Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite


wir von diesen entsetzlichen Versen he he he
weiterst mit einander reden.
Nath. Jch danke euch freundlichst.
Die Gesellschaft ist das Glück des Lebens.
Holof. Also lade ich euch denn, wer-
ther Herr Nathanael, pauca verba. Kommt
nur, die Hochadelichen jagen hier auf dem
Felde, und wir wollen das Wildpret in
der Schüssel jagen, he, he, he.
(gehen ab.)
Vierte Scene.
Biron allein, ein Papier in der Hand.

Der König jagt itzt -- und ich werde ge-
jagt. Sie sind erpicht auf Wildpret und
ich auf Pech, auf besudelndes Pech -- pfuy
welch ein Wort! Laßt mich zufrieden, Ge-
danken -- so sprechen alle Narren -- so
sprech ich, denn ich bin ein Narr. Beym
Henker! die Liebe ist wüthend wie Ajax, er
brachte Schafe um, sie bringt mich um, ich
bin ein Schaf. Wieder ein schönes: ich
bin. -- Jch will nicht lieben, hängt mich
auf, wenn ichs thue -- aber ihr Auge --
nein! bey diesem Tageslicht -- o, aber ihre Au-
gen, ich will sonst nichts lieben als ihre Au-
gen. Ach ich thu auf der Welt nichts als
lügen und immer beständig ärger lügen, beym

Him-


wir von dieſen entſetzlichen Verſen he he he
weiterſt mit einander reden.
Nath. Jch danke euch freundlichſt.
Die Geſellſchaft iſt das Gluͤck des Lebens.
Holof. Alſo lade ich euch denn, wer-
ther Herr Nathanael, pauca verba. Kommt
nur, die Hochadelichen jagen hier auf dem
Felde, und wir wollen das Wildpret in
der Schuͤſſel jagen, he, he, he.
(gehen ab.)
Vierte Scene.
Biron allein, ein Papier in der Hand.

Der Koͤnig jagt itzt — und ich werde ge-
jagt. Sie ſind erpicht auf Wildpret und
ich auf Pech, auf beſudelndes Pech — pfuy
welch ein Wort! Laßt mich zufrieden, Ge-
danken — ſo ſprechen alle Narren — ſo
ſprech ich, denn ich bin ein Narr. Beym
Henker! die Liebe iſt wuͤthend wie Ajax, er
brachte Schafe um, ſie bringt mich um, ich
bin ein Schaf. Wieder ein ſchoͤnes: ich
bin. — Jch will nicht lieben, haͤngt mich
auf, wenn ichs thue — aber ihr Auge —
nein! bey dieſem Tageslicht — o, aber ihre Au-
gen, ich will ſonſt nichts lieben als ihre Au-
gen. Ach ich thu auf der Welt nichts als
luͤgen und immer beſtaͤndig aͤrger luͤgen, beym

Him-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0110" n="104"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
wir von die&#x017F;en ent&#x017F;etzlichen Ver&#x017F;en he he he<lb/>
weiter&#x017F;t mit einander reden.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Nath</hi>.</speaker>
              <p>Jch danke euch freundlich&#x017F;t.<lb/>
Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft i&#x017F;t das Glu&#x0364;ck des Lebens.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Holof</hi>.</speaker>
              <p>Al&#x017F;o lade ich euch denn, wer-<lb/>
ther Herr Nathanael, <hi rendition="#aq">pauca verba.</hi> Kommt<lb/>
nur, die Hochadelichen jagen hier auf dem<lb/>
Felde, und wir wollen das Wildpret in<lb/>
der Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el jagen, he, he, he.</p>
            </sp><lb/>
            <stage> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#fr">gehen ab.</hi>)</hi> </stage>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Vierte Scene</hi>.</head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Biron allein, ein Papier in der Hand.</hi> </stage><lb/>
            <p>Der Ko&#x0364;nig jagt itzt &#x2014; und ich werde ge-<lb/>
jagt. Sie &#x017F;ind erpicht auf Wildpret und<lb/>
ich auf Pech, auf be&#x017F;udelndes Pech &#x2014; pfuy<lb/>
welch ein Wort! Laßt mich zufrieden, Ge-<lb/>
danken &#x2014; &#x017F;o &#x017F;prechen alle Narren &#x2014; &#x017F;o<lb/>
&#x017F;prech ich, denn ich bin ein Narr. Beym<lb/>
Henker! die Liebe i&#x017F;t wu&#x0364;thend wie Ajax, er<lb/>
brachte Schafe um, &#x017F;ie bringt mich um, ich<lb/>
bin ein Schaf. Wieder ein &#x017F;cho&#x0364;nes: ich<lb/>
bin. &#x2014; Jch will nicht lieben, ha&#x0364;ngt mich<lb/>
auf, wenn ichs thue &#x2014; aber ihr Auge &#x2014;<lb/>
nein! bey die&#x017F;em Tageslicht &#x2014; o, aber ihre Au-<lb/>
gen, ich will &#x017F;on&#x017F;t nichts lieben als ihre Au-<lb/>
gen. Ach ich thu auf der Welt nichts als<lb/>
lu&#x0364;gen und immer be&#x017F;ta&#x0364;ndig a&#x0364;rger lu&#x0364;gen, beym<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Him-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0110] wir von dieſen entſetzlichen Verſen he he he weiterſt mit einander reden. Nath. Jch danke euch freundlichſt. Die Geſellſchaft iſt das Gluͤck des Lebens. Holof. Alſo lade ich euch denn, wer- ther Herr Nathanael, pauca verba. Kommt nur, die Hochadelichen jagen hier auf dem Felde, und wir wollen das Wildpret in der Schuͤſſel jagen, he, he, he. (gehen ab.) Vierte Scene. Biron allein, ein Papier in der Hand. Der Koͤnig jagt itzt — und ich werde ge- jagt. Sie ſind erpicht auf Wildpret und ich auf Pech, auf beſudelndes Pech — pfuy welch ein Wort! Laßt mich zufrieden, Ge- danken — ſo ſprechen alle Narren — ſo ſprech ich, denn ich bin ein Narr. Beym Henker! die Liebe iſt wuͤthend wie Ajax, er brachte Schafe um, ſie bringt mich um, ich bin ein Schaf. Wieder ein ſchoͤnes: ich bin. — Jch will nicht lieben, haͤngt mich auf, wenn ichs thue — aber ihr Auge — nein! bey dieſem Tageslicht — o, aber ihre Au- gen, ich will ſonſt nichts lieben als ihre Au- gen. Ach ich thu auf der Welt nichts als luͤgen und immer beſtaͤndig aͤrger luͤgen, beym Him-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/110
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/110>, abgerufen am 21.12.2024.