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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] ziemlich gleich. Inwendig sieht er gantz weiß, wann er zerschlagen wird, und ist mit einem kleinen, länglichten und weissen Kerne angefüllt, der angenehme schmeckt, wie eine kleine Nuß. Diese Frucht wächset auf einem Baume, der gleichen Titel führt, und wie ein Pflaumenbaum aussiehet, nur daß die Blätter etwas rundlichter und ausgezacket sind. Die Blüten sind klein und weiß, sehen als wie am Geranium. Dieser Baum wächst in Syrien und in Egypten.

Man soll diejenigen Sebesten erwehlen, welche frisch und fleischig sind, fein völlig und schwärtzlicht, die ihre kleinen Hütlein annoch haben, nebst einem lieblichen und schleimigen Geschmack. Sie führen viel Oel und ein wenig Sal essentiale.

Die Egyptier bereiten Leim von dieser Frucht, Glu d'Alexandrie, Gluten Alexandrinum, Leim von Alexandria, genannt, der wird aber gar sehr selten zur Artzney gebraucht.

Die Sebesten befeuchten, erweichen, lindern und sind gut für die Brust. Sie dienen wider die Schärffe auf der Brust und in den Nieren, befördern den Auswurff und machen einen offenen Leib.

Sebesten ist ein arabisches Wort, welches seinen Ursprung von der Stadt Sebesta in Samarien erhalten hat, woselbst die Sebesten vor diesem gar gemeine gewesen.

Myxa, lpo tes muxes, a mucore, von der Schleimigkeit, weil diese Frucht so schleimig ist, oder auch, Myxa kommt von Sebasos, augustus, herrlich, als ob man wolte sprechen, eine Ehren werthe Frucht, weil sie ein Hütlein auf dem Kopfe hat.

Secale.

Secale, Secla, Briza.

frantzösisch, Segle.

teutsch, Korn, Koggen, Kocken.

Ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Secale, Ger. J.B.

Secale vulgatius, Park.

Olyra, Cord. in Dioscor.

Tipha cerealis & Tipha Theophrasti, Portae.

Secale hybernum, vel majus, C.B. Raji Hist. Tournef.

Rogga sive Secale, Dod.

Siligo, Brunf. Ruel. Lon.

teutsch, Winterkorn.

Die treibet einen Hauffen Stengel oder Hahne, des Mannes hoch und höher, die sind gerade, steiff und tragen nicht viel Blätter, welche lang sind und schmäler als die an dem Weitzen. Die Blüten wachsen oben auf der Stengel Spitzen büschelweise, bestehen aus vielen gelben Zäserlein und sind formiret als wie Aehren. Wann sie vergangen sind, so folgen dünne, länglichte Körner, die sehen aussenher braun, inwendig sind sie weiß und mehlicht. Die Kornähren [Spaltenumbruch] sind länger, dünner, steiffer und breiter, als die Weitzenähren. Die Wurtzeln sind zarte Fasen. Dieses Gewächse wird überall in sandigem Boden gebauet, und zu Anfang des Winters ausgesaet. Das Korn wird zum Brodbacken und zur Artzney gebraucht. Es führet viel Oel und Sal essentiale und volatile.

Das Roggenmehl ist gut und dienlich zur Erweichung der Geschwulst, und zum zertheilen, wann es als ein Umschlag gebraucht und aufgeleget wird.

Die Roggenkleyen reinigen, erweichen, sind gut zum Durchfall, die Scharffe auf der Brust zu mildern, wann sie abgesotten innerlich gebrauchet werden, oder, wann ein Clystir davon bereitet wird.

Das Roggenbrod wird bisweilen zu Umschlagen gebrauchet, zum erweichen, zum zertheilen, und zum stärcken. Die Rinde von Roggenbrod geröstet ist gut die Zähne zu putzen.

Die andre heist

Secale alterum, Lugd.

Secale vernum vel minus, C.B. Pit. Tournef.

Siligo aestiva, Trag.

Rogga, sive Secule aestivum, Dod.

teutsch, Sommerkorn.

Diese ist von der vorhergehenden sonst gar nicht unterschieden, ausser, daß sie im Frühjahre gesaet wird und alle ihre Theile kleiner sind.

Secale kommt von secare, schneiden, her, weil dieses Gewächse zur Erndezeit wird abgeschnitten.

In gewissen Jahren wachsen in den Aehren des Korns Körner, die sind viel länger als die andern, schwartz, durch die Nebel verderbet und als wie aus der Art geschlagen: sie haben dannoch keinen übelen Geschmack und werden auf frantzösisch Ble cornu und Ergot, teutsch, Brandkorn, Mutterkorn, genennet. Wann ihrer zuviel unter das Brod gerathen, geben sie eine höchstschädliche Wirckung: dann viele, die davon gegessen haben, sind mit der Kranckheit hart befallen worden, welche derjenigen ziemlich nahe kommt, welche auf frantzösisch, mal de Sain Antoine genennet wird, und auf dem gantzen Leibe wie einen trocknen, kalten Brand pflegt zu erregen: die Glieder und Gelencke verderben, werden blau und schwartz, lösen sich ab und fallen, eins nach dem andern weg, ohne daß es die Artzneymittel verhindern können, und endlich stirbt der Mensch. Dergleichen traurige Exempel hat es An. 1709. und im Anfang des folgenden, in den Spitalen zu Orleans, zu Sologne, im Bloisischen, nicht wenige gesetzet.

Secundinae Mulieris.

Secundinae seu Secundae mulieris,

frantzösisch, Arrierre-fais.

teutsch, Afterbürde, Aftergeburt, Nachgeburt von einer Frauensperson.

Ist ein fleischiger, häutiger und blutiger Cörper, welcher so breit und rund ist wie ein Teller, eines Zolles dick, bestehet aus dem Mutterkuchen (Placenta) und dem Schaf- und Aderhäutlein (Chorion & Amnion) darinnen das Kind eingewickelt lieget, und vermittelst der Nabelschnure, welche des kleinen Fingers dicke und eines Schuhes [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] ziemlich gleich. Inwendig sieht er gantz weiß, wann er zerschlagen wird, und ist mit einem kleinen, länglichten und weissen Kerne angefüllt, der angenehme schmeckt, wie eine kleine Nuß. Diese Frucht wächset auf einem Baume, der gleichen Titel führt, und wie ein Pflaumenbaum aussiehet, nur daß die Blätter etwas rundlichter und ausgezacket sind. Die Blüten sind klein und weiß, sehen als wie am Geranium. Dieser Baum wächst in Syrien und in Egypten.

Man soll diejenigen Sebesten erwehlen, welche frisch und fleischig sind, fein völlig und schwärtzlicht, die ihre kleinen Hütlein annoch haben, nebst einem lieblichen und schleimigen Geschmack. Sie führen viel Oel und ein wenig Sal essentiale.

Die Egyptier bereiten Leim von dieser Frucht, Glu d'Alexandrie, Gluten Alexandrinum, Leim von Alexandria, genannt, der wird aber gar sehr selten zur Artzney gebraucht.

Die Sebesten befeuchten, erweichen, lindern und sind gut für die Brust. Sie dienen wider die Schärffe auf der Brust und in den Nieren, befördern den Auswurff und machen einen offenen Leib.

Sebesten ist ein arabisches Wort, welches seinen Ursprung von der Stadt Sebesta in Samarien erhalten hat, woselbst die Sebesten vor diesem gar gemeine gewesen.

Myxa, λπὸ τῆς μὺξης, à mucore, von der Schleimigkeit, weil diese Frucht so schleimig ist, oder auch, Myxa kommt von Σεβάςος, augustus, herrlich, als ob man wolte sprechen, eine Ehren werthe Frucht, weil sie ein Hütlein auf dem Kopfe hat.

Secale.

Secale, Secla, Briza.

frantzösisch, Ségle.

teutsch, Korn, Koggen, Kocken.

Ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Secale, Ger. J.B.

Secale vulgatius, Park.

Olyra, Cord. in Dioscor.

Tipha cerealis & Tipha Theophrasti, Portæ.

Secale hybernum, vel majus, C.B. Raji Hist. Tournef.

Rogga sive Secale, Dod.

Siligo, Brunf. Ruel. Lon.

teutsch, Winterkorn.

Die treibet einen Hauffen Stengel oder Hahne, des Mannes hoch und höher, die sind gerade, steiff und tragen nicht viel Blätter, welche lang sind und schmäler als die an dem Weitzen. Die Blüten wachsen oben auf der Stengel Spitzen büschelweise, bestehen aus vielen gelben Zäserlein und sind formiret als wie Aehren. Wann sie vergangen sind, so folgen dünne, länglichte Körner, die sehen aussenher braun, inwendig sind sie weiß und mehlicht. Die Kornähren [Spaltenumbruch] sind länger, dünner, steiffer und breiter, als die Weitzenähren. Die Wurtzeln sind zarte Fasen. Dieses Gewächse wird überall in sandigem Boden gebauet, und zu Anfang des Winters ausgesaet. Das Korn wird zum Brodbacken und zur Artzney gebraucht. Es führet viel Oel und Sal essentiale und volatile.

Das Roggenmehl ist gut und dienlich zur Erweichung der Geschwulst, und zum zertheilen, wann es als ein Umschlag gebraucht und aufgeleget wird.

Die Roggenkleyen reinigen, erweichen, sind gut zum Durchfall, die Scharffe auf der Brust zu mildern, wann sie abgesotten innerlich gebrauchet werden, oder, wann ein Clystir davon bereitet wird.

Das Roggenbrod wird bisweilen zu Umschlagen gebrauchet, zum erweichen, zum zertheilen, und zum stärcken. Die Rinde von Roggenbrod geröstet ist gut die Zähne zu putzen.

Die andre heist

Secale alterum, Lugd.

Secale vernum vel minus, C.B. Pit. Tournef.

Siligo æstiva, Trag.

Rogga, sive Secule æstivum, Dod.

teutsch, Sommerkorn.

Diese ist von der vorhergehenden sonst gar nicht unterschieden, ausser, daß sie im Frühjahre gesaet wird und alle ihre Theile kleiner sind.

Secale kommt von secare, schneiden, her, weil dieses Gewächse zur Erndezeit wird abgeschnitten.

In gewissen Jahren wachsen in den Aehren des Korns Körner, die sind viel länger als die andern, schwartz, durch die Nebel verderbet und als wie aus der Art geschlagen: sie haben dannoch keinen übelen Geschmack und werden auf frantzösisch Ble cornu und Ergot, teutsch, Brandkorn, Mutterkorn, genennet. Wann ihrer zuviel unter das Brod gerathen, geben sie eine höchstschädliche Wirckung: dann viele, die davon gegessen haben, sind mit der Kranckheit hart befallen worden, welche derjenigen ziemlich nahe kommt, welche auf frantzösisch, mal de Sain Antoine genennet wird, und auf dem gantzen Leibe wie einen trocknen, kalten Brand pflegt zu erregen: die Glieder und Gelencke verderben, werden blau und schwartz, lösen sich ab und fallen, eins nach dem andern weg, ohne daß es die Artzneymittel verhindern können, und endlich stirbt der Mensch. Dergleichen traurige Exempel hat es An. 1709. und im Anfang des folgenden, in den Spitalen zu Orleans, zu Sologne, im Bloisischen, nicht wenige gesetzet.

Secundinæ Mulieris.

Secundinæ seu Secundæ mulieris,

frantzösisch, Arrierre-fais.

teutsch, Afterbürde, Aftergeburt, Nachgeburt von einer Frauensperson.

Ist ein fleischiger, häutiger und blutiger Cörper, welcher so breit und rund ist wie ein Teller, eines Zolles dick, bestehet aus dem Mutterkuchen (Placenta) und dem Schaf- und Aderhäutlein (Chorion & Amnion) darinnen das Kind eingewickelt lieget, und vermittelst der Nabelschnure, welche des kleinen Fingers dicke und eines Schuhes [Ende Spaltensatz]

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[0536] ziemlich gleich. Inwendig sieht er gantz weiß, wann er zerschlagen wird, und ist mit einem kleinen, länglichten und weissen Kerne angefüllt, der angenehme schmeckt, wie eine kleine Nuß. Diese Frucht wächset auf einem Baume, der gleichen Titel führt, und wie ein Pflaumenbaum aussiehet, nur daß die Blätter etwas rundlichter und ausgezacket sind. Die Blüten sind klein und weiß, sehen als wie am Geranium. Dieser Baum wächst in Syrien und in Egypten. Man soll diejenigen Sebesten erwehlen, welche frisch und fleischig sind, fein völlig und schwärtzlicht, die ihre kleinen Hütlein annoch haben, nebst einem lieblichen und schleimigen Geschmack. Sie führen viel Oel und ein wenig Sal essentiale. Die Egyptier bereiten Leim von dieser Frucht, Glu d'Alexandrie, Gluten Alexandrinum, Leim von Alexandria, genannt, der wird aber gar sehr selten zur Artzney gebraucht. Die Sebesten befeuchten, erweichen, lindern und sind gut für die Brust. Sie dienen wider die Schärffe auf der Brust und in den Nieren, befördern den Auswurff und machen einen offenen Leib. Sebesten ist ein arabisches Wort, welches seinen Ursprung von der Stadt Sebesta in Samarien erhalten hat, woselbst die Sebesten vor diesem gar gemeine gewesen. Myxa, λπὸ τῆς μὺξης, à mucore, von der Schleimigkeit, weil diese Frucht so schleimig ist, oder auch, Myxa kommt von Σεβάςος, augustus, herrlich, als ob man wolte sprechen, eine Ehren werthe Frucht, weil sie ein Hütlein auf dem Kopfe hat. Secale. Secale, Secla, Briza. frantzösisch, Ségle. teutsch, Korn, Koggen, Kocken. Ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet. Die erste wird genannt Secale, Ger. J.B. Secale vulgatius, Park. Olyra, Cord. in Dioscor. Tipha cerealis & Tipha Theophrasti, Portæ. Secale hybernum, vel majus, C.B. Raji Hist. Tournef. Rogga sive Secale, Dod. Siligo, Brunf. Ruel. Lon. teutsch, Winterkorn. Die treibet einen Hauffen Stengel oder Hahne, des Mannes hoch und höher, die sind gerade, steiff und tragen nicht viel Blätter, welche lang sind und schmäler als die an dem Weitzen. Die Blüten wachsen oben auf der Stengel Spitzen büschelweise, bestehen aus vielen gelben Zäserlein und sind formiret als wie Aehren. Wann sie vergangen sind, so folgen dünne, länglichte Körner, die sehen aussenher braun, inwendig sind sie weiß und mehlicht. Die Kornähren sind länger, dünner, steiffer und breiter, als die Weitzenähren. Die Wurtzeln sind zarte Fasen. Dieses Gewächse wird überall in sandigem Boden gebauet, und zu Anfang des Winters ausgesaet. Das Korn wird zum Brodbacken und zur Artzney gebraucht. Es führet viel Oel und Sal essentiale und volatile. Das Roggenmehl ist gut und dienlich zur Erweichung der Geschwulst, und zum zertheilen, wann es als ein Umschlag gebraucht und aufgeleget wird. Die Roggenkleyen reinigen, erweichen, sind gut zum Durchfall, die Scharffe auf der Brust zu mildern, wann sie abgesotten innerlich gebrauchet werden, oder, wann ein Clystir davon bereitet wird. Das Roggenbrod wird bisweilen zu Umschlagen gebrauchet, zum erweichen, zum zertheilen, und zum stärcken. Die Rinde von Roggenbrod geröstet ist gut die Zähne zu putzen. Die andre heist Secale alterum, Lugd. Secale vernum vel minus, C.B. Pit. Tournef. Siligo æstiva, Trag. Rogga, sive Secule æstivum, Dod. teutsch, Sommerkorn. Diese ist von der vorhergehenden sonst gar nicht unterschieden, ausser, daß sie im Frühjahre gesaet wird und alle ihre Theile kleiner sind. Secale kommt von secare, schneiden, her, weil dieses Gewächse zur Erndezeit wird abgeschnitten. In gewissen Jahren wachsen in den Aehren des Korns Körner, die sind viel länger als die andern, schwartz, durch die Nebel verderbet und als wie aus der Art geschlagen: sie haben dannoch keinen übelen Geschmack und werden auf frantzösisch Ble cornu und Ergot, teutsch, Brandkorn, Mutterkorn, genennet. Wann ihrer zuviel unter das Brod gerathen, geben sie eine höchstschädliche Wirckung: dann viele, die davon gegessen haben, sind mit der Kranckheit hart befallen worden, welche derjenigen ziemlich nahe kommt, welche auf frantzösisch, mal de Sain Antoine genennet wird, und auf dem gantzen Leibe wie einen trocknen, kalten Brand pflegt zu erregen: die Glieder und Gelencke verderben, werden blau und schwartz, lösen sich ab und fallen, eins nach dem andern weg, ohne daß es die Artzneymittel verhindern können, und endlich stirbt der Mensch. Dergleichen traurige Exempel hat es An. 1709. und im Anfang des folgenden, in den Spitalen zu Orleans, zu Sologne, im Bloisischen, nicht wenige gesetzet. Secundinæ Mulieris. Secundinæ seu Secundæ mulieris, frantzösisch, Arrierre-fais. teutsch, Afterbürde, Aftergeburt, Nachgeburt von einer Frauensperson. Ist ein fleischiger, häutiger und blutiger Cörper, welcher so breit und rund ist wie ein Teller, eines Zolles dick, bestehet aus dem Mutterkuchen (Placenta) und dem Schaf- und Aderhäutlein (Chorion & Amnion) darinnen das Kind eingewickelt lieget, und vermittelst der Nabelschnure, welche des kleinen Fingers dicke und eines Schuhes

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/536>, abgerufen am 30.12.2024.