[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].Hamburgische Dramaturgie. Ein und dreyßigstes Stück. Den 14ten August, 1767. In der Geschichte rächet sich Cleopatra blos ihre H h
Hamburgiſche Dramaturgie. Ein und dreyßigſtes Stuͤck. Den 14ten Auguſt, 1767. In der Geſchichte raͤchet ſich Cleopatra blos ihre H h
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0255" n="[241]"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Hamburgiſche<lb/><hi rendition="#g">Dramaturgie</hi>.</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Ein und dreyßigſtes Stuͤck.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">Den 14ten Auguſt, 1767.</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#in">I</hi>n der Geſchichte raͤchet ſich Cleopatra blos<lb/> an ihrem Gemahle; an Rodogunen konnte,<lb/> oder wollte ſie ſich nicht raͤchen. Bey dem<lb/> Dichter iſt jene Rache laͤngſt vorbey; die Ermor-<lb/> dung des Demetrius wird blos erzehlt, und alle<lb/> Handlung des Stuͤcks geht auf Rodogunen.<lb/> Corneille will ſeine Cleopatra nicht auf halbem<lb/> Wege ſtehen laſſen; ſie muß ſich noch gar nicht<lb/> geraͤchet zu haben glauben, wenn ſie ſich nicht<lb/> auch an Rodogunen raͤchet. Einer Eiferſuͤchti-<lb/> gen iſt es allerdings natuͤrlich, daß ſie gegen ihre<lb/> Nebenbuhlerinn noch unverſoͤhnlicher iſt, als<lb/> gegen ihren treuloſen Gemahl. Aber die Cleo-<lb/> patra des Corneille, wie geſagt, iſt wenig oder<lb/> gar nicht eiferſuͤchtig; ſie iſt bloß ehrgeitzig; und<lb/> die Rache einer Ehrgeitzigen ſollte nie der Rache<lb/> einer Eiferſuͤchtigen aͤhnlich ſeyn. Beide Lei-<lb/> denſchaften ſind zu ſehr unterſchieden, als daß<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h</fw><fw place="bottom" type="catch">ihre</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[241]/0255]
Hamburgiſche
Dramaturgie.
Ein und dreyßigſtes Stuͤck.
Den 14ten Auguſt, 1767.
In der Geſchichte raͤchet ſich Cleopatra blos
an ihrem Gemahle; an Rodogunen konnte,
oder wollte ſie ſich nicht raͤchen. Bey dem
Dichter iſt jene Rache laͤngſt vorbey; die Ermor-
dung des Demetrius wird blos erzehlt, und alle
Handlung des Stuͤcks geht auf Rodogunen.
Corneille will ſeine Cleopatra nicht auf halbem
Wege ſtehen laſſen; ſie muß ſich noch gar nicht
geraͤchet zu haben glauben, wenn ſie ſich nicht
auch an Rodogunen raͤchet. Einer Eiferſuͤchti-
gen iſt es allerdings natuͤrlich, daß ſie gegen ihre
Nebenbuhlerinn noch unverſoͤhnlicher iſt, als
gegen ihren treuloſen Gemahl. Aber die Cleo-
patra des Corneille, wie geſagt, iſt wenig oder
gar nicht eiferſuͤchtig; ſie iſt bloß ehrgeitzig; und
die Rache einer Ehrgeitzigen ſollte nie der Rache
einer Eiferſuͤchtigen aͤhnlich ſeyn. Beide Lei-
denſchaften ſind zu ſehr unterſchieden, als daß
ihre
H h
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |