Hamburgische Dramaturgie. Sechs und dreyßigstes Stück.
Den 1sten September, 1767.
So unstreitig wir aber, ohne die glückliche Wendung, welche Favart am Ende dem Charakter der Roxelane giebt, ihre dar- auf folgende Krönung nicht anders als mit Spott und Verachtung, nicht anders als den lächerli- chen Triumph einer Serva Padrona, würden betrachtet haben; so gewiß, ohne sie, der Kaiser in unsern Augen nichts als ein kläglicher Pim- pinello, und die neue Kaiserinn nichts als eine häß- liche, verschmitzte Serbinette gewesen wäre, von der wir voraus gesehen hätten, daß sie nun bald dem armen Sultan, Pimpinello dem Zweyten, noch ganz anders mitspielen werde: so leicht und natürlich dünkt uns doch auch diese Wendung selbst; und wir müssen uns wundern, daß sie, dem ohngeachtet, so manchem Dichter nicht bey- gefallen, und so manche drollige und dem An- sehen nach wirklich komische Erzehlung, in der
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Hamburgiſche Dramaturgie. Sechs und dreyßigſtes Stuͤck.
Den 1ſten September, 1767.
So unſtreitig wir aber, ohne die gluͤckliche Wendung, welche Favart am Ende dem Charakter der Roxelane giebt, ihre dar- auf folgende Kroͤnung nicht anders als mit Spott und Verachtung, nicht anders als den laͤcherli- chen Triumph einer Serva Padrona, wuͤrden betrachtet haben; ſo gewiß, ohne ſie, der Kaiſer in unſern Augen nichts als ein klaͤglicher Pim- pinello, und die neue Kaiſerinn nichts als eine haͤß- liche, verſchmitzte Serbinette geweſen waͤre, von der wir voraus geſehen haͤtten, daß ſie nun bald dem armen Sultan, Pimpinello dem Zweyten, noch ganz anders mitſpielen werde: ſo leicht und natuͤrlich duͤnkt uns doch auch dieſe Wendung ſelbſt; und wir muͤſſen uns wundern, daß ſie, dem ohngeachtet, ſo manchem Dichter nicht bey- gefallen, und ſo manche drollige und dem An- ſehen nach wirklich komiſche Erzehlung, in der
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Hamburgiſche
Dramaturgie.
Sechs und dreyßigſtes Stuͤck.
Den 1ſten September, 1767.
So unſtreitig wir aber, ohne die gluͤckliche
Wendung, welche Favart am Ende dem
Charakter der Roxelane giebt, ihre dar-
auf folgende Kroͤnung nicht anders als mit Spott
und Verachtung, nicht anders als den laͤcherli-
chen Triumph einer Serva Padrona, wuͤrden
betrachtet haben; ſo gewiß, ohne ſie, der Kaiſer
in unſern Augen nichts als ein klaͤglicher Pim-
pinello, und die neue Kaiſerinn nichts als eine haͤß-
liche, verſchmitzte Serbinette geweſen waͤre, von
der wir voraus geſehen haͤtten, daß ſie nun bald
dem armen Sultan, Pimpinello dem Zweyten,
noch ganz anders mitſpielen werde: ſo leicht und
natuͤrlich duͤnkt uns doch auch dieſe Wendung
ſelbſt; und wir muͤſſen uns wundern, daß ſie,
dem ohngeachtet, ſo manchem Dichter nicht bey-
gefallen, und ſo manche drollige und dem An-
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. [281]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/295>, abgerufen am 21.12.2024.
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