[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwanzigstes Jahr, 1217sein Bischöfliches Amt dem Bischof der Heisten, Dietrichen, und dem Bischof vonCarlisle, Walthern, aufgetragen, doch weder durch die Reichsangelegenheiten, noch durch die Verwaltung der Grafschaft Bergen sich von der persönlichen Amtsverrichtung seines Bisthums lassen abhalten. b) Man merke sich das Jahr, da der Graf Bernhard von der Lippe, bisheriger Abt von Dünemünde, zum Bischof von Semgallen gewählet und eingeweihet worden; davon unsre Chroniken bis dato nichts wissen. Jch sage, zum Bischof von Semgallen; nicht von Leal, wie viele wollen, die sich von Cranzen Metropol. libr. 7 c. 4 verlei- ten lassen, unter denen auch Schaten ist in annal. Paderborn. tom. 1 p. 903. Denn zum Lealschen ist er weder jetzt, noch jemals gewählet worden. Es war ihm zu sei- nem Sitz das Schloß Mesothen angewiesen, so etwas über dem heutigen Mietau an der Mussa recht mitten in Semgallen lieget. Siehe beym Jahr 1218 n. 4. Weil aber der Krieg die Bewerkstelligung desselben unterbrochen, so änderte man das Vorha- ben, und gab das Schloß Seleburg an der Düne den Bischöfen von Semgallen zur Residenz, die deswegen Bischöfe von Seleburg und von Semgallen ohne Unter- scheid genennet werden. Und so läßt sich endlich Albertus Stadensis verstehen, wenn er beym Jahre 1228 saget, dieser Bernhard sey der Selischen Nation zum Bi- schof gesetzet worden. Von dem durch die Christen eroberten Schlosse Selen aber ist beym Jahr 1206 n. 6 schon was vorgekommen. Uebrigens hatte es mit diesem Bisthum fast gleiche Bewandniß, wie mit dem Esthnischen. Denn Bernhard lag entweder dem Liefländischen Bischof Alberten zu Riga auf dem Halse, oder kreuzte West- phalen durch, und kroch mehrentheils in den Cölnischen Klöstern herum. Wir wol- len hievon einen Zeugen anführen bey dem Jahre 1222, in welchem er gestorben. c) Dieser Burewin hatte Nicloten zum Grosvater, einen Landesältesten der Obotriten. Helmold libr. 1 c. 49 n. 9 c. 92 n. 8 und zu seinem Vater Pribislaum den II, den letzten Obotritischen Könige. Arnold lib. 3 c. 4 n. 5. Denn ohnerachtet Albert von Stade beym Jahre 1164 ihn zu einem Sohne des Wertislaus machet, der ein Bruder vom Pribislaus gewesen; so ist doch das Ansehen Arnolds giltiger, der nicht nur diesen Männern näher war, sondern auch an angeführtem Orte ihre Geschichte weitläuftiger abhandelt. Er hatte die Mechtilda, eine natürliche Tochter des Herzogs von Bayern und Sachsen, Heinrichs des Löwen, zur Gemahlin. Siehe Arnolden und Al- berten in den vorbemeldten Stellen. Von welchem Stande diese Dame gewesen, mit der Heinrich der Löwe die Mechtildis gezeuget, habe nach vielem und langem Su- chen endlich, wie mir deucht, nach Wunsch gefunden, welches auch bey andrer Gele- genheit dem Leser mittheilen wil. Jetzt sage nur so viel, daß sie aus einer alten und schon längst ausgestorbenen Gräflichen Familie herstamme. §. 2. Nach dem Feste Mariä Himmelfart aber, da schon die Sommerhitze vorbey Weg,
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, zwanzigſtes Jahr, 1217ſein Biſchoͤfliches Amt dem Biſchof der Heiſten, Dietrichen, und dem Biſchof vonCarlisle, Walthern, aufgetragen, doch weder durch die Reichsangelegenheiten, noch durch die Verwaltung der Grafſchaft Bergen ſich von der perſoͤnlichen Amtsverrichtung ſeines Bisthums laſſen abhalten. b) Man merke ſich das Jahr, da der Graf Bernhard von der Lippe, bisheriger Abt von Duͤnemuͤnde, zum Biſchof von Semgallen gewaͤhlet und eingeweihet worden; davon unſre Chroniken bis dato nichts wiſſen. Jch ſage, zum Biſchof von Semgallen; nicht von Leal, wie viele wollen, die ſich von Cranzen Metropol. libr. 7 c. 4 verlei- ten laſſen, unter denen auch Schaten iſt in annal. Paderborn. tom. 1 p. 903. Denn zum Lealſchen iſt er weder jetzt, noch jemals gewaͤhlet worden. Es war ihm zu ſei- nem Sitz das Schloß Meſothen angewieſen, ſo etwas uͤber dem heutigen Mietau an der Muſſa recht mitten in Semgallen lieget. Siehe beym Jahr 1218 n. 4. Weil aber der Krieg die Bewerkſtelligung deſſelben unterbrochen, ſo aͤnderte man das Vorha- ben, und gab das Schloß Seleburg an der Duͤne den Biſchoͤfen von Semgallen zur Reſidenz, die deswegen Biſchoͤfe von Seleburg und von Semgallen ohne Unter- ſcheid genennet werden. Und ſo laͤßt ſich endlich Albertus Stadenſis verſtehen, wenn er beym Jahre 1228 ſaget, dieſer Bernhard ſey der Seliſchen Nation zum Bi- ſchof geſetzet worden. Von dem durch die Chriſten eroberten Schloſſe Selen aber iſt beym Jahr 1206 n. 6 ſchon was vorgekommen. Uebrigens hatte es mit dieſem Bisthum faſt gleiche Bewandniß, wie mit dem Eſthniſchen. Denn Bernhard lag entweder dem Lieflaͤndiſchen Biſchof Alberten zu Riga auf dem Halſe, oder kreuzte Weſt- phalen durch, und kroch mehrentheils in den Coͤlniſchen Kloͤſtern herum. Wir wol- len hievon einen Zeugen anfuͤhren bey dem Jahre 1222, in welchem er geſtorben. c) Dieſer Burewin hatte Nicloten zum Grosvater, einen Landesaͤlteſten der Obotriten. Helmold libr. 1 c. 49 n. 9 c. 92 n. 8 und zu ſeinem Vater Pribislaum den II, den letzten Obotritiſchen Koͤnige. Arnold lib. 3 c. 4 n. 5. Denn ohnerachtet Albert von Stade beym Jahre 1164 ihn zu einem Sohne des Wertislaus machet, der ein Bruder vom Pribislaus geweſen; ſo iſt doch das Anſehen Arnolds giltiger, der nicht nur dieſen Maͤnnern naͤher war, ſondern auch an angefuͤhrtem Orte ihre Geſchichte weitlaͤuftiger abhandelt. Er hatte die Mechtilda, eine natuͤrliche Tochter des Herzogs von Bayern und Sachſen, Heinrichs des Loͤwen, zur Gemahlin. Siehe Arnolden und Al- berten in den vorbemeldten Stellen. Von welchem Stande dieſe Dame geweſen, mit der Heinrich der Loͤwe die Mechtildis gezeuget, habe nach vielem und langem Su- chen endlich, wie mir deucht, nach Wunſch gefunden, welches auch bey andrer Gele- genheit dem Leſer mittheilen wil. Jetzt ſage nur ſo viel, daß ſie aus einer alten und ſchon laͤngſt ausgeſtorbenen Graͤflichen Familie herſtamme. §. 2. Nach dem Feſte Mariaͤ Himmelfart aber, da ſchon die Sommerhitze vorbey Weg,
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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, zwanzigſtes Jahr,
a⁾
ſein Biſchoͤfliches Amt dem Biſchof der Heiſten, Dietrichen, und dem Biſchof von
Carlisle, Walthern, aufgetragen, doch weder durch die Reichsangelegenheiten, noch
durch die Verwaltung der Grafſchaft Bergen ſich von der perſoͤnlichen Amtsverrichtung
ſeines Bisthums laſſen abhalten.
b⁾ Man merke ſich das Jahr, da der Graf Bernhard von der Lippe, bisheriger Abt
von Duͤnemuͤnde, zum Biſchof von Semgallen gewaͤhlet und eingeweihet worden;
davon unſre Chroniken bis dato nichts wiſſen. Jch ſage, zum Biſchof von Semgallen;
nicht von Leal, wie viele wollen, die ſich von Cranzen Metropol. libr. 7 c. 4 verlei-
ten laſſen, unter denen auch Schaten iſt in annal. Paderborn. tom. 1 p. 903. Denn
zum Lealſchen iſt er weder jetzt, noch jemals gewaͤhlet worden. Es war ihm zu ſei-
nem Sitz das Schloß Meſothen angewieſen, ſo etwas uͤber dem heutigen Mietau an
der Muſſa recht mitten in Semgallen lieget. Siehe beym Jahr 1218 n. 4. Weil
aber der Krieg die Bewerkſtelligung deſſelben unterbrochen, ſo aͤnderte man das Vorha-
ben, und gab das Schloß Seleburg an der Duͤne den Biſchoͤfen von Semgallen
zur Reſidenz, die deswegen Biſchoͤfe von Seleburg und von Semgallen ohne Unter-
ſcheid genennet werden. Und ſo laͤßt ſich endlich Albertus Stadenſis verſtehen,
wenn er beym Jahre 1228 ſaget, dieſer Bernhard ſey der Seliſchen Nation zum Bi-
ſchof geſetzet worden. Von dem durch die Chriſten eroberten Schloſſe Selen aber iſt
beym Jahr 1206 n. 6 ſchon was vorgekommen. Uebrigens hatte es mit dieſem Bisthum
faſt gleiche Bewandniß, wie mit dem Eſthniſchen. Denn Bernhard lag entweder
dem Lieflaͤndiſchen Biſchof Alberten zu Riga auf dem Halſe, oder kreuzte Weſt-
phalen durch, und kroch mehrentheils in den Coͤlniſchen Kloͤſtern herum. Wir wol-
len hievon einen Zeugen anfuͤhren bey dem Jahre 1222, in welchem er geſtorben.
c⁾ Dieſer Burewin hatte Nicloten zum Grosvater, einen Landesaͤlteſten der Obotriten.
Helmold libr. 1 c. 49 n. 9 c. 92 n. 8 und zu ſeinem Vater Pribislaum den II, den letzten
Obotritiſchen Koͤnige. Arnold lib. 3 c. 4 n. 5. Denn ohnerachtet Albert von Stade
beym Jahre 1164 ihn zu einem Sohne des Wertislaus machet, der ein Bruder vom
Pribislaus geweſen; ſo iſt doch das Anſehen Arnolds giltiger, der nicht nur dieſen
Maͤnnern naͤher war, ſondern auch an angefuͤhrtem Orte ihre Geſchichte weitlaͤuftiger
abhandelt. Er hatte die Mechtilda, eine natuͤrliche Tochter des Herzogs von Bayern
und Sachſen, Heinrichs des Loͤwen, zur Gemahlin. Siehe Arnolden und Al-
berten in den vorbemeldten Stellen. Von welchem Stande dieſe Dame geweſen, mit
der Heinrich der Loͤwe die Mechtildis gezeuget, habe nach vielem und langem Su-
chen endlich, wie mir deucht, nach Wunſch gefunden, welches auch bey andrer Gele-
genheit dem Leſer mittheilen wil. Jetzt ſage nur ſo viel, daß ſie aus einer alten und
ſchon laͤngſt ausgeſtorbenen Graͤflichen Familie herſtamme.
§. 2.
Nach dem Feſte Mariaͤ Himmelfart aber, da ſchon die Sommerhitze vorbey
war, ward der Zug gegen die von Revel und Harrien angeſaget, die ſich noch
immer widerſpenſtig und grauſamer als die andern aufgefuͤhret hatten. Dem-
nach kamen die Rigiſchen mit den Liven und Letten zuſammen, und es zog mit
ihnen Heinrich Burewin, und der Ordensmeiſter Volquin mit ſeinen Bruͤ-
dern. Dieſe kamen nach Saccala, wo der Ort des Gebets und der Verſamlung
der Armee zu ſeyn pflegte
d⁾
, wo auch Graf Albert eine Bruͤcke ſchlagen ließ, und
nahmen daſelbſt Abrede, die Provinz Revel zu pluͤndern. Tages darauf zogen
ſie durch Saccala, kamen an das Schloß Viliende, und ihre Kundſchafter
langten hier wieder bey ihnen an, die ſie ausgeſchicket hatten, die Landesaͤlteſten
dieſer Provinz zuſammen zuberufen, damit ſie ihnen der Gewohnheit nach Weg-
weiſer abgaͤben. Dieſe brachten die Boten der Ruſſen und Oeſeler mit ſich, ſo
ſie auf den Doͤrfern ertappet hatten, die von den Ruſſen abgefertiget waren,
um durch ganz Eſthland eine Armee aufzubringen, und ſelbige nach dem Ruſ-
ſiſchen Heere zu fuͤhren, damit ſie zugleich in Liefland einfallen moͤchten. Sel-
bige ſtelten ſie mitttn unter das Volk, und befragten ſie um die Urſachen ihrer Ge-
ſandtſchaft. Dieſe ſagten hierauf aus, daß ein ſtarkes Heer der Rußiſchen Koͤ-
nige morgendes Tages aus Ungannien nach Liefland im Anmarſch begriffen;
ſie waͤren zu dem Ende abgeſchickt, daß ſie die Armee der Eſthen den Ruſſen
zufuͤhren ſolten. Auf dieſe Auſſage kehrte die Lieflaͤndiſche Armee denſelbigen
Weg,
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