Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite


III.
Von der Eintheilung der Fabeln.

Die Fabeln sind verschiedener Eintheilungen fähig.
Von einer, die sich aus der verschiednen Anwen-
dung derselben ergiebt, habe ich gleich Anfangs ge-
redet. Die Fabeln nehmlich werden entweder bloß
auf einen allgemeinen moralischen Satz angewen-
det, und heissen einfache Fabeln; oder sie werden
auf einen wirklichen Fall angewendet, der mit der
Fabel unter einem und eben demselben moralischen
Satze enthalten ist, und heissen zusammengesetzte
Fabeln. Der Nutzen dieser Eintheilung hat sich be-
reits an mehr als einer Stelle gezeiget.

Eine andere Eintheilung würde sich aus der ver-
schiednen Beschaffenheit des moralischen Satzes her-
holen lassen. Es giebt nehmlich moralische Sätze,
die sich besser in einem einzeln Falle ihres Gegen-
theils, als in einem einzeln Falle der unmittelbar

unter


III.
Von der Eintheilung der Fabeln.

Die Fabeln ſind verſchiedener Eintheilungen fähig.
Von einer, die ſich aus der verſchiednen Anwen-
dung derſelben ergiebt, habe ich gleich Anfangs ge-
redet. Die Fabeln nehmlich werden entweder bloß
auf einen allgemeinen moraliſchen Satz angewen-
det, und heiſſen einfache Fabeln; oder ſie werden
auf einen wirklichen Fall angewendet, der mit der
Fabel unter einem und eben demſelben moraliſchen
Satze enthalten iſt, und heiſſen zuſammengeſetzte
Fabeln. Der Nutzen dieſer Eintheilung hat ſich be-
reits an mehr als einer Stelle gezeiget.

Eine andere Eintheilung würde ſich aus der ver-
ſchiednen Beſchaffenheit des moraliſchen Satzes her-
holen laſſen. Es giebt nehmlich moraliſche Sätze,
die ſich beſſer in einem einzeln Falle ihres Gegen-
theils, als in einem einzeln Falle der unmittelbar

unter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0211" n="[191]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III.</hi></hi><lb/>
Von der Eintheilung der Fabeln.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Fabeln &#x017F;ind ver&#x017F;chiedener Eintheilungen fähig.<lb/>
Von einer, die &#x017F;ich aus der ver&#x017F;chiednen Anwen-<lb/>
dung der&#x017F;elben ergiebt, habe ich gleich Anfangs ge-<lb/>
redet. Die Fabeln nehmlich werden entweder bloß<lb/>
auf einen allgemeinen morali&#x017F;chen Satz angewen-<lb/>
det, und hei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">einfache</hi> Fabeln; oder &#x017F;ie werden<lb/>
auf einen wirklichen Fall angewendet, der mit der<lb/>
Fabel unter einem und eben dem&#x017F;elben morali&#x017F;chen<lb/>
Satze enthalten i&#x017F;t, und hei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte</hi><lb/>
Fabeln. Der Nutzen die&#x017F;er Eintheilung hat &#x017F;ich be-<lb/>
reits an mehr als einer Stelle gezeiget.</p><lb/>
          <p>Eine andere Eintheilung würde &#x017F;ich aus der ver-<lb/>
&#x017F;chiednen Be&#x017F;chaffenheit des morali&#x017F;chen Satzes her-<lb/>
holen la&#x017F;&#x017F;en. Es giebt nehmlich morali&#x017F;che Sätze,<lb/>
die &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;er in einem einzeln Falle ihres Gegen-<lb/>
theils, als in einem einzeln Falle der unmittelbar<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[191]/0211] III. Von der Eintheilung der Fabeln. Die Fabeln ſind verſchiedener Eintheilungen fähig. Von einer, die ſich aus der verſchiednen Anwen- dung derſelben ergiebt, habe ich gleich Anfangs ge- redet. Die Fabeln nehmlich werden entweder bloß auf einen allgemeinen moraliſchen Satz angewen- det, und heiſſen einfache Fabeln; oder ſie werden auf einen wirklichen Fall angewendet, der mit der Fabel unter einem und eben demſelben moraliſchen Satze enthalten iſt, und heiſſen zuſammengeſetzte Fabeln. Der Nutzen dieſer Eintheilung hat ſich be- reits an mehr als einer Stelle gezeiget. Eine andere Eintheilung würde ſich aus der ver- ſchiednen Beſchaffenheit des moraliſchen Satzes her- holen laſſen. Es giebt nehmlich moraliſche Sätze, die ſich beſſer in einem einzeln Falle ihres Gegen- theils, als in einem einzeln Falle der unmittelbar unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/211
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. [191]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/211>, abgerufen am 30.12.2024.