Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.III. Der Geist des Salomo. Ein ehrlicher Greis trug des Tages Last und Hitze, Auf einmal stand unter dem breiten Schatten Ich bin Salomo: sagte mit vertraulicher Wenn du Salomo bist, versetzte der Alte, Du
III. Der Geiſt des Salomo. Ein ehrlicher Greis trug des Tages Laſt und Hitze, Auf einmal ſtand unter dem breiten Schatten Ich bin Salomo: ſagte mit vertraulicher Wenn du Salomo biſt, verſetzte der Alte, Du
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III.
Der Geiſt des Salomo.
Ein ehrlicher Greis trug des Tages Laſt und Hitze,
ſein Feld mit eigner Hand zu pflügen, und mit
eigner Hand den reinen Saamen in den lockern
Schooß der willigen Erde zu ſtreuen.
Auf einmal ſtand unter dem breiten Schatten
einer Linde, eine göttliche Erſcheinung vor ihm da!
Der Greis ſtutzte.
Ich bin Salomo: ſagte mit vertraulicher
Stimme das Phantom. Was machſt du hier,
Alter?
Wenn du Salomo biſt, verſetzte der Alte,
wie kaunſt du fragen? Du ſchickteſt mich in mei-
ner Jugend zu der Ameiſe; ich ſahe ihren Wan-
del, und lernte von ihr fleiſſig ſeyn, und ſam-
meln. Was ich da lernte, das thue ich
noch. —
Du
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Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/97>, abgerufen am 04.03.2025. |