Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.An einen Tyrannen. Tyrann! des Blutes, welches in Schlachten du Vergossen kalt, das rauchte vom Henkerbeil, Das, deinen Qualen zu entrinnen, Strömte dein Sklave mit eigner Hand hin: Des Blutes soll ein jeglicher Tropfen einst Vor deinem Aug' in strafender Ewigkeit Aufschäumen, schwellen zum Vulkane, Der von den Seligen streng dich scheidet! Erwacht dann Sehnsucht heiß in der Seele dir Hinüber in die Thäler Elysiums, Willst überklimmen du die Höh'n, dann Schleudren sie dich in die Tiefe donnernd! Entgegen gleiße deinem entsezten Blick
Ein Schneegebirg von Menschengebeinen, hoch; Darüber bleich und unbeweglich Starre des Mondes bekümmert Antlitz. An einen Tyrannen. Tyrann! des Blutes, welches in Schlachten du Vergoſſen kalt, das rauchte vom Henkerbeil, Das, deinen Qualen zu entrinnen, Stroͤmte dein Sklave mit eigner Hand hin: Des Blutes ſoll ein jeglicher Tropfen einſt Vor deinem Aug' in ſtrafender Ewigkeit Aufſchaͤumen, ſchwellen zum Vulkane, Der von den Seligen ſtreng dich ſcheidet! Erwacht dann Sehnſucht heiß in der Seele dir Hinuͤber in die Thaͤler Elyſiums, Willſt uͤberklimmen du die Hoͤh'n, dann Schleudren ſie dich in die Tiefe donnernd! Entgegen gleiße deinem entſezten Blick
Ein Schneegebirg von Menſchengebeinen, hoch; Daruͤber bleich und unbeweglich Starre des Mondes bekuͤmmert Antlitz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0228" n="214"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An einen Tyrannen.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">T</hi>yrann! des Blutes, welches in Schlachten du</l><lb/> <l>Vergoſſen kalt, das rauchte vom Henkerbeil,</l><lb/> <l>Das, deinen Qualen zu entrinnen,</l><lb/> <l>Stroͤmte dein Sklave mit eigner Hand hin:</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l><hi rendition="#g">Des</hi> Blutes ſoll ein jeglicher Tropfen einſt</l><lb/> <l>Vor deinem Aug' in ſtrafender Ewigkeit</l><lb/> <l>Aufſchaͤumen, ſchwellen zum Vulkane,</l><lb/> <l>Der von den Seligen ſtreng dich ſcheidet!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Erwacht dann Sehnſucht heiß in der Seele dir</l><lb/> <l>Hinuͤber in die Thaͤler Elyſiums,</l><lb/> <l>Willſt uͤberklimmen du die Hoͤh'n, dann</l><lb/> <l>Schleudren ſie dich in die Tiefe donnernd!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Entgegen gleiße deinem entſezten Blick</l><lb/> <l>Ein Schneegebirg von Menſchengebeinen, hoch;</l><lb/> <l>Daruͤber bleich und unbeweglich</l><lb/> <l>Starre des Mondes bekuͤmmert Antlitz.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0228]
An einen Tyrannen.
Tyrann! des Blutes, welches in Schlachten du
Vergoſſen kalt, das rauchte vom Henkerbeil,
Das, deinen Qualen zu entrinnen,
Stroͤmte dein Sklave mit eigner Hand hin:
Des Blutes ſoll ein jeglicher Tropfen einſt
Vor deinem Aug' in ſtrafender Ewigkeit
Aufſchaͤumen, ſchwellen zum Vulkane,
Der von den Seligen ſtreng dich ſcheidet!
Erwacht dann Sehnſucht heiß in der Seele dir
Hinuͤber in die Thaͤler Elyſiums,
Willſt uͤberklimmen du die Hoͤh'n, dann
Schleudren ſie dich in die Tiefe donnernd!
Entgegen gleiße deinem entſezten Blick
Ein Schneegebirg von Menſchengebeinen, hoch;
Daruͤber bleich und unbeweglich
Starre des Mondes bekuͤmmert Antlitz.
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