Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Greis.

Durch Blüthen winket der Abendstern,
Ein Lüftchen spielt im Gezweige;
Der Greis genießt im Garten so gern
Des Tages süße Neige.
Dort seine Enkel, sie jagen frisch
Im Grase hin und wieder;
Die Vöglein singen im Gebüsch
Nun ihre Schlummerlieder.
Es lieben Kinder und Vögelein,
-- Die Glücklichsten auf Erden! --
Bevor sie Abends schlafen ein,
Noch einmal laut zu werden.
Da schlängelt der schnelle Kinderkreis
Sich blühend durch blühende Bäume,
Sie gaukeln um den stillen Greis
Wie selige Jugendträume.
Der Greis.

Durch Bluͤthen winket der Abendſtern,
Ein Luͤftchen ſpielt im Gezweige;
Der Greis genießt im Garten ſo gern
Des Tages ſuͤße Neige.
Dort ſeine Enkel, ſie jagen friſch
Im Graſe hin und wieder;
Die Voͤglein ſingen im Gebuͤſch
Nun ihre Schlummerlieder.
Es lieben Kinder und Voͤgelein,
— Die Gluͤcklichſten auf Erden! —
Bevor ſie Abends ſchlafen ein,
Noch einmal laut zu werden.
Da ſchlaͤngelt der ſchnelle Kinderkreis
Sich bluͤhend durch bluͤhende Baͤume,
Sie gaukeln um den ſtillen Greis
Wie ſelige Jugendtraͤume.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="139"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Der Greis</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>urch Blu&#x0364;then winket der Abend&#x017F;tern,</l><lb/>
              <l>Ein Lu&#x0364;ftchen &#x017F;pielt im Gezweige;</l><lb/>
              <l>Der Greis genießt im Garten &#x017F;o gern</l><lb/>
              <l>Des Tages &#x017F;u&#x0364;ße Neige.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Dort &#x017F;eine Enkel, &#x017F;ie jagen fri&#x017F;ch</l><lb/>
              <l>Im Gra&#x017F;e hin und wieder;</l><lb/>
              <l>Die Vo&#x0364;glein &#x017F;ingen im Gebu&#x0364;&#x017F;ch</l><lb/>
              <l>Nun ihre Schlummerlieder.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Es lieben Kinder und Vo&#x0364;gelein,</l><lb/>
              <l>&#x2014; Die Glu&#x0364;cklich&#x017F;ten auf Erden! &#x2014;</l><lb/>
              <l>Bevor &#x017F;ie Abends &#x017F;chlafen ein,</l><lb/>
              <l>Noch einmal laut zu werden.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Da &#x017F;chla&#x0364;ngelt der &#x017F;chnelle Kinderkreis</l><lb/>
              <l>Sich blu&#x0364;hend durch blu&#x0364;hende Ba&#x0364;ume,</l><lb/>
              <l>Sie gaukeln um den &#x017F;tillen Greis</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;elige Jugendtra&#x0364;ume.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0153] Der Greis. Durch Bluͤthen winket der Abendſtern, Ein Luͤftchen ſpielt im Gezweige; Der Greis genießt im Garten ſo gern Des Tages ſuͤße Neige. Dort ſeine Enkel, ſie jagen friſch Im Graſe hin und wieder; Die Voͤglein ſingen im Gebuͤſch Nun ihre Schlummerlieder. Es lieben Kinder und Voͤgelein, — Die Gluͤcklichſten auf Erden! — Bevor ſie Abends ſchlafen ein, Noch einmal laut zu werden. Da ſchlaͤngelt der ſchnelle Kinderkreis Sich bluͤhend durch bluͤhende Baͤume, Sie gaukeln um den ſtillen Greis Wie ſelige Jugendtraͤume.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/153
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/153>, abgerufen am 22.12.2024.