[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1196 bis 1198. den Glauben angenommen, magst du immerhin zwingen dabey zu bleiben. Andere1198must du zur Annehmung des Christenthums mit guten Worten, und nicht mit Ge- walt nöthigen. Der Bischof verlangte ihre Söhne zu Geisseln, daß dieses gewiß wäre. Sie aber blieben dabey, durchaus keine zu geben. Jnzwischen boten sie doch einen Stilstand an, gingen ihn auch beyderseits ein, um wenigstens ein Theil derselben zugewinnen. Sie schickten sich auch unter einander, nach Landesart f), die Lanzen zu, zur Bestätigung des Friedens. Währendes Stilstandes machten sie viele Deutsche nieder, die vor ihre Pferde Weide suchten. Als der Herr Bischof dieses sahe, so schickte er ihre Lanzen zurück, und kündigte ihnen den Frieden auf. f) Die Manier einen Stilstand zu treffen, ist, unter Barbaren nemlich, so uneben nicht, wenn sie ihre Lanzen sich einander zuschicken, daß mein Gewehr, zum Exempel, so lange in deiner Gewalt bleibet, als deines in meiner. Die ganze Kraft der Verbindlichkeit beruhet auf der ausgestelten Versicherung: diese aber pflegten uncultivirte Völker durch gewisse Unterpfänder zu geben; so gleichsam eine Bestätigung und eine Bekantmachung seyn solten. Denn durch unterlassene Kundthuung des Stilstandes sind die von der Stra- fe frey, welche gegen den Stilstand was versehen, wie Grotius lehret de Iur. B. & P. l. 3. c. 21. §. 5. Die Americanischen Völker brauchen heutiges Tages dergleichen Bedeutungszeichen noch stark, in Errichtung der Bündnisse, in Gesandschaften, und in Freundschaftsverträgen, welche auch die Europäer ihnen zu gefallen beybehalten, wenn sie mit ihnen Unterhandlung pflegen. Also schicket der Englische Gouverneur den Wilden, so er zur Versamlung einladet, einen ledernen Gürtel zu, als ein Zeichen ihrer sichern Her- und Hinreise. Wenn er sie bey ihrer Ankunft anredet, so nimt er zu unterschiedenen Zeiten unter dem Reden 3 Riemen vor, und reichet sie ihnen als ein Pfand der Freundschaft. Wenn der Vornehmste unter diesen Barbaren antworten wil, gibt er erst den Gürtel zurück, und überreicht in seiner Rede ebenfals zu unter- schiedenen Zeiten die 3 Riemen an den Gouverneur, zur Bestätigung der Freundschaft; die mit einem Trunk Wein auf die hohe Gesundheit des Königs in Engeland versie- gelt wird. Wie mit mehrerm die Inscriptiones facti belehren, so Jhro Hochehrwür- den, der Herr Senior Urlsperger, denen jährlichen Nachrichten von Georgien ein- verleibet, Cont. 1. p. 547. seq. §. 6. Die Liven machten hierauf ein Geschrey und Lermen nach heidnisch ge- Hasta necans anno Bertoldum Liuo secundo. Hier hatte Bertold nicht zwey Jahre zugebracht, Als eines Liven Spieß ihn blaß, und kalt gemacht. g) Also haben nun endlich die Herren Lockumer den Tag unsers Asceten, den man bis jetzo nicht gewust, und der werth ist, daß man ihn in Kalender schreibe, und dem nun der 21 October, (den 20ten haben die fasti sacri colonienses p. 733,) weichen muß, auf wel- chen das Menologium Cisterciense Bertolds Tod ansetzet. Zwar, wenn ich wo lesen sol- te, daß Bertolds Gebeine in sein Vaterland abgeführet, und in dem Kloster Lockum beygesetzt worden wären, so wolte ich leicht das Menologium mit unserm Schriftsteller vereinigen, und glauben, der 21 October sey von der Abführung und Beysetzung zu ver- stehen. Da wir aber beym Jahr 1205 n. 6 finden, daß die Gebeine Bertolds zurück geblieben, so ist und bleibt Chrysostomus Henriquez, als der Auctor dieses monatlichen Registers, mit unserm Verfasser unversöhnlich, doch ohne Abgang der Wahrheit; weil Henriquez selbst unter seinen Glaubensgenossen keinen, oder doch schlechten Credit hat. Denn so schreibet der Herr Claudius, Abt zu Clervaux, an Caspar Jonge- linen, der das Verzeichniß der Abteyen Cistercienser Ordens aufgesetzet, von seinen Schriften, die kurz vorher zu Antwerpen ans Licht getreten, zur Antwort: Jch E 2
von 1196 bis 1198. den Glauben angenommen, magſt du immerhin zwingen dabey zu bleiben. Andere1198muſt du zur Annehmung des Chriſtenthums mit guten Worten, und nicht mit Ge- walt noͤthigen. Der Biſchof verlangte ihre Soͤhne zu Geiſſeln, daß dieſes gewiß waͤre. Sie aber blieben dabey, durchaus keine zu geben. Jnzwiſchen boten ſie doch einen Stilſtand an, gingen ihn auch beyderſeits ein, um wenigſtens ein Theil derſelben zugewinnen. Sie ſchickten ſich auch unter einander, nach Landesart f), die Lanzen zu, zur Beſtaͤtigung des Friedens. Waͤhrendes Stilſtandes machten ſie viele Deutſche nieder, die vor ihre Pferde Weide ſuchten. Als der Herr Biſchof dieſes ſahe, ſo ſchickte er ihre Lanzen zuruͤck, und kuͤndigte ihnen den Frieden auf. f) Die Manier einen Stilſtand zu treffen, iſt, unter Barbaren nemlich, ſo uneben nicht, wenn ſie ihre Lanzen ſich einander zuſchicken, daß mein Gewehr, zum Exempel, ſo lange in deiner Gewalt bleibet, als deines in meiner. Die ganze Kraft der Verbindlichkeit beruhet auf der ausgeſtelten Verſicherung: dieſe aber pflegten uncultivirte Voͤlker durch gewiſſe Unterpfaͤnder zu geben; ſo gleichſam eine Beſtaͤtigung und eine Bekantmachung ſeyn ſolten. Denn durch unterlaſſene Kundthuung des Stilſtandes ſind die von der Stra- fe frey, welche gegen den Stilſtand was verſehen, wie Grotius lehret de Iur. B. & P. l. 3. c. 21. §. 5. Die Americaniſchen Voͤlker brauchen heutiges Tages dergleichen Bedeutungszeichen noch ſtark, in Errichtung der Buͤndniſſe, in Geſandſchaften, und in Freundſchaftsvertraͤgen, welche auch die Europaͤer ihnen zu gefallen beybehalten, wenn ſie mit ihnen Unterhandlung pflegen. Alſo ſchicket der Engliſche Gouverneur den Wilden, ſo er zur Verſamlung einladet, einen ledernen Guͤrtel zu, als ein Zeichen ihrer ſichern Her- und Hinreiſe. Wenn er ſie bey ihrer Ankunft anredet, ſo nimt er zu unterſchiedenen Zeiten unter dem Reden 3 Riemen vor, und reichet ſie ihnen als ein Pfand der Freundſchaft. Wenn der Vornehmſte unter dieſen Barbaren antworten wil, gibt er erſt den Guͤrtel zuruͤck, und uͤberreicht in ſeiner Rede ebenfals zu unter- ſchiedenen Zeiten die 3 Riemen an den Gouverneur, zur Beſtaͤtigung der Freundſchaft; die mit einem Trunk Wein auf die hohe Geſundheit des Koͤnigs in Engeland verſie- gelt wird. Wie mit mehrerm die Inſcriptiones facti belehren, ſo Jhro Hochehrwuͤr- den, der Herr Senior Urlsperger, denen jaͤhrlichen Nachrichten von Georgien ein- verleibet, Cont. 1. p. 547. ſeq. §. 6. Die Liven machten hierauf ein Geſchrey und Lermen nach heidniſch ge- Haſta necans anno Bertoldum Liuo ſecundo. Hier hatte Bertold nicht zwey Jahre zugebracht, Als eines Liven Spieß ihn blaß, und kalt gemacht. g) Alſo haben nun endlich die Herren Lockumer den Tag unſers Aſceten, den man bis jetzo nicht gewuſt, und der werth iſt, daß man ihn in Kalender ſchreibe, und dem nun der 21 October, (den 20ten haben die faſti ſacri colonienſes p. 733,) weichen muß, auf wel- chen das Menologium Ciſtercienſe Bertolds Tod anſetzet. Zwar, wenn ich wo leſen ſol- te, daß Bertolds Gebeine in ſein Vaterland abgefuͤhret, und in dem Kloſter Lockum beygeſetzt worden waͤren, ſo wolte ich leicht das Menologium mit unſerm Schriftſteller vereinigen, und glauben, der 21 October ſey von der Abfuͤhrung und Beyſetzung zu ver- ſtehen. Da wir aber beym Jahr 1205 n. 6 finden, daß die Gebeine Bertolds zuruͤck geblieben, ſo iſt und bleibt Chryſoſtomus Henriquez, als der Auctor dieſes monatlichen Regiſters, mit unſerm Verfaſſer unverſoͤhnlich, doch ohne Abgang der Wahrheit; weil Henriquez ſelbſt unter ſeinen Glaubensgenoſſen keinen, oder doch ſchlechten Credit hat. Denn ſo ſchreibet der Herr Claudius, Abt zu Clervaux, an Caſpar Jonge- linen, der das Verzeichniß der Abteyen Ciſtercienſer Ordens aufgeſetzet, von ſeinen Schriften, die kurz vorher zu Antwerpen ans Licht getreten, zur Antwort: Jch E 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0051" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von 1196 bis 1198.</hi></fw><lb/> den Glauben angenommen, magſt du immerhin zwingen dabey zu bleiben. Andere<note place="right">1198</note><lb/> muſt du zur Annehmung des Chriſtenthums mit guten Worten, und nicht mit Ge-<lb/> walt noͤthigen. Der Biſchof verlangte ihre Soͤhne zu Geiſſeln, daß dieſes gewiß<lb/> waͤre. Sie aber blieben dabey, durchaus keine zu geben. Jnzwiſchen boten ſie<lb/> doch einen Stilſtand an, gingen ihn auch beyderſeits ein, um wenigſtens ein Theil<lb/> derſelben zugewinnen. Sie ſchickten ſich auch unter einander, nach Landesart <note place="end" n="f)"/>, die<lb/> Lanzen zu, zur Beſtaͤtigung des Friedens. Waͤhrendes Stilſtandes machten ſie<lb/> viele Deutſche nieder, die vor ihre Pferde Weide ſuchten. Als der Herr Biſchof<lb/> dieſes ſahe, ſo ſchickte er ihre Lanzen zuruͤck, und kuͤndigte ihnen den Frieden auf.</p><lb/> <note place="end" n="f)">Die Manier einen Stilſtand zu treffen, iſt, unter Barbaren nemlich, ſo uneben nicht,<lb/> wenn ſie ihre Lanzen ſich einander zuſchicken, daß mein Gewehr, zum Exempel, ſo lange<lb/> in deiner Gewalt bleibet, als deines in meiner. Die ganze Kraft der Verbindlichkeit<lb/> beruhet auf der ausgeſtelten Verſicherung: dieſe aber pflegten uncultivirte Voͤlker durch<lb/> gewiſſe Unterpfaͤnder zu geben; ſo gleichſam eine Beſtaͤtigung und eine Bekantmachung<lb/> ſeyn ſolten. Denn durch unterlaſſene Kundthuung des Stilſtandes ſind die von der Stra-<lb/> fe frey, welche gegen den Stilſtand was verſehen, wie <hi rendition="#fr">Grotius</hi> lehret <hi rendition="#aq">de Iur. B. & P.<lb/> l. 3. c.</hi> 21. §. 5. Die <hi rendition="#fr">Americaniſchen</hi> Voͤlker brauchen heutiges Tages dergleichen<lb/> Bedeutungszeichen noch ſtark, in Errichtung der Buͤndniſſe, in Geſandſchaften, und in<lb/> Freundſchaftsvertraͤgen, welche auch die <hi rendition="#fr">Europaͤer</hi> ihnen zu gefallen beybehalten, wenn<lb/> ſie mit ihnen Unterhandlung pflegen. Alſo ſchicket der <hi rendition="#fr">Engliſche</hi> Gouverneur den<lb/><hi rendition="#fr">Wilden,</hi> ſo er zur Verſamlung einladet, einen ledernen Guͤrtel zu, als ein Zeichen<lb/> ihrer ſichern Her- und Hinreiſe. Wenn er ſie bey ihrer Ankunft anredet, ſo nimt er<lb/> zu unterſchiedenen Zeiten unter dem Reden 3 Riemen vor, und reichet ſie ihnen als ein<lb/> Pfand der Freundſchaft. Wenn der Vornehmſte unter dieſen Barbaren antworten<lb/> wil, gibt er erſt den Guͤrtel zuruͤck, und uͤberreicht in ſeiner Rede ebenfals zu unter-<lb/> ſchiedenen Zeiten die 3 Riemen an den Gouverneur, zur Beſtaͤtigung der Freundſchaft;<lb/> die mit einem Trunk Wein auf die hohe Geſundheit des Koͤnigs in <hi rendition="#fr">Engeland</hi> verſie-<lb/> gelt wird. Wie mit mehrerm die <hi rendition="#aq">Inſcriptiones facti</hi> belehren, ſo Jhro Hochehrwuͤr-<lb/> den, der Herr Senior <hi rendition="#fr">Urlsperger,</hi> denen jaͤhrlichen Nachrichten von <hi rendition="#fr">Georgien</hi> ein-<lb/> verleibet, <hi rendition="#aq">Cont. 1. p. 547. ſeq.</hi></note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 6.</head><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Liven</hi> machten hierauf ein Geſchrey und Lermen nach heidniſch ge-<lb/> woͤhnlicher Art. Die <hi rendition="#fr">Sachſen</hi> ſtelten ſich ihnen gegen uͤber in Schlachtordnung,<lb/> und thaten auf die Heiden einen hitzigen Anfal. Die <hi rendition="#fr">Liven</hi> flohen. Der<lb/> Biſchof <hi rendition="#fr">Bertold,</hi> gerieth durch die Fluͤchtigkeit ſeines Pferdes, das er nicht<lb/> wol im Zuͤgel gehalten, mit unter dieſe Fluͤchtlinge. Hierauf kriegten ihn ein<lb/> Paar zu packen, und der dritte, namens <hi rendition="#fr">Ymant,</hi> ſtieß ihn von hinten mit der<lb/> Lanze durch, da ihn denn andre von Glied zu Glied zerſtuͤckten, den 24ten Jul. <note place="end" n="g)"/><lb/> 1198. worauf der Vers gemacht iſt:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Haſta necans anno <hi rendition="#i">Bertoldum</hi> Liuo ſecundo.</hi> </l><lb/> <l>Hier hatte <hi rendition="#fr">Bertold</hi> nicht zwey Jahre zugebracht,</l><lb/> <l>Als eines <hi rendition="#fr">Liven</hi> Spieß ihn blaß, und kalt gemacht.</l> </lg><lb/> <note place="end" n="g)">Alſo haben nun endlich die Herren <hi rendition="#fr">Lockumer</hi> den Tag unſers <hi rendition="#fr">Aſceten,</hi> den man bis<lb/> jetzo nicht gewuſt, und der werth iſt, daß man ihn in Kalender ſchreibe, und dem nun<lb/> der 21 October, (den 20ten haben die <hi rendition="#aq">faſti ſacri colonienſes p.</hi> 733,) weichen muß, auf wel-<lb/> chen das <hi rendition="#aq">Menologium <hi rendition="#i">Ciſtercienſe</hi></hi> <hi rendition="#fr">Bertolds</hi> Tod anſetzet. Zwar, wenn ich wo leſen ſol-<lb/> te, daß <hi rendition="#fr">Bertolds</hi> Gebeine in ſein Vaterland abgefuͤhret, und in dem Kloſter <hi rendition="#fr">Lockum</hi><lb/> beygeſetzt worden waͤren, ſo wolte ich leicht das <hi rendition="#aq">Menologium</hi> mit unſerm Schriftſteller<lb/> vereinigen, und glauben, der 21 October ſey von der Abfuͤhrung und Beyſetzung zu ver-<lb/> ſtehen. Da wir aber beym Jahr 1205 <hi rendition="#aq">n.</hi> 6 finden, daß die Gebeine <hi rendition="#fr">Bertolds</hi> zuruͤck<lb/> geblieben, ſo iſt und bleibt <hi rendition="#fr">Chryſoſtomus Henriquez,</hi> als der Auctor dieſes monatlichen<lb/> Regiſters, mit unſerm Verfaſſer unverſoͤhnlich, doch ohne Abgang der Wahrheit;<lb/> weil <hi rendition="#fr">Henriquez</hi> ſelbſt unter ſeinen Glaubensgenoſſen keinen, oder doch ſchlechten Credit<lb/> hat. Denn ſo ſchreibet der Herr <hi rendition="#fr">Claudius,</hi> Abt zu <hi rendition="#fr">Clervaux,</hi> an <hi rendition="#fr">Caſpar Jonge-<lb/> linen,</hi> der das Verzeichniß der Abteyen <hi rendition="#fr">Ciſtercienſer</hi> Ordens aufgeſetzet, von ſeinen<lb/> Schriften, die kurz vorher zu <hi rendition="#fr">Antwerpen</hi> ans Licht getreten, zur Antwort: Jch<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">weiß</fw><lb/></note> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0051]
von 1196 bis 1198.
den Glauben angenommen, magſt du immerhin zwingen dabey zu bleiben. Andere
muſt du zur Annehmung des Chriſtenthums mit guten Worten, und nicht mit Ge-
walt noͤthigen. Der Biſchof verlangte ihre Soͤhne zu Geiſſeln, daß dieſes gewiß
waͤre. Sie aber blieben dabey, durchaus keine zu geben. Jnzwiſchen boten ſie
doch einen Stilſtand an, gingen ihn auch beyderſeits ein, um wenigſtens ein Theil
derſelben zugewinnen. Sie ſchickten ſich auch unter einander, nach Landesart
f⁾
, die
Lanzen zu, zur Beſtaͤtigung des Friedens. Waͤhrendes Stilſtandes machten ſie
viele Deutſche nieder, die vor ihre Pferde Weide ſuchten. Als der Herr Biſchof
dieſes ſahe, ſo ſchickte er ihre Lanzen zuruͤck, und kuͤndigte ihnen den Frieden auf.
1198
f⁾ Die Manier einen Stilſtand zu treffen, iſt, unter Barbaren nemlich, ſo uneben nicht,
wenn ſie ihre Lanzen ſich einander zuſchicken, daß mein Gewehr, zum Exempel, ſo lange
in deiner Gewalt bleibet, als deines in meiner. Die ganze Kraft der Verbindlichkeit
beruhet auf der ausgeſtelten Verſicherung: dieſe aber pflegten uncultivirte Voͤlker durch
gewiſſe Unterpfaͤnder zu geben; ſo gleichſam eine Beſtaͤtigung und eine Bekantmachung
ſeyn ſolten. Denn durch unterlaſſene Kundthuung des Stilſtandes ſind die von der Stra-
fe frey, welche gegen den Stilſtand was verſehen, wie Grotius lehret de Iur. B. & P.
l. 3. c. 21. §. 5. Die Americaniſchen Voͤlker brauchen heutiges Tages dergleichen
Bedeutungszeichen noch ſtark, in Errichtung der Buͤndniſſe, in Geſandſchaften, und in
Freundſchaftsvertraͤgen, welche auch die Europaͤer ihnen zu gefallen beybehalten, wenn
ſie mit ihnen Unterhandlung pflegen. Alſo ſchicket der Engliſche Gouverneur den
Wilden, ſo er zur Verſamlung einladet, einen ledernen Guͤrtel zu, als ein Zeichen
ihrer ſichern Her- und Hinreiſe. Wenn er ſie bey ihrer Ankunft anredet, ſo nimt er
zu unterſchiedenen Zeiten unter dem Reden 3 Riemen vor, und reichet ſie ihnen als ein
Pfand der Freundſchaft. Wenn der Vornehmſte unter dieſen Barbaren antworten
wil, gibt er erſt den Guͤrtel zuruͤck, und uͤberreicht in ſeiner Rede ebenfals zu unter-
ſchiedenen Zeiten die 3 Riemen an den Gouverneur, zur Beſtaͤtigung der Freundſchaft;
die mit einem Trunk Wein auf die hohe Geſundheit des Koͤnigs in Engeland verſie-
gelt wird. Wie mit mehrerm die Inſcriptiones facti belehren, ſo Jhro Hochehrwuͤr-
den, der Herr Senior Urlsperger, denen jaͤhrlichen Nachrichten von Georgien ein-
verleibet, Cont. 1. p. 547. ſeq.
§. 6.
Die Liven machten hierauf ein Geſchrey und Lermen nach heidniſch ge-
woͤhnlicher Art. Die Sachſen ſtelten ſich ihnen gegen uͤber in Schlachtordnung,
und thaten auf die Heiden einen hitzigen Anfal. Die Liven flohen. Der
Biſchof Bertold, gerieth durch die Fluͤchtigkeit ſeines Pferdes, das er nicht
wol im Zuͤgel gehalten, mit unter dieſe Fluͤchtlinge. Hierauf kriegten ihn ein
Paar zu packen, und der dritte, namens Ymant, ſtieß ihn von hinten mit der
Lanze durch, da ihn denn andre von Glied zu Glied zerſtuͤckten, den 24ten Jul.
g⁾
1198. worauf der Vers gemacht iſt:
Haſta necans anno Bertoldum Liuo ſecundo.
Hier hatte Bertold nicht zwey Jahre zugebracht,
Als eines Liven Spieß ihn blaß, und kalt gemacht.
g⁾ Alſo haben nun endlich die Herren Lockumer den Tag unſers Aſceten, den man bis
jetzo nicht gewuſt, und der werth iſt, daß man ihn in Kalender ſchreibe, und dem nun
der 21 October, (den 20ten haben die faſti ſacri colonienſes p. 733,) weichen muß, auf wel-
chen das Menologium Ciſtercienſe Bertolds Tod anſetzet. Zwar, wenn ich wo leſen ſol-
te, daß Bertolds Gebeine in ſein Vaterland abgefuͤhret, und in dem Kloſter Lockum
beygeſetzt worden waͤren, ſo wolte ich leicht das Menologium mit unſerm Schriftſteller
vereinigen, und glauben, der 21 October ſey von der Abfuͤhrung und Beyſetzung zu ver-
ſtehen. Da wir aber beym Jahr 1205 n. 6 finden, daß die Gebeine Bertolds zuruͤck
geblieben, ſo iſt und bleibt Chryſoſtomus Henriquez, als der Auctor dieſes monatlichen
Regiſters, mit unſerm Verfaſſer unverſoͤhnlich, doch ohne Abgang der Wahrheit;
weil Henriquez ſelbſt unter ſeinen Glaubensgenoſſen keinen, oder doch ſchlechten Credit
hat. Denn ſo ſchreibet der Herr Claudius, Abt zu Clervaux, an Caſpar Jonge-
linen, der das Verzeichniß der Abteyen Ciſtercienſer Ordens aufgeſetzet, von ſeinen
Schriften, die kurz vorher zu Antwerpen ans Licht getreten, zur Antwort: Jch
weiß
E 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |