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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Am Bette eines Kindes.

Wiege sie sanft, o Schlaf, die holde Kleine!
Durch die zarte Verhüllung deines Schleiers
Lächelt sie; so lächelt die Rose still durch
Abendgedüfte.
Wiege sie sanft, und lege deinem Bruder
Sie, dem ernsteren, leise in die Arme,
Ihm, durch dessen dichteren Schleier uns kein
Lächeln mehr schimmert!
Denn mit gezücktem Dolche harrt der Kummer
An der seligen Kindheit Pforte meines
Lieblings, wo der Friede sie scheidend küßt, und
Schwindet auf immer.

Am Bette eines Kindes.

Wiege ſie ſanft, o Schlaf, die holde Kleine!
Durch die zarte Verhuͤllung deines Schleiers
Laͤchelt ſie; ſo laͤchelt die Roſe ſtill durch
Abendgeduͤfte.
Wiege ſie ſanft, und lege deinem Bruder
Sie, dem ernſteren, leiſe in die Arme,
Ihm, durch deſſen dichteren Schleier uns kein
Laͤcheln mehr ſchimmert!
Denn mit gezuͤcktem Dolche harrt der Kummer
An der ſeligen Kindheit Pforte meines
Lieblings, wo der Friede ſie ſcheidend kuͤßt, und
Schwindet auf immer.

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[216/0230] Am Bette eines Kindes. Wiege ſie ſanft, o Schlaf, die holde Kleine! Durch die zarte Verhuͤllung deines Schleiers Laͤchelt ſie; ſo laͤchelt die Roſe ſtill durch Abendgeduͤfte. Wiege ſie ſanft, und lege deinem Bruder Sie, dem ernſteren, leiſe in die Arme, Ihm, durch deſſen dichteren Schleier uns kein Laͤcheln mehr ſchimmert! Denn mit gezuͤcktem Dolche harrt der Kummer An der ſeligen Kindheit Pforte meines Lieblings, wo der Friede ſie ſcheidend kuͤßt, und Schwindet auf immer.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/230>, abgerufen am 22.12.2024.