Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Brust; welcher Name dem Papayabaume darum gegeben worden, dieweil die Früchte aus dem Baume heraus kommen und daran sitzen als wie die Zitzen oder Brüste.

Zum öftern verstecken sich unten bey dem Stamme dieser Bäume kleine Schlangen, welche die Portugiesen Cobre de capello zu nennen pflegen. Die sind einen bis anderthalben Fuß lang und des Fingers dicke; ihre Haut ist auf dem Rücken schwartz und an dem Bauche bleich. Sie blasen die Backen auf und schreyen wie die Frösche, wann sie erzörnet sind: ihr Biß ist tödtlich.

Papilio.

Papilio, frantzösisch, Papillon, teutsch, Schmetterling, Zweyfalter, Molckendieb, ist eine Art grosser Fliegen, mit langen und breiten, ausgesperrten, gar schönen Flügeln. Dieses Gewürmes giebet es sehr viel Geschlecht und Arten: alle mit einander führen viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sie zertheilen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden.

Papilio kommt von papo, ich sauge, weil dieser Wurm die Küchenkräuter zu saugen und zu benagen pfleget.

Papio.

Papio sive Pavio, teutsch, Pavian, ist eine Gattung grosser, raucher Affen, mit einem gräßlichen und förchterlichen, kugelrunden Kopfe. Seine Schenckel sind kurtz: die Füsse klein und so gestalt, wie eines Menschen Hände: der Schwantz sieht wie an einem Fuchse, ist aber gar kurtz, gerad und steiff. Er lebet von Früchten und säuffet Wein, wann er kan darzu kommen: seine Haut ist trefflich roth und steckigt. Er fällt in Ethiopien.

Die Mauritanier essen sein Fleisch.

Sein Fett zertheilet.

Papyracea.

Papyracea arbor, sive Tal, ist eine Gattung Palmenbäume und wächset in America. Sein Laub ist groß, das brauchen sie an Statt des Papiers. Seine Frucht sieht wie eine dicke Rübe, ist süß und angenehm zu essen.

In Neuspanien wächst ein anderer Baum, der gleichfals Papyracea genennet wird, von den Einwohnern aber Guajaraba. Dessen Stamm ist rund, gantz dicht und röthlicht. Sein Laub ist trefflich groß, grün und bisweilen roth, dicke und rund. Die Indianer schreiben mit Griffeln drauf, und brauchen es als Papier. Seine Frucht ist eine Art Trauben, in Grösse einer Haselnuß, von Farbe wie Maulbeeren, und beschliesset einen sehr harten Kern, der gut zu essen ist.

In America sind noch mehr andere Bäume anzutreffen, deren Blätter oder Rinde den Indianern an Statt des Papieres dienen.

Papyrus.

Papyrus Nilotica, Ger. J.B. Raji Hist.

Papyrus Nilotica, sive AEgyptiaca, C.B.

Papyrus antiquorum Nilotica, Park.

Papyrus AEgyptia, sive Biblus AEgyptia, Eustathio, Guil. Pap.

frantzösisch, Papier.

Ist ein Gewächs, dem Rohre oder Schilffe nicht [Spaltenumbruch] ungleich, des Stengel neun bis zehen Fuß hoch werden, dick sind und bleich oder aschengrau von Farbe. Die Blätter sind so lang wie die am Schilff. Die Blüten sind ein Hauffen Zäserlein, und stehen Büschelweise dichte bey einander oben auf den Spitzen seiner Zweige. Seine Wurtzeln sind groß, dick und holtzig, voll Knoten, wie am Rohr, schmecken und riechen wie der Galgand, jedoch viel schwächer. Dieses Gewächs wächst in Egypten, langs an dem Nilus hin. Die Alten zogen die Schale davon ab und glätteten dieselbe, hernach gebrauchten sie ihrer an Statt Schreibepapier.

Vor diesem brauchten die Wundärtzte die Blätter die Wunden zu saubern und zu reinigen.

Das Papier, daß wir zu jetziger Zeit zum schreiben brauchen, heist auf lateinisch Charta oder auch Papyrus. In Franckreich wird es von weissen Hadern und Lumpen gemachet, welche in der Mühle in kleine Stück zerrissen und zerhacket, mit Wasser angefeuchtet und dergestalt zertrieben werden, daß sie nicht anders anzusehen sind als wie trübes, schleimig und leimiges Wasser. Dieser liquor wird mit einem Löffel allzeit oben abgeschöpft, und auf den Formen ausgebreitet: drauf lassen sie ihn austreuffeln und leimen ihn, damit das Papier nicht durchschlage. Alsdann lassen sie es treuge werden und bringen es unter die Presse, damit sie die Bogen daraus machen können.

In China und Japan wird das Papier von der andern Schale des indianischen Rohrs bereitet, welches Bambou genennet wird, und von dem an seinem Orte ist gehandelt worden.

Das gemeine graue Papier kommt von Papier, das nicht geleimet worden. Es giebet zwey Hauptsorten dessen, eine mit grossen Blättern, die weichlicht und schwammig ist, weißlicht und grau aussiehet: dienet zum einpacken. Die andere von kleinen, gantz dünnen Blättern, die überaus voll kleiner Löchlein und weiß sind, röthlicht grau sehen. Beyde Arten heissen bey den Lateinern Charta bibula, Charta emporetica, auf teutsch, Löschpapier und werden zum Durchseigen der liquorum gebrauchet.

Das blaue Papier ist mit dem Tornesol gefärbet worden und heist lateinisch Charta caeruleo colore picta. Es giebet dessen von unterschiedener Grösse und Stärcke: es dienet vornemlich die Zuckerbrode und andere Waaren einzupacken.

Das bunte oder türckische Papier ist mit allerley Farben ausgemahlet, und wird gemachet, wann sie einen Bogen Papier auf unterschiedene Farben legen, welche mit Oele abgerieben und in Wasser zertrieben sind, damit sie nicht zusammen lauffen können. Wie nun die Farben hernachmahls mit dem Kamme geordnet und gezogen werden, so giebet es auch Wellen und andere Figuren. Auf lateinisch wird es Charta variis coloribus picta genannt.

Angefeuchtet Papier ist gut die Schärffe in den Wunden zu mildern und das Blut zu stillen: es wird auch angezündet und der Rauch davon den Weibspersonen, die mit Mutterbeschwerung befallen sind, unter die Nase geblasen, damit die Dünste niedergeschlagen werden.

Papyrus soll von dem griechischen Wort pur, das heist ignis, Feuer, herkommen, dieweil der Alten, ihr Papier sehr leichtlich Feuer fienge.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Brust; welcher Name dem Papayabaume darum gegeben worden, dieweil die Früchte aus dem Baume heraus kommen und daran sitzen als wie die Zitzen oder Brüste.

Zum öftern verstecken sich unten bey dem Stamme dieser Bäume kleine Schlangen, welche die Portugiesen Cobre de capello zu nennen pflegen. Die sind einen bis anderthalben Fuß lang und des Fingers dicke; ihre Haut ist auf dem Rücken schwartz und an dem Bauche bleich. Sie blasen die Backen auf und schreyen wie die Frösche, wann sie erzörnet sind: ihr Biß ist tödtlich.

Papilio.

Papilio, frantzösisch, Papillon, teutsch, Schmetterling, Zweyfalter, Molckendieb, ist eine Art grosser Fliegen, mit langen und breiten, ausgesperrten, gar schönen Flügeln. Dieses Gewürmes giebet es sehr viel Geschlecht und Arten: alle mit einander führen viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sie zertheilen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden.

Papilio kommt von papo, ich sauge, weil dieser Wurm die Küchenkräuter zu saugen und zu benagen pfleget.

Papio.

Papio sive Pavio, teutsch, Pavian, ist eine Gattung grosser, raucher Affen, mit einem gräßlichen und förchterlichen, kugelrunden Kopfe. Seine Schenckel sind kurtz: die Füsse klein und so gestalt, wie eines Menschen Hände: der Schwantz sieht wie an einem Fuchse, ist aber gar kurtz, gerad und steiff. Er lebet von Früchten und säuffet Wein, wann er kan darzu kommen: seine Haut ist trefflich roth und steckigt. Er fällt in Ethiopien.

Die Mauritanier essen sein Fleisch.

Sein Fett zertheilet.

Papyracea.

Papyracea arbor, sive Tal, ist eine Gattung Palmenbäume und wächset in America. Sein Laub ist groß, das brauchen sie an Statt des Papiers. Seine Frucht sieht wie eine dicke Rübe, ist süß und angenehm zu essen.

In Neuspanien wächst ein anderer Baum, der gleichfals Papyracea genennet wird, von den Einwohnern aber Guajaraba. Dessen Stamm ist rund, gantz dicht und röthlicht. Sein Laub ist trefflich groß, grün und bisweilen roth, dicke und rund. Die Indianer schreiben mit Griffeln drauf, und brauchen es als Papier. Seine Frucht ist eine Art Trauben, in Grösse einer Haselnuß, von Farbe wie Maulbeeren, und beschliesset einen sehr harten Kern, der gut zu essen ist.

In America sind noch mehr andere Bäume anzutreffen, deren Blätter oder Rinde den Indianern an Statt des Papieres dienen.

Papyrus.

Papyrus Nilotica, Ger. J.B. Raji Hist.

Papyrus Nilotica, sive Ægyptiaca, C.B.

Papyrus antiquorum Nilotica, Park.

Papyrus Ægyptia, sive Biblus Ægyptia, Eustathio, Guil. Pap.

frantzösisch, Papier.

Ist ein Gewächs, dem Rohre oder Schilffe nicht [Spaltenumbruch] ungleich, des Stengel neun bis zehen Fuß hoch werden, dick sind und bleich oder aschengrau von Farbe. Die Blätter sind so lang wie die am Schilff. Die Blüten sind ein Hauffen Zäserlein, und stehen Büschelweise dichte bey einander oben auf den Spitzen seiner Zweige. Seine Wurtzeln sind groß, dick und holtzig, voll Knoten, wie am Rohr, schmecken und riechen wie der Galgand, jedoch viel schwächer. Dieses Gewächs wächst in Egypten, langs an dem Nilus hin. Die Alten zogen die Schale davon ab und glätteten dieselbe, hernach gebrauchten sie ihrer an Statt Schreibepapier.

Vor diesem brauchten die Wundärtzte die Blätter die Wunden zu saubern und zu reinigen.

Das Papier, daß wir zu jetziger Zeit zum schreiben brauchen, heist auf lateinisch Charta oder auch Papyrus. In Franckreich wird es von weissen Hadern und Lumpen gemachet, welche in der Mühle in kleine Stück zerrissen und zerhacket, mit Wasser angefeuchtet und dergestalt zertrieben werden, daß sie nicht anders anzusehen sind als wie trübes, schleimig und leimiges Wasser. Dieser liquor wird mit einem Löffel allzeit oben abgeschöpft, und auf den Formen ausgebreitet: drauf lassen sie ihn austreuffeln und leimen ihn, damit das Papier nicht durchschlage. Alsdann lassen sie es treuge werden und bringen es unter die Presse, damit sie die Bogen daraus machen können.

In China und Japan wird das Papier von der andern Schale des indianischen Rohrs bereitet, welches Bambou genennet wird, und von dem an seinem Orte ist gehandelt worden.

Das gemeine graue Papier kommt von Papier, das nicht geleimet worden. Es giebet zwey Hauptsorten dessen, eine mit grossen Blättern, die weichlicht und schwammig ist, weißlicht und grau aussiehet: dienet zum einpacken. Die andere von kleinen, gantz dünnen Blättern, die überaus voll kleiner Löchlein und weiß sind, röthlicht grau sehen. Beyde Arten heissen bey den Lateinern Charta bibula, Charta emporetica, auf teutsch, Löschpapier und werden zum Durchseigen der liquorum gebrauchet.

Das blaue Papier ist mit dem Tornesol gefärbet worden und heist lateinisch Charta cæruleo colore picta. Es giebet dessen von unterschiedener Grösse und Stärcke: es dienet vornemlich die Zuckerbrode und andere Waaren einzupacken.

Das bunte oder türckische Papier ist mit allerley Farben ausgemahlet, und wird gemachet, wann sie einen Bogen Papier auf unterschiedene Farben legen, welche mit Oele abgerieben und in Wasser zertrieben sind, damit sie nicht zusammen lauffen können. Wie nun die Farben hernachmahls mit dem Kamme geordnet und gezogen werden, so giebet es auch Wellen und andere Figuren. Auf lateinisch wird es Charta variis coloribus picta genannt.

Angefeuchtet Papier ist gut die Schärffe in den Wunden zu mildern und das Blut zu stillen: es wird auch angezündet und der Rauch davon den Weibspersonen, die mit Mutterbeschwerung befallen sind, unter die Nase geblasen, damit die Dünste niedergeschlagen werden.

Papyrus soll von dem griechischen Wort πῦρ, das heist ignis, Feuer, herkommen, dieweil der Alten, ihr Papier sehr leichtlich Feuer fienge.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0440"/><cb type="start"/>
Brust; welcher Name dem Papayabaume darum gegeben worden, dieweil die Früchte aus dem Baume heraus kommen und daran sitzen als wie die Zitzen oder Brüste.</p><lb/>
          <p>Zum öftern verstecken sich unten bey dem Stamme dieser Bäume kleine Schlangen, welche die Portugiesen <hi rendition="#i">Cobre de capello</hi> zu nennen pflegen. Die sind einen bis anderthalben Fuß lang und des Fingers dicke; ihre Haut ist auf dem Rücken schwartz und an dem Bauche bleich. Sie blasen die Backen auf und schreyen wie die Frösche, wann sie erzörnet sind: ihr Biß ist tödtlich.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Papilio.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Papilio,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#i">Papillon,</hi> teutsch, <hi rendition="#fr">Schmetterling, Zweyfalter, Molckendieb,</hi> ist eine Art grosser Fliegen, mit langen und breiten, ausgesperrten, gar schönen Flügeln. Dieses Gewürmes giebet es sehr viel Geschlecht und Arten: alle mit einander führen viel flüchtiges Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Sie zertheilen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Papilio</hi> kommt von <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">papo</hi></hi>, <hi rendition="#fr">ich sauge,</hi> weil dieser Wurm die Küchenkräuter zu saugen und zu benagen pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Papio.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Papio sive Pavio,</hi> teutsch, <hi rendition="#fr">Pavian,</hi> ist eine Gattung grosser, raucher Affen, mit einem gräßlichen und förchterlichen, kugelrunden Kopfe. Seine Schenckel sind kurtz: die Füsse klein und so gestalt, wie eines Menschen Hände: der Schwantz sieht wie an einem Fuchse, ist aber gar kurtz, gerad und steiff. Er lebet von Früchten und säuffet Wein, wann er kan darzu kommen: seine Haut ist trefflich roth und steckigt. Er fällt in Ethiopien.</p><lb/>
          <p>Die Mauritanier essen sein Fleisch.</p><lb/>
          <p>Sein Fett zertheilet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Papyracea.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Papyracea arbor, sive Tal,</hi> ist eine Gattung Palmenbäume und wächset in America. Sein Laub ist groß, das brauchen sie an Statt des Papiers. Seine Frucht sieht wie eine dicke Rübe, ist süß und angenehm zu essen.</p><lb/>
          <p>In Neuspanien wächst ein anderer Baum, der gleichfals <hi rendition="#i">Papyracea</hi> genennet wird, von den Einwohnern aber <hi rendition="#i">Guajaraba.</hi> Dessen Stamm ist rund, gantz dicht und röthlicht. Sein Laub ist trefflich groß, grün und bisweilen roth, dicke und rund. Die Indianer schreiben mit Griffeln drauf, und brauchen es als Papier. Seine Frucht ist eine Art Trauben, in Grösse einer Haselnuß, von Farbe wie Maulbeeren, und beschliesset einen sehr harten Kern, der gut zu essen ist.</p><lb/>
          <p>In America sind noch mehr andere Bäume anzutreffen, deren Blätter oder Rinde den Indianern an Statt des Papieres dienen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Papyrus.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Papyrus Nilotica</hi>, Ger. J.B. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Papyrus Nilotica, sive Ægyptiaca</hi>, C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Papyrus antiquorum Nilotica</hi>, Park.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Papyrus Ægyptia, sive Biblus Ægyptia</hi>, Eustathio, Guil. Pap.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Papier.</hi></hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Gewächs, dem Rohre oder Schilffe nicht <cb/>
ungleich, des Stengel neun bis zehen Fuß hoch werden, dick sind und bleich oder aschengrau von Farbe. Die Blätter sind so lang wie die am Schilff. Die Blüten sind ein Hauffen Zäserlein, und stehen Büschelweise dichte bey einander oben auf den Spitzen seiner Zweige. Seine Wurtzeln sind groß, dick und holtzig, voll Knoten, wie am Rohr, schmecken und riechen wie der Galgand, jedoch viel schwächer. Dieses Gewächs wächst in <hi rendition="#fr">Egypten,</hi> langs an dem <hi rendition="#fr">Nilus</hi> hin. Die Alten zogen die Schale davon ab und glätteten dieselbe, hernach gebrauchten sie ihrer an Statt Schreibepapier.</p><lb/>
          <p>Vor diesem brauchten die Wundärtzte die Blätter die Wunden zu saubern und zu reinigen.</p><lb/>
          <p>Das Papier, daß wir zu jetziger Zeit zum schreiben brauchen, heist auf lateinisch <hi rendition="#i">Charta</hi> oder auch <hi rendition="#i">Papyrus.</hi> In Franckreich wird es von weissen Hadern und Lumpen gemachet, welche in der Mühle in kleine Stück zerrissen und zerhacket, mit Wasser angefeuchtet und dergestalt zertrieben werden, daß sie nicht anders anzusehen sind als wie trübes, schleimig und leimiges Wasser. Dieser <hi rendition="#i">liquor</hi> wird mit einem Löffel allzeit oben abgeschöpft, und auf den Formen ausgebreitet: drauf lassen sie ihn austreuffeln und leimen ihn, damit das Papier nicht durchschlage. Alsdann lassen sie es treuge werden und bringen es unter die Presse, damit sie die Bogen daraus machen können.</p><lb/>
          <p>In China und Japan wird das Papier von der andern Schale des indianischen Rohrs bereitet, welches <hi rendition="#i">Bambou</hi> genennet wird, und von dem an seinem Orte ist gehandelt worden.</p><lb/>
          <p>Das gemeine graue Papier kommt von Papier, das nicht geleimet worden. Es giebet zwey Hauptsorten dessen, eine mit grossen Blättern, die weichlicht und schwammig ist, weißlicht und grau aussiehet: dienet zum einpacken. Die andere von kleinen, gantz dünnen Blättern, die überaus voll kleiner Löchlein und weiß sind, röthlicht grau sehen. Beyde Arten heissen bey den Lateinern <hi rendition="#i">Charta bibula, Charta emporetica,</hi> auf teutsch, <hi rendition="#fr">Löschpapier</hi> und werden zum Durchseigen der <hi rendition="#i">liquorum</hi> gebrauchet.</p><lb/>
          <p>Das blaue Papier ist mit dem Tornesol gefärbet worden und heist lateinisch <hi rendition="#i">Charta cæruleo colore picta.</hi> Es giebet dessen von unterschiedener Grösse und Stärcke: es dienet vornemlich die Zuckerbrode und andere Waaren einzupacken.</p><lb/>
          <p>Das bunte oder türckische Papier ist mit allerley Farben ausgemahlet, und wird gemachet, wann sie einen Bogen Papier auf unterschiedene Farben legen, welche mit Oele abgerieben und in Wasser zertrieben sind, damit sie nicht zusammen lauffen können. Wie nun die Farben hernachmahls mit dem Kamme geordnet und gezogen werden, so giebet es auch Wellen und andere Figuren. Auf lateinisch wird es <hi rendition="#i">Charta variis coloribus picta</hi> genannt.</p><lb/>
          <p>Angefeuchtet Papier ist gut die Schärffe in den Wunden zu mildern und das Blut zu stillen: es wird auch angezündet und der Rauch davon den Weibspersonen, die mit Mutterbeschwerung befallen sind, unter die Nase geblasen, damit die Dünste niedergeschlagen werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Papyrus</hi> soll von dem griechischen Wort <hi rendition="#i">&#x03C0;&#x1FE6;&#x03C1;,</hi> das heist <hi rendition="#i">ignis,</hi> <hi rendition="#fr">Feuer,</hi> herkommen, dieweil der Alten, ihr Papier sehr leichtlich Feuer fienge.</p>
        </div><lb/>
        <cb type="end"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0440] Brust; welcher Name dem Papayabaume darum gegeben worden, dieweil die Früchte aus dem Baume heraus kommen und daran sitzen als wie die Zitzen oder Brüste. Zum öftern verstecken sich unten bey dem Stamme dieser Bäume kleine Schlangen, welche die Portugiesen Cobre de capello zu nennen pflegen. Die sind einen bis anderthalben Fuß lang und des Fingers dicke; ihre Haut ist auf dem Rücken schwartz und an dem Bauche bleich. Sie blasen die Backen auf und schreyen wie die Frösche, wann sie erzörnet sind: ihr Biß ist tödtlich. Papilio. Papilio, frantzösisch, Papillon, teutsch, Schmetterling, Zweyfalter, Molckendieb, ist eine Art grosser Fliegen, mit langen und breiten, ausgesperrten, gar schönen Flügeln. Dieses Gewürmes giebet es sehr viel Geschlecht und Arten: alle mit einander führen viel flüchtiges Saltz und Oel. Sie zertheilen, wann sie zerquetscht und aufgeleget werden. Papilio kommt von papo, ich sauge, weil dieser Wurm die Küchenkräuter zu saugen und zu benagen pfleget. Papio. Papio sive Pavio, teutsch, Pavian, ist eine Gattung grosser, raucher Affen, mit einem gräßlichen und förchterlichen, kugelrunden Kopfe. Seine Schenckel sind kurtz: die Füsse klein und so gestalt, wie eines Menschen Hände: der Schwantz sieht wie an einem Fuchse, ist aber gar kurtz, gerad und steiff. Er lebet von Früchten und säuffet Wein, wann er kan darzu kommen: seine Haut ist trefflich roth und steckigt. Er fällt in Ethiopien. Die Mauritanier essen sein Fleisch. Sein Fett zertheilet. Papyracea. Papyracea arbor, sive Tal, ist eine Gattung Palmenbäume und wächset in America. Sein Laub ist groß, das brauchen sie an Statt des Papiers. Seine Frucht sieht wie eine dicke Rübe, ist süß und angenehm zu essen. In Neuspanien wächst ein anderer Baum, der gleichfals Papyracea genennet wird, von den Einwohnern aber Guajaraba. Dessen Stamm ist rund, gantz dicht und röthlicht. Sein Laub ist trefflich groß, grün und bisweilen roth, dicke und rund. Die Indianer schreiben mit Griffeln drauf, und brauchen es als Papier. Seine Frucht ist eine Art Trauben, in Grösse einer Haselnuß, von Farbe wie Maulbeeren, und beschliesset einen sehr harten Kern, der gut zu essen ist. In America sind noch mehr andere Bäume anzutreffen, deren Blätter oder Rinde den Indianern an Statt des Papieres dienen. Papyrus. Papyrus Nilotica, Ger. J.B. Raji Hist. Papyrus Nilotica, sive Ægyptiaca, C.B. Papyrus antiquorum Nilotica, Park. Papyrus Ægyptia, sive Biblus Ægyptia, Eustathio, Guil. Pap. frantzösisch, Papier. Ist ein Gewächs, dem Rohre oder Schilffe nicht ungleich, des Stengel neun bis zehen Fuß hoch werden, dick sind und bleich oder aschengrau von Farbe. Die Blätter sind so lang wie die am Schilff. Die Blüten sind ein Hauffen Zäserlein, und stehen Büschelweise dichte bey einander oben auf den Spitzen seiner Zweige. Seine Wurtzeln sind groß, dick und holtzig, voll Knoten, wie am Rohr, schmecken und riechen wie der Galgand, jedoch viel schwächer. Dieses Gewächs wächst in Egypten, langs an dem Nilus hin. Die Alten zogen die Schale davon ab und glätteten dieselbe, hernach gebrauchten sie ihrer an Statt Schreibepapier. Vor diesem brauchten die Wundärtzte die Blätter die Wunden zu saubern und zu reinigen. Das Papier, daß wir zu jetziger Zeit zum schreiben brauchen, heist auf lateinisch Charta oder auch Papyrus. In Franckreich wird es von weissen Hadern und Lumpen gemachet, welche in der Mühle in kleine Stück zerrissen und zerhacket, mit Wasser angefeuchtet und dergestalt zertrieben werden, daß sie nicht anders anzusehen sind als wie trübes, schleimig und leimiges Wasser. Dieser liquor wird mit einem Löffel allzeit oben abgeschöpft, und auf den Formen ausgebreitet: drauf lassen sie ihn austreuffeln und leimen ihn, damit das Papier nicht durchschlage. Alsdann lassen sie es treuge werden und bringen es unter die Presse, damit sie die Bogen daraus machen können. In China und Japan wird das Papier von der andern Schale des indianischen Rohrs bereitet, welches Bambou genennet wird, und von dem an seinem Orte ist gehandelt worden. Das gemeine graue Papier kommt von Papier, das nicht geleimet worden. Es giebet zwey Hauptsorten dessen, eine mit grossen Blättern, die weichlicht und schwammig ist, weißlicht und grau aussiehet: dienet zum einpacken. Die andere von kleinen, gantz dünnen Blättern, die überaus voll kleiner Löchlein und weiß sind, röthlicht grau sehen. Beyde Arten heissen bey den Lateinern Charta bibula, Charta emporetica, auf teutsch, Löschpapier und werden zum Durchseigen der liquorum gebrauchet. Das blaue Papier ist mit dem Tornesol gefärbet worden und heist lateinisch Charta cæruleo colore picta. Es giebet dessen von unterschiedener Grösse und Stärcke: es dienet vornemlich die Zuckerbrode und andere Waaren einzupacken. Das bunte oder türckische Papier ist mit allerley Farben ausgemahlet, und wird gemachet, wann sie einen Bogen Papier auf unterschiedene Farben legen, welche mit Oele abgerieben und in Wasser zertrieben sind, damit sie nicht zusammen lauffen können. Wie nun die Farben hernachmahls mit dem Kamme geordnet und gezogen werden, so giebet es auch Wellen und andere Figuren. Auf lateinisch wird es Charta variis coloribus picta genannt. Angefeuchtet Papier ist gut die Schärffe in den Wunden zu mildern und das Blut zu stillen: es wird auch angezündet und der Rauch davon den Weibspersonen, die mit Mutterbeschwerung befallen sind, unter die Nase geblasen, damit die Dünste niedergeschlagen werden. Papyrus soll von dem griechischen Wort πῦρ, das heist ignis, Feuer, herkommen, dieweil der Alten, ihr Papier sehr leichtlich Feuer fienge.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/440
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/440>, abgerufen am 22.12.2024.