Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Die erste treibt aus ihrer Wurtzel einen Hauffen Stengel, die sind etwan drey Schuhe lang und holtzig, grün und knotig: ein ieder ist in gar viel Zweiglein abgetheilt, und iedes Zweiglein trägt sieben bis acht Blätter, die stehen Paarweise einander gegen über an dem Stiele, sind ziemlich lang und spitzig. Die Blüten wachsen oben auf den Spitzen der Zweiglein, sind klein und bestehet eine iede aus fünff Blätterlein, als wie die an den Wicken, sehen aber alle mit einander gelb. Auf diese Blüten folgen Schoten, zu sechs und sieben Schuhen lang, die sind rund und etwas breitlicht, und krumm, werden braun, wann sie reiffen. Die Wurtzel des Gewächses ist lang, zwey Zoll dick, holtzig und gerade, siehet aussenher gelblicht, inwendig weiß, hat weder mercklichen Geruch, noch Geschmack.

Die andere Art ist darinn von der ersten unterschieden, daß ihre Blätter ovalrund sind, gegen den Stiel hinzu spitzig und vorne stumpf. Wann die Sonne untergegangen ist, so legen sich diese Blätter gegen einander an, und scheinen zu verwelcken; des Morgens aber geben sie sich wieder von einander. Die Blüten sehen wie die an der ersten Art, allein die Samen sind gar anders, dann sie sind viel kleiner, rund und schwartz.

Alle beyde Arten werden in dem Lande für Erven gehalten: wachsen ungebauet an sandigen Orten und an den Bächen: sie blühen durchs gantze Jahr und tragen Samen.

Die Wurtzeln sollen wider den Gift gut seyn. Die Gewächse reinigen, eröffnen, sind gut zu den Wunden und erfrischen. Sie treiben den Blasenstein und dämpfen die Hitze der Nieren. Die Samen in Eßig geweichet, heilen die Krätze.

Palimpissa.

Palimpissa.

Pix sicca.

frantzösisch, Bray sec, Fausse Colophone Arcancon.

teutsch, Glaspech, Hartzpech.

Ist eine Art von schwartzen Pech, das in den Kolben und Retorten übrig und zurücke bleibet, wann sie das Terpentinöl destilliren. Dieses Pech wird aus Provence und Gascogne zu uns gebracht; dann, etliche Meilen von Marseille, in dem Forst de Luges und in den Landes de Bourdeaux wird gar viel destilliret. Alleine, man darff nicht gedencken, als ob diese Leute rechten guten Terpentin dazu gebrauchten, der würde ihnen zuviel kosten, und sie könten den Terpentinspiritus den Specereyhändlern so wolfenn nicht verkauffen. Sie nehmen Borrax und Calipot darzu, das ist ein flüßiges Hartz und schlechter Terpentin, dick und weißlicht, rinnt aus den Ritzen, die sie in die Fichten machen: daß also der liquor, der von den Specereyhändlern, unter dem Titel Spiritus oder essentia Tere binthinae verkauffet wird, vom Galipot kommt. Er ist nicht so kräftig, als wie das rechte oleum aethereum vom Terpentin, kommt ihm doch nahe bey.

Es muß so helle seyn wie Wasser, von starcken und durchtringenden, unangenehmen Geruch. Es eröffnet trefflich, zertheilt und zertreibet, macht dünne und dienet zu den Nerven. Es solte billig nur äusserlich gebrauchet werden, dieweil sich mehrmahls [Spaltenumbruch] allerhand Wust unter dem Peche befindet, daraus es gemachet wird.

Das Glas- oder Hartzpech soll rein und trocken seyn, brüchig, gläntzend und schwartz. Es hat noch viel Oel und Erde bey sich.

Es reiniget, zertheilet, macht Eyter und zeitig. Es wird zu Salben, Pflastern und Geratis genommen: auch bedienen sich seiner viel Handwercksleute.

Palimpissa kommt von palin, rursus, abermahls, nochmahls, und pissa, pix, Pech, als ob man wolte sprechen, Pech, das noch mehr als ander Pech gekochet worden: dann, das Wörtlein cocta, gekocht, ist allzeit drunter zu verstehen.

Paliurus.

Paliurus, Dod. Ger. Pit. Tournef.

Paliurus, sive Rhamnus 3. Dioscoridis, Park.

Rhamnus folio subrotundo, fructu compresso, C.B.

Rhamnus, sive Paliurus folio jajubino, J.B. Raji Hist.

frantzösisch, Paliure.

teutsch, Judendorn.

Ist ein Srauch, der bisweilen so hoch wird als ein Baum: seine Zweige sind lang und stachlicht: iedoch sind die Stacheln, welche zu nechst an den Blättern stehen, viel kleiner und nicht also schädlich, wie die andern. Die Blätter sind klein, bey nahe gantz rund und spitzig, von Farbe dunckelgrün und als wie röthlicht. Die Blüten sind klein und gelb, stehen auf den Spitzen seiner Zweige dichte bey einander, und bestehen insgemeine aus fünff Blätterlein, welche in den Krinnen eines Rösleins sitzen, das mitten in dem Kelche zu befinden ist. Aus diesem Röslein wird hernachmahls eine Frucht, die wie ein Schild formiret, in der Mitten erhaben und an dem Rande dünne, als wie häutig ist. Mitten in dieser Frucht befindet sich ein kugelrunder, steinharter Kern, der in drey Fächlein abgetheilet ist, die insgemeine iedes einen Samen in sich schliessen, der schier gantz rund, wie Leinkorn gefärbet, auch also glatt und linde ist. Dieser Strauch wächst in den Hecken, an feuchten Orten.

Die Blätter und die Wurtzel halten an.

Der Samen lindert die Schärffe auf der Brust, treibt den Urin, zermalmet den Nieren- und Blasenstein, erweichet und zertheilet. Er wird zerstossen und auch abgesotten gebraucht.

Palmites.

Ist eine Gattung Palmenbäume in Indien, deren Stamm sehr dicke, und die Blätter sehr lang sind, und sitzen oben an dem Baume, blos ohne Stiel. Die Frucht ist ein wenig grösser als wie eine Erbse, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Die erste treibt aus ihrer Wurtzel einen Hauffen Stengel, die sind etwan drey Schuhe lang und holtzig, grün und knotig: ein ieder ist in gar viel Zweiglein abgetheilt, und iedes Zweiglein trägt sieben bis acht Blätter, die stehen Paarweise einander gegen über an dem Stiele, sind ziemlich lang und spitzig. Die Blüten wachsen oben auf den Spitzen der Zweiglein, sind klein und bestehet eine iede aus fünff Blätterlein, als wie die an den Wicken, sehen aber alle mit einander gelb. Auf diese Blüten folgen Schoten, zu sechs und sieben Schuhen lang, die sind rund und etwas breitlicht, und krumm, werden braun, wann sie reiffen. Die Wurtzel des Gewächses ist lang, zwey Zoll dick, holtzig und gerade, siehet aussenher gelblicht, inwendig weiß, hat weder mercklichen Geruch, noch Geschmack.

Die andere Art ist darinn von der ersten unterschieden, daß ihre Blätter ovalrund sind, gegen den Stiel hinzu spitzig und vorne stumpf. Wann die Sonne untergegangen ist, so legen sich diese Blätter gegen einander an, und scheinen zu verwelcken; des Morgens aber geben sie sich wieder von einander. Die Blüten sehen wie die an der ersten Art, allein die Samen sind gar anders, dann sie sind viel kleiner, rund und schwartz.

Alle beyde Arten werden in dem Lande für Erven gehalten: wachsen ungebauet an sandigen Orten und an den Bächen: sie blühen durchs gantze Jahr und tragen Samen.

Die Wurtzeln sollen wider den Gift gut seyn. Die Gewächse reinigen, eröffnen, sind gut zu den Wunden und erfrischen. Sie treiben den Blasenstein und dämpfen die Hitze der Nieren. Die Samen in Eßig geweichet, heilen die Krätze.

Palimpissa.

Palimpissa.

Pix sicca.

frantzösisch, Bray sec, Fausse Colophone Arcançon.

teutsch, Glaspech, Hartzpech.

Ist eine Art von schwartzen Pech, das in den Kolben und Retorten übrig und zurücke bleibet, wann sie das Terpentinöl destilliren. Dieses Pech wird aus Provence und Gascogne zu uns gebracht; dann, etliche Meilen von Marseille, in dem Forst de Luges und in den Landes de Bourdeaux wird gar viel destilliret. Alleine, man darff nicht gedencken, als ob diese Leute rechten guten Terpentin dazu gebrauchten, der würde ihnen zuviel kosten, und sie könten den Terpentinspiritus den Specereyhändlern so wolfeñ nicht verkauffen. Sie nehmen Borrax und Calipot darzu, das ist ein flüßiges Hartz und schlechter Terpentin, dick und weißlicht, rinnt aus den Ritzen, die sie in die Fichten machen: daß also der liquor, der von den Specereyhändlern, unter dem Titel Spiritus oder essentia Tere binthinæ verkauffet wird, vom Galipot kommt. Er ist nicht so kräftig, als wie das rechte oleum æthereum vom Terpentin, kommt ihm doch nahe bey.

Es muß so helle seyn wie Wasser, von starcken und durchtringenden, unangenehmen Geruch. Es eröffnet trefflich, zertheilt und zertreibet, macht dünne und dienet zu den Nerven. Es solte billig nur äusserlich gebrauchet werden, dieweil sich mehrmahls [Spaltenumbruch] allerhand Wust unter dem Peche befindet, daraus es gemachet wird.

Das Glas- oder Hartzpech soll rein und trocken seyn, brüchig, gläntzend und schwartz. Es hat noch viel Oel und Erde bey sich.

Es reiniget, zertheilet, macht Eyter und zeitig. Es wird zu Salben, Pflastern und Geratis genommen: auch bedienen sich seiner viel Handwercksleute.

Palimpissa kommt von πάλιν, rursus, abermahls, nochmahls, und πίσσα, pix, Pech, als ob man wolte sprechen, Pech, das noch mehr als ander Pech gekochet worden: dann, das Wörtlein cocta, gekocht, ist allzeit drunter zu verstehen.

Paliurus.

Paliurus, Dod. Ger. Pit. Tournef.

Paliurus, sive Rhamnus 3. Dioscoridis, Park.

Rhamnus folio subrotundo, fructu compresso, C.B.

Rhamnus, sive Paliurus folio jajubino, J.B. Raji Hist.

frantzösisch, Paliure.

teutsch, Judendorn.

Ist ein Srauch, der bisweilen so hoch wird als ein Baum: seine Zweige sind lang und stachlicht: iedoch sind die Stacheln, welche zu nechst an den Blättern stehen, viel kleiner und nicht also schädlich, wie die andern. Die Blätter sind klein, bey nahe gantz rund und spitzig, von Farbe dunckelgrün und als wie röthlicht. Die Blüten sind klein und gelb, stehen auf den Spitzen seiner Zweige dichte bey einander, und bestehen insgemeine aus fünff Blätterlein, welche in den Krinnen eines Rösleins sitzen, das mitten in dem Kelche zu befinden ist. Aus diesem Röslein wird hernachmahls eine Frucht, die wie ein Schild formiret, in der Mitten erhaben und an dem Rande dünne, als wie häutig ist. Mitten in dieser Frucht befindet sich ein kugelrunder, steinharter Kern, der in drey Fächlein abgetheilet ist, die insgemeine iedes einen Samen in sich schliessen, der schier gantz rund, wie Leinkorn gefärbet, auch also glatt und linde ist. Dieser Strauch wächst in den Hecken, an feuchten Orten.

Die Blätter und die Wurtzel halten an.

Der Samen lindert die Schärffe auf der Brust, treibt den Urin, zermalmet den Nieren- und Blasenstein, erweichet und zertheilet. Er wird zerstossen und auch abgesotten gebraucht.

Palmites.

Ist eine Gattung Palmenbäume in Indien, deren Stamm sehr dicke, und die Blätter sehr lang sind, und sitzen oben an dem Baume, blos ohne Stiel. Die Frucht ist ein wenig grösser als wie eine Erbse, [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0436"/><cb type="start"/>
Die erste treibt aus ihrer Wurtzel einen Hauffen Stengel, die sind etwan drey Schuhe lang und holtzig, grün und knotig: ein ieder ist in gar viel Zweiglein abgetheilt, und iedes Zweiglein trägt sieben bis acht Blätter, die stehen Paarweise einander gegen über an dem Stiele, sind ziemlich lang und spitzig. Die Blüten wachsen oben auf den Spitzen der Zweiglein, sind klein und bestehet eine iede aus fünff Blätterlein, als wie die an den Wicken, sehen aber alle mit einander gelb. Auf diese Blüten folgen Schoten, zu sechs und sieben Schuhen lang, die sind rund und etwas breitlicht, und krumm, werden braun, wann sie reiffen. Die Wurtzel des Gewächses ist lang, zwey Zoll dick, holtzig und gerade, siehet aussenher gelblicht, inwendig weiß, hat weder mercklichen Geruch, noch Geschmack.</p><lb/>
          <p>Die andere Art ist darinn von der ersten unterschieden, daß ihre Blätter ovalrund sind, gegen den Stiel hinzu spitzig und vorne stumpf. Wann die Sonne untergegangen ist, so legen sich diese Blätter gegen einander an, und scheinen zu verwelcken; des Morgens aber geben sie sich wieder von einander. Die Blüten sehen wie die an der ersten Art, allein die Samen sind gar anders, dann sie sind viel kleiner, rund und schwartz.</p><lb/>
          <p>Alle beyde Arten werden in dem Lande für Erven gehalten: wachsen ungebauet an sandigen Orten und an den Bächen: sie blühen durchs gantze Jahr und tragen Samen.</p><lb/>
          <p>Die Wurtzeln sollen wider den Gift gut seyn. Die Gewächse reinigen, eröffnen, sind gut zu den Wunden und erfrischen. Sie treiben den Blasenstein und dämpfen die Hitze der Nieren. Die Samen in Eßig geweichet, heilen die Krätze.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Palimpissa.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Palimpissa.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Pix sicca.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Bray sec, Fausse Colophone Arcançon.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Glaspech, Hartzpech.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Art von schwartzen Pech, das in den Kolben und Retorten übrig und zurücke bleibet, wann sie das Terpentinöl destilliren. Dieses Pech wird aus <hi rendition="#fr">Provence</hi> und <hi rendition="#fr">Gascogne</hi> zu uns gebracht; dann, etliche Meilen von Marseille, in dem Forst <hi rendition="#i">de Luges</hi> und in den <hi rendition="#i">Landes de Bourdeaux</hi> wird gar viel destilliret. Alleine, man darff nicht gedencken, als ob diese Leute rechten guten Terpentin dazu gebrauchten, der würde ihnen zuviel kosten, und sie könten den Terpentinspiritus den Specereyhändlern so wolfeñ nicht verkauffen. Sie nehmen <hi rendition="#i">Borrax</hi> und <hi rendition="#i">Calipot</hi> darzu, das ist ein flüßiges Hartz und schlechter Terpentin, dick und weißlicht, rinnt aus den Ritzen, die sie in die Fichten machen: daß also der <hi rendition="#i">liquor,</hi> der von den Specereyhändlern, unter dem Titel <hi rendition="#i">Spiritus</hi> oder <hi rendition="#i">essentia Tere binthinæ</hi> verkauffet wird, vom <hi rendition="#i">Galipot</hi> kommt. Er ist nicht so kräftig, als wie das rechte <hi rendition="#i">oleum æthereum</hi> vom Terpentin, kommt ihm doch nahe bey.</p><lb/>
          <p>Es muß so helle seyn wie Wasser, von starcken und durchtringenden, unangenehmen Geruch. Es eröffnet trefflich, zertheilt und zertreibet, macht dünne und dienet zu den Nerven. Es solte billig nur äusserlich gebrauchet werden, dieweil sich mehrmahls <cb/>
allerhand Wust unter dem Peche befindet, daraus es gemachet wird.</p><lb/>
          <p>Das Glas- oder Hartzpech soll rein und trocken seyn, brüchig, gläntzend und schwartz. Es hat noch viel Oel und Erde bey sich.</p><lb/>
          <p>Es reiniget, zertheilet, macht Eyter und zeitig. Es wird zu Salben, Pflastern und <hi rendition="#i">Geratis</hi> genommen: auch bedienen sich seiner viel Handwercksleute.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Palimpissa</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03C0;&#x1F71;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BD;, rursus,</hi> <hi rendition="#fr">abermahls,</hi> nochmahls, und <hi rendition="#i">&#x03C0;&#x1F77;&#x03C3;&#x03C3;&#x03B1;, pix,</hi> <hi rendition="#fr">Pech,</hi> als ob man wolte sprechen, <hi rendition="#fr">Pech, das noch mehr als ander Pech gekochet worden:</hi> dann, das Wörtlein <hi rendition="#i">cocta,</hi> <hi rendition="#fr">gekocht,</hi> ist allzeit drunter zu verstehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Paliurus.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Paliurus</hi>, Dod. Ger. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Paliurus, sive Rhamnus 3. Dioscoridis</hi>, Park.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rhamnus folio subrotundo, fructu compresso</hi>, C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rhamnus, sive Paliurus folio jajubino</hi>, J.B. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Paliure.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Judendorn.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Srauch, der bisweilen so hoch wird als ein Baum: seine Zweige sind lang und stachlicht: iedoch sind die Stacheln, welche zu nechst an den Blättern stehen, viel kleiner und nicht also schädlich, wie die andern. Die Blätter sind klein, bey nahe gantz rund und spitzig, von Farbe dunckelgrün und als wie röthlicht. Die Blüten sind klein und gelb, stehen auf den Spitzen seiner Zweige dichte bey einander, und bestehen insgemeine aus fünff Blätterlein, welche in den Krinnen eines Rösleins sitzen, das mitten in dem Kelche zu befinden ist. Aus diesem Röslein wird hernachmahls eine Frucht, die wie ein Schild formiret, in der Mitten erhaben und an dem Rande dünne, als wie häutig ist. Mitten in dieser Frucht befindet sich ein kugelrunder, steinharter Kern, der in drey Fächlein abgetheilet ist, die insgemeine iedes einen Samen in sich schliessen, der schier gantz rund, wie Leinkorn gefärbet, auch also glatt und linde ist. Dieser Strauch wächst in den <hi rendition="#fr">Hecken,</hi> an <hi rendition="#fr">feuchten Orten.</hi></p><lb/>
          <p>Die Blätter und die Wurtzel halten an.</p><lb/>
          <p>Der Samen lindert die Schärffe auf der Brust, treibt den Urin, zermalmet den Nieren- und Blasenstein, erweichet und zertheilet. Er wird zerstossen und auch abgesotten gebraucht.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Palmites.</head><lb/>
          <p>Ist eine Gattung Palmenbäume in <hi rendition="#fr">Indien,</hi> deren Stamm sehr dicke, und die Blätter sehr lang sind, und sitzen oben an dem Baume, blos ohne Stiel. Die Frucht ist ein wenig grösser als wie eine Erbse, <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0436] Die erste treibt aus ihrer Wurtzel einen Hauffen Stengel, die sind etwan drey Schuhe lang und holtzig, grün und knotig: ein ieder ist in gar viel Zweiglein abgetheilt, und iedes Zweiglein trägt sieben bis acht Blätter, die stehen Paarweise einander gegen über an dem Stiele, sind ziemlich lang und spitzig. Die Blüten wachsen oben auf den Spitzen der Zweiglein, sind klein und bestehet eine iede aus fünff Blätterlein, als wie die an den Wicken, sehen aber alle mit einander gelb. Auf diese Blüten folgen Schoten, zu sechs und sieben Schuhen lang, die sind rund und etwas breitlicht, und krumm, werden braun, wann sie reiffen. Die Wurtzel des Gewächses ist lang, zwey Zoll dick, holtzig und gerade, siehet aussenher gelblicht, inwendig weiß, hat weder mercklichen Geruch, noch Geschmack. Die andere Art ist darinn von der ersten unterschieden, daß ihre Blätter ovalrund sind, gegen den Stiel hinzu spitzig und vorne stumpf. Wann die Sonne untergegangen ist, so legen sich diese Blätter gegen einander an, und scheinen zu verwelcken; des Morgens aber geben sie sich wieder von einander. Die Blüten sehen wie die an der ersten Art, allein die Samen sind gar anders, dann sie sind viel kleiner, rund und schwartz. Alle beyde Arten werden in dem Lande für Erven gehalten: wachsen ungebauet an sandigen Orten und an den Bächen: sie blühen durchs gantze Jahr und tragen Samen. Die Wurtzeln sollen wider den Gift gut seyn. Die Gewächse reinigen, eröffnen, sind gut zu den Wunden und erfrischen. Sie treiben den Blasenstein und dämpfen die Hitze der Nieren. Die Samen in Eßig geweichet, heilen die Krätze. Palimpissa. Palimpissa. Pix sicca. frantzösisch, Bray sec, Fausse Colophone Arcançon. teutsch, Glaspech, Hartzpech. Ist eine Art von schwartzen Pech, das in den Kolben und Retorten übrig und zurücke bleibet, wann sie das Terpentinöl destilliren. Dieses Pech wird aus Provence und Gascogne zu uns gebracht; dann, etliche Meilen von Marseille, in dem Forst de Luges und in den Landes de Bourdeaux wird gar viel destilliret. Alleine, man darff nicht gedencken, als ob diese Leute rechten guten Terpentin dazu gebrauchten, der würde ihnen zuviel kosten, und sie könten den Terpentinspiritus den Specereyhändlern so wolfeñ nicht verkauffen. Sie nehmen Borrax und Calipot darzu, das ist ein flüßiges Hartz und schlechter Terpentin, dick und weißlicht, rinnt aus den Ritzen, die sie in die Fichten machen: daß also der liquor, der von den Specereyhändlern, unter dem Titel Spiritus oder essentia Tere binthinæ verkauffet wird, vom Galipot kommt. Er ist nicht so kräftig, als wie das rechte oleum æthereum vom Terpentin, kommt ihm doch nahe bey. Es muß so helle seyn wie Wasser, von starcken und durchtringenden, unangenehmen Geruch. Es eröffnet trefflich, zertheilt und zertreibet, macht dünne und dienet zu den Nerven. Es solte billig nur äusserlich gebrauchet werden, dieweil sich mehrmahls allerhand Wust unter dem Peche befindet, daraus es gemachet wird. Das Glas- oder Hartzpech soll rein und trocken seyn, brüchig, gläntzend und schwartz. Es hat noch viel Oel und Erde bey sich. Es reiniget, zertheilet, macht Eyter und zeitig. Es wird zu Salben, Pflastern und Geratis genommen: auch bedienen sich seiner viel Handwercksleute. Palimpissa kommt von πάλιν, rursus, abermahls, nochmahls, und πίσσα, pix, Pech, als ob man wolte sprechen, Pech, das noch mehr als ander Pech gekochet worden: dann, das Wörtlein cocta, gekocht, ist allzeit drunter zu verstehen. Paliurus. Paliurus, Dod. Ger. Pit. Tournef. Paliurus, sive Rhamnus 3. Dioscoridis, Park. Rhamnus folio subrotundo, fructu compresso, C.B. Rhamnus, sive Paliurus folio jajubino, J.B. Raji Hist. frantzösisch, Paliure. teutsch, Judendorn. Ist ein Srauch, der bisweilen so hoch wird als ein Baum: seine Zweige sind lang und stachlicht: iedoch sind die Stacheln, welche zu nechst an den Blättern stehen, viel kleiner und nicht also schädlich, wie die andern. Die Blätter sind klein, bey nahe gantz rund und spitzig, von Farbe dunckelgrün und als wie röthlicht. Die Blüten sind klein und gelb, stehen auf den Spitzen seiner Zweige dichte bey einander, und bestehen insgemeine aus fünff Blätterlein, welche in den Krinnen eines Rösleins sitzen, das mitten in dem Kelche zu befinden ist. Aus diesem Röslein wird hernachmahls eine Frucht, die wie ein Schild formiret, in der Mitten erhaben und an dem Rande dünne, als wie häutig ist. Mitten in dieser Frucht befindet sich ein kugelrunder, steinharter Kern, der in drey Fächlein abgetheilet ist, die insgemeine iedes einen Samen in sich schliessen, der schier gantz rund, wie Leinkorn gefärbet, auch also glatt und linde ist. Dieser Strauch wächst in den Hecken, an feuchten Orten. Die Blätter und die Wurtzel halten an. Der Samen lindert die Schärffe auf der Brust, treibt den Urin, zermalmet den Nieren- und Blasenstein, erweichet und zertheilet. Er wird zerstossen und auch abgesotten gebraucht. Palmites. Ist eine Gattung Palmenbäume in Indien, deren Stamm sehr dicke, und die Blätter sehr lang sind, und sitzen oben an dem Baume, blos ohne Stiel. Die Frucht ist ein wenig grösser als wie eine Erbse,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/436
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/436>, abgerufen am 21.12.2024.