Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Trias harmonica.

Drei Seelen hab' ich offenbar,
Denn eine kann drei Dinge nicht
Zugleich vollbringen, wie sogar
Der weise Psychologe spricht.
Die eine hängt voll Liebesgluth
An schönen Munds Korallenrand;
Die andre schwimmt auf Weinesfluth
Hinüber an den Götterstrand;
Die dritt' in freudigem Tumult
Braust ihre Dithyramben laut,
Und schleudert ihren Katapult
Ans kalte Herz, metallverbaut.
So geht's, bis an den Bettelstab
Sie ihren Wirth, den Leib, gezehrt;
Bis jubilirend dann hinab
Die tolle Drei zur Hölle fährt.

Trias harmonica.

Drei Seelen hab' ich offenbar‚
Denn eine kann drei Dinge nicht
Zugleich vollbringen, wie ſogar
Der weiſe Pſychologe ſpricht.
Die eine haͤngt voll Liebesgluth
An ſchoͤnen Munds Korallenrand;
Die andre ſchwimmt auf Weinesfluth
Hinuͤber an den Goͤtterſtrand;
Die dritt' in freudigem Tumult
Braust ihre Dithyramben laut,
Und ſchleudert ihren Katapult
Ans kalte Herz, metallverbaut.
So geht's, bis an den Bettelſtab
Sie ihren Wirth, den Leib, gezehrt;
Bis jubilirend dann hinab
Die tolle Drei zur Hoͤlle faͤhrt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0124" n="110"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq #g">Trias harmonica.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>rei Seelen hab' ich offenbar&#x201A;</l><lb/>
              <l>Denn eine kann drei Dinge nicht</l><lb/>
              <l>Zugleich vollbringen, wie &#x017F;ogar</l><lb/>
              <l>Der wei&#x017F;e P&#x017F;ychologe &#x017F;pricht.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Die eine ha&#x0364;ngt voll Liebesgluth</l><lb/>
              <l>An &#x017F;cho&#x0364;nen Munds Korallenrand;</l><lb/>
              <l>Die andre &#x017F;chwimmt auf Weinesfluth</l><lb/>
              <l>Hinu&#x0364;ber an den Go&#x0364;tter&#x017F;trand;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Die dritt' in freudigem Tumult</l><lb/>
              <l>Braust ihre Dithyramben laut,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chleudert ihren Katapult</l><lb/>
              <l>Ans kalte Herz, metallverbaut.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>So geht's, bis an den Bettel&#x017F;tab</l><lb/>
              <l>Sie ihren Wirth, den Leib, gezehrt;</l><lb/>
              <l>Bis jubilirend dann hinab</l><lb/>
              <l>Die tolle Drei zur Ho&#x0364;lle fa&#x0364;hrt.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0124] Trias harmonica. Drei Seelen hab' ich offenbar‚ Denn eine kann drei Dinge nicht Zugleich vollbringen, wie ſogar Der weiſe Pſychologe ſpricht. Die eine haͤngt voll Liebesgluth An ſchoͤnen Munds Korallenrand; Die andre ſchwimmt auf Weinesfluth Hinuͤber an den Goͤtterſtrand; Die dritt' in freudigem Tumult Braust ihre Dithyramben laut, Und ſchleudert ihren Katapult Ans kalte Herz, metallverbaut. So geht's, bis an den Bettelſtab Sie ihren Wirth, den Leib, gezehrt; Bis jubilirend dann hinab Die tolle Drei zur Hoͤlle faͤhrt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/124
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/124>, abgerufen am 22.12.2024.