Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] gestiegen, in denen klebrigten Theilgen des Schleimes um seine Bewegung gekommen, oder durch die Schweißlöchlein in der Hirnschale ausgedunstet ist: dann, alsdann schläft man insgemeine ein, weil sich ein Theil von dem zertriebnen Schleime hat in die kleinen Gänge im Gehirne eingeschlichen, und darinnen die Lebensgeister gleichsam gerinnen und zu stocken macht. Sintemahl, gleichwie das Wachen von den Lebensgeistern und deren Bewegung her entstehet, so bringet gleichergestalt dieser Geisterlein Beruhigung und Stockung uns den Schlaf: und dieser dauert bis die frischen Lebensgeister, die unterm schlafen zugerichtet werden, den Schleim aufs neue gantz zertheilen und sich den Weg frey machen. Welches alles auch geschiehet, wann man hat Opium zu sich genommen. Wiewohl nun die süssen Weine vielweniger Spiritus zu geben pflegen, wann man sie destilliret, als wie etwa die Frantzweine, dannoch berauschen sie eben so gut, wann man zu viel davon trinckt; dann, weil sie klebricht sind, und als wie Syrup, so müssen sie auch längere Zeit als andere haben, bis daß sie durch kommen, daher auch der Spiritus, den sie bey sich führen, viel mehrere Zeit hat sich ins Gehirne zu verfügen. Die Trunckenheit, durch diese Weine verursachet, ist desgleichen weit verdrießlicher, und währet viel länger als wie von andern und gemeinen Weinen, alldieweil ihr Spiritus nicht allein ins Gehirne ist gestiegen, sondern hat zugleich mit sich eine zähe Feuchtigkeit hinauf geführt, darein ist er verwickelt, und kan sich nicht so leicht loß machen, noch ausdünsten. Man schläfet auch viel länger, weil diese zähe Feuchtigkeit sich in der Lebensgeister ihre Wege hat gezogen, und gar schwerlich sich will dünne machen und zertheilen lassen. Die Kranckheiten, welche gemeiniglich auf gar zu öftere Wein-debauchen folgen, sind Schlag und Lähmung der Glieder, Schlafsucht, Flüsse und Zipperlein, dieweil die pituita und der Schleim in dem Gehirne durch die beständig vorhandene Menge der Lebensgeister scharff und fliessend worden, erreget dannenhero fermentationes und jähren, inflammationes und Entzündungen; so fällt er auch wohl zuweilen zwischen die Nerven und Mäuslein hinein, da dann zum öftern allerhand Verstopfungen und andere dergleichen Zufälle mehr zu entstehen pflegen. Vinum kommt von oinos, Vinum, Wein. Viola. Viola martia purpurea, J.B. Ger. Raji Hist. Viola martia purpurea, flore simplici odoro. C.B. Pit. Tournef. Viola sativa, Brunf. Viola nigra, Dod. Viola praecox purpurea, Lob. Viola simplex martia, Park. frantzösisch, Violette. teutsch, Violen, Veilgen, Mertzenveilgen. Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel sehr viel Blätter treibet, welche schier gantz rund sind, breit als wie die gemeinen Pappelblätter, am Rande ausgezackt, grüne, und sitzen an langen Stielen. Zwischen denenselben erheben sich kleine dünne Stiele, auf deren jedem eine kleine, gar annehmliche Blume stehet, welche [Spaltenumbruch] schön purperfarbig oder blau und in etwas schwartz aussiehet, einen lieblichen und erquickenden Geruch hat, nebst einem schleimigen und ein wenig scharffem Geschmack. Diese Blume bestehet aus fünff Blätterlein, und einem Bitzlein, Sporen oder Säcklein, welche in einem Kelche sitzen, der bis auf den Boden hinunter fünffmahl zertheilet ist. Wann die Blüte verfallen ist, so kommt eine Hülse zum Vorschein, die thut sich von einander, wann sie reiff ist, und lässet in drey Theilen einen Hauffen schier gantz runder Samenkörner sehen, welche viel kleiner sind als Coriandersamen und weißlicht. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Gewächse wächst in den Gärten, wo es schattig ist, an den Mauern, in fettem Boden. Es blühet zu Anfang des Frühlinges, gegen den Mertz hinzu: führet viel Oel und sal essentiale. Man muß die einfachen Blumen nehmen, die frisch gesammlet sind, eine hohe Farbe haben, und wol riechen. Sie dienen für die Brust, und stärcken das Hertz, lindern die Schmertzen, und laxiren ein wenig. Der Veilgensamen purgiret, führet das Wasser ab: er wird von einem Quintlein bis auf drey auf einmahl gebrauchet. Das Veilgenkraut erweichet, befeuchtet und zertheilet. Viola kommt vom griechischen ion, das heist eben soviel. Vipera. Vipera, frantzösisch, Vipere, teutsch, Natter, Orter, ist eine Art der Schlangen, welche lebendig aus ihrer Mutter Leibe kommt, und nicht in einem Ey, als wie die andern. Sie ist etwan des Armes lang, und ein paar Zolle dick, bisweilen auch noch etwas dicker, auch wol dünner, doch wird sie niemahls nicht so dick wie unsre grossen Schlangen, ob sie schon von aussen eben also siehet. Sie ist mit einer glatten Haut überzogen, die oben etwas schupig ist und mannichfarben, auf Wellen Art, unten weich und schleimig, und hat gar überaus enge Schweißlöcherlein. Die Kiefel sind rund umher mit kleinen Zähnen besetzet, wie an den andern Schlangen: alleine, ohne diese haben sie auf jeder Seite wie ein Gewehr, oder einen langen Zahn, der krum ist, eckicht und hol, spitzig und sehr scharff, bisweilen gespalten, als wie eine Gabel, darunter liegt ein Bläslein, mit gelben Safte angefüllt, darinne soll, wie man glaubet, der Ottern Gift bestehen, dieweil sich insgemein etwas von diesem Safte auf der Wunde findet, wann man gebissen worden: der Gift aber geht nicht durch die Spitze des Zahnes, sondern durch die daran befindliche Ritze oder Spalte, die wie an einer Schreibefeder siehet. Ihre Zunge ist lang, gespalten und grau: die schiesset sie mit solcher Heftigkeit heraus, wann sie erzörnet worden, daß sie nicht anders scheinet als ein Brand, oder wie ein Phosphorus, welches von der so gar grossen Bewegung ihrer Lebensgeister herrühret. Vor diesem glaubte man, die Zunge wäre [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz] gestiegen, in denen klebrigten Theilgen des Schleimes um seine Bewegung gekommen, oder durch die Schweißlöchlein in der Hirnschale ausgedunstet ist: dann, alsdann schläft man insgemeine ein, weil sich ein Theil von dem zertriebnen Schleime hat in die kleinen Gänge im Gehirne eingeschlichen, und darinnen die Lebensgeister gleichsam gerinnen und zu stocken macht. Sintemahl, gleichwie das Wachen von den Lebensgeistern und deren Bewegung her entstehet, so bringet gleichergestalt dieser Geisterlein Beruhigung und Stockung uns den Schlaf: und dieser dauert bis die frischen Lebensgeister, die unterm schlafen zugerichtet werden, den Schleim aufs neue gantz zertheilen und sich den Weg frey machen. Welches alles auch geschiehet, wann man hat Opium zu sich genommen. Wiewohl nun die süssen Weine vielweniger Spiritus zu geben pflegen, wann man sie destilliret, als wie etwa die Frantzweine, dannoch berauschen sie eben so gut, wann man zu viel davon trinckt; dann, weil sie klebricht sind, und als wie Syrup, so müssen sie auch längere Zeit als andere haben, bis daß sie durch kommen, daher auch der Spiritus, den sie bey sich führen, viel mehrere Zeit hat sich ins Gehirne zu verfügen. Die Trunckenheit, durch diese Weine verursachet, ist desgleichen weit verdrießlicher, und währet viel länger als wie von andern und gemeinen Weinen, alldieweil ihr Spiritus nicht allein ins Gehirne ist gestiegen, sondern hat zugleich mit sich eine zähe Feuchtigkeit hinauf geführt, darein ist er verwickelt, und kan sich nicht so leicht loß machen, noch ausdünsten. Man schläfet auch viel länger, weil diese zähe Feuchtigkeit sich in der Lebensgeister ihre Wege hat gezogen, und gar schwerlich sich will dünne machen und zertheilen lassen. Die Kranckheiten, welche gemeiniglich auf gar zu öftere Wein-debauchen folgen, sind Schlag und Lähmung der Glieder, Schlafsucht, Flüsse und Zipperlein, dieweil die pituita und der Schleim in dem Gehirne durch die beständig vorhandene Menge der Lebensgeister scharff und fliessend worden, erreget dannenhero fermentationes und jähren, inflammationes und Entzündungen; so fällt er auch wohl zuweilen zwischen die Nerven und Mäuslein hinein, da dann zum öftern allerhand Verstopfungen und andere dergleichen Zufälle mehr zu entstehen pflegen. Vinum kommt von ὄινος, Vinum, Wein. Viola. Viola martia purpurea, J.B. Ger. Raji Hist. Viola martia purpurea, flore simplici odoro. C.B. Pit. Tournef. Viola sativa, Brunf. Viola nigra, Dod. Viola præcox purpurea, Lob. Viola simplex martia, Park. frantzösisch, Violette. teutsch, Violen, Veilgen, Mertzenveilgen. Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel sehr viel Blätter treibet, welche schier gantz rund sind, breit als wie die gemeinen Pappelblätter, am Rande ausgezackt, grüne, und sitzen an langen Stielen. Zwischen denenselben erheben sich kleine dünne Stiele, auf deren jedem eine kleine, gar annehmliche Blume stehet, welche [Spaltenumbruch] schön purperfarbig oder blau und in etwas schwartz aussiehet, einen lieblichen und erquickenden Geruch hat, nebst einem schleimigen und ein wenig scharffem Geschmack. Diese Blume bestehet aus fünff Blätterlein, und einem Bitzlein, Sporen oder Säcklein, welche in einem Kelche sitzen, der bis auf den Boden hinunter fünffmahl zertheilet ist. Wann die Blüte verfallen ist, so kommt eine Hülse zum Vorschein, die thut sich von einander, wann sie reiff ist, und lässet in drey Theilen einen Hauffen schier gantz runder Samenkörner sehen, welche viel kleiner sind als Coriandersamen und weißlicht. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Gewächse wächst in den Gärten, wo es schattig ist, an den Mauern, in fettem Boden. Es blühet zu Anfang des Frühlinges, gegen den Mertz hinzu: führet viel Oel und sal essentiale. Man muß die einfachen Blumen nehmen, die frisch gesammlet sind, eine hohe Farbe haben, und wol riechen. Sie dienen für die Brust, und stärcken das Hertz, lindern die Schmertzen, und laxiren ein wenig. Der Veilgensamen purgiret, führet das Wasser ab: er wird von einem Quintlein bis auf drey auf einmahl gebrauchet. Das Veilgenkraut erweichet, befeuchtet und zertheilet. Viola kommt vom griechischen ἴον, das heist eben soviel. Vipera. Vipera, frantzösisch, Vipere, teutsch, Natter, Orter, ist eine Art der Schlangen, welche lebendig aus ihrer Mutter Leibe kommt, und nicht in einem Ey, als wie die andern. Sie ist etwan des Armes lang, und ein paar Zolle dick, bisweilen auch noch etwas dicker, auch wol dünner, doch wird sie niemahls nicht so dick wie unsre grossen Schlangen, ob sie schon von aussen eben also siehet. Sie ist mit einer glatten Haut überzogen, die oben etwas schupig ist und mannichfarben, auf Wellen Art, unten weich und schleimig, und hat gar überaus enge Schweißlöcherlein. Die Kiefel sind rund umher mit kleinen Zähnen besetzet, wie an den andern Schlangen: alleine, ohne diese haben sie auf jeder Seite wie ein Gewehr, oder einen langen Zahn, der krum ist, eckicht und hol, spitzig und sehr scharff, bisweilen gespalten, als wie eine Gabel, darunter liegt ein Bläslein, mit gelben Safte angefüllt, darinne soll, wie man glaubet, der Ottern Gift bestehen, dieweil sich insgemein etwas von diesem Safte auf der Wunde findet, wann man gebissen worden: der Gift aber geht nicht durch die Spitze des Zahnes, sondern durch die daran befindliche Ritze oder Spalte, die wie an einer Schreibefeder siehet. Ihre Zunge ist lang, gespalten und grau: die schiesset sie mit solcher Heftigkeit heraus, wañ sie erzörnet worden, daß sie nicht anders scheinet als ein Brand, oder wie ein Phosphorus, welches von der so gar grossen Bewegung ihrer Lebensgeister herrühret. 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Die Kiefel sind rund umher mit kleinen Zähnen besetzet, wie an den andern Schlangen: alleine, ohne diese haben sie auf jeder Seite wie ein Gewehr, oder einen langen Zahn, der krum ist, eckicht und hol, spitzig und sehr scharff, bisweilen gespalten, als wie eine Gabel, darunter liegt ein Bläslein, mit gelben Safte angefüllt, darinne soll, wie man glaubet, der Ottern Gift bestehen, dieweil sich insgemein etwas von diesem Safte auf der Wunde findet, wann man gebissen worden: der Gift aber geht nicht durch die Spitze des Zahnes, sondern durch die daran befindliche Ritze oder Spalte, die wie an einer Schreibefeder siehet. Ihre Zunge ist lang, gespalten und grau: die schiesset sie mit solcher Heftigkeit heraus, wañ sie erzörnet worden, daß sie nicht anders scheinet als ein Brand, oder wie ein <hi rendition="#i">Phosphorus,</hi> welches von der so gar grossen Bewegung ihrer Lebensgeister herrühret. 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Wiewohl nun die süssen Weine vielweniger Spiritus zu geben pflegen, wann man sie destilliret, als wie etwa die Frantzweine, dannoch berauschen sie eben so gut, wann man zu viel davon trinckt; dann, weil sie klebricht sind, und als wie Syrup, so müssen sie auch längere Zeit als andere haben, bis daß sie durch kommen, daher auch der Spiritus, den sie bey sich führen, viel mehrere Zeit hat sich ins Gehirne zu verfügen. Die Trunckenheit, durch diese Weine verursachet, ist desgleichen weit verdrießlicher, und währet viel länger als wie von andern und gemeinen Weinen, alldieweil ihr Spiritus nicht allein ins Gehirne ist gestiegen, sondern hat zugleich mit sich eine zähe Feuchtigkeit hinauf geführt, darein ist er verwickelt, und kan sich nicht so leicht loß machen, noch ausdünsten. Man schläfet auch viel länger, weil diese zähe Feuchtigkeit sich in der Lebensgeister ihre Wege hat gezogen, und gar schwerlich sich will dünne machen und zertheilen lassen.
Die Kranckheiten, welche gemeiniglich auf gar zu öftere Wein-debauchen folgen, sind Schlag und Lähmung der Glieder, Schlafsucht, Flüsse und Zipperlein, dieweil die pituita und der Schleim in dem Gehirne durch die beständig vorhandene Menge der Lebensgeister scharff und fliessend worden, erreget dannenhero fermentationes und jähren, inflammationes und Entzündungen; so fällt er auch wohl zuweilen zwischen die Nerven und Mäuslein hinein, da dann zum öftern allerhand Verstopfungen und andere dergleichen Zufälle mehr zu entstehen pflegen.
Vinum kommt von ὄινος, Vinum, Wein.
Viola.
Viola martia purpurea, J.B. Ger. Raji Hist.
Viola martia purpurea, flore simplici odoro. C.B. Pit. Tournef.
Viola sativa, Brunf.
Viola nigra, Dod.
Viola præcox purpurea, Lob.
Viola simplex martia, Park.
frantzösisch, Violette.
teutsch, Violen, Veilgen, Mertzenveilgen.
Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel sehr viel Blätter treibet, welche schier gantz rund sind, breit als wie die gemeinen Pappelblätter, am Rande ausgezackt, grüne, und sitzen an langen Stielen. Zwischen denenselben erheben sich kleine dünne Stiele, auf deren jedem eine kleine, gar annehmliche Blume stehet, welche
schön purperfarbig oder blau und in etwas schwartz aussiehet, einen lieblichen und erquickenden Geruch hat, nebst einem schleimigen und ein wenig scharffem Geschmack. Diese Blume bestehet aus fünff Blätterlein, und einem Bitzlein, Sporen oder Säcklein, welche in einem Kelche sitzen, der bis auf den Boden hinunter fünffmahl zertheilet ist. Wann die Blüte verfallen ist, so kommt eine Hülse zum Vorschein, die thut sich von einander, wann sie reiff ist, und lässet in drey Theilen einen Hauffen schier gantz runder Samenkörner sehen, welche viel kleiner sind als Coriandersamen und weißlicht. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Gewächse wächst in den Gärten, wo es schattig ist, an den Mauern, in fettem Boden. Es blühet zu Anfang des Frühlinges, gegen den Mertz hinzu: führet viel Oel und sal essentiale. Man muß die einfachen Blumen nehmen, die frisch gesammlet sind, eine hohe Farbe haben, und wol riechen.
Sie dienen für die Brust, und stärcken das Hertz, lindern die Schmertzen, und laxiren ein wenig.
Der Veilgensamen purgiret, führet das Wasser ab: er wird von einem Quintlein bis auf drey auf einmahl gebrauchet.
Das Veilgenkraut erweichet, befeuchtet und zertheilet.
Viola kommt vom griechischen ἴον, das heist eben soviel.
Vipera.
Vipera, frantzösisch, Vipere, teutsch, Natter, Orter, ist eine Art der Schlangen, welche lebendig aus ihrer Mutter Leibe kommt, und nicht in einem Ey, als wie die andern. Sie ist etwan des Armes lang, und ein paar Zolle dick, bisweilen auch noch etwas dicker, auch wol dünner, doch wird sie niemahls nicht so dick wie unsre grossen Schlangen, ob sie schon von aussen eben also siehet. Sie ist mit einer glatten Haut überzogen, die oben etwas schupig ist und mannichfarben, auf Wellen Art, unten weich und schleimig, und hat gar überaus enge Schweißlöcherlein. Die Kiefel sind rund umher mit kleinen Zähnen besetzet, wie an den andern Schlangen: alleine, ohne diese haben sie auf jeder Seite wie ein Gewehr, oder einen langen Zahn, der krum ist, eckicht und hol, spitzig und sehr scharff, bisweilen gespalten, als wie eine Gabel, darunter liegt ein Bläslein, mit gelben Safte angefüllt, darinne soll, wie man glaubet, der Ottern Gift bestehen, dieweil sich insgemein etwas von diesem Safte auf der Wunde findet, wann man gebissen worden: der Gift aber geht nicht durch die Spitze des Zahnes, sondern durch die daran befindliche Ritze oder Spalte, die wie an einer Schreibefeder siehet. Ihre Zunge ist lang, gespalten und grau: die schiesset sie mit solcher Heftigkeit heraus, wañ sie erzörnet worden, daß sie nicht anders scheinet als ein Brand, oder wie ein Phosphorus, welches von der so gar grossen Bewegung ihrer Lebensgeister herrühret. Vor diesem glaubte man, die Zunge wäre
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