Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Klumpen sind, die röthlicht und hoch an der Farbe, deren Geruch und Geschmack der vorhergehenden ihren gleich kommt. Die Myrrhe führet viel Oel und Sal essentiale, wenig phlegma.

Sie treibet durch den Urin, und stopfet den Leib ein wenig, erwecket der Weiber Reinigung, befördert die Geburt, zusamt der Nachgeburt, sie zertreibet, macht dünne, zertheilet, widerstehet der Fäulung, dient zu den Wunden, wie auch zu den Brüchen. Sie wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Die Myrrhen, welche die Weisen aus Morgenlande dem Heyland der Welt präsentirten, als er noch in der Krippe lag, ist allem Vermuthen nach, gantz etwas anders, als unsere Myrrhe gewesen; dann, sie wird uns als ein sehr köstliches, würtzhaftiges Räucherwerck beschrieben; dahingegen unsere Myrrhe gantz gemeine ist, die weder lieblichen Geschmack, noch Geruch nicht hat. Einige halten dafür, es sey Stacte oder Myrrha Stacte gewesen, davon an ihrem Orte soll gehandelt werden: andere vermeinen, daß es Storax gewesen: andere aber geben vor, es sey ein Gummi oder Balsam gewesen, von trefflich lieblichen Geruch, und gar sehr rar, der dazumahl den Titel Myrrha geführet, und uns unter demselbigen nicht weiter bekannt ist welches sich iedoch sehr schwerlich läst entscheiden.

Myrrha kommt von muro, fluo, ich fliesse, dieweil dieses Gummi von einem Baume rinnet oder fleust. Oder vielleicht von muron, unguentum, Salbe, weil dieses Gummi die Materie zu allerhand Salben giebet. Andere sagen, dieser Name sey aus einer Fabel entstanden, vermöge deren die Myrrha, eines Königes in Cypern Tochter, als sie vor dem Grimme ihres Vaters, bey dem sie gelegen, entflohen, in der Wüsten in einen Baum ihres Namens sey verwandelt worden, der dann ihre Fehler annoch beweine, indem er die Myrrhenthränen oder Tropfen vergiesset.

Myrrhis.

Myrrhis, Dod.

Myrrhis major, vel Cicutaria odorata, C.B. Pit. Tournef.

Myrrhis maior vulgaris, sive Cerefolium maius, Park.

Myrrhis magna femine longo, sulcato, J.B. Raji Hist.

Cerefolium magnum, sive Myrrhis, Ger.

Cicutaria tertia, Caes.

teutsch, spanischer Körbel.

Ist ein Kraut, dessen Stengel sich auf vier bis fünff Fuß hoh erheben, sind ästig, breiten sich sehr aus, sind rauh und innewendig hol. Seine Blätter sind groß und breit, zerschnitten, und dem Schierlings-Kraute nicht ungleich, iedoch viel weißlichter und oftermahls mit weissen Flecken gezeichnet, im übrigen weich, in etwas rauch, riechen und sehen wie [Spaltenumbruch] der Kerbel, schmecken wie Anis, und sitzen auf ausgehölten Stielen. Seine Blüten wachsen auf Art der Umbellen oder Kronen, zu oberst auf den Spitzen deren Zweige, bestehen eine iede aus fünff ungleichen Blätterlein, in Lilienform, sehen weiß, und riechen so ein wenig. Wann dieselbigen vergangen, so folgen die Samen, zwey und zwey beysammen; die sind groß und lang, gestalt als wie die Vogelschnäbel, am Rücken tieff gestreifft, schwärtzlicht, und von lieblichen Geschmack, als wie Anis. Die Wurtzel ist lang, dick und weiß, weich und wie schwammig, von süssem Geschmack, mit etwas Schärffe untermischt, würtzhaftig, fast wie der Samen. Dieses Kraut wächst in den Wiesen, und auch in den Gärten: es lässet sich auch gut geniessen, wie der Körbel; und etliche nennen es bisamirten Körbel. Das gantze Gewächse führet viel zum theil kräftig Oel und Sal essentiale.

Es dienet der Weiber Reinigung zu bringen, die Geburt zu befördern, zur Schwindsucht und Engbrüstigkeit, zur bösen Seuche und dem Gift zu widerstehen.

Myrrhis kommt von Myrrha, dieweil die Gattung dieses Krautes, dem dieser Titel zuerst ist gegeben worden, wie Myrrhe gerochen hat.

Myrtidanum.

Myrtidanum, sive Manus Myrti, ist ein höckerigter, ungleicher, schwammiger, oder aufgeblasener Auswuchs und excrescentia am Myrtenstamme, der denselbigen rund umher umfängt.

Er hält vielmehr zusammen, als die Myrten selbst.

Plinius ertheilet den Titel Myrtidanum einer Gattung Wein, der zu seiner Zeit von Myrtenbeeren bereitet wurde.

Myrtus.

Myrtus seu Murtus, frantzösisch, Myrte oder Meurte, teutsch, Myrten, ist ein kleiner Baum, oder ein Strauch, der beständig grün und wolriechend ist, dessen es allerhand Arten giebet, welche durch die Grösse ihrer Blätter und durch die Farbe ihrer Früchte von einander unterschieden werden. Dann einige haben breitere Blätter, andere schmälere, an andern sind sie spitziger und wie stehend: einige tragen weisse Früchte, einige aber schwartze. Ich werde allhier die gemeine Myrte beschreiben, welche genennet wird

Myrtus minor vulgaris, C.B. Pit. Tournef.

Myrtus Tarentina, J.B. Raji Hist.

Myrtus minor, Dod. Gal.

frantzösisch, petit Myrte.

teutsch, kleiner Myrten, kleinblätteriger Myrten.

Der treibet kleine, schmale Zweiglein oder Reiserlein, die mit sehr vielen Blätterlein besetzet sind, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Klumpen sind, die röthlicht und hoch an der Farbe, deren Geruch und Geschmack der vorhergehenden ihren gleich kommt. Die Myrrhe führet viel Oel und Sal essentiale, wenig phlegma.

Sie treibet durch den Urin, und stopfet den Leib ein wenig, erwecket der Weiber Reinigung, befördert die Geburt, zusamt der Nachgeburt, sie zertreibet, macht dünne, zertheilet, widerstehet der Fäulung, dient zu den Wunden, wie auch zu den Brüchen. Sie wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Die Myrrhen, welche die Weisen aus Morgenlande dem Heyland der Welt präsentirten, als er noch in der Krippe lag, ist allem Vermuthen nach, gantz etwas anders, als unsere Myrrhe gewesen; dann, sie wird uns als ein sehr köstliches, würtzhaftiges Räucherwerck beschrieben; dahingegen unsere Myrrhe gantz gemeine ist, die weder lieblichen Geschmack, noch Geruch nicht hat. Einige halten dafür, es sey Stacte oder Myrrha Stacte gewesen, davon an ihrem Orte soll gehandelt werden: andere vermeinen, daß es Storax gewesen: andere aber geben vor, es sey ein Gummi oder Balsam gewesen, von trefflich lieblichen Geruch, und gar sehr rar, der dazumahl den Titel Myrrha geführet, und uns unter demselbigen nicht weiter bekannt ist welches sich iedoch sehr schwerlich läst entscheiden.

Myrrha kommt von μύρω, fluo, ich fliesse, dieweil dieses Gummi von einem Baume rinnet oder fleust. Oder vielleicht von μύρον, unguentum, Salbe, weil dieses Gummi die Materie zu allerhand Salben giebet. Andere sagen, dieser Name sey aus einer Fabel entstanden, vermöge deren die Myrrha, eines Königes in Cypern Tochter, als sie vor dem Grimme ihres Vaters, bey dem sie gelegen, entflohen, in der Wüsten in einen Baum ihres Namens sey verwandelt worden, der dann ihre Fehler annoch beweine, indem er die Myrrhenthränen oder Tropfen vergiesset.

Myrrhis.

Myrrhis, Dod.

Myrrhis major, vel Cicutaria odorata, C.B. Pit. Tournef.

Myrrhis maior vulgaris, sive Cerefolium maius, Park.

Myrrhis magna femine longo, sulcato, J.B. Raji Hist.

Cerefolium magnum, sive Myrrhis, Ger.

Cicutaria tertia, Cæs.

teutsch, spanischer Körbel.

Ist ein Kraut, dessen Stengel sich auf vier bis fünff Fuß hoh erheben, sind ästig, breiten sich sehr aus, sind rauh und innewendig hol. Seine Blätter sind groß und breit, zerschnitten, und dem Schierlings-Kraute nicht ungleich, iedoch viel weißlichter und oftermahls mit weissen Flecken gezeichnet, im übrigen weich, in etwas rauch, riechen und sehen wie [Spaltenumbruch] der Kerbel, schmecken wie Anis, und sitzen auf ausgehölten Stielen. Seine Blüten wachsen auf Art der Umbellen oder Kronen, zu oberst auf den Spitzen deren Zweige, bestehen eine iede aus fünff ungleichen Blätterlein, in Lilienform, sehen weiß, und riechen so ein wenig. Wann dieselbigen vergangen, so folgen die Samen, zwey und zwey beysammen; die sind groß und lang, gestalt als wie die Vogelschnäbel, am Rücken tieff gestreifft, schwärtzlicht, und von lieblichen Geschmack, als wie Anis. Die Wurtzel ist lang, dick und weiß, weich und wie schwammig, von süssem Geschmack, mit etwas Schärffe untermischt, würtzhaftig, fast wie der Samen. Dieses Kraut wächst in den Wiesen, und auch in den Gärten: es lässet sich auch gut geniessen, wie der Körbel; und etliche nennen es bisamirten Körbel. Das gantze Gewächse führet viel zum theil kräftig Oel und Sal essentiale.

Es dienet der Weiber Reinigung zu bringen, die Geburt zu befördern, zur Schwindsucht und Engbrüstigkeit, zur bösen Seuche und dem Gift zu widerstehen.

Myrrhis kommt von Myrrha, dieweil die Gattung dieses Krautes, dem dieser Titel zuerst ist gegeben worden, wie Myrrhe gerochen hat.

Myrtidanum.

Myrtidanum, sive Manus Myrti, ist ein höckerigter, ungleicher, schwammiger, oder aufgeblasener Auswuchs und excrescentia am Myrtenstamme, der denselbigen rund umher umfängt.

Er hält vielmehr zusammen, als die Myrten selbst.

Plinius ertheilet den Titel Myrtidanum einer Gattung Wein, der zu seiner Zeit von Myrtenbeeren bereitet wurde.

Myrtus.

Myrtus seu Murtus, frantzösisch, Myrte oder Meurte, teutsch, Myrten, ist ein kleiner Baum, oder ein Strauch, der beständig grün und wolriechend ist, dessen es allerhand Arten giebet, welche durch die Grösse ihrer Blätter und durch die Farbe ihrer Früchte von einander unterschieden werden. Dann einige haben breitere Blätter, andere schmälere, an andern sind sie spitziger und wie stehend: einige tragen weisse Früchte, einige aber schwartze. Ich werde allhier die gemeine Myrte beschreiben, welche genennet wird

Myrtus minor vulgaris, C.B. Pit. Tournef.

Myrtus Tarentina, J.B. Raji Hist.

Myrtus minor, Dod. Gal.

frantzösisch, petit Myrte.

teutsch, kleiner Myrten, kleinblätteriger Myrten.

Der treibet kleine, schmale Zweiglein oder Reiserlein, die mit sehr vielen Blätterlein besetzet sind, [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0403"/><cb type="start"/>
Klumpen sind, die röthlicht und hoch an der Farbe, deren Geruch und Geschmack der vorhergehenden ihren gleich kommt. Die Myrrhe führet viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale,</hi> wenig <hi rendition="#i">phlegma.</hi></p><lb/>
          <p>Sie treibet durch den Urin, und stopfet den Leib ein wenig, erwecket der Weiber Reinigung, befördert die Geburt, zusamt der Nachgeburt, sie zertreibet, macht dünne, zertheilet, widerstehet der Fäulung, dient zu den Wunden, wie auch zu den Brüchen. Sie wird innerlich und äusserlich gebraucht.</p><lb/>
          <p>Die Myrrhen, welche die Weisen aus Morgenlande dem Heyland der Welt präsentirten, als er noch in der Krippe lag, ist allem Vermuthen nach, gantz etwas anders, als unsere Myrrhe gewesen; dann, sie wird uns als ein sehr köstliches, würtzhaftiges Räucherwerck beschrieben; dahingegen unsere Myrrhe gantz gemeine ist, die weder lieblichen Geschmack, noch Geruch nicht hat. Einige halten dafür, es sey <hi rendition="#i">Stacte</hi> oder <hi rendition="#i">Myrrha Stacte</hi> gewesen, davon an ihrem Orte soll gehandelt werden: andere vermeinen, daß es Storax gewesen: andere aber geben vor, es sey ein Gummi oder Balsam gewesen, von trefflich lieblichen Geruch, und gar sehr rar, der dazumahl den Titel <hi rendition="#i">Myrrha</hi> geführet, und uns unter demselbigen nicht weiter bekannt ist welches sich iedoch sehr schwerlich läst entscheiden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Myrrha</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03BC;&#x1F7B;&#x03C1;&#x03C9;, fluo,</hi> ich <hi rendition="#fr">fliesse,</hi> dieweil dieses Gummi von einem Baume rinnet oder fleust. Oder vielleicht von <hi rendition="#i">&#x03BC;&#x1F7B;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD;, unguentum,</hi> <hi rendition="#fr">Salbe,</hi> weil dieses Gummi die Materie zu allerhand Salben giebet. Andere sagen, dieser Name sey aus einer Fabel entstanden, vermöge deren die <hi rendition="#i">Myrrha,</hi> eines Königes in Cypern Tochter, als sie vor dem Grimme ihres Vaters, bey dem sie gelegen, entflohen, in der Wüsten in einen Baum ihres Namens sey verwandelt worden, der dann ihre Fehler annoch beweine, indem er die Myrrhenthränen oder Tropfen vergiesset.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Myrrhis.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrrhis</hi>, Dod</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrrhis major, vel Cicutaria odorata</hi>, C.B. Pit. Tournef</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrrhis maior vulgaris, sive Cerefolium maius</hi>, Park</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrrhis magna femine longo, sulcato</hi>, J.B. Raji Hist</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cerefolium magnum, sive Myrrhis</hi>, Ger</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cicutaria tertia</hi>, Cæs</hi>.</p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">spanischer Körbel.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, dessen Stengel sich auf vier bis fünff Fuß hoh erheben, sind ästig, breiten sich sehr aus, sind rauh und innewendig hol. Seine Blätter sind groß und breit, zerschnitten, und dem Schierlings-Kraute nicht ungleich, iedoch viel weißlichter und oftermahls mit weissen Flecken gezeichnet, im übrigen weich, in etwas rauch, riechen und sehen wie <cb/>
der Kerbel, schmecken wie Anis, und sitzen auf ausgehölten Stielen. Seine Blüten wachsen auf Art der Umbellen oder Kronen, zu oberst auf den Spitzen deren Zweige, bestehen eine iede aus fünff ungleichen Blätterlein, in Lilienform, sehen weiß, und riechen so ein wenig. Wann dieselbigen vergangen, so folgen die Samen, zwey und zwey beysammen; die sind groß und lang, gestalt als wie die Vogelschnäbel, am Rücken tieff gestreifft, schwärtzlicht, und von lieblichen Geschmack, als wie Anis. Die Wurtzel ist lang, dick und weiß, weich und wie schwammig, von süssem Geschmack, mit etwas Schärffe untermischt, würtzhaftig, fast wie der Samen. Dieses Kraut wächst in den <hi rendition="#fr">Wiesen,</hi> und auch in den <hi rendition="#fr">Gärten:</hi> es lässet sich auch gut geniessen, wie der Körbel; und etliche nennen es <hi rendition="#fr">bisamirten Körbel.</hi> Das gantze Gewächse führet viel zum theil kräftig Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Es dienet der Weiber Reinigung zu bringen, die Geburt zu befördern, zur Schwindsucht und Engbrüstigkeit, zur bösen Seuche und dem Gift zu widerstehen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Myrrhis</hi> kommt von <hi rendition="#i">Myrrha,</hi> dieweil die Gattung dieses Krautes, dem dieser Titel zuerst ist gegeben worden, wie Myrrhe gerochen hat.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Myrtidanum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrtidanum, sive Manus Myrti</hi></hi>, ist ein höckerigter, ungleicher, schwammiger, oder aufgeblasener Auswuchs und <hi rendition="#i">excrescentia</hi> am Myrtenstamme, der denselbigen rund umher umfängt.</p><lb/>
          <p>Er hält vielmehr zusammen, als die Myrten selbst.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Plinius</hi> ertheilet den Titel <hi rendition="#i">Myrtidanum</hi> einer Gattung Wein, der zu seiner Zeit von Myrtenbeeren bereitet wurde.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Myrtus.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrtus seu Murtus</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrte</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Meurte</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Myrten,</hi> ist ein kleiner Baum, oder ein Strauch, der beständig grün und wolriechend ist, dessen es allerhand Arten giebet, welche durch die Grösse ihrer Blätter und durch die Farbe ihrer Früchte von einander unterschieden werden. Dann einige haben breitere Blätter, andere schmälere, an andern sind sie spitziger und wie stehend: einige tragen weisse Früchte, einige aber schwartze. Ich werde allhier die gemeine Myrte beschreiben, welche genennet wird</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrtus minor vulgaris</hi>, C.B. Pit. Tournef</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrtus Tarentina</hi>, J.B. Raji Hist</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrtus minor</hi>, Dod. Gal</hi>.</p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">petit Myrte.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">kleiner Myrten, kleinblätteriger Myrten.</hi></p><lb/>
          <p>Der treibet kleine, schmale Zweiglein oder Reiserlein, die mit sehr vielen Blätterlein besetzet sind, <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0403] Klumpen sind, die röthlicht und hoch an der Farbe, deren Geruch und Geschmack der vorhergehenden ihren gleich kommt. Die Myrrhe führet viel Oel und Sal essentiale, wenig phlegma. Sie treibet durch den Urin, und stopfet den Leib ein wenig, erwecket der Weiber Reinigung, befördert die Geburt, zusamt der Nachgeburt, sie zertreibet, macht dünne, zertheilet, widerstehet der Fäulung, dient zu den Wunden, wie auch zu den Brüchen. Sie wird innerlich und äusserlich gebraucht. Die Myrrhen, welche die Weisen aus Morgenlande dem Heyland der Welt präsentirten, als er noch in der Krippe lag, ist allem Vermuthen nach, gantz etwas anders, als unsere Myrrhe gewesen; dann, sie wird uns als ein sehr köstliches, würtzhaftiges Räucherwerck beschrieben; dahingegen unsere Myrrhe gantz gemeine ist, die weder lieblichen Geschmack, noch Geruch nicht hat. Einige halten dafür, es sey Stacte oder Myrrha Stacte gewesen, davon an ihrem Orte soll gehandelt werden: andere vermeinen, daß es Storax gewesen: andere aber geben vor, es sey ein Gummi oder Balsam gewesen, von trefflich lieblichen Geruch, und gar sehr rar, der dazumahl den Titel Myrrha geführet, und uns unter demselbigen nicht weiter bekannt ist welches sich iedoch sehr schwerlich läst entscheiden. Myrrha kommt von μύρω, fluo, ich fliesse, dieweil dieses Gummi von einem Baume rinnet oder fleust. Oder vielleicht von μύρον, unguentum, Salbe, weil dieses Gummi die Materie zu allerhand Salben giebet. Andere sagen, dieser Name sey aus einer Fabel entstanden, vermöge deren die Myrrha, eines Königes in Cypern Tochter, als sie vor dem Grimme ihres Vaters, bey dem sie gelegen, entflohen, in der Wüsten in einen Baum ihres Namens sey verwandelt worden, der dann ihre Fehler annoch beweine, indem er die Myrrhenthränen oder Tropfen vergiesset. Myrrhis. Myrrhis, Dod. Myrrhis major, vel Cicutaria odorata, C.B. Pit. Tournef. Myrrhis maior vulgaris, sive Cerefolium maius, Park. Myrrhis magna femine longo, sulcato, J.B. Raji Hist. Cerefolium magnum, sive Myrrhis, Ger. Cicutaria tertia, Cæs. teutsch, spanischer Körbel. Ist ein Kraut, dessen Stengel sich auf vier bis fünff Fuß hoh erheben, sind ästig, breiten sich sehr aus, sind rauh und innewendig hol. Seine Blätter sind groß und breit, zerschnitten, und dem Schierlings-Kraute nicht ungleich, iedoch viel weißlichter und oftermahls mit weissen Flecken gezeichnet, im übrigen weich, in etwas rauch, riechen und sehen wie der Kerbel, schmecken wie Anis, und sitzen auf ausgehölten Stielen. Seine Blüten wachsen auf Art der Umbellen oder Kronen, zu oberst auf den Spitzen deren Zweige, bestehen eine iede aus fünff ungleichen Blätterlein, in Lilienform, sehen weiß, und riechen so ein wenig. Wann dieselbigen vergangen, so folgen die Samen, zwey und zwey beysammen; die sind groß und lang, gestalt als wie die Vogelschnäbel, am Rücken tieff gestreifft, schwärtzlicht, und von lieblichen Geschmack, als wie Anis. Die Wurtzel ist lang, dick und weiß, weich und wie schwammig, von süssem Geschmack, mit etwas Schärffe untermischt, würtzhaftig, fast wie der Samen. Dieses Kraut wächst in den Wiesen, und auch in den Gärten: es lässet sich auch gut geniessen, wie der Körbel; und etliche nennen es bisamirten Körbel. Das gantze Gewächse führet viel zum theil kräftig Oel und Sal essentiale. Es dienet der Weiber Reinigung zu bringen, die Geburt zu befördern, zur Schwindsucht und Engbrüstigkeit, zur bösen Seuche und dem Gift zu widerstehen. Myrrhis kommt von Myrrha, dieweil die Gattung dieses Krautes, dem dieser Titel zuerst ist gegeben worden, wie Myrrhe gerochen hat. Myrtidanum. Myrtidanum, sive Manus Myrti, ist ein höckerigter, ungleicher, schwammiger, oder aufgeblasener Auswuchs und excrescentia am Myrtenstamme, der denselbigen rund umher umfängt. Er hält vielmehr zusammen, als die Myrten selbst. Plinius ertheilet den Titel Myrtidanum einer Gattung Wein, der zu seiner Zeit von Myrtenbeeren bereitet wurde. Myrtus. Myrtus seu Murtus, frantzösisch, Myrte oder Meurte, teutsch, Myrten, ist ein kleiner Baum, oder ein Strauch, der beständig grün und wolriechend ist, dessen es allerhand Arten giebet, welche durch die Grösse ihrer Blätter und durch die Farbe ihrer Früchte von einander unterschieden werden. Dann einige haben breitere Blätter, andere schmälere, an andern sind sie spitziger und wie stehend: einige tragen weisse Früchte, einige aber schwartze. Ich werde allhier die gemeine Myrte beschreiben, welche genennet wird Myrtus minor vulgaris, C.B. Pit. Tournef. Myrtus Tarentina, J.B. Raji Hist. Myrtus minor, Dod. Gal. frantzösisch, petit Myrte. teutsch, kleiner Myrten, kleinblätteriger Myrten. Der treibet kleine, schmale Zweiglein oder Reiserlein, die mit sehr vielen Blätterlein besetzet sind,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/403
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/403>, abgerufen am 16.07.2024.