloſſe mit Liſt beykommen, und ſie den Ruſſen in die Haͤnde ſpielen moͤch-
ten. Und wenn die Tage des Krieges nicht waͤren verkuͤrzet worden: ſo wuͤrden
die von Riga ſowol, als von Holme, wegen ihrer ſchwachen Anzahl, ſich kaum
haben retten koͤnnen. Denn in Riga war Furcht von innen, weil die Stadt
noch nicht veſte ausgebauet, und Furcht von auſſen, weil die ihrigen in Holme
belagert waren. Es kamen auch einige Liviſche Kundſchafter zum Koͤnige zuruͤck,
welche berichteten, daß das ganze Feld und alle Wege um Riga mit eiſernen drey-
zackigten Fußangeln volgeworfen waͤren. Sie zeigten auch einige davon dem Koͤ-
nige, und ſagten, die Fuͤſſe ihrer Pferde ſowol, als ihre eigene Ribben und ihr
Hintertheil, waͤren allenthalben mit dergleichen Hacken empfindlich durchgeboret.
Der Koͤnig ließ ſich dieſe Furcht abſchrecken, und zog deswegen mit ſeiner Armee
nicht nach Riga hinunter. Und GOTT erloͤſete die, ſo auf ihn hoffeten; denn
die von Thoreida erblickten Schiffe auf der See, und berichteten es dem Koͤni-
ge. Wie aber dieſer nach einer eilftaͤgigen Belagerung des Schloſſes nichts aus-
richtete, ſondern durch Verluſt der Seinigen mehr geſchwaͤchet wurde, und wegen
Ankunft der Deutſchen in Sorgen ſtand: ſo brach er mit der ganzen Armee auf,
und kehrte zu Schiffe wieder in ſein Land, nachdem die Seinen verwundet und
niedergemacht worden. Gevehard, des Biſchofs Truchſes
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, ſtarb nachher an
einer kleinen Wunde. Die uͤbrigen aber waren friſch und geſund, und prieſen
GOTT, der ſeine Kirche auch dismal durch die Hand weniger vor ihren Fein-
den geſchuͤtzet hat.
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l⁾ Aus dieſer Stelle und einer andern am Ende dieſes Abſchnits, erhellet offenbar, daß
hier die Rede von dem Koͤnig von Polocz, und nicht von Pleskow ſey; weil von ihm
geſaget wird, er ſey die Duͤne herunter gekommen, und mit einem Fahrzeuge wieder in
ſein Land gekehret. Denn Polocz liegt an der Duͤne; Pleskow aber nicht. Sonſt
iſt Schade, daß das Wort dieſer zwey Oerter in unſerm Buche faſt auf einerley Art ge-
ſchrieben ſtehet, daß man gemeiniglich nicht weiß, welcher von beyden zu verſtehen, wenn
die andern Umſchreibungen dabey fehlen.
m⁾ Gerhard, des Biſchofs Truchſes, iſt ſchon oben vorgekommen n. 9. Dapifer wird
auf Lateiniſch der Mann genant, den die deutſchen Schriften Drozet, heutiges Ta-
ges Droſt heiſſen. Es iſt aber darunter ein Vorgeſetzter einiger Unteramtleute, oder
ein Oberamtmann zu verſtehen, der im Namen des Fuͤrſten den Unterthanen Recht
ſprach, die Quartiere fuͤr das Hoflager anordnete, ja, in benoͤthigtem Fal ſie in Krieg
fuͤhrte, ſo lange die Fuͤrſten keine Soldaten in Lehnung hatten. Dergleichen Mann
brauchte auch der Biſchof Albert, uͤber ſeine Bedienten ſowol, als uͤber die Untertha-
nen des eingenommenen Stuͤcks von Liefland, die Aufſicht zu haben, und das Regiment
zu fuͤhren.
§. 4.
Damals kam der Koͤnig von Daͤnnemark mit einer ſtarken Armee, daran
er ſchon drey Jahr geworben, und lagerte ſich in Oeſel. Er hatte den Erzbi-
ſchof von Lunden, Andreas bey ſich, der eine unendliche Menge Menſchen zur
Vergebung der Suͤnden mit dem Zeichen des Kreuzes gezeichnet; um Rache zu neh-
men an den Voͤlkern, und die Heiden dem chriſtlichen Glauben zu unterwerfen.
Sie baueten zwar ein Schloß, da ſich aber keine fanden, die gegen die Anfaͤlle der
Heiden Stand zu halten ſich getraueten: ſo ſteckten ſie es in Brand, und der Koͤ-
nig zog mit ſeinem ganzen Heer wieder in ſeine Laͤnder
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. Allein vorbeſagter Erz-
biſchof von Lunden
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, und der Biſchof Nicolaus
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, und ihre ganze Bedienung,
fuhren mit zwey Fahrzeugen, die ſie mit Lebensmitteln beladen hatten, nach Riga.
Als ſie zu Riga ankamen, wurden ſie von dem Praͤpoſitus bey St. Marien,
Engelberten
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, und ſeinem ganzen Convent, ſehr andaͤchtig empfangen. Und
da ſie die groſſe Bedraͤngniß der Kirche, und derſelben abermalige Errettung hoͤr-
ten,
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