Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Blättlein, so auf dem Kelche in Gestalt der Röslein stehen.

Wann die Blüte vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht aus zwey Samen bestehend, die sind gar dünn, obenher rund, streifficht, graulicht, scharff und übel schmeckend. Die Wurtzel ist lang und voller Fasern; theilt sich manchmal in einen Hauffen Seitenwurtzeln. Dieses Gewächse wächst an feuchten und morastigen Orten: es wird auch in Gärten gezogen. Es führet viel Sal essentiale, Oel und Feuchtigkeit.

Es eröffnet, dienet der Brust, treibet die Winde, ist gut zu Wunden und Schäden, und wider die Mutterbeschwerung: macht einen leichten Athem, reiniget die Brustgeschwüre vermöge seiner innerlichen Theilgen: befördert auch den Auswurff. Diese Wurtzel gehört unter die fünff eröffnenden Wurtzeln, radices aperientes.

In den Küchen- und Krautgärten wird auch eine Gattung dieses Krautes gezeuget, das nennen die Botanici

Apium dulce, Celeri Italorum, Raji Hist. Pit. Tournef.

Belinum, sive Apium dulce, Park.

frantzösisch, Celeri ou Seleri.

teutsch gleichfals Selery.

Dieses Kraut ist bekannt genug, weil man es als wie Salat zu essen pfleget. Von dem wilden Apio hat es allein die Wart- und Bauung unterschieden, welche gemeiniglich darinn bestehet, daß es gebunden wird, wann es zu einer gewissen Höhe ist gekommen, und muß mit Sande, oder auch mit Erde umschüttet werden, schier bis an die Spitze: davon wird es weiß und milde, und bekommt einen annehmlichen Geschmack. Dieses haben uns die italienischen Gärtner gelehret.

Apium kömmt von apibus, weil man dafür gehalten, die Bienen liebeten die Blumen dieses Krauts. Oder ab Apice, der Wirbel auf dem Haupte, weil die Alten vorzeiten Kräntze von diesem Kraute machten, und sie auf den Scheitel setzten.

Paludapium von palude, Morast, und apio, Eppich, ob wolte man sagen Eppich, der im Moraste wächst.

Eleoselinum, von elos, palus, Morast, und selinon, apium, Eppich: bedeutet also eben soviel als wie das vorhergehende.

Celeri ist ein Italienischer Name, der durch die Gewohnheit auch frantzösisch worden.

Apocynum.

Apocynum AEgyptiacum la Etescens, seliqua asclepiadis, C.B.

Apocynum Syriacum, seu Palestinum, sive AEgyptiacum, Clos. H.

Apocynum AEgyptiacum, floribus spicatis, P. Tournef.

Beidelsaar, Alpini, sive Apocynum Syriacum, C.B.

Ossar vulgo in AEgypto.

Essula Indica, quibusdam.

frantzösisch, Apocin.

teutsch, Hundskohl.

[Spaltenumbruch]

Ist ein Gewächs, welches wie ein kleiner Strauch, gerade Ruthen treibt, zu etwa drey Schuh hoch. Seine Blätter sind lang, breit und dick, wie an der Aloe, stehen an den Stengeln gegen einander über, sehen weiß, und sind, wie alle seine andern Theile vollmilchweisses, bitteres und scharffen Safts.

Die Blumen wachsen auf den Spitzen der Zweige, in Form der Aehren, sehen als wie Glöcklein, gelb und sind zerschnitten. Wann sie vergangen, so folgen der Faust dicke Früchte, die sind lang, als wie dicke Scheiden, und hängen zwey und zwey an einem dicken, hart, und krummen Stiele. Diese Frucht heist auf Egyptisch Beidelsaar; und hat eine gedoppelte Schale. Die erste ist grün und eine Haut. Die andere ist ein gar zartes Häutlein, als ob es mit grossem Fleiß verfertiget wäre, und siehet saffrangelb. Diese Schalen halten ein fasichtes Wesen, dem Baummoos nicht ungleich, unter welchen die gantze Höle der Frucht mit einer zarten Baumwolle oder Coton ausgefüllet ist, welche trefflich weich und schneeweiß; wird Houatte und Houette genennet. In dieser Wolle sind die Samen zu befinden, die sind formit, als wie die Gurckensamen, doch um die Helffte kleiner und röthlicht mit einem weissen Kern oder Marck erfüllet, von bittern Geschmack. Die Wurtzel ist lang, starck und mit Fasen umgeben. Dieses Gewächs läst sich wohl ansehen: Blätter und Stengel sind wie mit Wolle überzogen, und geben eine Milch von sich. Es wächst in Egypten, um Alexandria, an feuchten Orten. Die Egyptier nennen es Ossar; daher ist der Name entstanden, den die Frucht hat überkommen, Beidelsaar, quasi Beidelossar, das heist nach dem Arabischen soviel als ein Ey von dem Gewächse Ossar.

Wann man seine Blätter zusammen und als wie einen Umschlag aufleget, die sollen die kalten Geschwulsten zertheilen. Der Saft macht das Haar ausfallen und ist ein gut Mittel wider, die Raude und andere Unreinigkeiten der Haut, wann er äusserlich gebrauchet wird: allein tödlich, wer ihn innerlich gebrauchen wolte, indem er dermassen scharff und heftig wircket, das tödliche Ruhr drauf folgt.

Die Wolle oder Houatte, so in der Frucht zu befinden, dienet die Kleider damit zu füttern: die Einwohner stopfen die Betten damit aus.

Apocynum kommt von apo und kunos, canis, ein Hund, als wolte man sagen, ein Hundskraut, dieweil die Alten vermeinet, die Hunde müsten davon sterben.

Apos.

Apos, Jonston. sive Hirundo marina quibusdam, teutsch eine Meerschwalbe, Mauerschwalbe, ist eine Art Schwalben, oder ein kleiner Vogel, der sehr viel Federn hat. Sein Kopf ist gar breit, der Schnabel klein, den er doch ziemlich weit aufsperren, und die gröste Fliege auf einmahl [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Blättlein, so auf dem Kelche in Gestalt der Röslein stehen.

Wann die Blüte vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht aus zwey Samen bestehend, die sind gar dünn, obenher rund, streifficht, graulicht, scharff und übel schmeckend. Die Wurtzel ist lang und voller Fasern; theilt sich manchmal in einen Hauffen Seitenwurtzeln. Dieses Gewächse wächst an feuchten und morastigen Orten: es wird auch in Gärten gezogen. Es führet viel Sal essentiale, Oel und Feuchtigkeit.

Es eröffnet, dienet der Brust, treibet die Winde, ist gut zu Wunden und Schäden, und wider die Mutterbeschwerung: macht einen leichten Athem, reiniget die Brustgeschwüre vermöge seiner innerlichen Theilgen: befördert auch den Auswurff. Diese Wurtzel gehört unter die fünff eröffnenden Wurtzeln, radices aperientes.

In den Küchen- und Krautgärten wird auch eine Gattung dieses Krautes gezeuget, das nennen die Botanici

Apium dulce, Celeri Italorum, Raji Hist. Pit. Tournef.

Belinum, sive Apium dulce, Park.

frantzösisch, Celeri ou Seleri.

teutsch gleichfals Selery.

Dieses Kraut ist bekannt genug, weil man es als wie Salat zu essen pfleget. Von dem wilden Apio hat es allein die Wart- und Bauung unterschieden, welche gemeiniglich darinn bestehet, daß es gebunden wird, wann es zu einer gewissen Höhe ist gekommen, und muß mit Sande, oder auch mit Erde umschüttet werden, schier bis an die Spitze: davon wird es weiß und milde, und bekommt einen annehmlichen Geschmack. Dieses haben uns die italienischen Gärtner gelehret.

Apìum kömmt von apibus, weil man dafür gehalten, die Bienen liebeten die Blumen dieses Krauts. Oder ab Apice, der Wirbel auf dem Haupte, weil die Alten vorzeiten Kräntze von diesem Kraute machten, und sie auf den Scheitel setzten.

Paludapium von palude, Morast, und apio, Eppich, ob wolte man sagen Eppich, der im Moraste wächst.

Eleoselinum, von ἔλος, palus, Morast, und σέλινον, apium, Eppich: bedeutet also eben soviel als wie das vorhergehende.

Celeri ist ein Italienischer Name, der durch die Gewohnheit auch frantzösisch worden.

Apocynum.

Apocynum Ægyptiacum la Etescens, seliqua asclepiadis, C.B.

Apocynum Syriacum, seu Palestinum, sive Ægyptiacum, Clos. H.

Apocynum Ægyptiacum, floribus spicatis, P. Tournef.

Beidelsaar, Alpini, sive Apocynum Syriacum, C.B.

Ossar vulgo in Ægypto.

Essula Indica, quibusdam.

frantzösisch, Apocin.

teutsch, Hundskohl.

[Spaltenumbruch]

Ist ein Gewächs, welches wie ein kleiner Strauch, gerade Ruthen treibt, zu etwa drey Schuh hoch. Seine Blätter sind lang, breit und dick, wie an der Aloe, stehen an den Stengeln gegen einander über, sehen weiß, und sind, wie alle seine andern Theile vollmilchweisses, bitteres und scharffen Safts.

Die Blumen wachsen auf den Spitzen der Zweige, in Form der Aehren, sehen als wie Glöcklein, gelb und sind zerschnitten. Wann sie vergangen, so folgen der Faust dicke Früchte, die sind lang, als wie dicke Scheiden, und hängen zwey und zwey an einem dicken, hart, und krummen Stiele. Diese Frucht heist auf Egyptisch Beidelsaar; und hat eine gedoppelte Schale. Die erste ist grün und eine Haut. Die andere ist ein gar zartes Häutlein, als ob es mit grossem Fleiß verfertiget wäre, und siehet saffrangelb. Diese Schalen halten ein fasichtes Wesen, dem Baummoos nicht ungleich, unter welchen die gantze Höle der Frucht mit einer zarten Baumwolle oder Coton ausgefüllet ist, welche trefflich weich und schneeweiß; wird Houatte und Houette genennet. In dieser Wolle sind die Samen zu befinden, die sind formit, als wie die Gurckensamen, doch um die Helffte kleiner und röthlicht mit einem weissen Kern oder Marck erfüllet, von bittern Geschmack. Die Wurtzel ist lang, starck und mit Fasen umgeben. Dieses Gewächs läst sich wohl ansehen: Blätter und Stengel sind wie mit Wolle überzogen, und geben eine Milch von sich. Es wächst in Egypten, um Alexandria, an feuchten Orten. Die Egyptier nennen es Ossar; daher ist der Name entstanden, den die Frucht hat überkommen, Beidelsaar, quasi Beidelossar, das heist nach dem Arabischen soviel als ein Ey von dem Gewächse Ossar.

Wann man seine Blätter zusammen und als wie einen Umschlag aufleget, die sollen die kalten Geschwulsten zertheilen. Der Saft macht das Haar ausfallen und ist ein gut Mittel wider, die Raude und andere Unreinigkeiten der Haut, wann er äusserlich gebrauchet wird: allein tödlich, wer ihn innerlich gebrauchen wolte, indem er dermassen scharff und heftig wircket, das tödliche Ruhr drauf folgt.

Die Wolle oder Houatte, so in der Frucht zu befinden, dienet die Kleider damit zu füttern: die Einwohner stopfen die Betten damit aus.

Apocynum kommt von ἀπὸ und κυνὸς, canis, ein Hund, als wolte man sagen, ein Hundskraut, dieweil die Alten vermeinet, die Hunde müsten davon sterben.

Apos.

Apos, Jonston. sive Hirundo marina quibusdam, teutsch eine Meerschwalbe, Mauerschwalbe, ist eine Art Schwalben, oder ein kleiner Vogel, der sehr viel Federn hat. Sein Kopf ist gar breit, der Schnabel klein, den er doch ziemlich weit aufsperren, und die gröste Fliege auf einmahl [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0057"/><cb type="start"/>
Blättlein, so auf dem Kelche in Gestalt der Röslein stehen.</p><lb/>
          <p>Wann die Blüte vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht aus zwey Samen bestehend, die sind gar dünn, obenher rund, streifficht, graulicht, scharff und übel schmeckend. Die Wurtzel ist lang und voller Fasern; theilt sich manchmal in einen Hauffen Seitenwurtzeln. Dieses Gewächse wächst an <hi rendition="#fr">feuchten</hi> und <hi rendition="#fr">morastigen Orten:</hi> es wird auch in <hi rendition="#fr">Gärten</hi> gezogen. Es führet viel <hi rendition="#i">Sal essentiale,</hi> Oel und Feuchtigkeit.</p><lb/>
          <p>Es eröffnet, dienet der Brust, treibet die Winde, ist gut zu Wunden und Schäden, und wider die Mutterbeschwerung: macht einen leichten Athem, reiniget die Brustgeschwüre vermöge seiner innerlichen Theilgen: befördert auch den Auswurff. Diese Wurtzel gehört unter die fünff eröffnenden Wurtzeln, <hi rendition="#i">radices aperientes.</hi></p><lb/>
          <p>In den Küchen- und Krautgärten wird auch eine Gattung dieses Krautes gezeuget, das nennen die <hi rendition="#i">Botanici</hi></p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Apium dulce, Celeri Italorum</hi>, Raji Hist. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Belinum, sive Apium dulce</hi></hi>, Park.</p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Celeri ou Seleri.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch gleichfals <hi rendition="#fr">Selery.</hi></p><lb/>
          <p>Dieses Kraut ist bekannt genug, weil man es als wie Salat zu essen pfleget. Von dem wilden <hi rendition="#i">Apio</hi> hat es allein die Wart- und Bauung unterschieden, welche gemeiniglich darinn bestehet, daß es gebunden wird, wann es zu einer gewissen Höhe ist gekommen, und muß mit Sande, oder auch mit Erde umschüttet werden, schier bis an die Spitze: davon wird es weiß und milde, und bekommt einen annehmlichen Geschmack. Dieses haben uns die italienischen Gärtner gelehret.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Apìum</hi> kömmt von <hi rendition="#i">apibus,</hi> weil man dafür gehalten, die Bienen liebeten die Blumen dieses Krauts. Oder <hi rendition="#i">ab Apice,</hi> der <hi rendition="#fr">Wirbel auf dem Haupte,</hi> weil die Alten vorzeiten Kräntze von diesem Kraute machten, und sie auf den Scheitel setzten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Paludapium</hi> von <hi rendition="#i">palude,</hi> <hi rendition="#fr">Morast,</hi> und <hi rendition="#i">apio,</hi> <hi rendition="#fr">Eppich,</hi> ob wolte man sagen Eppich, der im Moraste wächst.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Eleoselinum,</hi> von <hi rendition="#i">&#x1F14;&#x03BB;</hi>&#x03BF;&#x03C2;, <hi rendition="#i">palus,</hi> <hi rendition="#fr">Morast,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03C3;&#x1F73;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;, apium,</hi> <hi rendition="#fr">Eppich:</hi> bedeutet also eben soviel als wie das vorhergehende.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Celeri</hi> ist ein Italienischer Name, der durch die Gewohnheit auch frantzösisch worden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Apocynum.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Apocynum Ægyptiacum la Etescens, seliqua asclepiadis</hi>, C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Apocynum Syriacum, seu Palestinum, sive Ægyptiacum, Clos</hi>. H.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Apocynum Ægyptiacum, floribus spicatis</hi>, P. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Beidelsaar</hi>, Alpini, <hi rendition="#g">sive Apocynum Syriacum</hi>, C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Ossar vulgo in Ægypto.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Essula Indica, quibusdam.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Apocin.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Hundskohl.</hi></p>
          <cb/>
          <p>Ist ein Gewächs, welches wie ein kleiner Strauch, gerade Ruthen treibt, zu etwa drey Schuh hoch. Seine Blätter sind lang, breit und dick, wie an der Aloe, stehen an den Stengeln gegen einander über, sehen weiß, und sind, wie alle seine andern Theile vollmilchweisses, bitteres und scharffen Safts.</p><lb/>
          <p>Die Blumen wachsen auf den Spitzen der Zweige, in Form der Aehren, sehen als wie Glöcklein, gelb und sind zerschnitten. Wann sie vergangen, so folgen der Faust dicke Früchte, die sind lang, als wie dicke Scheiden, und hängen zwey und zwey an einem dicken, hart, und krummen Stiele. Diese Frucht heist auf Egyptisch <hi rendition="#i">Beidelsaar;</hi> und hat eine gedoppelte Schale. Die erste ist grün und eine Haut. Die andere ist ein gar zartes Häutlein, als ob es mit grossem Fleiß verfertiget wäre, und siehet saffrangelb. Diese Schalen halten ein fasichtes Wesen, dem Baummoos nicht ungleich, unter welchen die gantze Höle der Frucht mit einer zarten Baumwolle oder Coton ausgefüllet ist, welche trefflich weich und schneeweiß; wird <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Houatte</hi></hi> und <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Houette</hi></hi> genennet. In dieser Wolle sind die Samen zu befinden, die sind formit, als wie die Gurckensamen, doch um die Helffte kleiner und röthlicht mit einem weissen Kern oder Marck erfüllet, von bittern Geschmack. Die Wurtzel ist lang, starck und mit Fasen umgeben. Dieses Gewächs läst sich wohl ansehen: Blätter und Stengel sind wie mit Wolle überzogen, und geben eine Milch von sich. Es wächst in <hi rendition="#fr">Egypten,</hi> um <hi rendition="#fr">Alexandria,</hi> an feuchten Orten. Die Egyptier nennen es <hi rendition="#i">Ossar;</hi> daher ist der Name entstanden, den die Frucht hat überkommen, <hi rendition="#i">Beidelsaar, quasi Beidelossar,</hi> das heist nach dem Arabischen soviel als ein Ey von dem Gewächse <hi rendition="#i">Ossar.</hi></p><lb/>
          <p>Wann man seine Blätter zusammen und als wie einen Umschlag aufleget, die sollen die kalten Geschwulsten zertheilen. Der Saft macht das Haar ausfallen und ist ein gut Mittel wider, die Raude und andere Unreinigkeiten der Haut, wann er äusserlich gebrauchet wird: allein tödlich, wer ihn innerlich gebrauchen wolte, indem er dermassen scharff und heftig wircket, das tödliche Ruhr drauf folgt.</p><lb/>
          <p>Die Wolle oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Houatte,</hi></hi> so in der Frucht zu befinden, dienet die Kleider damit zu füttern: die Einwohner stopfen die Betten damit aus.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Apocynum</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F00;&#x03C0;&#x1F78;</hi> und <hi rendition="#i">&#x03BA;&#x03C5;&#x03BD;&#x1F78;&#x03C2;, canis,</hi> <hi rendition="#fr">ein Hund,</hi> als wolte man sagen, ein <hi rendition="#fr">Hundskraut,</hi> dieweil die Alten vermeinet, die Hunde müsten davon sterben.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Apos.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Apos</hi>, Jonston. <hi rendition="#g">sive Hirundo marina quibusdam,</hi></hi> teutsch eine <hi rendition="#fr">Meerschwalbe, Mauerschwalbe,</hi> ist eine Art Schwalben, oder ein kleiner Vogel, der sehr viel Federn hat. Sein Kopf ist gar breit, der Schnabel klein, den er doch ziemlich weit aufsperren, und die gröste Fliege auf einmahl <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0057] Blättlein, so auf dem Kelche in Gestalt der Röslein stehen. Wann die Blüte vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht aus zwey Samen bestehend, die sind gar dünn, obenher rund, streifficht, graulicht, scharff und übel schmeckend. Die Wurtzel ist lang und voller Fasern; theilt sich manchmal in einen Hauffen Seitenwurtzeln. Dieses Gewächse wächst an feuchten und morastigen Orten: es wird auch in Gärten gezogen. Es führet viel Sal essentiale, Oel und Feuchtigkeit. Es eröffnet, dienet der Brust, treibet die Winde, ist gut zu Wunden und Schäden, und wider die Mutterbeschwerung: macht einen leichten Athem, reiniget die Brustgeschwüre vermöge seiner innerlichen Theilgen: befördert auch den Auswurff. Diese Wurtzel gehört unter die fünff eröffnenden Wurtzeln, radices aperientes. In den Küchen- und Krautgärten wird auch eine Gattung dieses Krautes gezeuget, das nennen die Botanici Apium dulce, Celeri Italorum, Raji Hist. Pit. Tournef. Belinum, sive Apium dulce, Park. frantzösisch, Celeri ou Seleri. teutsch gleichfals Selery. Dieses Kraut ist bekannt genug, weil man es als wie Salat zu essen pfleget. Von dem wilden Apio hat es allein die Wart- und Bauung unterschieden, welche gemeiniglich darinn bestehet, daß es gebunden wird, wann es zu einer gewissen Höhe ist gekommen, und muß mit Sande, oder auch mit Erde umschüttet werden, schier bis an die Spitze: davon wird es weiß und milde, und bekommt einen annehmlichen Geschmack. Dieses haben uns die italienischen Gärtner gelehret. Apìum kömmt von apibus, weil man dafür gehalten, die Bienen liebeten die Blumen dieses Krauts. Oder ab Apice, der Wirbel auf dem Haupte, weil die Alten vorzeiten Kräntze von diesem Kraute machten, und sie auf den Scheitel setzten. Paludapium von palude, Morast, und apio, Eppich, ob wolte man sagen Eppich, der im Moraste wächst. Eleoselinum, von ἔλος, palus, Morast, und σέλινον, apium, Eppich: bedeutet also eben soviel als wie das vorhergehende. Celeri ist ein Italienischer Name, der durch die Gewohnheit auch frantzösisch worden. Apocynum. Apocynum Ægyptiacum la Etescens, seliqua asclepiadis, C.B. Apocynum Syriacum, seu Palestinum, sive Ægyptiacum, Clos. H. Apocynum Ægyptiacum, floribus spicatis, P. Tournef. Beidelsaar, Alpini, sive Apocynum Syriacum, C.B. Ossar vulgo in Ægypto. Essula Indica, quibusdam. frantzösisch, Apocin. teutsch, Hundskohl. Ist ein Gewächs, welches wie ein kleiner Strauch, gerade Ruthen treibt, zu etwa drey Schuh hoch. Seine Blätter sind lang, breit und dick, wie an der Aloe, stehen an den Stengeln gegen einander über, sehen weiß, und sind, wie alle seine andern Theile vollmilchweisses, bitteres und scharffen Safts. Die Blumen wachsen auf den Spitzen der Zweige, in Form der Aehren, sehen als wie Glöcklein, gelb und sind zerschnitten. Wann sie vergangen, so folgen der Faust dicke Früchte, die sind lang, als wie dicke Scheiden, und hängen zwey und zwey an einem dicken, hart, und krummen Stiele. Diese Frucht heist auf Egyptisch Beidelsaar; und hat eine gedoppelte Schale. Die erste ist grün und eine Haut. Die andere ist ein gar zartes Häutlein, als ob es mit grossem Fleiß verfertiget wäre, und siehet saffrangelb. Diese Schalen halten ein fasichtes Wesen, dem Baummoos nicht ungleich, unter welchen die gantze Höle der Frucht mit einer zarten Baumwolle oder Coton ausgefüllet ist, welche trefflich weich und schneeweiß; wird Houatte und Houette genennet. In dieser Wolle sind die Samen zu befinden, die sind formit, als wie die Gurckensamen, doch um die Helffte kleiner und röthlicht mit einem weissen Kern oder Marck erfüllet, von bittern Geschmack. Die Wurtzel ist lang, starck und mit Fasen umgeben. Dieses Gewächs läst sich wohl ansehen: Blätter und Stengel sind wie mit Wolle überzogen, und geben eine Milch von sich. Es wächst in Egypten, um Alexandria, an feuchten Orten. Die Egyptier nennen es Ossar; daher ist der Name entstanden, den die Frucht hat überkommen, Beidelsaar, quasi Beidelossar, das heist nach dem Arabischen soviel als ein Ey von dem Gewächse Ossar. Wann man seine Blätter zusammen und als wie einen Umschlag aufleget, die sollen die kalten Geschwulsten zertheilen. Der Saft macht das Haar ausfallen und ist ein gut Mittel wider, die Raude und andere Unreinigkeiten der Haut, wann er äusserlich gebrauchet wird: allein tödlich, wer ihn innerlich gebrauchen wolte, indem er dermassen scharff und heftig wircket, das tödliche Ruhr drauf folgt. Die Wolle oder Houatte, so in der Frucht zu befinden, dienet die Kleider damit zu füttern: die Einwohner stopfen die Betten damit aus. Apocynum kommt von ἀπὸ und κυνὸς, canis, ein Hund, als wolte man sagen, ein Hundskraut, dieweil die Alten vermeinet, die Hunde müsten davon sterben. Apos. Apos, Jonston. sive Hirundo marina quibusdam, teutsch eine Meerschwalbe, Mauerschwalbe, ist eine Art Schwalben, oder ein kleiner Vogel, der sehr viel Federn hat. Sein Kopf ist gar breit, der Schnabel klein, den er doch ziemlich weit aufsperren, und die gröste Fliege auf einmahl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/57
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/57>, abgerufen am 21.11.2024.