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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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An D. Klemm.

O säume nicht, mit Wein, Gesang und Kosen
Dein Herz zu frischen! sieh, die Jugend flicht
In deinen Strauß schon ihre lezten Rosen,
Bald wendet sie das holde Angesicht,
Und flieht und schwindet tief und tiefer immer
Im Hain Vergangenheit -- und kehret nimmer.
Dann gilt's, empor zur Lebenshöh' zu dringen,
Dann hörst du hinter dir im Blüthenthal
Das: "gaudeamus igitur!" verklingen,
Und deine Bahn wird glühend, schroff und kahl:
Am Strauße, den die Jugend dir gewunden,
Ist bald so Duft wie Farbenpracht verschwunden.
Und wallst du einst zur Abendherberg nieder,
Tränkt kühler Thau den welken Blumenstrauß,
Dann blüht er neu mit Duft und Farbe wieder;
Du setzest müde dich vor's stille Haus,
Spielst mit dem Strauß, dem Kinde schöner Zeiten,
Und schlummerst ein, -- die Blumen dir entgleiten.

An D. Klemm.

O ſaͤume nicht, mit Wein, Geſang und Koſen
Dein Herz zu friſchen! ſieh, die Jugend flicht
In deinen Strauß ſchon ihre lezten Roſen,
Bald wendet ſie das holde Angeſicht,
Und flieht und ſchwindet tief und tiefer immer
Im Hain Vergangenheit — und kehret nimmer.
Dann gilt's, empor zur Lebenshoͤh' zu dringen,
Dann hoͤrſt du hinter dir im Bluͤthenthal
Das: „gaudeamus igitur!“ verklingen,
Und deine Bahn wird gluͤhend, ſchroff und kahl:
Am Strauße, den die Jugend dir gewunden,
Iſt bald ſo Duft wie Farbenpracht verſchwunden.
Und wallſt du einſt zur Abendherberg nieder,
Traͤnkt kuͤhler Thau den welken Blumenſtrauß,
Dann bluͤht er neu mit Duft und Farbe wieder;
Du ſetzeſt muͤde dich vor's ſtille Haus,
Spielſt mit dem Strauß, dem Kinde ſchoͤner Zeiten,
Und ſchlummerſt ein, — die Blumen dir entgleiten.

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[137/0151] An D. Klemm. O ſaͤume nicht, mit Wein, Geſang und Koſen Dein Herz zu friſchen! ſieh, die Jugend flicht In deinen Strauß ſchon ihre lezten Roſen, Bald wendet ſie das holde Angeſicht, Und flieht und ſchwindet tief und tiefer immer Im Hain Vergangenheit — und kehret nimmer. Dann gilt's, empor zur Lebenshoͤh' zu dringen, Dann hoͤrſt du hinter dir im Bluͤthenthal Das: „gaudeamus igitur!“ verklingen, Und deine Bahn wird gluͤhend, ſchroff und kahl: Am Strauße, den die Jugend dir gewunden, Iſt bald ſo Duft wie Farbenpracht verſchwunden. Und wallſt du einſt zur Abendherberg nieder, Traͤnkt kuͤhler Thau den welken Blumenſtrauß, Dann bluͤht er neu mit Duft und Farbe wieder; Du ſetzeſt muͤde dich vor's ſtille Haus, Spielſt mit dem Strauß, dem Kinde ſchoͤner Zeiten, Und ſchlummerſt ein, — die Blumen dir entgleiten.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/151>, abgerufen am 21.11.2024.