Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.Dritte Scene in Lille. Marie. Desportes. Desportes. Was machen Sie denn da, meine göttliche Mademoiselle? Marie (die ein Buch weiß Pappier vor sich lie- gen hat, auf dem sie krützelte, steckt schnell die Feder hinter's Ohr.) O nichts, nichts, gnädiger Herr -- (lächelnd) Jch schreib' gar zu gern. Desportes. Wenn ich nur so glücklich wäre, einen von Jhren Briefen, nur eine Zeile von Jhrer schönen Hand zu sehen. Marie. O verzeihen Sie mir, ich schrei- be gar nicht schön, ich schäme mich von meiner Schrift zu weisen. Desportes. Alles, was von einer sol- chen Hand kommt, muß schön seyn. Marie. O Herr Baron, hören Sie auf, ich weis doch, daß das alles nur Kom- plimenten seyn. Desportes (kniend.) Jch schwöre Jhnen, daß ich noch in meinem Leben nichts Voll- kommeners gesehen habe, als Sie sind. Marie A 5
Dritte Scene in Lille. Marie. Desportes. Desportes. Was machen Sie denn da, meine goͤttliche Mademoiſelle? Marie (die ein Buch weiß Pappier vor ſich lie- gen hat, auf dem ſie kruͤtzelte, ſteckt ſchnell die Feder hinter’s Ohr.) O nichts, nichts, gnaͤdiger Herr — (laͤchelnd) Jch ſchreib’ gar zu gern. Desportes. Wenn ich nur ſo gluͤcklich waͤre, einen von Jhren Briefen, nur eine Zeile von Jhrer ſchoͤnen Hand zu ſehen. Marie. O verzeihen Sie mir, ich ſchrei- be gar nicht ſchoͤn, ich ſchaͤme mich von meiner Schrift zu weiſen. Desportes. Alles, was von einer ſol- chen Hand kommt, muß ſchoͤn ſeyn. Marie. O Herr Baron, hoͤren Sie auf, ich weis doch, daß das alles nur Kom- plimenten ſeyn. Desportes (kniend.) Jch ſchwoͤre Jhnen, daß ich noch in meinem Leben nichts Voll- kommeners geſehen habe, als Sie ſind. Marie A 5
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Dritte Scene
in Lille.
Marie. Desportes.
Desportes. Was machen Sie denn
da, meine goͤttliche Mademoiſelle?
Marie (die ein Buch weiß Pappier vor ſich lie-
gen hat, auf dem ſie kruͤtzelte, ſteckt ſchnell die Feder
hinter’s Ohr.) O nichts, nichts, gnaͤdiger
Herr — (laͤchelnd) Jch ſchreib’ gar zu gern.
Desportes. Wenn ich nur ſo gluͤcklich
waͤre, einen von Jhren Briefen, nur eine
Zeile von Jhrer ſchoͤnen Hand zu ſehen.
Marie. O verzeihen Sie mir, ich ſchrei-
be gar nicht ſchoͤn, ich ſchaͤme mich von
meiner Schrift zu weiſen.
Desportes. Alles, was von einer ſol-
chen Hand kommt, muß ſchoͤn ſeyn.
Marie. O Herr Baron, hoͤren Sie auf,
ich weis doch, daß das alles nur Kom-
plimenten ſeyn.
Desportes (kniend.) Jch ſchwoͤre Jhnen,
daß ich noch in meinem Leben nichts Voll-
kommeners geſehen habe, als Sie ſind.
Marie
A 5
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