Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] auch zum Scorbut: er wird aber entweder abgesotten oder als ein Pulver gebrauchet: und dieses Otterpulver wird von acht Gran an, bis auf ein Paar Scrupel, auch wol bis auf ein gantzes Quintlein eingegeben. Das Otternschmaltz treibet den Schweiß, zertheilet, lindert: es wird äusserlich und innerlich gebraucht; ein Tropfen oder sechse auf einmahl. Die Leber und das Hertze von der Otter, getrocknet und gepulvert, werden bezoardicum minerale, frantzösisch bezoard mineral, genennet. Sie haben eben die Kraft als wie das Otternpulver; doch sind sie um ein gut Theil stärcker. Die dosis sind sechs Gran bis ein halb Quintlein. Die Galle von Ottern treibt den Schweiß; die dosis sind ein bis zwey Tropfen: sie dienet auch zu den Augenbeschwerungen: sie reiniget und zertheilet. Vipera kommt von vi, Gewalt, und parere, gebähren, als ob man wolte sagen, mit Gewalt gebähren, gewaltsamer Weise zur Welt kommen: dann, von den Alten haben etliche geglaubet, das Weiblein von den Ottern bisse, unter dem begatten, dem Männlein den Kopf ab; dagegen bissen die Jungen, ihren Vater zu rächen, der Mutter wiederum den Leib auf. Oder, Vipera kommt von vivus, lebend, und parere, gebähren, als ob es solte heissen, eine Schlange, die lebendig gebohren wird; dann die andern Schlangen kommen in Eyern aus ihrer Mutter Leibe. Viperina. Viperina radix. Contrayerva Virginiana. Senagruel. Aristochia Pistolochia, seu Serpentaria Phytog, Pit. Tournefort. Virginiana caule nodoso, Banister, Pluk. frantzösisch, Viperine de Virginie, Serpentaire Virginienne. teutsch, virginianische Natter- oder Schlangenwurtz. Ist eine trockene, graue und zaserige Wurtzel, die einen starcken Geruch und gewürtzhaftigen Geschmack hat: wird aus Virginien, einer in Westindien nordwärts gelegenen Provintz zu uns gebracht. Das Gewächse, das sie treibet, wann sie noch in dem Lande steckt, ist eine Art der kleinen Aristolochia, Osterluzey, dessen Stengel lange, knotige Rancken sind, die sich auf der Erde hin ausbreiten. Die Blätter sehen wie das Epheulaub, sind aber weicher und sitzen an kurtzen Stielen. Zwischen denenselbigen und den Stengeln, aus den Winckeln heraus, entspriessen die Blumen oder Blüten, die als wie Röhrlein sehen, so unten zu und oben offen sind und ausgebreitet, auf Art wie kleine Zünglein, von Farbe schwärtzlicht grün, bisweilen gelb. Die Frucht sieht als wie eine kleine Birne, ist innewendig, nach der Länge in sechs Fächlein abgetheilet, [Spaltenumbruch] die voller breit- und dünner, schwartzer Samen stecken, weiche auf einander liegen. Die Wurtzel führt viel flüchtig Saltz und kräftig Oel: man soll die wehlen, welche frisch und fein völlig ist, von starckem Geruch, schier als wie Spicanarden. Sie treibet den Schweiß, dient wider den Gift und Schlangenbiß, wider die Würmer, den Harn zu treiben, wann sie innerlich gebrauchet wird. Die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein. Die Indianer bedienen sich ihrer gegen eine dicke und lange Schlange mit der Klapper, die sehr gefährlich ist und von ihnen Boicininga genennet wird, von der ich auch an ihrem Orte gehandelt habe. Sie sollen, wie man sagt, wann sie dieselbe tödten wollen, nichts anders thun, als daß sie ihr ein Stücke von der Wurtzel, das sie an einen Stock gestecket haben, und allzeit bey sich führen, wann sie sich aufs Land begeben, riechen lassen. Viperina kommt von Vipera, Otter, weil diese Wurtzel wider Schlangenbisse dienlich ist. Virga Aurea. Virga aurea, Gesn. hort. Virga aurea angustifolia serrata, C.B. Pit. Tournef. Herba doria, Ger. Virga aurea vulgaris latifolia, J.B. Raji Hist. Solidago Saracenica, Trag. Fuch. Dod. Consolida Saracenica, Thal. Eyst. Consolida aurea, Tab. frantzösisch, Verge doree. teutsch, Goldruthe, heidnisch Wundkraut. Ist ein Kraut, das Stengel treibet zu drey Schuhen hoch, die sind gerade, rund und hol, veste und mit schwammigen Marck oder Kern angefüllet. Seine Blätter sind länglicht, spitzig und am Rande ausgezackt. Seine Blüten sind als wie mit Strahlen rund umgeben und stehen in Gestalt der Aehren an den Stengeln, sehen goldgelbe und eine jede sitzt in einem Kelche, der aus viel Blätterlein, auf Schupenart, zusammen gesetzet ist. Wann die Blüten vergangen sind, so folgen die Samenkörner, ein jedes mit einem Barte oben auf. Die Wurtzel ist zaserig und schmeckt gar gewürtzhaftig. Dieses Kraut wächst an bergichten, schattigen und feuchten Orten, im Gebüsche: es führt viel Oel und sal essentiale. Es reiniget, dient zu den Wunden, eröffnet, ist gut den Stein in Nieren und der Blase zu zermalmen, zum reissen in den Lenden, zu Stillung des Blutens und des Durchlauffs, die Wunden zu reinigen und zu heilen. Virga aurea, heist es, dieweil die Stengel dieses Krautes gerade und steiff sind, als wie die Rutheile mit goldgelben Blüten besetzt. Viscum. Viscum, Trag. Matth. Ger. [Ende Spaltensatz][Beginn Spaltensatz] auch zum Scorbut: er wird aber entweder abgesotten oder als ein Pulver gebrauchet: und dieses Otterpulver wird von acht Gran an, bis auf ein Paar Scrupel, auch wol bis auf ein gantzes Quintlein eingegeben. Das Otternschmaltz treibet den Schweiß, zertheilet, lindert: es wird äusserlich und innerlich gebraucht; ein Tropfen oder sechse auf einmahl. Die Leber und das Hertze von der Otter, getrocknet und gepulvert, werden bezoardicum minerale, frantzösisch bezoard mineral, genennet. Sie haben eben die Kraft als wie das Otternpulver; doch sind sie um ein gut Theil stärcker. Die dosis sind sechs Gran bis ein halb Quintlein. Die Galle von Ottern treibt den Schweiß; die dosis sind ein bis zwey Tropfen: sie dienet auch zu den Augenbeschwerungen: sie reiniget und zertheilet. Vipera kommt von vi, Gewalt, und parere, gebähren, als ob man wolte sagen, mit Gewalt gebähren, gewaltsamer Weise zur Welt kommen: dann, von den Alten haben etliche geglaubet, das Weiblein von den Ottern bisse, unter dem begatten, dem Männlein den Kopf ab; dagegen bissen die Jungen, ihren Vater zu rächen, der Mutter wiederum den Leib auf. Oder, Vipera kommt von vivus, lebend, und parere, gebähren, als ob es solte heissen, eine Schlange, die lebendig gebohren wird; dann die andern Schlangen kommen in Eyern aus ihrer Mutter Leibe. Viperina. Viperina radix. Contrayerva Virginiana. Senagruel. Aristochia Pistolochia, seu Serpentaria Phytog, Pit. Tournefort. Virginiana caule nodoso, Banister, Pluk. frantzösisch, Viperine de Virginie, Serpentaire Virginienne. teutsch, virginianische Natter- oder Schlangenwurtz. Ist eine trockene, graue und zaserige Wurtzel, die einen starcken Geruch und gewürtzhaftigen Geschmack hat: wird aus Virginien, einer in Westindien nordwärts gelegenen Provintz zu uns gebracht. Das Gewächse, das sie treibet, wann sie noch in dem Lande steckt, ist eine Art der kleinen Aristolochia, Osterluzey, dessen Stengel lange, knotige Rancken sind, die sich auf der Erde hin ausbreiten. Die Blätter sehen wie das Epheulaub, sind aber weicher und sitzen an kurtzen Stielen. Zwischen denenselbigen und den Stengeln, aus den Winckeln heraus, entspriessen die Blumen oder Blüten, die als wie Röhrlein sehen, so unten zu und oben offen sind und ausgebreitet, auf Art wie kleine Zünglein, von Farbe schwärtzlicht grün, bisweilen gelb. Die Frucht sieht als wie eine kleine Birne, ist innewendig, nach der Länge in sechs Fächlein abgetheilet, [Spaltenumbruch] die voller breit- und dünner, schwartzer Samen stecken, weiche auf einander liegen. Die Wurtzel führt viel flüchtig Saltz und kräftig Oel: man soll die wehlen, welche frisch und fein völlig ist, von starckem Geruch, schier als wie Spicanarden. Sie treibet den Schweiß, dient wider den Gift und Schlangenbiß, wider die Würmer, den Harn zu treiben, wann sie innerlich gebrauchet wird. Die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein. Die Indianer bedienen sich ihrer gegen eine dicke und lange Schlange mit der Klapper, die sehr gefährlich ist und von ihnen Boicininga genennet wird, von der ich auch an ihrem Orte gehandelt habe. Sie sollen, wie man sagt, wann sie dieselbe tödten wollen, nichts anders thun, als daß sie ihr ein Stücke von der Wurtzel, das sie an einen Stock gestecket haben, und allzeit bey sich führen, wann sie sich aufs Land begeben, riechen lassen. Viperina kommt von Vipera, Otter, weil diese Wurtzel wider Schlangenbisse dienlich ist. Virga Aurea. Virga aurea, Gesn. hort. Virga aurea angustifolia serrata, C.B. Pit. Tournef. Herba doria, Ger. Virga aurea vulgaris latifolia, J.B. Raji Hist. Solidago Saracenica, Trag. Fuch. Dod. Consolida Saracenica, Thal. Eyst. Consolida aurea, Tab. frantzösisch, Verge dorée. teutsch, Goldruthe, heidnisch Wundkraut. Ist ein Kraut, das Stengel treibet zu drey Schuhen hoch, die sind gerade, rund und hol, veste und mit schwammigen Marck oder Kern angefüllet. Seine Blätter sind länglicht, spitzig und am Rande ausgezackt. 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Das Otternschmaltz treibet den Schweiß, zertheilet, lindert: es wird äusserlich und innerlich gebraucht; ein Tropfen oder sechse auf einmahl.
Die Leber und das Hertze von der Otter, getrocknet und gepulvert, werden bezoardicum minerale, frantzösisch bezoard mineral, genennet. Sie haben eben die Kraft als wie das Otternpulver; doch sind sie um ein gut Theil stärcker. Die dosis sind sechs Gran bis ein halb Quintlein.
Die Galle von Ottern treibt den Schweiß; die dosis sind ein bis zwey Tropfen: sie dienet auch zu den Augenbeschwerungen: sie reiniget und zertheilet.
Vipera kommt von vi, Gewalt, und parere, gebähren, als ob man wolte sagen, mit Gewalt gebähren, gewaltsamer Weise zur Welt kommen: dann, von den Alten haben etliche geglaubet, das Weiblein von den Ottern bisse, unter dem begatten, dem Männlein den Kopf ab; dagegen bissen die Jungen, ihren Vater zu rächen, der Mutter wiederum den Leib auf. Oder,
Vipera kommt von vivus, lebend, und parere, gebähren, als ob es solte heissen, eine Schlange, die lebendig gebohren wird; dann die andern Schlangen kommen in Eyern aus ihrer Mutter Leibe.
Viperina.
Viperina radix.
Contrayerva Virginiana.
Senagruel.
Aristochia Pistolochia, seu Serpentaria Phytog, Pit. Tournefort.
Virginiana caule nodoso, Banister, Pluk.
frantzösisch, Viperine de Virginie, Serpentaire Virginienne.
teutsch, virginianische Natter- oder Schlangenwurtz.
Ist eine trockene, graue und zaserige Wurtzel, die einen starcken Geruch und gewürtzhaftigen Geschmack hat: wird aus Virginien, einer in Westindien nordwärts gelegenen Provintz zu uns gebracht. Das Gewächse, das sie treibet, wann sie noch in dem Lande steckt, ist eine Art der kleinen Aristolochia, Osterluzey, dessen Stengel lange, knotige Rancken sind, die sich auf der Erde hin ausbreiten. Die Blätter sehen wie das Epheulaub, sind aber weicher und sitzen an kurtzen Stielen. Zwischen denenselbigen und den Stengeln, aus den Winckeln heraus, entspriessen die Blumen oder Blüten, die als wie Röhrlein sehen, so unten zu und oben offen sind und ausgebreitet, auf Art wie kleine Zünglein, von Farbe schwärtzlicht grün, bisweilen gelb. Die Frucht sieht als wie eine kleine Birne, ist innewendig, nach der Länge in sechs Fächlein abgetheilet,
die voller breit- und dünner, schwartzer Samen stecken, weiche auf einander liegen. Die Wurtzel führt viel flüchtig Saltz und kräftig Oel: man soll die wehlen, welche frisch und fein völlig ist, von starckem Geruch, schier als wie Spicanarden.
Sie treibet den Schweiß, dient wider den Gift und Schlangenbiß, wider die Würmer, den Harn zu treiben, wann sie innerlich gebrauchet wird. Die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein. Die Indianer bedienen sich ihrer gegen eine dicke und lange Schlange mit der Klapper, die sehr gefährlich ist und von ihnen Boicininga genennet wird, von der ich auch an ihrem Orte gehandelt habe. Sie sollen, wie man sagt, wann sie dieselbe tödten wollen, nichts anders thun, als daß sie ihr ein Stücke von der Wurtzel, das sie an einen Stock gestecket haben, und allzeit bey sich führen, wann sie sich aufs Land begeben, riechen lassen.
Viperina kommt von Vipera, Otter, weil diese Wurtzel wider Schlangenbisse dienlich ist.
Virga Aurea.
Virga aurea, Gesn. hort.
Virga aurea angustifolia serrata, C.B. Pit. Tournef.
Herba doria, Ger.
Virga aurea vulgaris latifolia, J.B. Raji Hist.
Solidago Saracenica, Trag. Fuch. Dod.
Consolida Saracenica, Thal. Eyst.
Consolida aurea, Tab.
frantzösisch, Verge dorée.
teutsch, Goldruthe, heidnisch Wundkraut.
Ist ein Kraut, das Stengel treibet zu drey Schuhen hoch, die sind gerade, rund und hol, veste und mit schwammigen Marck oder Kern angefüllet. Seine Blätter sind länglicht, spitzig und am Rande ausgezackt. Seine Blüten sind als wie mit Strahlen rund umgeben und stehen in Gestalt der Aehren an den Stengeln, sehen goldgelbe und eine jede sitzt in einem Kelche, der aus viel Blätterlein, auf Schupenart, zusammen gesetzet ist. Wann die Blüten vergangen sind, so folgen die Samenkörner, ein jedes mit einem Barte oben auf. Die Wurtzel ist zaserig und schmeckt gar gewürtzhaftig. Dieses Kraut wächst an bergichten, schattigen und feuchten Orten, im Gebüsche: es führt viel Oel und sal essentiale.
Es reiniget, dient zu den Wunden, eröffnet, ist gut den Stein in Nieren und der Blase zu zermalmen, zum reissen in den Lenden, zu Stillung des Blutens und des Durchlauffs, die Wunden zu reinigen und zu heilen.
Virga aurea, heist es, dieweil die Stengel dieses Krautes gerade und steiff sind, als wie die Rutheile mit goldgelben Blüten besetzt.
Viscum.
Viscum, Trag. Matth. Ger.
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