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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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IV.
Blumengruss.

Jener Abend war entschwunden;
Doch mit jedem Morgenlichte
Fand Johannes im Gefängniß
Frische Blumen, süße Früchte.
Sind es Früchte nicht von Bäumen,
Die er sah auf seinen Wegen?
Hauchten diese Blumen nie noch
Ihre Düfte ihm entgegen? --
Gleich als hätte heimlich jemand
Abgeschmeichelt jeder Stelle
Eine freundlichere Miene,
Heitert sich die Kerkerzelle.
Dieses ewig wache Sorgen,
Ob ein Geist es heimlich übe,
Allgewärtig, ungesehen,
Kann es jemand als die Liebe? --
Lenau's Gedichte. 16
IV.
Blumengruss.

Jener Abend war entſchwunden;
Doch mit jedem Morgenlichte
Fand Johannes im Gefaͤngniß
Friſche Blumen, ſuͤße Fruͤchte.
Sind es Fruͤchte nicht von Baͤumen,
Die er ſah auf ſeinen Wegen?
Hauchten dieſe Blumen nie noch
Ihre Duͤfte ihm entgegen? —
Gleich als haͤtte heimlich jemand
Abgeſchmeichelt jeder Stelle
Eine freundlichere Miene,
Heitert ſich die Kerkerzelle.
Dieſes ewig wache Sorgen,
Ob ein Geiſt es heimlich uͤbe,
Allgewaͤrtig, ungeſehen,
Kann es jemand als die Liebe? —
Lenau's Gedichte. 16
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[241/0255] IV. Blumengruss. Jener Abend war entſchwunden; Doch mit jedem Morgenlichte Fand Johannes im Gefaͤngniß Friſche Blumen, ſuͤße Fruͤchte. Sind es Fruͤchte nicht von Baͤumen, Die er ſah auf ſeinen Wegen? Hauchten dieſe Blumen nie noch Ihre Duͤfte ihm entgegen? — Gleich als haͤtte heimlich jemand Abgeſchmeichelt jeder Stelle Eine freundlichere Miene, Heitert ſich die Kerkerzelle. Dieſes ewig wache Sorgen, Ob ein Geiſt es heimlich uͤbe, Allgewaͤrtig, ungeſehen, Kann es jemand als die Liebe? — Lenau's Gedichte. 16

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/255>, abgerufen am 22.12.2024.