Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Winternacht.

1.
Vor Kälte ist die Luft erstarrt,
Es kracht der Schnee von meinen Tritten,
Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;
Nur fort, nur immer fort geschritten!
Wie feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond bescheint die alten Fichten,
Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Den Zweig zurück zur Erde richten.
Frost! friere mir in's Herz hinein!
Tief in das heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruh mag drinnen seyn,
Wie hier im nächtlichen Gefilde!

Winternacht.

1.
Vor Kaͤlte iſt die Luft erſtarrt‚
Es kracht der Schnee von meinen Tritten,
Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;
Nur fort, nur immer fort geſchritten!
Wie feierlich die Gegend ſchweigt!
Der Mond beſcheint die alten Fichten,
Die, ſehnſuchtsvoll zum Tod geneigt‚
Den Zweig zuruͤck zur Erde richten.
Froſt! friere mir in's Herz hinein!
Tief in das heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruh mag drinnen ſeyn‚
Wie hier im naͤchtlichen Gefilde!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0084" n="70"/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Winternacht</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">1.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">V</hi>or Ka&#x0364;lte i&#x017F;t die Luft er&#x017F;tarrt&#x201A;</l><lb/>
                <l>Es kracht der Schnee von meinen Tritten,</l><lb/>
                <l>Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;</l><lb/>
                <l>Nur fort, nur immer fort ge&#x017F;chritten!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Wie feierlich die Gegend &#x017F;chweigt!</l><lb/>
                <l>Der Mond be&#x017F;cheint die alten Fichten,</l><lb/>
                <l>Die, &#x017F;ehn&#x017F;uchtsvoll zum Tod geneigt&#x201A;</l><lb/>
                <l>Den Zweig zuru&#x0364;ck zur Erde richten.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Fro&#x017F;t! friere mir in's Herz hinein!</l><lb/>
                <l>Tief in das heißbewegte, wilde!</l><lb/>
                <l>Daß einmal Ruh mag drinnen &#x017F;eyn&#x201A;</l><lb/>
                <l>Wie hier im na&#x0364;chtlichen Gefilde!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0084] Winternacht. 1. Vor Kaͤlte iſt die Luft erſtarrt‚ Es kracht der Schnee von meinen Tritten, Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart; Nur fort, nur immer fort geſchritten! Wie feierlich die Gegend ſchweigt! Der Mond beſcheint die alten Fichten, Die, ſehnſuchtsvoll zum Tod geneigt‚ Den Zweig zuruͤck zur Erde richten. Froſt! friere mir in's Herz hinein! Tief in das heißbewegte, wilde! Daß einmal Ruh mag drinnen ſeyn‚ Wie hier im naͤchtlichen Gefilde!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/84
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/84>, abgerufen am 22.12.2024.