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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Die Thränen.

Thränen, euch, ihr trauten, lieben,
Bring' ich diesen Dankgesang!
Seyd ja auch nicht ausgeblieben,
Wenn mein Herz im Liede klang;
Schlichet die bekannten Gleise
Still herab, als wolltet ihr
Meinen Schmerz behorchen leise,
Und das Lied quoll sanfter mir.
Wenn der Dolch im Busen wühlte,
Tief vom Unglück eingebohrt,
Kam der Trost von euch, und spülte
Linde die Verzweiflung fort.
Die Thränen.

Thraͤnen, euch, ihr trauten, lieben,
Bring' ich dieſen Dankgeſang!
Seyd ja auch nicht ausgeblieben,
Wenn mein Herz im Liede klang;
Schlichet die bekannten Gleiſe
Still herab, als wolltet ihr
Meinen Schmerz behorchen leiſe,
Und das Lied quoll ſanfter mir.
Wenn der Dolch im Buſen wuͤhlte,
Tief vom Ungluͤck eingebohrt,
Kam der Troſt von euch, und ſpuͤlte
Linde die Verzweiflung fort.
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[[101]/0115] Die Thränen. Thraͤnen, euch, ihr trauten, lieben, Bring' ich dieſen Dankgeſang! Seyd ja auch nicht ausgeblieben, Wenn mein Herz im Liede klang; Schlichet die bekannten Gleiſe Still herab, als wolltet ihr Meinen Schmerz behorchen leiſe, Und das Lied quoll ſanfter mir. Wenn der Dolch im Buſen wuͤhlte, Tief vom Ungluͤck eingebohrt, Kam der Troſt von euch, und ſpuͤlte Linde die Verzweiflung fort.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. [101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/115>, abgerufen am 21.11.2024.