Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Auf einen Professor. Seht ihr den Mann mit stäubender Perücke? Wie sprudelt ihm die hochgelahrte Kehle! Seht, an der morschen Syllogismen-Krücke Hinkt Gott in seine Welt; die Menschenseele Ist ewig, denn sie ist aus einem Stücke; Und daß der Argumente keines fehle, Hat er ein weises ergo noch gesprochen: Der Mensch ist frei, die Fesseln sind gebrochen! Auf einen Profeſſor. Seht ihr den Mann mit ſtaͤubender Peruͤcke? Wie ſprudelt ihm die hochgelahrte Kehle! Seht, an der morſchen Syllogismen-Kruͤcke Hinkt Gott in ſeine Welt; die Menſchenſeele Iſt ewig, denn ſie iſt aus einem Stuͤcke; Und daß der Argumente keines fehle, Hat er ein weiſes ergo noch geſprochen: Der Menſch iſt frei, die Feſſeln ſind gebrochen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0026" n="12"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Auf einen Profeſſor</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Seht ihr den Mann mit ſtaͤubender Peruͤcke?</l><lb/> <l>Wie ſprudelt ihm die hochgelahrte Kehle!</l><lb/> <l>Seht, an der morſchen Syllogismen-Kruͤcke</l><lb/> <l>Hinkt Gott in ſeine Welt; die Menſchenſeele</l><lb/> <l>Iſt ewig, denn ſie iſt aus einem Stuͤcke;</l><lb/> <l>Und daß der Argumente keines fehle,</l><lb/> <l>Hat er ein weiſes <hi rendition="#aq #g">ergo</hi> noch geſprochen:</l><lb/> <l>Der Menſch iſt frei, die Feſſeln ſind gebrochen!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0026]
Auf einen Profeſſor.
Seht ihr den Mann mit ſtaͤubender Peruͤcke?
Wie ſprudelt ihm die hochgelahrte Kehle!
Seht, an der morſchen Syllogismen-Kruͤcke
Hinkt Gott in ſeine Welt; die Menſchenſeele
Iſt ewig, denn ſie iſt aus einem Stuͤcke;
Und daß der Argumente keines fehle,
Hat er ein weiſes ergo noch geſprochen:
Der Menſch iſt frei, die Feſſeln ſind gebrochen!
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