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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] die zu Bourbon, zu Vichi, zu Baleruc und zu Aix. Diese werden durch unterirdische Feuer, darüber sie sind weggelauffen, erwärmet, oder auch, wann sie durch entzündete Erde sind gegangen. Das ist auch die Ursache, warum man so ofte des Schwefels, den diese Wasser mit sich fortgeführet, an den Seiten des Beckens gewahr wird, darinne man sie hat stehen lassen. Es mag auch wohl seyn, daß einige solche mineralische Wasser ihre Wärme von dem natürlichen Kalch empfangen, auf welchen sie in dem Eingeweide der Erde unterwegs getroffen: iedoch geschiehet dieses allemahl vermittelst des unterirdischen Feuers, dann dieser Kalch ist ein von selbsten calcinirter Stein.

Gemeiniglich enthalten sie schweflicht Saltz, auch flüchtiges und fixes, welche aus der Erde und den mineren kommen, dadurch dergleichen Wasser gehen. Sie verrichten das ihrige wunderwohl, und haben bey vielerley Kranckheiten recht erstaunenswürdige Wirckung, wann man sich deren an Ort und Stelle, unter Anführ- und Regierung eines verständigen Medici gebraucht. Werden sie aber verführet, so haben sie nicht mehr dieselbe Kraft, weil ihre flüchtigen Theilgen davon fliegen, oder aber sich zusammen setzen und solcher Gestalt ihre Bewegung verliehren.

Die warmen mineralischen Wasser dienen zu Flüssen, Lähmung der Glieder, Podagra und Huftweh, Schlag, Schlafsucht und kalten Feuchtigkeiten.

Kalte mineralische Wasser sind z.E. zu Forge, Sainte Reine, und Pascy. Ihre Kräfte sind unterschiedlich, nachdem nämlich das Saltz beschaffen, welches sie aufgelöset haben, oder auch, nachdem dessen viel gewesen. Insgemein haben sie eine eröffnende Kraft.

Das Seewasser, frantzösisch, Eau marine, lateinisch, Aqua marina, ist ein saltziges scharffes Wasser, welches seine Saltzigkeit von dem Steinsaltz, Sal Gemmae, überkommt: dasselbe wird zuvorher in der Erde durch das süsse Wasser aufgelöst, und rinnet hernach durch unzehliche Canäle und Röhren ins Meer. Ich will davon in dem Articul vom Meersaltz weitläufftiger handeln.

Es purgiret, zertheilet, und reiniget, heilet alles Jucken auf der Haut, wehret der Raserey, doch will es der Magen nicht gern vertragen, wann man es trinckt.

Aqua heist auf griechisch udor, das kömmt von uo pluo, ich lasse regnen; aqua, quasi a qua sunt omnia, von dem alles kömmt; dann das Wasser muß zur Hervorbringung aller Dinge helffen: es haben auch ein und andere Philosophi, z.E. Thales, von Helmont, beständig vermeinet, daß alle die gemischten Körper ihre Nahrung und Wachsthum von dem Wasser erhielten.

Aquifolium.

Aquifolium, seu Agrifolium vulgo, J.B. Pit. Tournefort.

Aquifolia, Trag.

Agrifolium, Dod.

Ilex aculeata, baccifera, folio sinuate, C.B.

frantzösisch, Houx.

teutsch, Stechpalmen.

Ist ein Strauch, welcher nicht selten so hoch wird, [Spaltenumbruch] als ein Baum. Der Stam und die Aeste lassen sich beugen, wie man will, sind mit einer gedoppelten und schleimichten Rinde bedecket, welche auswendig graulicht oder grün, inwendig bleich siehet, und übel riechet, wann man sie herunter zeucht. Das Holtz ist hart, dichte, schwer, aussenher weiß, und innen nach dem Kern hinzu, schwärtzlicht. Das Laub, oder die Blätter, sind so groß als wie die Lorbeerblätter, spitzig und stachlicht umher, grün und gläntzend, und hangen an kurtzen Stielen. Die Frucht ist eine rund und weiche, rothe Beere, unangenehme von Geschmack. Sie beschliesset vier Steinlein oder länglichte und irregulare Samen. Dieses Bäumlein wächst an ungebauten schattigten Orten und in Wildnüssen. Es führet viel Oel und wenig Saltz bey sich.

Die Rinde und die Wurtzel sind erweichend, zertheilend, und stärckend: zum alten Husten dienlich, wann sie abgekochet und gebrauchet werden.

Die mittelste, zarte und grüne Rinde dienet Vogelleim daraus zu machen. Man lässet sie im Keller faulen, stösset sie hernach im Mörsel, damit ein Teig draus werde, welcher mit Wasser ausgewaschen wird.

Der beste Vogelleim sieht grünlicht aus, ist nicht voll Wasser und stinckt nicht gar zu sehr. Er dienet zum Vogelstellen.

Aquifolium, vel Agrifolium, vel Agria, kommt von akis, acies, acumen, eine Spitze, und folium, ein Blatt, als wolte man sagen, ein Bäumlein, dessen Blätter mit Stacheln besetzet sind.

Aquila.

Aquila, frantzösisch, Aigle, teutsch, der Adler, wird für den grösten und stärcksten unter den Raubvögeln gehalten: er wird auch der König unter den Vogeln genannt. Er ist von unterschiedner Grösse, und werden iezuweilen gar ungeheuer grosse gesehen. Sein Kopf ist, gegen den Leib zu rechnen, nicht eben gar zu starck: der Schnabel lang, dick, unter sich gekrümt, als wie ein Haken, hart, starck und schwärtzlicht. Die Augen sind klein, und liegen tieff. Sein Gehirn ist dermassen hitzig, daß es als wie vertrocknet scheinet. Die Flügel sind gerade und sehr breit. Die Federn sind von mancherley Farben. Die Beine sind gelb, und mit Schupen bedeckt. Der rechte Fuß ist stärcker als der lincke, beyde mit langen, krummen, spitzigen und starcken Waffen oder Klauen versehen. Er nähret sich von Tauben, Gänsen, Schwänen, Hünern, Hasen, Hirschkälbern, Schildkröten, Krebsen und Schlangen. Dieser Vogel findet sich in Teutschland, Dänemarck, Polen, auch in Provence: führet in allen seinen Theilen viel Oel und flüchtig Saltz: jedoch wird nichts davon zur Artzney gebraucht. Sein Koth ist trefflich scharff, und dürffte äusserlich gebraucht, zur Raude nicht undienlich seyn. Einige wollen, sein Gehirn, eines Quintleins schwer genommen, sey gut wider die schwere Noth: ich aber habe es noch wie versuchen sehen.

Aquila ab achmirc, weil er dermassen schnell zu fliegen pflegt: deswegen heist auch der Nordwind Aquilo.

Aquilegia.

Aquilegia, Trag. Fuch.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] die zu Bourbon, zu Vichi, zu Baleruc und zu Aix. Diese werden durch unterirdische Feuer, darüber sie sind weggelauffen, erwärmet, oder auch, wann sie durch entzündete Erde sind gegangen. Das ist auch die Ursache, warum man so ofte des Schwefels, den diese Wasser mit sich fortgeführet, an den Seiten des Beckens gewahr wird, darinne man sie hat stehen lassen. Es mag auch wohl seyn, daß einige solche mineralische Wasser ihre Wärme von dem natürlichen Kalch empfangen, auf welchen sie in dem Eingeweide der Erde unterwegs getroffen: iedoch geschiehet dieses allemahl vermittelst des unterirdischen Feuers, dann dieser Kalch ist ein von selbsten calcinirter Stein.

Gemeiniglich enthalten sie schweflicht Saltz, auch flüchtiges und fixes, welche aus der Erde und den mineren kommen, dadurch dergleichen Wasser gehen. Sie verrichten das ihrige wunderwohl, und haben bey vielerley Kranckheiten recht erstaunenswürdige Wirckung, wann man sich deren an Ort und Stelle, unter Anführ- und Regierung eines verständigen Medici gebraucht. Werden sie aber verführet, so haben sie nicht mehr dieselbe Kraft, weil ihre flüchtigen Theilgen davon fliegen, oder aber sich zusammen setzen und solcher Gestalt ihre Bewegung verliehren.

Die warmen mineralischen Wasser dienen zu Flüssen, Lähmung der Glieder, Podagra und Huftweh, Schlag, Schlafsucht und kalten Feuchtigkeiten.

Kalte mineralische Wasser sind z.E. zu Forge, Sainte Reine, und Pascy. Ihre Kräfte sind unterschiedlich, nachdem nämlich das Saltz beschaffen, welches sie aufgelöset haben, oder auch, nachdem dessen viel gewesen. Insgemein haben sie eine eröffnende Kraft.

Das Seewasser, frantzösisch, Eau marine, lateinisch, Aqua marina, ist ein saltziges scharffes Wasser, welches seine Saltzigkeit von dem Steinsaltz, Sal Gemmæ, überkommt: dasselbe wird zuvorher in der Erde durch das süsse Wasser aufgelöst, und rinnet hernach durch unzehliche Canäle und Röhren ins Meer. Ich will davon in dem Articul vom Meersaltz weitläufftiger handeln.

Es purgiret, zertheilet, und reiniget, heilet alles Jucken auf der Haut, wehret der Raserey, doch will es der Magen nicht gern vertragen, wann man es trinckt.

Aqua heist auf griechisch ὓδωρ, das kömmt von ὕω pluo, ich lasse regnen; aqua, quasi à qua sunt omnia, von dem alles kömmt; dann das Wasser muß zur Hervorbringung aller Dinge helffen: es haben auch ein und andere Philosophi, z.E. Thales, von Helmont, beständig vermeinet, daß alle die gemischten Körper ihre Nahrung und Wachsthum von dem Wasser erhielten.

Aquifolium.

Aquifolium, seu Agrifolium vulgo, J.B. Pit. Tournefort.

Aquifolia, Trag.

Agrifolium, Dod.

Ilex aculeata, baccifera, folio sinuate, C.B.

frantzösisch, Houx.

teutsch, Stechpalmen.

Ist ein Strauch, welcher nicht selten so hoch wird, [Spaltenumbruch] als ein Baum. Der Stam̅ und die Aeste lassen sich beugen, wie man will, sind mit einer gedoppelten und schleimichten Rinde bedecket, welche auswendig graulicht oder grün, inwendig bleich siehet, und übel riechet, wann man sie herunter zeucht. Das Holtz ist hart, dichte, schwer, aussenher weiß, und innen nach dem Kern hinzu, schwärtzlicht. Das Laub, oder die Blätter, sind so groß als wie die Lorbeerblätter, spitzig und stachlicht umher, grün und gläntzend, und hangen an kurtzen Stielen. Die Frucht ist eine rund und weiche, rothe Beere, unangenehme von Geschmack. Sie beschliesset vier Steinlein oder länglichte und irregulare Samen. Dieses Bäumlein wächst an ungebauten schattigten Orten und in Wildnüssen. Es führet viel Oel und wenig Saltz bey sich.

Die Rinde und die Wurtzel sind erweichend, zertheilend, und stärckend: zum alten Husten dienlich, wann sie abgekochet und gebrauchet werden.

Die mittelste, zarte und grüne Rinde dienet Vogelleim daraus zu machen. Man lässet sie im Keller faulen, stösset sie hernach im Mörsel, damit ein Teig draus werde, welcher mit Wasser ausgewaschen wird.

Der beste Vogelleim sieht grünlicht aus, ist nicht voll Wasser und stinckt nicht gar zu sehr. Er dienet zum Vogelstellen.

Aquifolium, vel Agrifolium, vel Agria, kommt von ἀκίς, acies, acumen, eine Spitze, und folium, ein Blatt, als wolte man sagen, ein Bäumlein, dessen Blätter mit Stacheln besetzet sind.

Aquila.

Aquila, frantzösisch, Aigle, teutsch, der Adler, wird für den grösten und stärcksten unter den Raubvögeln gehalten: er wird auch der König unter den Vogeln genannt. Er ist von unterschiedner Grösse, und werden iezuweilen gar ungeheuer grosse gesehen. Sein Kopf ist, gegen den Leib zu rechnen, nicht eben gar zu starck: der Schnabel lang, dick, unter sich gekrüm̅t, als wie ein Haken, hart, starck und schwärtzlicht. Die Augen sind klein, und liegen tieff. Sein Gehirn ist dermassen hitzig, daß es als wie vertrocknet scheinet. Die Flügel sind gerade und sehr breit. Die Federn sind von mancherley Farben. Die Beine sind gelb, und mit Schupen bedeckt. Der rechte Fuß ist stärcker als der lincke, beyde mit langen, krummen, spitzigen und starcken Waffen oder Klauen versehen. Er nähret sich von Tauben, Gänsen, Schwänen, Hünern, Hasen, Hirschkälbern, Schildkröten, Krebsen und Schlangen. Dieser Vogel findet sich in Teutschland, Dänemarck, Polen, auch in Provence: führet in allen seinen Theilen viel Oel und flüchtig Saltz: jedoch wird nichts davon zur Artzney gebraucht. Sein Koth ist trefflich scharff, und dürffte äusserlich gebraucht, zur Raude nicht undienlich seyn. Einige wollen, sein Gehirn, eines Quintleins schwer genommen, sey gut wider die schwere Noth: ich aber habe es noch wie versuchen sehen.

Aquila ab achmirc, weil er dermassen schnell zu fliegen pflegt: deswegen heist auch der Nordwind Aquilo.

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[0059] die zu Bourbon, zu Vichi, zu Baleruc und zu Aix. Diese werden durch unterirdische Feuer, darüber sie sind weggelauffen, erwärmet, oder auch, wann sie durch entzündete Erde sind gegangen. Das ist auch die Ursache, warum man so ofte des Schwefels, den diese Wasser mit sich fortgeführet, an den Seiten des Beckens gewahr wird, darinne man sie hat stehen lassen. Es mag auch wohl seyn, daß einige solche mineralische Wasser ihre Wärme von dem natürlichen Kalch empfangen, auf welchen sie in dem Eingeweide der Erde unterwegs getroffen: iedoch geschiehet dieses allemahl vermittelst des unterirdischen Feuers, dann dieser Kalch ist ein von selbsten calcinirter Stein. Gemeiniglich enthalten sie schweflicht Saltz, auch flüchtiges und fixes, welche aus der Erde und den mineren kommen, dadurch dergleichen Wasser gehen. Sie verrichten das ihrige wunderwohl, und haben bey vielerley Kranckheiten recht erstaunenswürdige Wirckung, wann man sich deren an Ort und Stelle, unter Anführ- und Regierung eines verständigen Medici gebraucht. Werden sie aber verführet, so haben sie nicht mehr dieselbe Kraft, weil ihre flüchtigen Theilgen davon fliegen, oder aber sich zusammen setzen und solcher Gestalt ihre Bewegung verliehren. Die warmen mineralischen Wasser dienen zu Flüssen, Lähmung der Glieder, Podagra und Huftweh, Schlag, Schlafsucht und kalten Feuchtigkeiten. Kalte mineralische Wasser sind z.E. zu Forge, Sainte Reine, und Pascy. Ihre Kräfte sind unterschiedlich, nachdem nämlich das Saltz beschaffen, welches sie aufgelöset haben, oder auch, nachdem dessen viel gewesen. Insgemein haben sie eine eröffnende Kraft. Das Seewasser, frantzösisch, Eau marine, lateinisch, Aqua marina, ist ein saltziges scharffes Wasser, welches seine Saltzigkeit von dem Steinsaltz, Sal Gemmæ, überkommt: dasselbe wird zuvorher in der Erde durch das süsse Wasser aufgelöst, und rinnet hernach durch unzehliche Canäle und Röhren ins Meer. Ich will davon in dem Articul vom Meersaltz weitläufftiger handeln. Es purgiret, zertheilet, und reiniget, heilet alles Jucken auf der Haut, wehret der Raserey, doch will es der Magen nicht gern vertragen, wann man es trinckt. Aqua heist auf griechisch ὓδωρ, das kömmt von ὕω pluo, ich lasse regnen; aqua, quasi à qua sunt omnia, von dem alles kömmt; dann das Wasser muß zur Hervorbringung aller Dinge helffen: es haben auch ein und andere Philosophi, z.E. Thales, von Helmont, beständig vermeinet, daß alle die gemischten Körper ihre Nahrung und Wachsthum von dem Wasser erhielten. Aquifolium. Aquifolium, seu Agrifolium vulgo, J.B. Pit. Tournefort. Aquifolia, Trag. Agrifolium, Dod. Ilex aculeata, baccifera, folio sinuate, C.B. frantzösisch, Houx. teutsch, Stechpalmen. Ist ein Strauch, welcher nicht selten so hoch wird, als ein Baum. Der Stam̅ und die Aeste lassen sich beugen, wie man will, sind mit einer gedoppelten und schleimichten Rinde bedecket, welche auswendig graulicht oder grün, inwendig bleich siehet, und übel riechet, wann man sie herunter zeucht. Das Holtz ist hart, dichte, schwer, aussenher weiß, und innen nach dem Kern hinzu, schwärtzlicht. Das Laub, oder die Blätter, sind so groß als wie die Lorbeerblätter, spitzig und stachlicht umher, grün und gläntzend, und hangen an kurtzen Stielen. Die Frucht ist eine rund und weiche, rothe Beere, unangenehme von Geschmack. Sie beschliesset vier Steinlein oder länglichte und irregulare Samen. Dieses Bäumlein wächst an ungebauten schattigten Orten und in Wildnüssen. Es führet viel Oel und wenig Saltz bey sich. Die Rinde und die Wurtzel sind erweichend, zertheilend, und stärckend: zum alten Husten dienlich, wann sie abgekochet und gebrauchet werden. Die mittelste, zarte und grüne Rinde dienet Vogelleim daraus zu machen. Man lässet sie im Keller faulen, stösset sie hernach im Mörsel, damit ein Teig draus werde, welcher mit Wasser ausgewaschen wird. Der beste Vogelleim sieht grünlicht aus, ist nicht voll Wasser und stinckt nicht gar zu sehr. Er dienet zum Vogelstellen. Aquifolium, vel Agrifolium, vel Agria, kommt von ἀκίς, acies, acumen, eine Spitze, und folium, ein Blatt, als wolte man sagen, ein Bäumlein, dessen Blätter mit Stacheln besetzet sind. Aquila. Aquila, frantzösisch, Aigle, teutsch, der Adler, wird für den grösten und stärcksten unter den Raubvögeln gehalten: er wird auch der König unter den Vogeln genannt. Er ist von unterschiedner Grösse, und werden iezuweilen gar ungeheuer grosse gesehen. Sein Kopf ist, gegen den Leib zu rechnen, nicht eben gar zu starck: der Schnabel lang, dick, unter sich gekrüm̅t, als wie ein Haken, hart, starck und schwärtzlicht. Die Augen sind klein, und liegen tieff. Sein Gehirn ist dermassen hitzig, daß es als wie vertrocknet scheinet. Die Flügel sind gerade und sehr breit. Die Federn sind von mancherley Farben. Die Beine sind gelb, und mit Schupen bedeckt. Der rechte Fuß ist stärcker als der lincke, beyde mit langen, krummen, spitzigen und starcken Waffen oder Klauen versehen. Er nähret sich von Tauben, Gänsen, Schwänen, Hünern, Hasen, Hirschkälbern, Schildkröten, Krebsen und Schlangen. Dieser Vogel findet sich in Teutschland, Dänemarck, Polen, auch in Provence: führet in allen seinen Theilen viel Oel und flüchtig Saltz: jedoch wird nichts davon zur Artzney gebraucht. Sein Koth ist trefflich scharff, und dürffte äusserlich gebraucht, zur Raude nicht undienlich seyn. Einige wollen, sein Gehirn, eines Quintleins schwer genommen, sey gut wider die schwere Noth: ich aber habe es noch wie versuchen sehen. Aquila ab achmirc, weil er dermassen schnell zu fliegen pflegt: deswegen heist auch der Nordwind Aquilo. Aquilegia. Aquilegia, Trag. Fuch.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/59>, abgerufen am 21.11.2024.