Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Siebente Scene
in Philippeville.
Desportes allein, ausgezogen, in einem
grünen Zimmer, einen Brief schreibend,
ein brennend Licht vor ihm.
(brummt indem er schreibt.)

Jch muß ihr doch
das Maul ein wenig schmieren, sonst nimmt
das Briefschreiben kein Ende, und mein
Vater fängt noch wohl gar einmal einen
auf.

(liest den Brief.)
"Jhr bester Vater ist
böse auf mich, daß ich ihn so lange aufs
Geld warten lasse, ich bitte Sie, besänf-
tigen Sie ihn, bis ich eine bequeme Ge-
legenheit finde, meinem Vater alles zu
entdecken, und ihn zu der Einwilligung zu
bewegen, Sie, meine Geliebte, auf ewig
zu besitzen. Denken Sie, ich bin in der
größten Angst, daß er nicht schon einige
von Jhren Briefen aufgefangen hat, denn
ich sehe aus Jhrem letzten, daß Sie viele
an mich müssen geschrieben haben, die ich
nicht erhalten habe. Und das könnte uns
alles verderben. Darf ich bitten, so

schreiben


Siebente Scene
in Philippeville.
Desportes allein, ausgezogen, in einem
gruͤnen Zimmer, einen Brief ſchreibend,
ein brennend Licht vor ihm.
(brummt indem er ſchreibt.)

Jch muß ihr doch
das Maul ein wenig ſchmieren, ſonſt nimmt
das Briefſchreiben kein Ende, und mein
Vater faͤngt noch wohl gar einmal einen
auf.

(lieſt den Brief.)
„Jhr beſter Vater iſt
boͤſe auf mich, daß ich ihn ſo lange aufs
Geld warten laſſe, ich bitte Sie, beſaͤnf-
tigen Sie ihn, bis ich eine bequeme Ge-
legenheit finde, meinem Vater alles zu
entdecken, und ihn zu der Einwilligung zu
bewegen, Sie, meine Geliebte, auf ewig
zu beſitzen. Denken Sie, ich bin in der
groͤßten Angſt, daß er nicht ſchon einige
von Jhren Briefen aufgefangen hat, denn
ich ſehe aus Jhrem letzten, daß Sie viele
an mich muͤſſen geſchrieben haben, die ich
nicht erhalten habe. Und das koͤnnte uns
alles verderben. Darf ich bitten, ſo

ſchreiben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0078" n="74"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Siebente Scene</hi> </head><lb/>
          <stage><hi rendition="#c">in Philippeville.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Desportes</hi> allein, ausgezogen, in einem<lb/>
gru&#x0364;nen Zimmer, einen Brief &#x017F;chreibend,<lb/>
ein brennend Licht vor ihm.</stage><lb/>
          <stage>(<hi rendition="#fr">brummt indem er &#x017F;chreibt.</hi>)</stage>
          <p>Jch muß ihr doch<lb/>
das Maul ein wenig &#x017F;chmieren, &#x017F;on&#x017F;t nimmt<lb/>
das Brief&#x017F;chreiben kein Ende, und mein<lb/>
Vater fa&#x0364;ngt noch wohl gar einmal einen<lb/>
auf. <stage>(<hi rendition="#fr">lie&#x017F;t den Brief.</hi>)</stage> &#x201E;Jhr be&#x017F;ter Vater i&#x017F;t<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e auf mich, daß ich ihn &#x017F;o lange aufs<lb/>
Geld warten la&#x017F;&#x017F;e, ich bitte Sie, be&#x017F;a&#x0364;nf-<lb/>
tigen Sie ihn, bis ich eine bequeme Ge-<lb/>
legenheit finde, meinem Vater alles zu<lb/>
entdecken, und ihn zu der Einwilligung zu<lb/>
bewegen, Sie, meine Geliebte, auf ewig<lb/>
zu be&#x017F;itzen. Denken Sie, ich bin in der<lb/>
gro&#x0364;ßten Ang&#x017F;t, daß er nicht &#x017F;chon einige<lb/>
von Jhren Briefen aufgefangen hat, denn<lb/>
ich &#x017F;ehe aus Jhrem letzten, daß Sie viele<lb/>
an mich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chrieben haben, die ich<lb/>
nicht erhalten habe. Und das ko&#x0364;nnte uns<lb/>
alles verderben. Darf ich bitten, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chreiben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0078] Siebente Scene in Philippeville. Desportes allein, ausgezogen, in einem gruͤnen Zimmer, einen Brief ſchreibend, ein brennend Licht vor ihm. (brummt indem er ſchreibt.) Jch muß ihr doch das Maul ein wenig ſchmieren, ſonſt nimmt das Briefſchreiben kein Ende, und mein Vater faͤngt noch wohl gar einmal einen auf. (lieſt den Brief.) „Jhr beſter Vater iſt boͤſe auf mich, daß ich ihn ſo lange aufs Geld warten laſſe, ich bitte Sie, beſaͤnf- tigen Sie ihn, bis ich eine bequeme Ge- legenheit finde, meinem Vater alles zu entdecken, und ihn zu der Einwilligung zu bewegen, Sie, meine Geliebte, auf ewig zu beſitzen. Denken Sie, ich bin in der groͤßten Angſt, daß er nicht ſchon einige von Jhren Briefen aufgefangen hat, denn ich ſehe aus Jhrem letzten, daß Sie viele an mich muͤſſen geſchrieben haben, die ich nicht erhalten habe. Und das koͤnnte uns alles verderben. Darf ich bitten, ſo ſchreiben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/78
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/78>, abgerufen am 21.12.2024.